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  • Day 5

    Auf Augenhöhe mit dem Ätna

    April 28, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 13 °C

    Der Shuttleservice funktioniert zum Glück auch in die andere Richtung. So fährt mich Hugo mit dem Auto am Morgen auf meinen Wunsch zum Rifugio Citelli, wo ich heute übernachten werde. So "spare" ich 2 Std. Wanderzeit, weil ich für den heutigen Tag eine knackige Tagestour geplant habe.

    Ich lasse meinen schweren Rucksack hier im Refugio auf gut 1700 m und mache mich mit einem leichteren Tagesrucksack um 9.30 Uhr an den Aufstieg zum Pizzi Dèneri (2'845 m.ü.M.). Schon beim Start imponiert der rauchende Hauptkrater des Ätna und das Tagesziel - der Dèneri. Durch Birkenwälder, mit einer Zusatzschlaufe zur Grotta di Serracrozza, über lockeren Lavakies gehts teils sehr steil aufwärts. Ein Blick zurück offenbart einen faszinierenden Ausblick auf das Refugio und auch auf Mojo Alcantara, wo ich gestern gestartet bin. Der Aufstieg gestaltet sich anstrengend, was vorallem auf das lockere Aschengestein zurück zu führen ist. Immer wieder rutscht der Schuh und es braucht guten Fokus. Am Kraterrand Serra delle Concazze entlang geht es stetig aufwärts, mit atemberaubenden Blicken in das Valle del Bove mit seinen erloschenen Kratern und Lavaströmen der letzten Jahrhunderte. Nach knapp vier Stunden Aufstieg treffe ich auf einen Franzosen, der mir kurz unterhalb des Gipfels entgegenkommt. Keine Leute sonst! Oben auf dem Pizzi Dèneri bin ich überwältigt: Aug in Aug mit dem qualmenden Hauptkrater des Ätnas und ein Rundblick auf Sizilien und das gegenüber liegende Festland Calabrien! Ich bin überwältigt. Es windet und ist trotz Sonne kalt. Ein Sandwich später befinde ich mich bereits wieder auf dem Rückweg. Der Abstieg macht richtig Spass und innerhalb einer Stunde bin ich bereits knapp 1000 Höhenmeter abgestiegen, oder besser gesagt "geschwebt"! Auf lockeren Aschebahnen gehts wie auf Schneeschuhen bergab. So cool ... und es staubt mächtig! Zum Glück habe ich meine Gamaschen montiert.😄 Kurz nach 16.00 Uhr und 1200 Höhenmeter später geniesse ich meinen Cafe lungo und ein Stück Kuchen im Refugio - mit Aussicht aufs Meer!

    Am Abend treffe ich dann wieder auf den Franzosen und seinen Kollegen. Christian und Jean-Luc kommen aus Strassburg und sind mit dem Motorrad unterwegs. Sie sprechen Deutsch, was die Konversation doch erheblich erleichtert. Ich staune nicht schlecht, dass die beiden Engelberg kennen und auch schon dort Skifahren waren. Christian erzählte sogar von Skitouren auf der Bannalp und dem Ruchstock. Die Welt ist klein!

    Der 35jährige Tobi, Mitarbeiter des Refugio, ist halb Bayrer und halb Sizilianer ... und spricht perfekt Deutsch! Ein kurzweiliger Abend mit spannenden Gesprächen über Gott und die Welt ... und vor allem natürlich über den Ätna! Tobi zeigt sich als versierter Kenner der Vulkanologie und wir erhalten vor dem Abendessen eine "Lehrstunde". Mit Hilfe der aufgehängten Fotos und Karten in der Hütte erklärt er uns die verschiedenen Formen von Eruptionen, die Folgen für Natur und Menschen, das Frühwarnsystem, ... Spannend! Die Menschen hier scheinen keine Angst vor dem nächsten Ausbruch zu kennen. 2021 sei es zu 58 Eruptionen gekommen, wunderschön anzusehen, vor allem in der Nacht! Tobis Augen glänzen... Die Lavamassen können heutzutage mit Hilfe der Fliessgeschwindigkeit und der gegebenen Topografie gut eingeschätzt werden. Mittlerweilen wird versucht, mittels Sprengkraft oder Dammbauten das Lava zu beeinflussen oder zu stoppen. Immer wieder werden jedoch Infrastrukturen am Berg zerstört, vorallem auch durch die begleitenden Erdbeben. Meistens kämen Menschen in der Regel wegen Unerfahrenheit am Berg und nicht wegen Vulkanausbrüchen ums Leben!

    Zum schmackhaften Abendessen bekomme ich einen Nerello Mascalese serviert, ein Vulkanwein aus der Region, hmm! Da lässt es sich gut schlafen.
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