Sizilien-Trekking

April - June 2023
Alleine zu Fuss auf dem Va' Sentiero von der Ost- zur Westküste Siziliens ... und zum Abschluss die Liparischen Inseln zusammen mit Heidi! Read more
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  • Day 1

    Wieso Sizilien und alleine?

    April 24, 2023 in Switzerland ⋅ 🌧 1 °C

    Liebe Alle

    Seit der Rückkehr von unserer Balkanreise anfangs September letzten Jahres haben wir unser Zuhause in Engelberg und die Bergwelt genossen. Noch nie waren wir so viel auf den Skiern wie diesen Winter, yeah!😎

    Unser Plan sah vor ab Mitte April für 2 Monate mit unserem Spacy nach Marokko zu fahren. Heidis Mutter (97jährig) musste nun vor ein paar Wochen ins Altersheim umziehen und Heidi will in dieser Phase der Veränderung präsent sein und nicht weg, was ich sehr gut verstehen kann.
    So mache ich mich nun für ein paar Wochen alleine auf den Weg, zu Fuss mit dem Rucksack (ohne Spacy) - einmal quer durch Sizilien, von der Ost- zur Westküste auf dem Va' Sentiero. Ich freue mich sehr auf die Wanderung, das Unterwegssein, die Wärme, das mediterrane Ambiente ... und alles was kommen mag!

    Heute Montag, 24. April bin ich nun frühmorgens in Engelberg mit dem Zug Richtung Süden losgefahren. Am späten Abend werde ich in Reggio Callabria ankommen und morgen dann mit der Fähre nach Messina auf Sizilien übersetzen. Zu meiner geplanten Wanderung werde ich dann in den nächsten Tagen mehr schreiben.
    Am 1. Juni habe ich in Catania ein Date mit Heidi und wir werden danach für knapp 2 Wochen die Liparischen Inseln mit ihren erloschenen und aktiven Vulkanen per Fuss und Schiff erkunden. Wenn alles gut läuft sind wir dann pünktlich am 18. Juni zum Geburtstag unseres Enkels Louan wieder zurück ... und natürlich freuen wir uns dann sehr auf unser 5. Grosskind, welches in der zweiten Junihälfte zur Welt kommen soll!

    Nach den Erfahrungen mit dem letztjährigen Block habe ich mich entschlossen, einen anderen Anbieter auszuprobieren: FindPenguins. Wenn ich Musse und Lust dazu habe, so werde ich in (un)regelmässigen Abständen meine Erlebnisse und Gedanken in Form eines Tagebuches hier im Blog niederschreiben und natürlich auch ein paar Fotos runterladen!😉

    Seid herzlich umarmt,
    Andreas

    Übrigens: Die Reise nach Marokko wollen Heidi und ich dann im Spätherbst nachholen! 😉
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  • Day 2

    Vom Festland auf die Insel

    April 25, 2023 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Reggio Calabria (Montag, 24. April)

    Nach 15 Stunden Zugfahrt bin ich müde und zufrieden an der untersten Spitze des Stiefels angekommen. Kurz mal Italien von oben nach unten durchquert! Die Zeit ging erstaunlich schnell vorbei. Der Frecciarossa raste teilweise mit 300 km/h gen Süden, in der 1. Klasse war es super angenehm und ich genoss die Zeit zum Lesen, Bloggen, Dösen ... und erfreute mich an den vorbeiziehenden Landschaften. In Calabrien wurde ich mit dem ersten Sonnenuntergang meiner Reise beschenkt. Erinnerungen wurden wach an unsere letztjährige Balkantour, gell Heidi!

