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  • Day 26

    3. Kapitel

    November 19, 2018 in New Zealand ⋅ 🌙 12 °C

    Hey!

    Habe gerade festgestellt, dass ich, als zukünftiger Erfolgsautor, die verschiedenen Blog Einträge auch als Kapitel benennen könnte. (Ich weiss, was für ein Fuchs!) Zusätzlich möchte ich mich noch für das letzte Kapitel entschuldigen. Unter enormen Zeitdruck und grenzenloser Müdigkeit konnte ich leider nicht wie gewohnt meiner Kreativität freien Lauf lassen. Ausserdem hat meine Redaktion Stress gemacht.

    In diesem Moment sitze ich gerade in einem kuscheligen TV-Room in Pakiri. Einem kleinen Ort oberhalb von Auckland der auf Trail-Kilometer 468 liegt. Jap, wir haben in den letzten Tagen einige Klicks (meine Amerikanischen Freunde hassen das Wort Kilometer wie die Pest) gefressen. Seit wir uns von der grossen Gruppe abgesondert haben wie aussetzige während der Zeit des Schwarzen Todes, rannten wir regelrecht den Trail hinunter. Blieben dabei grösstenteils von Verletzungen und Unfällen verschont und genossen die unglaubliche Vielfalt Neuseelands. Nun aber zu den pikanten Details die ich euch selbstverständlich nicht verschweigen möchte.

    Es war einmal vor langer langer Zeit als sich eine kleine Gruppe bestehend aus einem grossen und schlaksigen Harlekin, einem Entdecker, Telefon Virtuosen und Denker erster Klasse sowie einem kleinen gut gelaunten Halbling beschloss, sich in neue Gefilde vor zu pirschen. Voller Abenteuerlust und mit ordentlich Mut ausgestattet verliessen sie eines morgens ihr warmes Nest und steuerten auf die nächstbeste Fähre zu die sie weit weg von ihrer Wohlfühloase bringen sollte. Die Fahrt auf dem alten, zuverlässigen Dampfer verging wie im Fluge und brachte sie ohne Umwege ans andere Ufer. (nicht verwechseln!) Sie sprangen von der Ladefläche und begaben sich sogleich ins Dickicht um vor dem heimischen Volk in Sicherheit zu sein.

    Nein natürlich nicht! Wir hatten nach der Schifffahrt leider einige Strassenkilometer vor, die uns zum Beginn des Waldes bringen sollte. Die rund 19km auf Teer und ständigem auf und ab mit viel Verkehr und ohne Trottoir zogen kräftig an unseren Nerven. Vielleicht auch darum, da wir diese Kilometer ganz gemütlich in einem Kayak hätten verbringen können. Das Mieten für die rund 3 stündige Fahrt hätte jedoch 75 Dollar pro Person gekostet, was es uns damals nicht Wert war. (Idioten!!) Nichtsdestotrotz (da ist es wieder😍) mussten wir uns mit unserer misslichen Lage auseinandersetzen. Mit regelmässigem Fluchen verging dann die Zeit schliesslich doch noch und wir begaben uns mit unseren geschundenen Körper in den Dschungel. Wir folgten einige Kilometer einem kleinen Flussverlauf und genossen bei einer kurzen Pause das kühle Wasser auf unseren stinkenden Füssen. Zeitlich optimal abgestimmt, hatten wir nur noch 5km vor uns. Also hoch den Arsch und weiter. Es folgte eines der bisherigen Highlights des Trails. Die letzten Klicks durften wir durch das Knie und bei mir auch hüfthohe Wasser waten. Einfach herrlich! Die Nassen Schuhe und Socken waren schnell in Vergessenheit geraten. Erst als wir bei unserer Übernachtungsmöglichkeit ankamen und die Sonne schon fast hinter dem Horizont verschwunden war, wurde uns die Scheisse bewusst. Die werden niemals über Nacht trocknen!🙈 Naja, gibt schlimmeres. Noch kurz das Abendessen kochen den morgigen Tag planen und dann waren wir Bettfällig.

