• Busludscha Denkmal 📹

    August 17, 2024 in Bulgaria ⋅ ☀️ 18 °C

    Nachdem wir uns sehr früh auf den Weg gemacht hatten, um den Sonnenaufgang auf dem Buzludzha-Berg zu erleben, wurden wir von der magischen Morgenstimmung in den Bergen begrüßt. Auch wenn die ersten Sonnenstrahlen schon vorbei waren, war die Atmosphäre dennoch beeindruckend. Zu unserer Überraschung waren bereits viele Besucher da, hauptsächlich eine Kolonne von EuropRaid-Teilnehmern – jungen Franzosen, die mit alten Peugeots auf einer abenteuerlichen Rallye quer durch Europa unterwegs sind.

    Leider wurde das Gebäude vor einigen Wochen erst verschlossen, sodass wir es nicht betreten konnten. Eine kleine Polizeiwache stellt derzeit sicher, dass niemand das Gebäude betritt, da es – nach langer Zeit der Verwahrlosung – in Zukunft wieder hergerichtet werden soll.

    Das Busludscha-Denkmal ist ein faszinierendes Relikt aus der sozialistischen Ära, die Bulgarien nach dem Zweiten Weltkrieg prägte. Unter starkem Einfluss der Sowjetunion führte die Bulgarische Kommunistische Partei das Land durch eine Phase intensiver Industrialisierung und staatlicher Kontrolle. 1981 wurde das Denkmal zum 90. Jubiläum der Gründung der Bulgarischen Sozialistischen Bewegung errichtet, um die Macht und die Errungenschaften der Partei zu feiern. Der Standort des Denkmals ist von besonderer Bedeutung, da sich hier 1891 die sozialistische Bewegung in Bulgarien formierte, die später zur Bulgarischen Kommunistischen Partei wurde. Das Denkmal diente als ideologisches Zentrum für Parteiversammlungen, Feiern und propagandistische Veranstaltungen.

    Mit seiner UFO-ähnlichen Struktur thront es auf dem Gipfel des Buzludzha-Berges in einer Höhe von 1.432 Metern über dem Meeresspiegel und galt als Monument des Fortschritts und der Stärke. Besonders beeindruckend waren die Mosaiken im Inneren, die sich über eine Fläche von über 500m² erstreckten. Diese Mosaiken wurden aus über 35 Tonnen Smalt-Glas gefertigt und stellten zentrale Szenen der sozialistischen Bewegung in Bulgarien dar, einschließlich Porträts bedeutender sozialistischer Führer. Die Farbenpracht und die Details dieser Mosaiken machten sie zu einem herausragenden Element des Denkmals.

    Ein weiteres markantes Detail des Denkmals waren die zwei riesigen roten Sterne aus synthetischem Rubin-Glas, die an den Seiten des Turms angebracht waren. Jeder Stern hatte einen Durchmesser von etwa 12 Metern und wurde von innen beleuchtet. Diese Sterne waren so hell, dass man sie bei guten Bedingungen von der rumänischen Grenze im Norden bis zur griechischen Grenze im Süden sehen konnte. Sie symbolisierten die weitreichende Ausstrahlung der kommunistischen Ideologie, die über die Grenzen Bulgariens hinaus strahlen sollte.

    Die Finanzierung des Denkmals erfolgte durch eine groß angelegte Spendenkampagne, die offiziell freiwillig war. Es gibt jedoch Berichte, dass viele Bulgaren diese Spenden eher als indirekt erzwungen wahrnahmen. Die Beteiligung an der Finanzierung wurde von vielen als gesellschaftliche Pflicht empfunden, was das Monument für einige zu einem Symbol der Unterdrückung und des Zwangs machte.

    Nach dem Ende des Kommunismus verfiel das Denkmal zusehends, und heute sind viele der einst prächtigen Mosaiken beschädigt. Doch es gibt Hoffnung: Seit einigen Jahren wird daran gearbeitet, das Denkmal zu restaurieren und als Kulturzentrum wiederzubeleben. Geplant ist, es zu einem Ort der kritischen Auseinandersetzung mit der sozialistischen Vergangenheit Bulgariens zu machen.

    Die Meinungen der Bulgaren über das Denkmal sind gespalten. Während einige es als wichtiges historisches Erbe bewahren wollen, sehen andere es als unangenehmes Relikt einer dunklen Zeit. Diese gespaltenen Ansichten spiegeln die größere Debatte darüber wider, wie Bulgarien mit seiner sozialistischen Vergangenheit umgehen soll.

    Video: https://www.youtube.com/watch?v=Fh8TgDmu5I0
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