La Islona

Ich bin wohl irgendwie im Paradies gelandet. Anders kann ich mir diese Etappe heute nicht erklären!
Nach meiner Albtraumnacht (3x Betten wechseln, überall wurde geschnarcht) bin ich eher schwer aus dem Bett gekommen. Aber alles gut, ich hab gefrühstückt und bin langsam los marschiert.

Meine Route ging Richtung Küste und ich habe schon auf der Karte bei Buen Camino gesehen, dass es eine alternative Route am Meer gibt. Find ich ja immer gut, deshalb nehme ich die mal. Leider schien es vor mir eine Sackgasse zu geben und mehr kam eine ganze Schlange genervter Pilgerer entgegen. Also gut, ich kehrte mit ihnen um. Hab im selben Atemzug eine Australierin in ihren 60ern kennengelernt, die der Inbegriff von "quirlig" ist. Mit 1,49 m hat sie mich strammen Schrittes heute die Hügel hochgetrieben. Ich find sie ganz klasse und wir haben viel über das Leben gesprochen. Sie ist verschiedene Caminos insgesamt 22x gelaufen! Außerdem kommt sie von einer sehr kleinen Insel, 100km vom Festland entfernt. Sie hat mir Bilder gezeigt -das was ich heute als Paradies wahrgenommen habe, hat sie jeden Tag den ganzen Tag auf ihrer Insel. 300 Menschen leben dort. Es sieht so unfassbar toll aus, ich konnte nicht glauben.

Aber genauso die Etappe -bildschön! Und kein bis wenig Asphalt! Ständig an die Küste, schroffe Felsen, auf einmal wunderbare weiße Strände, Aussichtspunkte... Mir hätte den ganzen Tag der Mund offen stehen bleiben können.

Alles also perfekt -bis auf die Herbergssituation. Mir war bei meinen gestrigen Anrufsversuchen fürs Reservieren schon klar -das wird heute schwer. Habe kurz vor Llanes, der nächstgrößeren Stadt, in den Herbergen um Cué mein Glück versucht -alle entschuldigen sich, aber sie sind voll. Gut. Dann wohl Wildcampen. Aber wo? Vielleicht vor der Kirche? Oder auf der Weide in der Nähe der Klippen? Aber was, wenn der Bauer kommt und mich verscheucht? Und ich war so schwitzig, ohne Dusche? Wäre eher uncool. Aber was muss, das muss.

Eine Pension hier wird von einem sehr netten Mann bewirtschaftet. Er ist sehr lieb zu mir gewesen (was sicher an meiner leisen Verzweiflung lag) und hat mir angeboten, dass ich doch später hier duschen könne.
Um 17.30, also etwa 3 Stunden nach dem Gespräch, dachte ich, na gut, dann mache ich das halt. Mir war auch schon etwas langweilig, einfach vom Sitzen und auf den Sonnenuntergang warten.
Dann passierte es -ich habe in gebrochenem Spanisch nach einer Dusche gefragt und der Besitzer führt mich in einen kleinen Raum, nicht viel mehr als eine Abstellkammer, legt mir Handtücher hin und sagt, ich kann gern hier schlafen. Ich konnte mein Glück kaum fassen! Habe ihm ungefähr 1000x gedankt und er entschuldigt sich noch bei mir, dass er mir kein besseres Zimmer bieten kann. Das meine ich, wenn ich sage, dass Pilgerern hier einfach geholfen wird -Dinge gehen hier irgendwie IMMER gut -irgendwie. Ich hoffe, ich kann ihnen mit meiner Dankbarkeit zeigen, wie sehr ich zu schätzen weiß, wie wenig selbstverständlich ich diese Menschlichkeit finde.

Liege jedenfalls im Bett -und bin totmüde!Read more