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  • Day 8

    Kindheitsträume in Red Oak II

    October 8, 2014 in the United States ⋅ ⛅ 23 °C

    Wie schon angekündigt werden wir auf unserer heutigen Etappe drei Bundesstaaten erleben. Zuerst durften wir aber unser zweites kostenloses Frühstück auf unserem Roadtrip von Chicago nach Los Angeles genießen. Und ähnlich wie das Abendessen war auch das Frühstück sehr lecker. Es gab eine große Auswahl an Säften und Speisen. Zu vergleichen mit einem europäischen Frühstücksbuffet war es allerdings nicht. Frühstück scheint in Amerika wohl nicht die wichtigste Mahlzeit des Tages zu sein. Wir packten unsere Sachen und gegen 08:30 Uhr brachen wir auf…

    Das Wetter hatte sich seit unserem Aufenthalt in St. Louis in die richtige Richtung entwickelt. Wolken, Sonne undvor 9 Uhr schon über 22 Grad. So hatten wir uns das vorgestellt! Und das sollte erste der Anfang sein!

    Zuerst erreichten wir Halltown und begutachteten die "Whitehall Mercantile". Sieht von außen schon urig aus. Drinnen waren wir leiders nicht - wir mussten heute Strecke mache!

    Aus dem selbem Grund hielten wir auch nur kurz zu einem Fotostop an „Gary’s Gay Parita Station“ an. Wie ich aus einigen Reiseberichten und meiner Recherche schon gelesen hatte, war der Besitzer, Gary Turner, wohl ein etwas mitteilungsbedürftiger älterer Herr, der viele Geschichten aus der Vergangenheit und der Blütezeit der Route 66 zu Erzählen hatte. Da es aber noch früh am Tag war und die Station noch ein bisschen verwaist aussah, stiegen wir nicht mal aus, sondern fotografierten nur aus dem Autofenster.
    Wie ich allerdings später gelesen habe, verstarb Gary Turner, ein echtes Route 66 - Original, im Januar 2015. Obwohl ich nicht weiß, ob er im Oktober 2014 noch gesundheitlich so auf der Höhe war, dass er Besucher mit seinen Geschichten erfreuen konnte, hätte ich im Nachhinein gerne einen längeren Stopp eingelegt. Vielleicht wäre er uns ja über den Weg gelaufen…

    Nächster Halt war Carthage, wo der Besuch eines etwas anderen Kunstprojekts auf dem Programm stand: „Red Oak 2“. Zunächst wussten wir nicht so recht, ob wir diesen kleinen Abstecher, ca. 2 Meilen weg von der Route, überhaupt machen sollten. Im Nachhinein muss ich sagen hat es sich doch gelohnt. Es gab einige schöne Fotomotive. Vor allem in den Abend- und Morgenstunden muss es hier sehr schön sein.

    Wir fotografierten ein wenig, sahen ein paar Arbeitern beim Bau neuer "alter Häuser" zu, als plötzlich ein etwas lauteres schwarzes Gefährt den Feldweg entlangrumpelte und neben uns stehen blieb.
    Heraus schaute ein älterer Mann mit, soweit ich mich noch richtig erinnern kann, weißem Bart und einer einer Pfeife im Mund und sprach uns an, was uns denn hierher verschlagen hätte… Wir erzähltem ihm die Geschichte unserer Mission und er stellte sich erst mal vor. Sein Name war Lowell Davis und er war der Besitzer dieser Farm, auf der er ein ganzes Dorf nach den Erinnerungen seiner Kindheit nachbaute.
    Wir fragten ihn natürlich, wie man denn auf so eine Idee, die ja nun wahrlich nicht alltäglich ist, käme. Die Antwort überraschte uns dann doch ein wenig, war aber durchaus einleuchtend:
    Ihm war langweilig und bevor seine Ex-Frau sein ganzes Geld bekommt, investiert er es lieber auf diese Weise. Naja, da musste ich dann doch ein bisschen schmunzeln. Er schien ein humorvoller Zeitgenosse zu sein..
    Als er uns dann fragte, woher wir mit unserem komischen Akzent denn stammten und wir ihm wahrheitsgemäß "Germany, ...near Munich" antworteten, schaute er erstmal ein wenig verdutzt: „What are you doing in the U.S.?!? It’s Oktoberfest in Munich!“ und er erzählte uns, dass sein Sohn wohl erst kurz zuvor aus München zurückgekehrt war…
    Wir entgegneten ihm, dass wir einfach mal eine Pause von dem vielem gutem deutschen Bier brauchten. Er lachte herzhaft, wünschte uns noch einen Safe Trip und startete sein Gefährt….
    Es knallte, eine stinkende Rauchwolke stieg zum Himmel und er knatterte weiter – bei einer kurzen Internetrecherche habe ich nun herausgefunden, dass Lowell Davis im Alter von 83 Jahren verstorben ist und auf dem Friedhof in seinem „Red Oak II“ beerdigt wurde…
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