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  • Day 50

    Charles, Lamas und sonst Skurriles

    March 7, 2018 in Bolivia ⋅ ⛅ 16 °C

    Nach zwei Alibi-Posts wird dieser wieder etwas substanzieller, wenn nicht gar lang ausfallen. Kurt mit seiner Leseschwäche und schwachen Vorhand darf sich also gerne schon an dieser Stelle ausklinken. Adée.

    Bevor wir San Pedro de Atacama verlassen konnten, mussten wir uns natürlich noch um den Cäsh in der Täsch kümmern. Argentinien ist ja vorbei, Chile so gut wie und Bolivien wird es auch nur kurz sein, bevor wir schon bald in Peru aufschlagen werden. Leider hatten die Argentinos nur noch Ramsch-Wert und der Kurs für Bolivianos war auch nicht berauschend. Grund genug den kleinen Frust der beschissenen Businesstransaktion mit grossen Flaschen zu behandeln. So wurde es denn unser Ziel, unsere verbleibenden Chilenos noch am selbigen Abend bis auf den letzten Pesos zu vertünterlen. Die Blösse mit Verkauf zu Ramsch-Wert im nächsten Land wollten wir uns nicht nochmals geben. Nach 2l Bier waren noch exakt 12’500 Chilenos übrig (etwas weniger als 20 Stutz) und unsere zwei Mathe-Hirne kamen in Fahrt. Also meins. Sue war bereits betrunken und hatte einfach Hunger. Nachdem alle Optionen aufgrund der Speisekarte im Bruchteil einer Sekunde durchgerechnet wurden, gab es Quesadilla, Enchilada mit Pollo und zwei gütig gefüllte Glas Rotwein. Und die Rechnung? Natürlich genau die erwarteten 12’500 Cheap-Fuck-Touri-Pesos. Allerdings, wie üblich, plus 10% Trinkgeld. Hmm, shit, da hatte jemand wohl ein Bier zu viel. Sorry! Adée. (Bzw hasta)

    Unsere Wüsten-Tour zum Discount-Preis startet früh und es ist doch massiv kälter als wir erwartet haben und unsere Touri-Ankleide augenscheinlich zum Ausdruck bringt. Wir tun einfach mal so als ob wir Schweizer uns das gewohnt sind. Also ich, Sue friert. Da wir noch nicht genau wissen, was uns genau erwartet und mit wem wir wie unterwegs sein werden, bleiben wir vorerst gewohnt optimistisch. Und dann kommts. Erstes Frühstuck im Freien an der Grenze zu Bolivien, wo wir auf die 4x4 umsatteln und unsere Tour-Crew kennenlernen. Und? Absolute Bombe! Also das Frühstück. Mit Avocado, frischem Brot, Fleisch, Käse, ... andere Shit! So kann es gerne weiter gehen. Wie alle anderen Crews anstehen für die Grenzformalitäten? Nope. Macht in unserem Fall der geile Guide. Läuft. Versprochen bzw verkauft wurde uns ja ein Englisch sprechender Fahrer. Nennen wir ihn Charles, denn seinen koreanisch klingenden Namen können wir - und Europäer generell - eh nicht richtig aussprechen. Charles spricht fünf bis zehn indigene Sprachen, die allesamt an Irrelevanz für uns nicht zu übertreffen waren. Und Spanisch. Aber Charles spricht kein Englisch. Nada - wie er sagen würde. Wir sind kurzerhand entsetzt, lassen es uns aber natürlich nicht anmerken. Verdammte Falschwerbung! Wo ist der Verbraucherschutz wenn man ihn braucht?! Unsere AXA Rechtsschutzversicherung wollte sich dem Fall auf Anfrage übrigens auch nicht annehmen. War ja klar.

