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  • Day 36

    Weiter in die Wüste

    March 22 in Colombia ⋅ 🌬 29 °C

    Um 5 Uhr früh holt uns Maiker, unser Fahrer, in Cabo de la Vela ab. Rein in den rostigen Offroader, zusammen mit zwei aufgedrehten Chicas aus Bogota.

    Wir fahren dem Sonnenaufgang entgegen, immer weiter in die Wüste rein. Hier leben immer noch Wayuu-Familien - meist in bitterer Armut.

    Wo die erdige Piste enger wird, sind plötzlich Ketten und Seile über die Strasse gespannt. Es sind mehrheitlich Kinder, aber auch ältere Frauen und Männer, die so die Fahrzeuge zum Anhalten zwingen. Sie verlangen Essen und Wasser - sozusagen als Wegzoll.

    Es wirkt bisschen wie ein einstudiertes Spiel. Fahrer Maiker bremst bei jeder Strassensperre ab und verteilt geduldig Brötchen und Kaffeepulver. Man kennt sich teilweise, tauscht sich kurz aus. Dann warten die Kinder auf das nächste Fahrzeug. Auf gewissen Abschnitten gibt es alle 50 Meter eine Strassensperre, dementsprechend langsam geht es voran.

    Wir waren darauf vorbereitet, können das Gesehene trotzdem nur schwer einordnen. Es ist schockierend zu sehen, dass teilweise dreijährige Kinder die Autos stoppen. Sie gewöhnen sich schon früh an diese Einnahmequelle. Andererseits wäre es vermessen von uns, sich in ihre Situation zu versetzen. Laut Hilfsorganisationen ist Unterernährung bei Kindern in dieser Region ein gravierendes Problem.

    Nach über drei Stunden, einer kurzen Bootsfahrt über eine Lagune und weiteren 30 Minuten in einem anderen Offroader, haben wir es geschafft. Wir sind in Punta Gallinas, dem nördlichsten Punkt Südamerikas. Hier hat’s einen Leuchtturm, eine Ruine und viel Sand, sonst nichts. Kein Hindernis für unsere beide Mitfahrerinnen sich auf dem Boden zu räkeln und hunderte Bikini-Selfies zu schiessen 😂. Auf einer geführten Tour kann man sich halt die Fahrgemeinschaft nicht auswählen.

    Wir konzentrieren uns derweil auf die Landschaft, die hier oben erstaunlich vielseitig ist. Einige Autominuten weiter ragen plötzlich die eindrücklichen Taroa-Sanddünen in die Höhe, die steil ins Meer hinabfallen. Und nochmals bisschen weiter wächst in einer hübschen Bucht ein satter Mangroven-Wald. Wir können uns ab dieser einmaligen Landschaft kaum sattsehen.

    Wir verbringen die Nacht in einem einsamen Hostel in einer Hängematte und probieren zum ersten Mal die lokale Spezialität „Chivo friche“ - gebratene Ziege. Schmeckt ähnlich wie Schweinefleisch… Trotzdem bestellen wir nächstes Mal wieder Pescado.

    Nach vier intensiven Tagen in der Wüstenlandschaft fährt uns Maiker am nächsten Morgen zurück nach Uribia. Leider macht sein klappriger Offroader auf der letzten Teilstrecke schlapp (zum Glück nicht mitten in der Wüste) und wir müssen zwei Stunden am Strassenrand warten, bis uns ein anderer Jeep abschleppt.

    Insgesamt ein bleibendes Erlebnis in einer eindrücklichen, wenig beachteten Gegend der Welt.
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