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- Day 364
- Saturday, February 15, 2025
- ☁️ 12 °C
- Altitude: 401 m
ArgentinaRío Fitz Roy49°19’51” S 72°53’11” W
Patagonien – mit Rotita nach El Chaltén

Argentinien ist aktuell ein teures Pflaster. Also decken wir uns kurz vor dem Grenzübergang noch einmal mit einem Grosseinkauf ein. Dumm nur, dass wir die Rechnung ohne den argentinischen Zoll machen. Dass Chile streng ist bei der Einfuhr von Obst, Gemüse und anderen Produkten, wussten wir. Dass die Argentinier genauso pingelig sein können – leider nicht.
Während Simi vom Chefzöllner ausgefragt wird, konfiszieren seine zwei Mitarbeiter all unser Obst und Gemüse und stellen ein Protokoll aus: „Die Staatsbürgerin Simone Mätzler, Schweiz, ledig, Human Resources, hat versucht, widerrechtlich folgende Lebensmittel ins Land einzuführen: sechs Orangen, vier Karotten, zwei Gurken, fünf Äpfel, vier weiße Zwiebeln, drei rote Zwiebeln (...).” Die beschlagnahmte Ware müssen wir eigenhändig in den Abfallkübel vor dem Grenzposten werfen. Dieser überquillt bereits mit Peperonis und Co. Nach einer Stunde Diskussion und ungläubigem Kopfschütteln über den absurden Foodwaste dürfen wir weiterfahren.
Wir fahren südwärts auf der Ruta 40, einer der längsten Überlandstrassen der Welt. Wer sich vorstellt, dass man in Patagonien ständig durch kitschige Bergtäler fährt, liegt völlig falsch. Die Landschaft wird jetzt von einer scheinbar endlosen Steppe dominiert. Niedrige Büsche, staubige Gräser, viel Wind, vereinzelt Schaf- und Lamaherden.
Hin und wieder tauchen am Horizont gewaltige Bergketten auf. Wir entscheiden uns für einen ersten Abstecher, in den Nationalpark Perito Moreno. Ein abgelegenes Naturreservat ohne richtige Strassen, Infrastruktur oder Handyempfang. Ein echtes Off-the-Beaten-Path-Erlebnis. Am Ranger-Hüttchen müssen wir aussteigen und uns registrieren. Und dann will plötzlich unser Camper nicht mehr. Keine Reaktion, Blackout. Und das mitten in einer der einsamsten Gegenden Patagoniens, 250 Kilometer vom nächsten Dorf entfernt. Das war’s, hier bleiben wir wohl für immer stecken…
Nach 30 Minuten angespannten Wartens springt der Motor plötzlich wieder an. Zur Sicherheit übernachten wir unweit der Ranger-Station (der einzige Ort mit Wlan weit und breit) an einem idyllischen See.
Am nächsten Morgen dasselbe Spiel. Das Auto hat keine Lust mehr. Zum Glück steht neben uns mittlerweile ein anderer Van. Der Zufall will es, dass sie aus der Schweiz sind. Per Überbrückungskabel hauchen sie unserem Fahrzeug wieder Leben ein. Der Motor läuft - vorerst. Und wir wollen nicht riskieren hier am Arsch der Welt festzustecken. Schweren Herzens verlassen wir den Nationalpark bereits wieder und steuern die nächst grössere Ortschaft an.
Unterwegs müssen wir erneut Starthilfe in Anspruch nehmen. Doch nach vier Stunden Bibbern erreichen wir das kleine Städtchen Gobernador Gregores. Dort finden wir Agu, einen freundlichen Mechaniker. “La batería es muy mala”, sagt er. Billige China-Ware, die nicht ausgelegt sei für solch einen Camper. Wir sollen eine neue Batterie kaufen gehen und er setze sie uns dann ein. Zum Glück haben die Läden in Argentinien bis spät abends offen und wir schaffen’s tatsächlich noch am gleichen Abend die Batterie zu ersetzen.
Wir taufen unseren Camper liebevoll “Rotita” (die kleine Kaputte) und setzen erleichtert unsere Reise nach El Chaltén fort, der Wanderhauptstadt Patagoniens. Am Fuss des weltberühmten Berg “Fitz Roy”, der Vorlage für das Logo der Marke “Patagonia”. Wir richten uns auf einem gemütlichen Stellplatz ein und lernen viele andere Nomaden kennen – darunter auffallend viele Schweizer. Wir scheinen eine Camper-Nation zu sein.
Die erste Wanderung führt uns direkt zum Fitz Roy. Eine anspruchsvolle, aber lohnende Acht-Stunden-Tour durch Wälder und Geröll. Wir starten um 6 Uhr früh, um einerseits den Sonnenaufgang zu sehen und andererseits die happigen Eintrittspreise von 45’000 Pesos zu umgehen. Die Kassenhäuschen an den Trailheads öffnen nämlich erst um 7 Uhr. Wir zahlen gerne etwas für den Unterhalt von Wanderwegen. Aber umgerechnet 40 Franken pro Person pro Tag ist unverhältnismässig. So wird Wandern zu einer Freizeitaktiviät für Reiche. Das sieht auch die Lokalbevölkerung so, die gegen die jüngste Preiserhöhung protestiert.
Drei weitere Tage geniessen wir das Panorama von El Chaltén. Eine Gruppe Andenkondore zieht über unsere Köpfe hinweg, als wir Richtung El Calafate weiterfahren. Dort bestaunen wir den eindrücklichen Perito-Moreno-Gletscher (ja, hier heisst alles Perito Moreno…), den wir aus nächster Nähe betrachten. Die imposante Gletscherfront ragt 75 Meter über die Wasseroberfläche des Lago Argentino. Und er galt lange Zeit als Wunder. Im Gegensatz zu vielen Gletschern weltweit, die aufgrund des Klimawandels zurückgehen, galt der Perito-Moreno-Gletscher als stabil oder sogar leicht wachsend. Neue Messungen zeigen jedoch: Seit 2020 zieht auch er sich leicht zurück.
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Unsere Freundin Gaelle erfährt am Telefon, dass ihre Grossmutter unerwartet verstarb. Da El Calafate einen kleinen Flughafen hat, beschliesst sie spontan die Reise vorzeitig abzubrechen und nach Hause zu fliegen. Ein trauriges Ende einer unvergesslichen gemeinsamen Reise. Bei einem letzten Znacht mit Burger und einigen Cervezas verabschieden wir uns von ihr.
Wir starten zu zweit in unsere letzte Abenteuer-Woche – und lernen bald eine noch unbekannte Angst kennen...Read more
TravelerWow tönt noch eme onvergessliche Abentüür ond ben scho gspannt of d Fortsetzig🚙⛰️☀️
TravelerDefinitiv unvergesslich😍 danke, get no vell z’verzelle..☺️
Traveler
Sehr eindrucksvoll.....👍🙌🤗
Simone Mätzler🧡