Satellite
Show on map
  • Day 342

    Roofies zu Weihnachten

    December 24, 2018 in Thailand ⋅ ☀️ 32 °C

    Unser Thai-Trip startet in Bangkok. Wir schlafen drei Nächte in einem „Poshtel“. Also ein poshes Hostel. Total lustige Wortakrobatik. Ich kann nicht mehr. Das Zimmer ist ok, die Lage mittelmässig und das Bett ein Traum. Bangkok ist gross, modern und laut. Wie so viele Metropolen. Für uns wird die Stadt dieses Jahr auch zum Weihnachts-Domizil, was in unserer eigenen Vorstellung weniger besinnlich und mehr Party als gewohnt heissen dürfte. Wir planen einen kurzen Abstecher in die Lebua Sky Bar, die im Film „Hangover 2“ vorkommt. Vielleicht verteilen die ja auch Roofies für Heiligabend. Aber dreizehn Stutz für ein Bier, das man sonst für einen kriegt? Und fünfundzwanzig Stutz für einen Cocktail? Auch ohne Rücksprache mit dem Budget lassen wir den Plan schnell wieder fallen. Also doch kein „bang cock in Bangkok“ wie im Film. Schade. Das Budget ist natürlich total zufrieden. Schweisst uns wieder etwas zusammen. Anders als Amerikas Staatsfeind #1 - Alleingang-Donald - und seine davon rennenden Minister. Gehen wir eben in eine andere der unzähligen Skybars. Da starten die fancy Cocktails schon bei zehn Stutz. Nur Roofies gibts natürlich keine. Zum Glück. Für Sue.

    Natürlich hat auch Bangkok allerlei Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Darunter die - oder eine - ehemalige königliche Palastanlage. Auch ein schönes Beispiel, wieso diese Welt keine Könige braucht. So wenig wie religiöse Geldverschwendung. Nichts gegen Prunkbauten, jeder darf sein fair verdientes Geld ausgeben wie er will. Aber Geld vom eigenen Volk oder Gläubigen mit der Hoffnung auf ein besseres Leben? Absurd. Ja schon fast kriminell. Ein Tempel oder Palast könnte bei den Eintrittspreisen ja durchaus als Real Estate oder Infrastruktur Investment funktionieren. Wie Vergnügungsparks, Brücken oder Autobahnen. Oder es sind Philanthropen, die der Welt etwas schönes schenken wollen, denn davon gibt es ja auch genug auf der Welt. Aber egal, let’s move on. Sonst schieb ich hier schon wieder eine moralische Krise. Und das an Weihnachten, dem Fest der Liebe.

    Pünktlich zu Heiligabend sind auch mein Magen und Kopf wieder in akzeptablem Zustand. Bioflorin und Panadol sei Dank. Wichtig, denn im Adventskalender versteckt sich hinter dem letzten Türchen der Hinweis auf eine leckere Flasche Champagner aus Frankreisch. Schliesslich feiern wir heute neben Weihnachten auch unser neunjähriges Jubiläum. Das klingt schon wieder furchtbar alt. Aber egal. Für die Xmas-Stimmung brauchen wir unbedingt auch eine Santa-Mütze. Für Sues schönes Köpfchen werden wir schnell fündig. Aber für meine Wassermelone? Schwierig. Mit dem Chatuchak Weekend Market finden wir aber endlich einen Markt - nebenbei einer der Grössten weltweit -, auf dem sich das Sortiment nicht alle zehn Meter wiederholt. Eindrücklich. Meine Santa-Mütze gibt es aber auch hier nicht. In meinem neuen Lieblingsladen „Pink Pussy“ werden wir aber zum Glück dann doch noch fündig. Immerhin verspricht die Mad Monkey Bar - genau, die mit dem verhängnisvollen Eimersaufen in Vietnam - jedem einen Drink aufs Haus, der weihnachtlich gekleidet zur Dinner-Party erscheint. Und für free Drinks machen wir ja bekanntlich fast alles. Also ich. Sue hat da mehr Klasse. Ist ja noch jung.

    Kurz vor Sieben erreichen wir besagte Bar. Als erste Gäste!? Schweizer eben. Doch dann die schreckliche Ernüchterung, obwohl ich noch gar nicht betrunken genug bin, um wieder nüchtern zu werden. Man hat offensichtlich keines der fünfzig Dinner-Tickets für uns reserviert. Die gemeinsame Analyse des Chat-Verlaufs führt zu einem „ohh, sorry, yeah, miscommunication ... sorry, we offer you a free shot! No, the kitchen is closed, so no food“. Fuck you! Wir wollten Teil von etwas sein, wenn wir dieses Weihnachten schon furchtbar weit weg von Familie und Freunden feiern und furchtbar traurig sind. Jetzt sollen wir zuschauen, wie fünfzig Leute gemeinsam und genüsslich ein Xmas-Menu verputzen und dann später mit leerem Magen zur Party stossen? Und Champagner gibt es hier auch nicht? Jetzt bin ich wirklich traurig. Und bestelle umgehend einen Drink. Schöne Weihnachten. Aber zum Glück gibt es hier ja genug Lokalitäten die sowohl leckeres Essen als auch alkoholische Getränke servieren. Unser heilig Abend endet - nach der besten Tom Kha Gai ever - in der Folge zu zweit sitzend vor unserem Poshtel, in einer Hand eine grosse Flasche Bier vom 7-Eleven und in der anderen eine dicke Zigarre. Ungewohnt und trotzdem irgendwie gemütlich. Auch ohne Roofies. Totaler Pärchenscheiss eben. Merry Xmas!

    ... and Happy New Year! ;)
    Read more