    Messina (Dienstag, 25. April)

    Ausgeschlafen und mit einem aromatischen Kaffee gestärkt spaziere ich zum Meer und Richtung Hafen. Mit allen Poren sauge ich die Wärme und Eindrücke ein. Auf der Promenade flanieren viele Menschen, schauen den Laufenden des Stadtlaufes "CorriReggio" zu und geniessen ... den Feiertag. Ja, ich wurde vom "Tag der Befreiung Italiens" überrascht. Der Feiertag symbolisiert das Ende des Kampfes gegen Faschismus und Nationalismus und gedenkt an bewaffnete Widerstände am 25.4.1945 zum Ende des 2. Weltkrieges.

    Mit einem Tragflügelboot setze ich über die enge "Strasse von Messina" nach Messina auf Sizilien über. Bewusst verweile ich den heutigen Tag noch hier am Meer, geniesse Wärme und Ambiente, bevor es morgen dann nach Mojo Alcantara in die Berge geht. Am Hafen begegne ich den Gegensätzen unserer Zeit: ein gigantisches Kreuzfahrtschiff liegt nur einen Steinwurf weit weg von Malereien, die mich nachdenklich stimmen. Gemütlich schlendere ich durch die Strassen, geniesse die Aussicht auf Messina und die Meerenge ... und natürlich die verschiedenen Köstlichkeiten!😉

    Das Ticket für die morgige Fahrt nach Mojo Alcantara habe ich bereits gekauft ... mit einem ü60 Seniorenrabatt! Tja, das Älterwerden bringt auch seine Vorteile! 🤣
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  • Day 3

    Mojo Alcantara - Start meiner Wanderung

    April 26, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 19 °C

    Mit Zug und Bus geht's von Messina via Tourmina nach Mojo Alcantara, einem kleinen Dorf am Nordhang des Ätna. Die Fahrt zeigt bereits Siziliens abwechslungsreiche Facetten - Küsten und Berge, und der Ätna rückt immer näher! In Taormina nutze ich die Zeit bis der Bus kommt für eine kleine Runde mit eindrücklichen Ausblicken aufs Meer. Die anschliessende einstündige Busfahrt durch schmale Gassen und enge Kurven ist nichts für schwache Nerven.

    In Mojo Alcantara haut mich der Blick vom Balkon des B&B's fast aus den Schuhen: der Ätna in Griffweite mit breit verschneiter Kuppe. Über 3300 m ist der grösste noch aktive Vulkan in Europa hoch. Giacomo, sympathischer Betreiber der Unterkunft, erklärt mir die Umgebung. Seit 3 Jahren in Pension und während 42 Jahren als Gemeindegeometer hier im Dorf tätig, freut er sich über den ersten Schweizer im B&B. Er kennt die Schweiz durch seine früheren Besuche bei einem Onkel in Basel und Skifahren in den Schweizer Bergen - nein, nicht in Engelberg!🤣.

    Am Nachmittag erkunde ich die Umgebung mit einem Spaziergang zum Fluss Alcantara. Ich folge einem stillgelegten Bahntrasse, üppige Vegetation hat sich die Infrastruktur wieder einverleibt. 1959 die Einweihung der Strecke von Alcantara (an der Küste) durch das fruchtbare Alcantaratal nach Randazzo (37 km), ab 1981 mehrjähriger Unterbruch nach einem schweren Ausbruch des Ätnas und 2002 definitiv stillgelegt.

    Und immer wieder der verschneite Ätna in meinem Blickfeld! In Ermangelung eines Restaurants halt "Pane e Salume" auf dem Balkon - und ihr werdets erraten - mit dem Ätna im Blickfeld!🤣

    Morgen gehts nun auf dem Va' Sentiero los. Ich möchte früh starten, da mich gut 7 Wanderstunden erwarten. Das Wetter scheint es die ersten Tage gut mit mir zu meinen und "verspricht" Sonnenschein. Cool!
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  • Day 4

    Der Va' Sentiero

    April 27, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 12 °C

    Der Va' Sentiero ist ein 7'800 km langer Fernwanderweg vom Golf von Triest über die Berge nach Genua, den gesamten Stiefel runter, quer durch Sizilien und die Insel Sardinien hoch. Der Weg Sentiero Italia existiert seit 1983 und geriet mit den Jahren immer mehr in Vergessenheit. Eine Gruppe junger Engagierter "entdeckte" 2016 die Existenz des Sentiero Italia und wurde von der Idee beseelt, dieses Projekt wieder zu beleben. Sie liessen 2019 alles liegen und stehen, machten sich auf den Weg, die knapp 8'000 Kilometer in 2 Jahren zu durchwandern, alles zu dokumentieren und zu teilen. Das Team will den langsamen Tourismus fördern, die Wirtschaft und das Umweltbewusstsein im Binnenland ankurbeln.