    Der folgende Tag begann gut und wir starteten unseren Trek mit quietschenden, kalten Füssen. Ein wenig übermütig planten wir einen ersten 41km Tag zu bewältigen da sich am Ende ein Take Away Stand mit hervorragenden Bewertungen befand!(Es dreht sich wirklich alles ums Essen) Der Anfang verlief erfolgversprechend und mit Top-Zeiten bis wir zu einem neuen Waldabschnitt gelangten. Dieser war so unglaublich vielfältig und schön zu durchwandern, dass wir beschlossen die angestrebten ü40 abzubrechen und Flora und Fauna in all ihrer Farbenpracht zu geniessen. Toller Tag der mit Wildcamping auf dem höchstem Punkt ihren Abschluss fand. Die Nacht verlief dann eher weniger nach meinem gusto. Ich war vor allem mit den Tieren die um mein Zelt schlichen beschäftigt als mit meinem wohlverdienten Dornröschenschlaf. Nach ein paar guten und kreativen CH-Kraftausdrücken, dem Fäuste Regen an meiner Zeltwand und dem Blenden der Stirnlampe konnte ich meine Gegner schliesslich aus meinem Revier verjagen. Am nächsten Tag erkundigten sich dann auch meine US-Amerikanischen Freunde ob ich mir eine Erkältung eingefangen hätte da sie das schweizerische Fluchen ganz anders als die Tiere aufgefasst hatten.

    Da wir wussten, dass sich in 8km ein Take Away Stand befand und uns sehnlichst erwartete, schlichen wir uns um 7 Uhr vom Schlachtfeld. Den sonnigen Morgenlauf erweckte unsere Gemüter und unseren Appetit. Rund zwei Stunden später genossen wir Fisch&Chips als Frühstück!😂 Genial wars. Da wir aber noch einiges vor uns hatten, machten wir uns sogleich wieder auf den Weg. Vier Stunden später kam dann schon wieder so eine verlockende Imbissbude auf unsere Bildschirme. Da wir Blut geleckt hatten, speisten wir auch dort. Hamburger mit Speck und Ei! Genial wars. Da wir aber noch einiges vor uns hatten, machten wir uns sogleich wieder auf den Weg. Nach 34 Kilometern kamen wir an unseren Zielort an. Nichtsahnend stolzierten wir die Meile entlang und fanden doch tatsächlich noch so eine deliziöse Frittenbude. Diesmal gab es Hamburger mit Speck und Ei, Fritten und einen Thick Shake! Genial wars. Nach diesem letzten Mahl wurden wir von unserem Campingplatz Betreiber mit einem Boot abgeholt und auf die andere Seite der Bucht transportiert. Er verklickerte uns dann noch, dass wir den nächsten Teil des Trails um 6 Uhr früh beginnen mussten, da wir 2 Flussmündungen bei Ebbe zu überqueren hätten. Toller Typ mit einem super schönen Campingplatz direkt am Meer gelegen.

    Ohne Probleme machten wir uns am nächsten Tag mit den ersten Sonnenstrahlen auf den Weg. Die Überquerungen waren ein leichtes und konnten trotz Schlamm gut verarbeitet werden. Da wir nun schon seit 10 Tagen ununterbrochen auf unseren Füssen unterwegs waren, gönnten wir uns einen Nero-Day. Was im Hiker Chargon soviel wie Nearly a Rest Day bedeutet. Für alle Deutsch Sympathisanten: Fast-erholungstag. Nach 18 absolvierten Klicks, fanden wir uns auf einem Privaten Campground eines 16 jährigen wieder. Dieser hatte sich über die letzten Jahre ein eigenes Camp inkl. warmer Dusche aufgebaut und bietet diese nun uns Hikern als Zwischenstation an. Wir genossen den ganzen Tag die ländliche Umgebung, die Ruhe und das traumhafte Wetter. Konnten unsere Sachen waschen und trocknen sowie in einer Hängematte ein Buch lesen. Es war ein Traum!

