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- Dag 10
- mandag 10. oktober 2022 18:42
- ⛅ 18 °C
- Høyde: 15 m
BulgariaOstrov Lakat43°43’3” N 24°58’43” E
Ich und mein Holz

Rums!
Ich schau auf die Uhr, genau 00:01 und sprinte an Deck. Alles dunkel, im Mondenschein zeichnet sich etwas großes vor dem Bug ab und schon geht der Ankeralarm an. In Boxershort und Stirnlampe gehe ich aufs Vorschiff und traue meinen Augen kaum - ein Ungetüm von Baum treibt quer aufs Boot und schiebt und langsam Flussabwärts.
Ich hole mir den Bootshaken und studdere gehen das Holz, es tut sich gar nichts.
Was tun? Anker auf wird schwierig, wenn das Monstrum gegen die Kette drückt. Motor an?
Muss vielleicht nicht sein. Ich gehe zum Deckshaus und lenke das Boot nach Steuerbord. Das Ruder hat in der Strömung genug Kraft und dreht Schiff und Stamm im Uhrzeigersinn. Der Stamm dreht weiter und kommt längsseits - bestimmt 12 Meter hat der Koloss, steht er vorne und hinten weit über das Boot hinaus. Auch der Durchmesser ist beachtlich, verglichen mit meinen 20cm Fendern hat er sicher die 5fache breite.
Ich schiebe den Stamm von Boot weg oder wahrscheinlich eher das Boot vom Stamm und er zieht vorbei ohne den Rumpf auch nur zu berühren.
Glück gehabt?
Zurück im Bett überdenke ich die möglichen Konsequenzen.
Auf jeden Fall bin ich glimpflich davongekommen aber bei 2-5 km/h Strömung bezweifle ich, dass ein direkter Stoß Schaden angerichtet hätte. Treibgut hat Gewicht aber kaum kinetische Energie. 3-5cm Bordwand trennen mich vom Wasser und das ist nicht eben mal eingedrückt. Ich denke ein kosmetischer Schaden wäre das maximum gewesen. Klar, der Stamm hat uns 40m verschoben aber das berücksichtigt man, wenn man in der Strömung ankert.
Um 6:00 Uhr klingelt der Wecker, Aufbruch.
Sturm und Wolken lassen und das erste mal spüren, das es Oktober ist - bisher war Kurze-Hosen-Wetter. Problematisch dabei: Der Wind kommt von Osten. Wo ich mich gerade rumtreibe verläuft die Donau fast gerade gen Osten und so baut sich durch den ungebremsten Wind gegen den Strom eine beachtliche Welle auf.
Der Sonnenaufgang ist herrlich doch später -gegen Mittag- beschließe ich in einer Bucht Schutz vor den Wellen zu suchen, zu groß ist der materielle Verschleiß.
Mein Freund Uroš aus Belgrad sagte vor einigen Tagen zu mir: wenn 2-3 Dinge am Tag schief gehen, bleib einfach im Bett und warte auf den nächsten Tag. War heute so ein Tag? Die Stimmung ist fantastisch und was kann schon passieren?
Nach einem ausgedehnten Vesper und einem Mittagsschlaf beschließe ich weiter zu fahren. Der Fluss scheint sich beruhigt zu haben und die Passage scheint machbar.
Auf einigen Geraden haben wir wieder hohe, steile Wellen und die Fahrt ist kurzzeitig alles andere als entspannend aber zum Sonnenuntergang erreichen wir das Tagesziel, einen wundervoll geschützten Ankerplatz bei km590.
Der Sonnenuntergang ist grandios und die Ruhe hier einmalig. Zum kochen habe ich keine Lust mehr und so verziehe ich mich früh mit ein paar Erdnüssen in die Koje. Ich höre Hörbücher und teile meine Erlebnisse auf Facebook. Schnell trudeln erste Kommentare ein welches Glück ich doch hatte und das Ankern im Strom ja doch Gefahren bringt.
23 Stunden und 45 Minuten jedes Tages an Bord sind entspannend und ruhig, fast langweilig. Die restlichen 15 Minuten sind nicht gefährlicher als auf dem Weg zur Arbeit links abzubiegen.
Ich bin jederzeit bereit für diese Erlebnisse Risiken einzugehen, die jeder andere auf dem Weg zur Arbeit auf sich nimmt.
Hand aufs Herz, was kann groß passieren wenn man in Schritttempo unterwegs ist?Les mer