    Auf der offiziellen Website - die sehr professionell gestaltet ist - gibt es viele anschauliche Erfahrungsberichte, Fotos und Videos, Kartenmaterial und vieles mehr. Schau doch mal rein: vasentiero.org

    Sizilien
    Der Weg durch das mir unbekannte Sizilien ist in 32 Etappen eingeteilt, 631 km lang und mit gut 22'000 Höhenmeter bespickt.

    Da ich mich entschieden habe ohne Zelt und Kochutensilien unterwegs zu sein, lasse ich die ersten 8 Etappen "links" liegen und steige in Mojo Alcantara ein. Es bleiben immer noch gut 500 km und genügend Höhenmeter für mich übrig!😉
    Das Kartenmaterial mit GPX-Daten konnte ich mit der Outdooractive-App auf mein Smartphone runterladen. Ich hoffe, dass bei den teilweise langen Etappen das Handy und ich genügend "Saft" im Tank haben werden!

    Ich freue mich auf das Abenteuer und den "flow" beim Wandern, auf fazettenreiche Eindrücke und Begegnungen ... und auch immer wieder mir selber zu begegnen!🫠
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  • Day 4

    Mojo Alcantara - Piano Provenzana

    April 27, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 5 °C

    Streckendaten:
    Länge: 22,6 km / Höhe: +1410 m/-151 m
    Marschzeit: ca. 7 h 15 Min. (gemäss Outdooractive-App)

    Nach Cafe lungo und Cornetto in einer Bar in Mojo Alcantara starte ich um 7 Uhr in meine erste Wanderetappe. Eine abwechslungsreiche Wanderung erwartet mich. Vorbei an Weinbergen, durch Wälder und vorallem über erstarrte Lavaströme führt der Weg aufwärts - dem Ätna zu. Diese skurilen Landschaften mit den erloschenen Lavaströmen von jüngeren und sehr weit zurückliegenden Ausbrüchen begeistern. Irgendwie strahlt dieser noch aktive Vulkan etwas magisches aus. Um halb Vier nach 7 Stunden reiner Wanderzeit treffe ich müde in der Skidestination Piano Provenzale ein. Für die erste Etappe ist es genug! Gerne nehme ich den Shuttleservice des 4 km entfernten Campings/Berghütte in Anspruch und freue mich auf eine Dusche! Auf der Fahrt erzählt Roberta, dass dieser Winter sehr schlecht gewesen sei. Die Anlagen seien normalerweise von Mitte Dezember bis Mitte März geöffnet. Irgendwie hatte ich dies nicht auf meiner Rechnung, dass am Ätna Ski gefahren wird!😉

    Am Abend wird mir und den vorwiegend französischen Gästen ein schmackhaftes Abendessen serviert. Vorallem die Pasta mit Ricotta als Beilage überzeugt (anstatt Käse) und wird helfen, den Energietank für morgen zu füllen!
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  • Day 5

    Auf Augenhöhe mit dem Ätna

    April 28, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 13 °C

    Der Shuttleservice funktioniert zum Glück auch in die andere Richtung. So fährt mich Hugo mit dem Auto am Morgen auf meinen Wunsch zum Rifugio Citelli, wo ich heute übernachten werde. So "spare" ich 2 Std. Wanderzeit, weil ich für den heutigen Tag eine knackige Tagestour geplant habe.