    Aufgrund des erholsamen Tages, versuchten wir am darauffolgenden unsere persönliche Bestmarke in Kilometern pro Tag zu knacken. Der Anfang beinhaltete ein gemütliches Schlendern an einem weissen Sandstrand entlang. Leider wussten wir aber auch, dass uns auch noch einige Höhenmeter bevor standen. (Wir konnten die Hügel auch schon sehen) Nach einem strengen Aufstieg in der brennenden Hitze Neuseelands kamen wir auf dem höchsten Punkt der Tour an. Dort oben befand sich ein grosser Fels den man mit etwas leichtsinn gut klettern konnte. Ich mit meiner Höhenangst stellte mich mal ganz hinten an und überlegte mir schon zahlreiche ausreden wie;”Sorry, schwitzige Hände und kein Magnesium dabei, wäre aber echt gerne mit hochgekommen!” entschloss mich dann aber, meiner Phobie zu Zeigen wer der stärkere von uns beiden ist! Es klappte dann auch ziemlich gut und ich war überwältigt von dem atemberaubenden Ausblick! Nach einem kurzen Fotoshoot und diversen Selfies verliessen wir unseren Happyplace und kraxelten die restlichen Hügel hoch und runter. Als wir dann an einem kleinen Hafen ankamen, mussten wir noch ein paar Fischer bestechen, damit sie uns über die Meeresenge bringen konnten. Das ist leider ein Teil des Trails und würde im normalfall viel Geld kosten. Wir hatten aber Glück und schon das erste Boot gab uns eine Mitfahrgelegenheit. Der Tag konnte nicht besser werden! Aber das wurde er😉 auf den letzten Kilometern kamen wir an einem chinesischen Imbiss vorbei der uns herrlich mit seinen Gerichten den Magen vollstopfte. Der lange Tag nahm sein Ende und damit auch unser Walk für den Tag. 40 Kilometer standen am Schluss auf dem Zähler. Völlig ausgelutscht und mit schweren Beinen gings ins Bett.

    Am nächsten Morgen fiel uns das Aufstehen erstaunlicherweise leicht und wir beschlossen das Weite zu suchen. Auf dem Plan standen 24 Kilometer um uns ein wenig von den vergangenen Strapazen zu erholen. Der Weg war leider langweilig und mit vielen Strassenabschnitten bestückt. Nach cirka 12 Kilometern machte sich dann mein linker Oberschenkel bemerkbar und kniff mich bei jeder Gelegenheit. Tja, das ist wohl die retour Kutsche. Mit ein wenig Tiger Balsam gings dann weiter, da aber der Weg sowas von Kacke war, beschlossen wir den Tag auf 38 Kilometer auszuweiten. 🙈 Im nachhinein ein Fehler. Als wir das Ziel erreichten, war auch mein rechter Oberschenkel lädiert. Ein weiterer Grund für unser schnelles vorrücken war, ein Wettertief mit viel Regen. Dieses wird uns die kommende Woche schön die Tage vermiesen. Der darauffolgende Morgen fühlte sich dann in den Beinen auch schon wieder besser an. Mit rund 29 km Strasse- und Strandlauf hoffte ich die Beine ein wenig besänftigen zu können. Leider falsch gedacht. Sie schmerzen immernoch und schreien nach Aufmerksamkeit! Die werde ich ihnen geben sobald wir in 4 Tagen Auckland erreicht haben! 😉🙌 Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Dort werden wir definitiv einen Restday einkassieren und unsere Blessuren pflegen. Ach ja, die ersten Socken sind auch schon Geschichte. 🙈

    Bis bald in Auckland!

    PS: Die Neuseeländische Küche besteht aus Fisch & Chips (ausgesprochen  fesch än cheps😂) Burger, Sandwiches und Fritten! Ach ja, teilweise haben sie auch frittierte Mars Riegel im Angebot! 😂 Auf dieses Abenteuer habe ich mich dann doch noch nicht eingelassen. 😉
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