• 12 Die Treppe der Türken

    11 Nisan, Almanya ⋅ ⛅ 16 °C

    Wir verlassen unser Ferienhaus in Custonaci, was uns 6 Tage und Nächte im Nordwesten brav beherbergte, und düsen einmal längs runter durch das Innere von Sizilien an die südliche Mittelmeerküste. Dort gibt es noch einmal einen Ausflug in das alte Griechenland vor Christus:

    Wir besuchen Selinunte, die versunkene Megacity der alten Griechen. Der Archäologiepark Selinunte ist unglaublich groß. Hier hat man schon 40 ha antiker Erde umgegraben und fördert trotzdem immer noch neues altes Gemäuer ans Tageslicht. Gerade ist unter Archäologen ein antikes Gewerbegebiet der Selinunte-Hype.

    Uns interessieren vor allen Dingen die alten Tempel und natürlich die Akropolis. Ja, so etwas gab es tatsächlich nicht nur in Athen. Eine Akropolis gehörte zu jeder "ordentlichen" antiken griechischen Stadt. Es war schlicht ihr höchster Punkt und damit häufig gleichzeitig der Ort, an dem sich die ersten Siedler niedergelassen hatten. Und die bevorzugten aus naheliegenden Gründen Anhöhen - die konnte man gut verteidigen.

    Selinunte wurde zwar von griechischen Siedlern gegründet, lag aber gefährlich nahe am Einflußbreich der Karthager. Abwechselnd verbündete man sich, führte aber auch Krieg.

    Ein riesiger, richtig gut erhaltener Tempel sieht wirklich genial aus im Morgenlicht. Echt beeindruckend! Ein tolles Fotomotiv. Alle anderen völlig in sich zusammengefallenen Tempel von Selinunte gehen nach neuesten Erkenntnissen nicht auf einen Krieg zurück. Sie wurden wahrscheinlich Opfer eines gewaltigen Tsunamis - die Kehrseite des wunderbaren Meerblicks in Selinunte. Trotzdem ein sehr ungewöhnlicher Ort der Antike. Wir waren da.

    An der Südküste entlang kurven wir weiter in Richtung Osten. Dort gibt es noch etwas Besonderes zu sehen: Die Scala dei Turchi, was übersetzt Treppe der Türken bedeutet, ist eine kalkhaltige Felsformation in der Provinz Agrigent. Dieses natürliche Phänomen ist durch die Erosion über die Jahre entstanden und fasziniert durch seine charakteristische weiße Farbe, die einen starken Kontrast zum klaren, blauen Wasser des Mittelmeers bildet.

    Was sie so einzigartig macht, ist ihre ungewöhnliche Form – sie erinnert an eine gigantische Treppe, die ins Meer führt. Diese natürliche Treppe besteht aus schichtweise abgelagertem Kalkstein, der im Laufe der Zeit durch Wind und Wellen geformt wurde. Die glatten, abgerundeten Formen und die strahlend weiße Farbe des Felsens verleihen ihm eine fast unwirkliche Schönheit. Wir entschließen uns, nicht herab zu steigen, um auf dem Weiß herumzulaufen, sondern bewundern das Felsgebilde von oben. Geht auch so, denken wir.

    Die Namensgebung der Scala dei Turchi geht übrigens auf die Geschichte Siziliens zurück. Während der mittelalterlichen Zeit war die Insel oft von Eindringlingen bedroht, darunter auch die sarazenischen Piraten. Es wird angenommen, dass diese Piraten die weißen Felsen der Scala dei Turchi als Landmarke nutzten, während sie die Küste plünderten. Daher erhielt die Felsformation den Namen Treppe der Türken.

    Wir übernachten in einem wunderhübschen B&B im kleinen am Wasser gelegenen Palma di Montechiaro.
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