    Ich lasse meinen schweren Rucksack hier im Refugio auf gut 1700 m und mache mich mit einem leichteren Tagesrucksack um 9.30 Uhr an den Aufstieg zum Pizzi Dèneri (2'845 m.ü.M.). Schon beim Start imponiert der rauchende Hauptkrater des Ätna und das Tagesziel - der Dèneri. Durch Birkenwälder, mit einer Zusatzschlaufe zur Grotta di Serracrozza, über lockeren Lavakies gehts teils sehr steil aufwärts. Ein Blick zurück offenbart einen faszinierenden Ausblick auf das Refugio und auch auf Mojo Alcantara, wo ich gestern gestartet bin. Der Aufstieg gestaltet sich anstrengend, was vorallem auf das lockere Aschengestein zurück zu führen ist. Immer wieder rutscht der Schuh und es braucht guten Fokus. Am Kraterrand Serra delle Concazze entlang geht es stetig aufwärts, mit atemberaubenden Blicken in das Valle del Bove mit seinen erloschenen Kratern und Lavaströmen der letzten Jahrhunderte. Nach knapp vier Stunden Aufstieg treffe ich auf einen Franzosen, der mir kurz unterhalb des Gipfels entgegenkommt. Keine Leute sonst! Oben auf dem Pizzi Dèneri bin ich überwältigt: Aug in Aug mit dem qualmenden Hauptkrater des Ätnas und ein Rundblick auf Sizilien und das gegenüber liegende Festland Calabrien! Ich bin überwältigt. Es windet und ist trotz Sonne kalt. Ein Sandwich später befinde ich mich bereits wieder auf dem Rückweg. Der Abstieg macht richtig Spass und innerhalb einer Stunde bin ich bereits knapp 1000 Höhenmeter abgestiegen, oder besser gesagt "geschwebt"! Auf lockeren Aschebahnen gehts wie auf Schneeschuhen bergab. So cool ... und es staubt mächtig! Zum Glück habe ich meine Gamaschen montiert.😄 Kurz nach 16.00 Uhr und 1200 Höhenmeter später geniesse ich meinen Cafe lungo und ein Stück Kuchen im Refugio - mit Aussicht aufs Meer!

    Am Abend treffe ich dann wieder auf den Franzosen und seinen Kollegen. Christian und Jean-Luc kommen aus Strassburg und sind mit dem Motorrad unterwegs. Sie sprechen Deutsch, was die Konversation doch erheblich erleichtert. Ich staune nicht schlecht, dass die beiden Engelberg kennen und auch schon dort Skifahren waren. Christian erzählte sogar von Skitouren auf der Bannalp und dem Ruchstock. Die Welt ist klein!

    Der 35jährige Tobi, Mitarbeiter des Refugio, ist halb Bayrer und halb Sizilianer ... und spricht perfekt Deutsch! Ein kurzweiliger Abend mit spannenden Gesprächen über Gott und die Welt ... und vor allem natürlich über den Ätna! Tobi zeigt sich als versierter Kenner der Vulkanologie und wir erhalten vor dem Abendessen eine "Lehrstunde". Mit Hilfe der aufgehängten Fotos und Karten in der Hütte erklärt er uns die verschiedenen Formen von Eruptionen, die Folgen für Natur und Menschen, das Frühwarnsystem, ... Spannend! Die Menschen hier scheinen keine Angst vor dem nächsten Ausbruch zu kennen. 2021 sei es zu 58 Eruptionen gekommen, wunderschön anzusehen, vor allem in der Nacht! Tobis Augen glänzen... Die Lavamassen können heutzutage mit Hilfe der Fliessgeschwindigkeit und der gegebenen Topografie gut eingeschätzt werden. Mittlerweilen wird versucht, mittels Sprengkraft oder Dammbauten das Lava zu beeinflussen oder zu stoppen. Immer wieder werden jedoch Infrastrukturen am Berg zerstört, vorallem auch durch die begleitenden Erdbeben. Meistens kämen Menschen in der Regel wegen Unerfahrenheit am Berg und nicht wegen Vulkanausbrüchen ums Leben!

