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  • Day 50

    Khmer Rouge - Killing Field Choeung Ek

    December 4, 2023 in Cambodia ⋅ ⛅ 31 °C

    Ich hatte bis dato noch nicht viel vom Völkermord gehört, der in Kambodscha stattfand, während ich geboren wurde. Wir Deutschen arbeiten unsere Geschichte im Unterricht relativ gut auf, hören aber zu wenig von anderen Teilen der Welt, wie mir scheint. Natürlich hatte ich schon von den Roten Khmer (Khmer Rouge) gehört, aber nicht wirklich verstanden, was die angerichtet haben. Nun steh ich hier auf einem Killing Field. Mit einem Guide, der durch die Khmer Rouge seinen Vater verlor. Und nach und nach erfahre ich Dinge, die ich lieber nicht gewusst hätte. Während ich im Sonnenschein auf einem Massengrab stehe.
    Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha dauerte von 1975 bis 1979. Durch Zwangsarbeit, Hungersnöte, Folter und Mord kamen in diesen Jahren Schätzungen zufolge etwa 1,7 Millionen Menschen ums Leben - fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Manche Schätzungen gehen von bis zu 3 Millionen Getöteten aus. Das ist auch die Zahl, die die Fremdenführer in Kambodscha angeben (ebenso die UN und Unicef). Das Ganze bei einer damaligen Gesamteinwohnerzahl von 7-8 Millionen.
    Choeung Ek, eine ehemalige Farm, wurde wie zu viele andere Orte, zu einem sogenannten Killing Field. Einziger Zweck: die Gefangenen, die aus den Gefängnissen der Khmer Rouge hierher kamen, sofort umzubringen.
    Anwohner waren die ersten, denen auffiel, dass hier etwas anders war, als sie nach dem Ende des Regimes wieder in ihr Dorf zurück konnten.
    In Choeung Ek wurden 8.895 Leichen entdeckt. Es wurde beschlossen, nur 86 der 129 Massengräber hier zu öffnen. Schätzungen gehen davon aus, dass hier etwa 20.000 Menschen getötet wurden. Viele der Toten waren ehemalige politische Gefangene, die die Roten Khmer in ihrem Internierungslager Tuol Sleng (und anderen Gefängnissen) festhielten.
    Das Killing Field ist extrem aufwühlend, ich sehe es den Gesichtern aller Besucher an, die mir entgegenkommen. Unserem Guide Sam fällt es schwer, überhaupt hier zu sein. Sein Vater und zwei Onkel sind vermutlich genau hier umgebracht worden. Einzelheiten machen das Schreckliche sichtbar, aber nicht fassbar. Knochen und Kleidungsstücke, die aus dem Boden kommen, über den man auf Planken läuft. Die zwei giftigen Bäume (Killing Trees), die damals zum Vergiften der Gefangenen verwendet wurde. Bis auf diese zwei wurden alle anderen gefällt nach Regime-Ende (und das waren viele Bäume). Man sieht die Mulden, wo die Erde eingesackt ist. Die Mulden liegen dicht aneinander, die grösste wurde das Grab von 450 Menschen. In einem Grab lagen nur Körper ohne Kopf. Bäume, in denen Lautsprecher für Musik aufgehangen wurden, um die Todesschreie zu übertönen. Bäume, an denen Kinderköpfe und Babykörper zerschmettert wurden, während die Eltern zusehen mussten. Ein Massengrab, wo nur Kinder und geschändete, nackte Frauenkörper lagen. Schuppen, in denen die primitiven, und daher um so schrecklichen Werkzeuge gelagert wurden, die zum Töten verwendet wurden, bspw. Feldhacken oder auch Palmblätter mit ihre sägeartigen Kanten, mit denen Menschen enthauptet wurden. Es existieren Fotos von Leichenbergen und abgemagerten Gefangenen, die denen aus deutschen Konzentrationslagern so schrecklich ähnlich sehen. Die Khmer Rouge nahmen keinerlei Rücksicht auf Alter oder Geschlecht. Ihrem Leitspruch folgend, dass man Gras auch mit den gesamten Wurzeln ausreißen muss, wenn man es ausrotten will, ließen sie keine Babys oder Kinder leben, die sich evt. später rächen könnten.
    Heute ist Choeung Ek ein Denkmal, das durch eine buddhistische Stupa gekennzeichnet ist. Die Stupa hat Seiten aus Acrylglas und ist mit über 5.000 menschlichen Schädeln gefüllt. Einige tiefere Ebenen sind tagsüber geöffnet, sodass die Schädel direkt zu sehen sind. Viele wurden zerschmettert oder eingeschlagen, sie sind nach Alter der Ermordeten sortiert.

    I hadn't heard much about the genocide that was taking place in Cambodia while I was being born. We Germans work on our history relatively well in class, but it seems to me that we don't hear enough about other parts of the world. Of course I had heard about the Khmer Rouge, but didn't really understand what they had done. Now I'm standing here on a killing field. With a guide who lost his father to the Khmer Rouge. And little by little I learn things that I would rather not have known. While I stand in the sunshine on a mass grave.
    The Khmer Rouge's reign of terror in Cambodia lasted from 1975 to 1979. During these years, an estimated 1.7 million people - almost a quarter of the total population - lost their lives due to forced labor, starvation, torture and murder. Some estimates put up to 3 million people killed. This is also the number given by tourist guides in Cambodia (as well as the UN and Unicef). All this with a total population of 7-8 million at the time.
    Choeung Ek, a former farm, became, like too many other places, a so-called killing field. The only purpose: to immediately kill the prisoners who came here from the Khmer Rouge prisons.
    Local residents were the first to notice that something was different here when they were able to return to their village after the end of the regime.
    8,895 bodies were discovered at Choeung Ek. It was decided to open only 86 out of the 129 mass graves found. Estimations are that around 20,000 people were killed here. Many of the dead were former political prisoners who the Khmer Rouge kept in their Tuol Sleng detention center (and other prisons).
    The killing field is extremely disturbing, I can see it on the faces of all the visitors who come towards me. Our guide Sam finds it difficult to even be here. His father and two uncles were probably killed right here. Details make the horror visible but incomprehensible. Bones and pieces of clothing coming out of the ground you walk across on planks. The two poisonous trees (killing trees) that were used to poison prisoners back then. Except for these two, all the others were felled after the regime ended (and that was a lot of trees). You can see the hollows where the earth has collapsed. The hollows are close together, the largest was the grave of 450 people. In one grave there were only bodies without heads. Trees in which loudspeakers were hung for music to drown out the screams of death. Trees where children's heads and babies' bodies were smashed while parents watched. A mass grave where only children and violated naked women's bodies lay. Sheds in which the primitive and therefore terrible tools that were used for killing were stored, for example field hoes or palm leaves with their saw-like edges, with which people were beheaded. There are photos of piles of corpses and emaciated prisoners that look terribly similar to those from German concentration camps. The Khmer Rouge had no regard for age or gender. Following their motto that if you want to eradicate grass, you have to pull it out with all the roots, they didn't let any babies or children live who might take revenge later.
    Today, Choeung Ek is a memorial, marked by a Buddhist stupa. The stupa has acrylic glass sides and is filled with over 5,000 human skulls. Some lower levels are opened during the day so that the skulls can be seen directly. Many have been shattered or smashed in.
    They are sorted by age of the murdered humans.
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