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- Day 372
- Sunday, February 23, 2025
- 🌬 10 °C
- Altitude: 24 m
ChilePunta Arenas53°8’58” S 70°54’50” W
Patagonien – vom Winde verweht

Uns ist es nicht mehr geheuer, wir werden richtig durchgeschüttelt. Es ist 2 Uhr nachts und der Wind peitscht so heftig gegen unseren Camper, dass wir kein Auge zumachen. Was wenn unser Camper kippt? In Patagonien leider keine Seltenheit. Leicht panisch verlassen wir unseren Stellplatz am See und fahren mitten in der Nacht ins nahegelegene Rio Turbio. Auf der Suche nach einem windgeschützten Platz stoppt uns die Polizei. Wir sind durch eine Einbahnstrasse gefahren, oh perdon. Statt uns zu bestrafen, helfen sie uns einen windstillen Platz zu finden. Wir sollen doch hinter der Kirche parkieren. Und tatsächlich - wir schlafen wie Engel.
Patagonien gehört zu den windigsten Regionen der Welt. Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h kommen regelmässig vor, besonders hier im südlichen Teil. Die Einheimischen sagen: „Hier gibt es nur drei Jahreszeiten: Wind, Wind und ein bisschen weniger Wind.“ In Nationalparks müssen manchmal Wanderwege gesperrt werden wegen des starken Windes. Auch während der Fahrt ist es nervenaufreibend und beängstigend, wenn plötzlich eine Windböe seitlich an unseren Camper prallt. Aber wir kommen zum Glück schadlos davon.
Wir überqueren erneut eine Grenze - zurück nach Chile. Diesmal sind die Zöllner eher an ihren Smartphones als an unserem Camper interessiert. Weiter geht’s zu einem der letzten Highlights unseres Roadtrip - zum Torres del Paine Nationalpark. Eine kompakte Bergkette mit ikonischen Torres (Türmen) und Cuernos (Hörner), die fast senkrecht aus dem Nichts ragen. Typisch sind auch die Schwarz-Weiss-Kontraste im Gestein. Zudem beheimatet der Park eine der höchsten Puma-Dichten weltweit – Schätzungen zufolge leben hier über 100 Pumas.
Zum Glück sind wir mit unserem Camper Rotita unterwegs. Denn die Unterkünfte und Zeltplätze im Park sind seit Monaten ausgebucht. Trotz der abgelegenen Lage herrscht hier Massentourismus. Wir verstehen die Pumas, die sich in ihre Höhlen zurückziehen und sich nicht blicken lassen. Immerhin hat der Park noch nicht die übertriebenen Preise der argentinischen Kollegen übernommen. Für drei Tage bezahlen wir 30 Franken.
Wir holen nochmals unsere schmutzigen Wanderschuhe hervor und unternehmen einige schöne Wanderungen, etwa zum Base Torres. Ein anspruchsvoller Weg führt zu einer türkisfarbenen Lagune, die direkt unter den berühmten „Torres del Paine“ liegt – drei steil aufragende Granittürme. Da dies eine der Hauptattraktionen im Nationalpark ist, starten wir um 5 Uhr früh. Oben angekommen geniessen wir fast alleine die spektakuläre Aussicht. Was für ein Gefühl.
Dieser Höhenflug ändert sich schon bald in Stress. Denn als wir uns um 10 Uhr auf den Rückweg machen, kommen hunderte, wenn nicht tausende Wanderer entgegen. Die Wanderung zurück zieht sich endlos in die Länge, weil wir ständig grossen Gruppen ausweichen müssen. Dieser Nationalpark ist wunderschön - aber auch einer der überlaufensten Orte, an denen wir je waren. Also verlassen wir den Nationalpark nach dieser Wanderung und fahren nach Puerto Natales, wo wir uns einen Campingplatz mit Dusche gönnen.
Unser Trip neigt sich dem Ende zu. Wie in Trance fahren wir nochmals stundenlang über die patagonische Steppe, bis wir schliesslich unser Zielort Punta Arenas erreichen. Dort verbringen wir die letzte Nacht – mit einem grossartigen Blick auf die legendäre Magellanstrasse, die Atlantik und Pazifik verbindet. 3500 Kilometer in bisschen mehr als drei Wochen haben wir mit Rotita zurückgelegt - das ist etwa so weit wie von Hamburg nach Marrakesch.
Wir haben alle möglichen Gemütszustände durchlebt - von euphorisch bis genervt. Das Wetter und unser Camper haben uns herausgefordert, aber wir sind überglücklich und dankbar für dieses abenteuerliche Erlebnis.Read more
TravelerEin wirklich tolles Erlebnis, kurzweilig und sehr spannend beschrieben mit schönen Fotos. Es fühlt sich an, wie wir selbst in dieser Rotita mitgefahren wären. Gratuliere euch🏅
TravelerMerci, schön bist du mitgefahren 🚐👍🏼
Traveler
Sieht aus wie die 3 Zinnen in den Dolomiten