    Zum schmackhaften Abendessen bekomme ich einen Nerello Mascalese serviert, ein Vulkanwein aus der Region, hmm! Da lässt es sich gut schlafen.
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  • Day 6

    Rifugio Citelli - Zafferana Etna

    April 29, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 22 °C

    Streckendetails (gemäss Garmin):
    Länge: 16.5 km / Höhe: +200m, -1250m, / Marschzeit: 4.30 h

    Heute steht eine kürzere Tour auf dem Programm: runter ins Tal bevor es morgen dann wieder hoch geht bei meiner Tour um den Ätna.

    Die Wanderung durch das Valle del Bove ist sehr abwechslungsreich und gefällt. Ich überquere verschiedene Lavaströme aus unterschiedlichsten Jahren, bin beeindruckt wie sich die Pflanzenwelt ihren Platz wieder zurückholt. Vulkanasche soll ja fruchtbar sein und wie Dünger wirken. Die Vorstellung, dass über 1000gradiges Lava sich über die Hänge ergiesst und alles vernichtet was in die Quere kommt ... und im Laufe der Zeit wieder Leben entsteht, ist für mich beeindruckend. Wunder Natur und der Kreislauf des Lebens!

    Mir wird auch beim Wandern durch diese Lava-Landschaft bewusst, dass sich dieser Berg permanent verändert. Mit jeder Eruption exlodiert oder implodiert der Vulkan selber, wächst in die Höhe, gestaltet das Umfeld neu ... und dies schon in grauer Vorzeit wie auch heute. So ist 2021 der seit ein paar Jahren aktive Südost-Krater um 31 m gewachsen und ist aktuell mit 3'357 m der höchste Gipfel des Ätna!

    Auf einem Lavastrom von 1852 richte ich mir mit meinem Mätteli einen gemütlichen Mittagsplatz ein, mit Blick auf die Hauptkrater des Ätnas - natürlich!

    Mitte Nachmittag erreiche ich dann Zafferana Etna (574 m), das am höchsten gelegene Dorf am Ätna. Sonne und Wärme laden zum Verweilen auf der Piazza ein. Ab morgen soll sich das Wetter ändern. Es sind einige Regentage in Aussicht. Mal schauen, was sich dann ergeben wird!
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  • Day 9

    Rifugio Sapienza

    May 2, 2023 in Italy ⋅ 🌧 8 °C

    Rifugio Sapienza (Sonntag, 30. April)

    Die Wettervorhersagen sahen gestern für heute Vormittag erste Regenschauer vor. Auch die nächsten Tage scheinen regnerisch zu werden. Eine anstrengende Wanderung mit 1500 Höhenmetern zur Rifugio Sapienza auf teilweise unmarkierten Wegen wollte ich mir heute im Regen nicht zumuten. Der Bauch spürte "fahren" während der Kopf mir "laufen" suggerierte. Man(n) ist ja nicht aus Zuckerwatte, oder!🤪 Tja!
    Der Bauch - einige würden sagen die Bequemlichkeit😉 - setzte sich durch! Da am Sonntag keine Busse fahren, lasse ich mich am Vormittag mit einem Taxi chauffieren. Bequem, angenehm und trocken! Kurz nach dem Einchecken im Rifugio, was eher ein Hotel als eine Berghütte ist, beginnt es auch zu regnen - den ganzen Tag lang!

