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  • Day 22

    Fit durch die Bündner Berge

    February 7, 2018 in Argentina ⋅ ☀️ 16 °C

    Unsere nächste Destination heisst Bariloche, was wie eine Kombination aus Davos und St. Moritz daherkommt. Ziemlich viel Schweiz hier am nördlichen Ende Patagoniens. im Winter ist Bariloche das grösste Skigebiet Argentiniens mit 43 Skiliften und über 130km Pisten. Aber es ist ja Hochsommer hier, also nix mit Après-Ski. Leider. Die Fahrt mit dem Bus kann ohne nennenswerte Vorkommnisse rapportiert werden. Langweilig? Absolut. Nach der zwölften Herde Lamas und der siebten Straussenfamilie hat man die Fauna auf diesem letzten Abschnitt Patagoniens irgendwann gesehen. Von daher werden wir wenn möglich bevorzugt den Nachtbus buchen, trotz der omnipräsenten Gefahr von Ramon oder Ramona als Sitznachbar.

    Natürlich achten wir auch im Argentinischen St. Moritz auf unser Budget und entschliessen uns für einen weiteren Hike, also zu Fuss die Schönheit der Region erkunden. Wie es sich für Flachländer gehört, entscheiden wir uns erneut für die gröbste Route. Andere nehmen sich dafür einen Guide, aber wir haben ja die schöne Sue an der Karte und mich der optimistisch drauf los trampelt ... Hoch zum Refugio Frey auf 1700m. Der Aufstieg ist richtig schön, durch Bambus-Wälder (hier, im grössten Skigebiet? Ja, und er scheint den garstigen Wintern besser zu trotzen als die zarten Pflänzchen die uns Pavel damals auf die Terrasse gestellt hat. Wobei vielleicht hätte man sie auch im Winter einfach mal giessen müssen, aber Immi steht ja eh mehr auf heimisches Nadelgewächszeugs) und zum Schluss eben doch auch wieder elend steil den Berg hinauf. Doch wir werden auch hier mit einem malerischen Bergsee und grandioser Aussicht für die Strapazen belohnt.

    An der Stelle würden wir uns auch gerne nochmals für die vielen nützlichen Geschenke bedanken! Der Traubenzucker machte die steilen Aufstiege erst möglich, die Sackmesser sind immer auf Mann und haben schon viele Flaschen geöffnet und Gemüse geschnitten, und ja, die "Weltenbummler"-T-Shirts im Partnerlook wurden auch schon getragen. Aus offensichtlichen Gründen bisher noch nicht zur selben Zeit. Aber das kann ja noch kommen.

    Während ich mir beim steilen Aufstieg die Musik von Rocky vorstelle und mich schon auf dem Gipfel tänzeln sehe, klingt das Schnauben von Sue (formerly known as Jacqueline) eher nach dem Italian Stallion (auch ein Film von Sylvester Stallone, allerdings weniger bekannt. Aber ja, der Mann hat auch schon Pornos gemacht, https://youtu.be/uv8oJ2LeSso). Beim wiederholten Umwandern beweglicher Hindernisse auf unserer Route (also andere, lächerlich langsame Wanderer), bemerke ich, dass meine Liebste etwas hinterher hinkt und ein anderes Wander-Pärchen zwischen uns lässt. Nachdem sie mir einen charmant vorwurfsvollen Blick zuwirft, erstarre ich für einen Moment selber zu einem dieser nervigen Hindernisse.

    Als mir Sue gesteht, dass sie „am Limit“ läuft, bin ich nur mässig beeindruckt und lasse ihr den Vortritt. Just in dem Moment beobachten wir eine ähnliche Szene ein paar Meter weiter oben, allerdings reagiert der rassige Spanier mit weniger Zurückhaltung sondern mit einem lauten Lachen und einem heftigen Klaps auf den Arsch der Leidenden. Davon bin ich schon eher beeindruckt und tue dies mit einem halblauten „giberes!“ kund. Sue’s Stimmung scheint dies nicht zu erhellen. Und so versuche ich denn erst gar nicht, es dem Spanier nachzumachen. Trotzdem, geile Siech.

