• Die Festung San Giovanni und Kotor

    October 20, 2024 in Montenegro ⋅ ☀️ 14 °C

    Das Städtchen Kotor gehört zu den beliebtesten Reisezielen an der Adriaküste, auch wenn die meisten den Namen noch nie gehört haben. Ein Grund dafür ist die gut erhaltene Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Ein anderer Grund ist die spektakuläre Fahrt durch die Bucht von Kotor, die wie ein Fjord wirkt, umgeben von steilen, gigantischen Bergen. Hier legen viele Kreuzfahrtschiffe an – im Schnitt 2 bis 3 pro Tag, zur Hochsaison können es auch bis zu 5 sein 🫤.

    Neben der Altstadt ist Kotor auch für seine beeindruckende Befestigungsanlage bekannt, die die gesamte Altstadt umschließt und bis zur Festung San Giovanni hinaufführt. Die venezianischen Mauern erstrecken sich über mehrere Kilometer den Berghang hinauf. Wer die über 1.300 Stufen erklimmt, wird mit einem spektakulären Blick über die Bucht und die Altstadt belohnt.

    Der Eintritt zu den Stufen kostet dreiste 15€ pro Person und in Reiseberichten haben wir zufällig von einem "geheimen" Eingang erfahren. Anstelle der mühsamen Treppen kann man einen Wanderweg auf der Rückseite der Burg nehmen und dort Indianer Jones mäßig durch ein Burgfenster klettern. Früher gab es dort eine Leiter, weshalb der Weg auch "Ladder of Kotor" (Leiter von Kotor) genannt wird. Seitdem wird die "Leiter" in Form von Steinen und Stühlen immer wieder abgerissen und neu aufgebaut. Laut einigen Berichten liegt auch regelmäßig Menschenkot im Fenster, um die Wanderer abzuhalten. Trotzdem lockt dieser alternative Zugang immer wieder Abenteurer an, die den längeren Weg und das Klettern nicht scheuen. Wichtig: Falls man es rein schafft, muss man denselben Weg zurück nehmen, da man sonst unten zur Kasse gebeten wird.

    Wir entschieden uns dazu, diesen Weg zu probieren, auch wenn es nicht klappen sollte. Nach einer wirklich schönen Wanderung während des Sonnenaufgangs hatten wir Glück und sahen schon aus der Ferne, wie Menschen in der Mauer verschwanden. Der Durchgang ist nicht schwer, aber man muss klettern bzw. sich die Mauer hochziehen können. Die Blicke der Leute, die 1.300 langweilige Stufen hinaufgewandert sind und dafür auch noch 15€ bezahlt haben, sind unbezahlbar. Man fühlt den Triumph 😂.

    Das Beste an dem Wanderweg ist jedoch, dass man an einigen kleinen, sehr gastfreundlichen Höfen vorbeikommt. Hier haben wir uns nach erfolgreicher Eroberung selbstgemachte Limonade und eine unglaublich leckere Schinken-Käse-Platte bei bestmöglicher Aussicht gegönnt. Leider nicht preiswert, aber was man bei den Treppen spart, sollte man unbedingt lieber hier ausgeben. Außerdem gibt es hausgemachten Schnaps, bis zum Rand gefüllt, als Absacker aufs Haus - und der super nette und extrem gemütliche Wirt trinkt jedes Mal mit. Der Kontakt zu den Einheimischen und die idyllische Atmosphäre machen den Weg zu einem unvergesslichen Erlebnis, fernab des Massentourismus.

    Motiviert vom Schnaps entschieden wir uns dazu, dem Wanderweg nach oben zu folgen. Nach etwa einer Stunde ist man doppelt so hoch und hat eine atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Berge. Kotor erscheint winzig. Lediglich die Kreuzfahrtschiffe stechen wie Fehler im Bild hervor. Und da war es auch schon.. das nächste Kreuzfahrtschiff, das auf Kotor zusteuerte und es bald erreichen würde 🥺.

    Als wir nach der Wanderung in die Altstadt zurückkehrten, hatten wir das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Die Altstadt war von einem einzigen Schiff komplett überfüllt. In den engen Gassen bildeten sich Staus, die Reisegruppen machten jede Atmosphäre zunichte und aufgrund der Vielzahl an Menschen sah man auch nicht wirklich viel. Also schnell die Runde gemacht und nichts wie weg. Schade, denn Kotor ist durchaus schön. Aber auch nicht viel schöner, als andere Städten in der Bucht.

    Für uns war der Tag jedoch ein voller Erfolg und wir fielen glücklich und erschöpft ins Bett.

    In der Bucht von Kotor sieht man übrigens übermäßig viele Katzen. Sie wurden ursprünglich von Seefahrern auf Schiffen gehalten, um Ratten und Mäuse fernzuhalten. Auch in den Städten halfen sie dabei, unerwünschte Nagetiere und Schlangen zu vertreiben, weshalb die Bewohner sie schätzten und fütterten, wodurch es immer mehr wurden. Katzen sind heute das inoffizielle Maskottchen von Kotor und die Stadt hat sogar ein einzigartiges Katzenmuseum für sie errichtet.
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