    Hier am Refugio Sapienza komme ich mir vor wie die asiatischen Touris in Engelberg. Egal ob Sonne oder Regen - sie sind da! So wie ich jetzt auch hier, hihihi! Noch selten beim Reisen habe ich soviel Schweizerdeutsch gehört wie hier an diesem Ort. Von hier aus starten die Trekkingtouren zu den Hauptkratern. Daher habe ich in der einzigen Unterkunft vor Ort im Voraus 2 Nächte gebucht, jedoch auf schönes Wetter gehofft. Auf 2'500 m führt eine Gondelbahn rauf. Gut 300 m höher hinauf darf man aktuell nur mit geführten Trekkingtouren. Aufgrund der starken Aktivitäten des Vulkans ist es seit mehreren Monaten nicht mehr möglich zum Kraterrand aufzusteigen. Schade! Bei der schlechten Wettervorhersage wäre es jedoch auch kein Vergnügen! Seilbahn und ein grosser Teil der Infrastrukruren wurden durch Vulkanausbrüchen in den Jahren 1983/1985 und 2001 völlig zerstört und wieder aufgebaut.

    Ich begnüge mich am Nachmittag im Regen mit einer kleinen Wanderung zu den beiden nahe gelegenen Crateri Silvestri, welche bei der Eruption 1892 entstanden sind.

    Rifugio Sapienza (Montag, 1. Mai)

    Ein gemächlicher Tag am Berg steht an! Tag der Arbeit und Feiertag. Wider erwarten scheint die Sonne, im Tal schwadroniert eine dicke Wolkendecke. Mit der ersten Gondel rauf zur Bergstation La Montagnola auf 2'500 m, dort warten Unimog-Busse, welche auf 2'700 m hoch fahren. Ein kleiner Spaziergang mit einem Guide und einige Erklärungen später fahren die meisten Touris wieder zurück. Zu Fuss lasse ich mich langsam bergab zur Bergstation treiben, erkunde die Lavaformationen, bevor der Nebel die Szenerie dominiert. Glück gehabt mit dem Wetter!

    Und nochmals Glück gehabt!? Im Bergrestaurant habe ich beim Kaffee meinen Tagesrucksack liegen lassen. Irgendwie kenn ich das doch!🤔 An der Talstation gibt es nette Mitarbeitende, die mir das vermisste Teil nach 15 Minuten Wartezeit übergeben. Grazie!

    Am späteren Nachmittag "entdecke" ich beim rumstöbern in den nahegelegenen Lavaströmen von 2001 eine Lavahöhle, wie es viele am Ätna gibt, cool!

    Rifugio Sapienza (Dienstag, 2. Mai)

    Rifugio Sapienza ist mit dem Bus erreichbar, 1x pro Tag! So fährt mein Bus heute Nachmittag um 16.30 Uhr wieder nach Catania zurück (2h). Zum Glück kommt mir das Refugio entgegen und ich kann das Zimmer bis 14.00 Uhr benutzen. Draussen schleicht der Nebel umher und es regnet. So ist das Warten doch um einiges erträglicher als im Restaurant.

    Die nächsten beiden Schlechtwettertage werde ich nun in der Cantania verbringen und dann am Donnerstag mit dem Bus wieder nordwärts nach Randazzo fahren, um dort meine Wanderung fortsetzen.
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  • Day 11

    Catania

    May 4, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 19 °C

    Die Hafenstadt Catania, südlich am Fuss des Ätnas gelegen, ist mit gut 300'000 Einwohnern nach Palermo die zweitgrösste Stadt Siziliens. Mit seinem internationalen Flughafen ist die Stadt das Tor zum Ätna. Hier habe ich ja in einem Monat am 1. Juni ein Date mit Heidi, bevor wir dann auf die Liparischen Inseln "hüpfen". Die Wetterlage bringt es nun mit sich, dass ich hier schon früher auf Erkundungstour gehen werde!

    Catania (Mittwoch, 3. Mai)
    Leider wurde die von mir gebuchte Streetfood-Stadtführung nicht durchgeführt. Die Kombination einer Stadtführung mit Verköstigung sizilianischer Spezialitäten hätte mir gefallen!