    Aber hey, in unseren weissen Toyota Land Cruiser passen ja neben Charles sechs Leute und bei der zufälligen Zulosung unserer Mitinsassen hat die schöne Sue - wie soll ich sagen? - unbewusst ins Honigtöpfchen gegriffen. Oder zumindest in ein angefangenes Marmeladenglas. Mit dem Vierergrüppchen bestehend aus drei Spaniern (einer -in) und einem Brasilianer klickte es von Anfang an. Geili Sieche. Eigentlich langweilig. Wobei, eine Sache war dann doch. Drei unserer 4x4-Companieros sprechen einwandfreies Englisch und trösten somit über die inakzeptabel inexistenten Englischkenntnisse von Charles hinweg. Der Vierte nicht. Also eigentlich spricht er gar nicht. Irgendwie erinnert er stark an Alan von Hangover. Auch optisch. Ihr wisst schon, der Typ mit Bart (https://en.m.wikipedia.org/wiki/The_Hangover). Ziemlich einen an der Waffel aber auch total lieb und so. Ich hoffe der taucht nicht auch plötzlich mit einem gefundenen Baby auf. Und wenn doch soll er wenigstens auch „Ruufies“ mitbringen! Wir werden sehen.

    Die 4x4-Fahrten mit Charles sind echt lustig, sein Mixtape auch. Er bewegt uns oft einen Ticken über dem schon oft rezitierten „flüssig“ und auf den billigen Plätzen haut man sich des Öfteren die Rübe ans Dach. Scho no geil. Und Charles entpuppt sich auch sonst als lustiger Kauz mit einem Fable für bolivianische Folklore und Kuschelrock. Erinnert mich irgendwie auch an The Stig - also den echten, nicht Pedro Fictivo. Dieser fährt seine Speed-Runden ausschliesslich bei völlig skurril anmutender Musik (https://youtu.be/OVuUNmGtiCA). Bei Celine Dion und Brian Adams geht Charles fahrerisch ab wie Schmitts Katze - oder Schrödingers? Ich weiss es nicht. Über weite Strecken total grotesk und unwirklich, aber das passt ja zur Landschaft durch die wir brettern. Bei Charles kommt allerdings noch das ultimative Race-Outfit dazu: Totenkopf-Sturmmaske, plastifizierte Gartenhandschuhe und rotes Cap auf Ost-Nord-Ost. Schau Foto. Dieser nach eigenen Angaben semi-professionelle Parcour-Hüpfer hat definitiv einen an der Klatsche und sollte weniger Kräuter rauchen. Sonst endet er noch wie der verwirrte Vogelbeeren-Bob.

    Unsere Tour führt uns stellenweise auf über 5‘000m und ist in etwa so eintönig wie ein 100-teiliger Kasten von Faber-Kastell. Wie immer bringen das die Bilder aber viel besser zum Ausdruck als meine teils frivole Ausdrucksweise. Ein Ort muss aber definitiv auch schriftlich erwähnt sein, da die Fotos das effektive Ausmass auf keinste Weise einzufangen vermochten. Einer der unwirklichsten Orte unserer Tour ist die Laguna Colorada, irgendwo im Nirgendwo. Stürmisch, im Winter bis -30 Grad. Und was lebt hier das ganze Jahr durch? Wer? Ja, die zu Tränen gerührte Mia? Genau, Flamingos! Aber nicht wie auf den Fotos ersichtlich ein paar Dutzend, es sind tausende! Es scheint als hätte es an diesem Ort mehr Flamingos als auf dem gesamten Globus. Totaler Alien-Wahnsinn. Und was treibt (an anderer Stelle) der schönen Sue Tränen in die Augen? Ausser Pfefferspray? Genau, ein flauschiges Lama-Baby in den Armen zu halten, während der durchgeknallte Charles zum dicken Kuss ansetzt. Also mit dem Lama, nicht mit Ihr. Auch irgendwie abartig. Abartig schön.

    Wir enden also glücklich und gesund in Uyuni, von wo uns ein Nachtbus nach La Paz bringen wird. Unsere 4x4-Companieros tun es uns übrigens gleich und wir sind bereits für weitere Schweinereien in der Stadt verabredet. Das dürften also zwei lustige Tage werden in La Paz, bevor unser Peru Hop in Richtung Cusco und Machu Picchu startet.

    PS: Sue der kleine Foto-Maniac kommt bei diesem Post leider nicht mit 10 Fotos aus und einen Clip aus ein paar Drohnen-Shootings (nicht zu verwechseln mit Drive-By-Shootings, obwohl sich der Jeep teils auch bewegt hat) gibts dann auch noch. Kommt also irgendwann noch ein zusätzlicher Picture- und Clip-Post ... Stay tuned.
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