    Ich weiss gar nicht genau woher meine aktuell ganz akzeptable Fitness kommt. Von den sporadischen Besuchen in meinem ehemaligen Sarmi-Gym (welches in der Zwischenzeit von Kevin und Reni übernommen und in „Die Gute Stube“ transformiert wurde) wohl eher nicht. Sue mutmasst weil wir die letzten Tage bzw schon Wochen Patagonien mehrheitlich zu Fuss entdecken und uns gut ernähren. Glaube ich auch nicht. Dann muss es ganz offensichtlich an den vielen Stunden auf und neben dem Platz mit meinen ATP Heroes liegen. Die hoch professionellen Trainings mit Head Coach Jarda und die hart umkämpften Duelle mit den restlichen Tennislegenden, allen voran Kurt die Pfeife, zahlt sich also aus. Das klingt jetzt ein wenig prahlerisch. Und das ist es auch. Und zwar völlig zurecht. Oder wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass der pummelige Junge mal alle abhängt am Berg? In Bariloche? Genau, ich auch nicht. Vielmehr hatte ich bei der damaligen Fahrradprüfung Angst, den leichten Anstieg zwischen Meisterschwanden und Fahrwangen nicht ohne absteigen zu schaffen und somit als UT (= untauglich) durchzufallen. Zum Glück konnte ich mir mit 14 dann sofort ein Töffli leisten.

    Ich bin zur Zeit also recht fit und das lässt der 12-jährige Junge in mir die schöne und offensichtlich weniger fite Sue auch mehrmals wissen. Sie dankt es mir einige Minuten später, nach einer Bemerkung meinerseits, wonach meine Haut wegen dem ganzen Staub und der Sonnencreme extrem hell erscheint, mit einem nonchalanten und leicht schnoddrigen „nid wiisser als suscht“. Touchéé. Ich gebe ihr einen Kuss und wir lächeln uns an. Dann setzen wir unseren Marsch gen Gipfel in vielerlei Hinsicht geteilter Meinung fort, wobei ich ihr auf den ersten drei Schritten bereits wieder 4m abnehme und davon ziehe. Und tschüss.

    Entgegen einiger Voraussagen geniessen wir die Zeit zusammen und das Reisen auf einfachen Pfaden sehr. Klar, ich freu mich auch wie Wolle auf das Penthouse und jede Menge Champagner (denn unsere Ankunft in Santiago markiert schliesslich den Abschluss von Monat 1 unserer Reise und dem aktuellen Bitcoin-Kurs nach zu urteilen, wird die Reise wohl doch nicht ewig dauern. Aber das kann sich in den nächsten Monaten ja wieder ändern, drum let's pop some bottles!). Wir haben die tote Hose bei Crazy Cat Lady ja noch für die Planung und Organisation der nächsten Wochen genutzt. Und die sehen wie folgt aus:

    ⁃ Am 9.2. mit dem Schiff von Bariloche nach Puerto Varas in Chile (man gönnt sich ja auch sonst alles)
    ⁃ Vom 10.2. bis 17.2. mit einem Mietwagen von der Insel Chiloé über die Sieben-Seen-Route bis nach Santiago
    ⁃ Vom 17.2. bis 23.2. in Lisa's Penthouse in Santiago (party hard!)
    ⁃ Am 23.2. mit dem Bus durch die Anden nach Mendoza
    ⁃ Vom 23.2. bis 1.3. mit dem Mietwagen den Weinbauern und Steaks nach
    ⁃ Am 1.3. Flug nach Iguazu zu den berühmten Iguazu Falls, welche die Niagara Falls bei Weitem in den Schatten stellen
    ⁃ Am 4.3. Flug nach Salta, von wo aus wir die furchtbar trockenen Wüsten Atakama und/oder Uyuni erreichen wollen

    Ja und dann schauen wir wieder. Wer also für die bevorstehenden Locations noch gute Tipps hat, immer her damit!
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