    Kurzfristig entscheide ich mich dann für eine "Free Walking Tour" durch das historische Zentrum Catanias, das UNESCO-Weltkulturerbe ist. Je nach persönlicher Zufriedenheit wird der Guide am Schluss der Tour "entlöhnt". Während fast 2 1/2 Stunden führte uns Alice im Umkreis der zentralen Piazza del Duomo herum und erzählte angeregt aus ihrem Fundus. Unmöglich alles zu speichern! Mir sind vor allem drei Aspekte wichtig geworden:

    1. Die Beziehung zwischen Catania und dem Vulkan Ätna
    Alice erzählte, dass Catania in den letzten Jahrhunderten 7x massiv von Lavaströmen und Erdbeben zerstört wurde. Ein schweres Erdbeben forderte 1639 das Leben von 110'000 Menschen. Die Vulkanasche sei fruchtbar und die Grundlage für eine diverse Landwirtschaft (Oliven, Wein, Zitronen, Orangen, Feigen...). Anna meint, die Catanier haben keine Angst, jedoch Respekt vor dem Ätna. Sie benutzte für den Vulkan das Bild einer Mutter, die liebevoll und ärgerlich zugleich ist (dann wenn der Vulkan ausbricht!).

    2. Die Bedeutung des Elefanten
    In der Mitte der Piazza del Duomo befindet sich der Elefantenbrunnen. Der Brunnen soll Geschichte und Seele der Stadt widerspiegeln.
    Der aus Lavastein gehauene Elefant und der Obelisk sind aus den Trümmern des verheerenden Erdbebens 1693 gerettet worden. Der Elefant symbolisiert Stärke und Langlebigkeit, besondere Eigenschaften, die auch die Catanesen auszeichnen. Mehrmals von Naturkatastrophen heimgesucht, bewiesen sie immer wieder durch den Neuaufbau ihrer Stadt große Willenskraft.

    3. Die Hl. Agatha - Schutzpatronin der Stadt
    Die heilige Agatha hat eine grosse Bedeutung in Catania. Jedes Jahr wird vom 3. bis 5. Februar mit einem der grössten religiösen Feste Italiens die Heilige verehrt. Die mehrtägige Prozession der Statue durch die Stadt wird von Tausenden begleitet. Je grösser der Bedarf nach Sühne, umso länger die Teilnahme an der Prozession, meint Alice augenzwinkernd! Die Catanier seien jedoch überzeugt, dass die Hl. Agatha sie vor Zerstörung durch Lava oder Eroberung beschützt habe.
    Die heilige Agatha wurde um 225 n.Chr. in Catania geboren, ist hier als Märtyrin um 250 gestorben und liegt in der Kathedrale von Catania begraben. Verschiedene Wunder/Legenden werden Agatha zugesprochen. In der Schweiz ist die hl. Agatha die Schutzpatronin der Feuerwehren.

    Am Nachmittag lasse ich mich mit Musik im Ohr von Catanias berühmten Opernkomponisten Vincenzo Bellini (1801-1835) gemütlich durch die Stadt treiben, notabene in kurzen Hosen und T-Shirt. Ich geniesse Sonne und Wärme. Hier begegne ich immer wieder dem italienischem Alltag (siehe Fotos) und auch Bettler, die ihrer Arbei nach gehen.

    Catania - Randazzo (Donnerstag, 4. Mai)
    Ausgeschlafen und mit einem Espresso Lungo gestärkt besuche ich das Geburtshaus und Museum Vincenzo Bellini. Die Opernmusik Norma hat gestern mein Interesse geweckt für diesen mir unbekannten Komponisten. Im übersichtlichen Museum tauche ich mit Musik in eine frühere Welt ein.

