• Im Dschungelcamp

    October 18, 2024 in Bolivia ⋅ ☁️ 33 °C

    In unserem Camp begegnen uns nicht nur Affenbabys und Wildschweine. Eine kleine Tarantulafamilie schaut uns regelmässig beim Kochen zu, Schlangen kreuzen unsere Wege, riesige Echsen warten vor der Dusche und kleine Frösche duschen sogar mit. Und dann gibt es noch diese ganz besondere Spezies: Parasiten & Salmonellen. Fast jede und jeder im Camp (ausser Simi aka “Rossmagen”) musste in den vier Wochen daran glauben – manche sogar doppelt.

    Ja, das Camp-Leben mitten im Dschungel ist teilweise herausfordernd. Keine Elektrizität, kein Kühlschrank, Temperaturen über 40 Grad und bräunliches Leitungswasser. Wir teilen uns zwei Massenschläge und drei WCs mit rund 20 Volunteers. Eine Wohlfühloase für die kleinen Krankmacher.
    Nach einem kurzen Besuch im Laboratorio in der nahegelegenen Stadt Rurre – wo es interessanterweise weder WC-Papier noch Handseife gibt – kommen die Pechvögel (natürlich inkl. Pirmin) mit einer Ladung Anti-Parasiten-Medikamenten zurück. Nach 1-2 Tagen sind sie meist wieder fit.

    Trotz aller Herausforderungen funktioniert das Zusammenleben erstaunlich reibungslos. Am Mittag kocht Teresa für uns, eine herzliche Señora aus der indigenen Community. Am Abend kochen wir selbst – gar nicht so einfach für 20 Leute. Die Auswahl an Lebensmitteln ist begrenzt. Dreimal pro Woche bekommen wir frisches Gemüse, Reis, Gerste, Linsen, Bohnen, Spaghetti, Käse, Mehl, Konfi und Milchpulver. Für ausgefallenere Zutaten reicht das Budget oder die improvisierte Kühltruhe nicht. Zum Glück hausen wir mit vielen Franzosen, die wissen, wie man kocht.

    Jeweils vor dem Znacht planen wir den nächsten Tag. Es gibt Morgen- und Nachmittagsschichten. Wer morgens arbeitet, kann am Nachmittag in der indigenen Community “Carmen Florida” mithelfen. Bananen ernten, Bananenstauden pflanzen, Dschungelpfade mit der Machete freimachen oder Treppen bauen. Ausserdem geben zwei Volunteers einmal pro Woche Englischunterricht in der Schule. Wer nicht zusätzlich arbeiten möchte, kann den freien Nachmittag am Pool in Rurre verbringen und zum Zvieri einen Eiskaffee trinken. Zugegeben, das Dschungelleben lässt sich aushalten, wenn die Zivilisation nur eine 15-minütige Bootsfahrt entfernt ist.

    Abends sind wir alle müde vom langen Tag in der Hitze – meist hören wir beim Einschlafen nur das Zirpen der Grillen. Einmal pro Woche gibt es jedoch eine kleine Party am improvisierten Lagerfeuer aus Kerzen am Strand. Wegen der Waldbrände in grossen Teilen des bolivianischen Amazonasgebiet wäre ein richtiges Feuer nicht angebracht. Am “Feuer” werden die Neuankömmlinge mit einem Shot “Ceibo” begrüsst – 96-prozentiger Alkohol, den wir tagsüber zum Reinigen und Desinfizieren brauchen.

    Nach vier Wochen sitzen wir ein letztes Mal im Kerzenschein und trinken einen Abschiedsschluck Desinfektionsmittel. Was für eine unvergessliche Zeit wir hier eleben durften!

    Der Abschied fällt uns nicht leicht – von den Affenbabys, Baba und Fred, der etwas ganz Einmaliges geschaffen hat und die gesamte Verantwortung und die finanziellen Sorgen alleine trägt. Wenn ihr also schon bald auf der Suche nach einem sinnvollen Weihnachtsgeschenk seid, kennen wir da jemanden, der eine kleine Spende dringend gebrauchen könnte und sein letztes Hemd gibt, um diese Welt ein kleines Stück besser zu machen.

    Baba geht es übrigens wieder gut – und sie ist zurück in den Bäumen bei den grossen Affen. Vorläufiges Happy End ❤️

    P.s. Hier noch der Link zu einem Kurzfilm über Cruz Verde, der von einem Volunteer produziert wurde: https://youtu.be/GR0uNtoVSZg?si=gSUdtsbEara_GY25
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