    Kirchen sind für mich immer wieder Orte der wohltuenden Stille. So entzünde ich zufällig in einer der vielen Kirchen Catanias für meine und Heidis Mutter eine Kerze, da beide mit ihrer Lebenssituation und ihrer Gesundheit zu kämpfen haben.
    Der Sakristan führt mich dann in einen Nebenraum und zeigt mir eine Replik des "Hauses von Loreto". Sieht cool aus, denke ich. Auf der Infotafel habe ich mich dann versucht schlau zu machen! Hier kurz zusammengefasst:

    Nachdem die Kreuzfahrer das Heilige Land verloren hatten, übertrugen der Legende zufolge Engel das Haus der Heiligen Familie von Nazareth nach Loreto. Bald entwickelte sich das Heilige Haus von Loreto zur beliebten Wallfahrtsstätte. Das Heilige Haus von Loreto ist der Legende nach das Haus, in dem Maria aufwuchs und in dem sich die Verkündigung ereignete. Legenden und Geschichten... und trotzdem immer wieder spannend!

    Bei der knapp zweistündigen Busfahrt, der Westseite des Ätnas entlang nordwärts nach Randazzo, bleibt seine Majestät hinter dicken Wolken verborgen!😉 Dafür bekomme ich bereits einen Eindruck aus der Ferne des Parco dei Nebrodi, den ich ja ab morgen durchwandern werde. Die Kleinstadt Randazzo hat eine jahrhunderte alte Geschichte und liegt am Fluss Alcantara. Ich nutze in Randazzo die Zeit und das schöne Wetter für einen Spaziergang und decke mich mit Salami, Käse und Brot für die nächsten 2 Tage ein.
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  • Day 12

    Randazzo - Floresta

    May 5, 2023 in Italy ⋅ ☀️ 15 °C

    Streckendetails
    Länge: 16,9 km / Höhe: +630m, -128m
    Marschzeit: gut 5 h (Outdooractive)

    Ich freue mich sehr wieder die Wanderschuhe zu schnüren und mache mich um 8 Uhr auf den Weg. Das Wetter verspricht Sonne und leichte Bewölkung. Durch das ehemalige Stadttor Porta Aragonese gelange ich aus der Stadt und überquere den Fluss Alcantara.
    Hier schliesst sich der Kreis! Nicht weit von hier entfernt in Mojo Alcantara (12 km) ebenfalls am Fluss Alcantara gelegen, habe ich vor einer Woche meine Wanderung rund um den Ätna gestartet. Wegen der Schlechtwetterlage musste ich improvisieren und konnte nicht die gesamte Strecke wandern. Dafür habe ich die Tagestour auf den Pizzi Dèneri eingebaut, mein Highlight bisher!

    Jetzt heisst es langsam Abschied nehmen vom schneebedeckten Ätna. 😚
    Immer den Fluss Alcantra entlang geht es nordwärts bis Floresta, der höchstgelegenen Gemeinde Siziliens (1'275 m) mit seinen 500 Einwohnern. Immer wieder mal der Blick zurück zum Vulcano und ein letztes Selfie. Der Weg steigt stetig und gemütlich. Dann werde ich unerwartet von umgestürzten Bäumen und Ästen überrascht, die immer wieder den Weg versperren und blockieren, eine gute Wegstrecke lang. Da muss ein Sturm heftig gewütet haben. Mühselig übersteige oder umgehe ich die Hindernisse. Zum Glück heute und nicht morgen auf der langen Tour zum Rifugio Miraglia! Aber wer weiss das schon!😉

    Nach einer guten Mittagspause mit "Pfüsi" und einem letzten Schweizer Schoggi-Osterei nehme ich noch die letzten Höhenmeter für heute unter die Füsse. Um 14.00 Uhr quartiere ich mich im Hotel Sant'Anna ein. Duschen, ein zweites "Pfüsi" und dann ein Cafe mit Gelati an der Bar im Dorf. Am Abend werde ich als einziger Gast von den herzlichen Gastgebern des kleinen Hotels so richtig verwöhnt: ein Znacht mit lokalen Produkten! Schade, dass eine Verständigung fast nicht möglich war.
    Zeitig gehe ich heute ins Bett. Schliesslich ist morgen um 4 Uhr Tagwache. Die Königsetappe wartet auf mich!😉
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