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  • Day 36

    Vangvieng

    April 14, 2017 in Laos ⋅ ☀️ 29 °C

    Von Luang Prabangaus mussten wir für einige Stunden nach Süden in Richtung Vangvieng fahren. Nach der ersten Stunde quoll allerdings weißer Rauch unter unserer Motorhaube hervor, so dass wir alle aussteigen mussten. Nachdem unser Fahrer seinen gesamtem Trinkwasservorrat zum Kühlen des Motors verwendet hatte, ohne das Problem beheben zu können, wurde ein neuer Wagen angefordert, mit dem wir dann ohne Probleme ans Ziel gelangten.
    Er fuhr etwas ruppiger, als der Fahrer zuvor, vermutlich, um die Verspätung auszugleichen. Da wir aber, im Gegensatz zu der Zeit in Südamerika, keine Steilhänge neben uns hatten, war das kein wirklich großes Problem.

    Wir kamen an einem Busbahnhof an, der außerhalb von Vangvieng lag, so dass wir unsere Hauswirtin anrufen mussten, damit sie uns abholt. Das Angebot eines Tuctuc-Fahrers uns für 8 Euro hinzufahren, haben wir abgelehnt. Zwei Wochen später sollte ich rausfinden, was das Telefonat mich gekostet hat. Wir hätten auch das Tuctuc nehmen können…

    Nouth, unsere Gastgeberin, holte uns mit einem etwas vermüllten Großraumwagen ab. Sie selbst hatte einen leichten Hippieeinschlag, trug Pumphosen und hielt unheimlich viele Tiere auf ihrem Gelände. Darunter ein sehr liebenswerter Mischlingshund, der total verlaust aussah, aber eine sehr gute Seele hatte. Neben zwei weiteren Hunden und eine Riesenzahl von Enten, waren da auch zwei Katzen, die seltsam kurze Schwänze hatten, die auch einen Knick hatten. Wir wussten ja inzwischen, dass Südostasiaten einen sehr „praktischen“ Umgang mit Tieren hatten und fragten uns bereits, ob man den Katzen hier die Schwänze aus irgendwelchen merkwürdigen Gründen vielleicht abschneiden würde… Zumal das kupieren der schwänze bestimmter Hunderassen ja auch heute och in vielen Ländern Usus ist. Als wir allerdings „Katzen, Laos, Schwanz“ bei Google eingegeben haben, waren wir beruhigt zu erfahren, dass es sich um einen hier sehr verbreitetn Gendefekt handelt: http://m.tierwelt.ch/?rub=4485&id=41152

    Wir hatten uns in Vangvieng besonders auf die Ballonfahrt über den Ort gefreut. Die Landschaft sah ähnlich aus, wie in Ninh Binh, war also voller Kegelkarstfelsen und grün bewachsen. Wir buchten auch gleich eine Fahrt, wurden dann aber von einem Gewitter überrascht, dass den Start verhinderte. Ich hatte nie darauf geachtet, was eigentlich passiert, wenn ein Gewitter aufkommt. Da wir aber ja gerne fliegen wollten, waren wir unheimlich feinfühlig für jede Veränderung, die uns den Start hätte vermiesen konnte. So habe ich hier wohl das erste Mal bewusst gespürt, wie stark der Wind, noch bevor es anfängt zu regnen, wird. Oder auch wie subtil die Veränderungen des Lichtes sein können. Insofern war das, trotz eines verschobenen Starts, schon eine interessante Erfahrung. Ich kam mir auch noch nie so sehr, wie ein weltfremdes Stadtkind vor :-)

    Wir verschoben den Flug auf einen anderen Tag und verbrachten den Abend bei strömendem Regen in Nouths Bar und beschäftigten uns mit dem netten Hund. Das Gewitter war wohl das intensivste, das wir je erlebt hatten. Die Blitze durchzogen den ganzen Himmer und verästelten sich dutzendfach. Nach einer Zeit fiel auch der Strom aus, so dass wir den Rest des Abends nur mit Kerzenschein verbringen konnten und früh ins Bett gingen. Wir wurden dann irgendwann wach, als die Ventilatoren und das Zimmerlicht wieder angingen.

    Für den nächsten Tag hatten wir eine Tour gebucht. Vangvieng selbst war kein schöner Ort. Er liegt aber mitten in der schönsten Natur. Berge, ein großer Fluss, Urwälder, alles vorhanden. Aus diesem Grunde ist hier ein Zentrum für Eventtourismus entstanden.
    Noch vor einigen Jahren war das Hauptkonzept des Ortes, dass Touristen sich in großen aufgepumpten Autoreifen den Fluss unter treiben ließen und an den kleinen improvisierten Bars am Ufer einkehrten, wo Alkohol in Eimern und sogenannte Happy-Menues serviert wurden. Happy kann in Südostasien zwei Bedeutungen haben: Sex oder Drogen. In diesem Falle ging es um letzteres.
    Das Konzept funktionierte einige Jahre sehr gut und machte Vangvieng zu einem kleinen Hotspot im Nirgendwo. Nachdem aber pro Jahr wiedeholt Dutzende von Touristen gestorben waren, weil sie betrunken in ihren Autoreifen unterwegs gewesen sind, schob die Regierung dem Ganzen einen Riegel vor und Verbot den Bars am Ufer. Heute gibt es noch vereinzelt Orte, an denen „Happy-Sachen“ zu haben sind. Das ganz große Geschäft ist aber vorbei. Stattdessen wird die Natur deutlich mehr genutzt, um die Falang bei Laune zu halten.

    Wir hatten uns erst für eine Zipline-Tour, einer Art schnellen Seilbahnfahrt durch die Baumkronen und einer Tubing-Tour in einer der Höhlen angemeldet.
    Schon früh morgens waren die Guides irritiert darüber, dass wir in die Höhle wollen und wir waren schon fest davon überzeugt, dass wir da Blödsinn ausgesucht hatten, blieben aber bei unserer Entscheidung. Wir sollten später auch die einzigen in der Höhle sein…

    Zuerst aber, ging es zum Ziplining, dass wir eigentlich schon in Südamerika ausprobiert haben wollten. Wir waren eine gigantische Gruppe, wurden aber durch auffallend professionelle Guides sehr zügig durch die Anlage begleitet, so dass kaum Wartezeiten entstanden. Man trägt einen Klettergurt, an dem ein Schlitten und Sicherungshaken befestigt sind. Sind die Sicherungshaken erst einmal im System, besteht eigentlich kein Risiko mehr von den Plattformen zu fallen. An jeder Station wird der Schlitten dann auf das Laufseil gesetzt, dass man in folgedessen entlang fahren kann. So sieht das Ganze dann aus:
    https://www.youtube.com/watch?v=ubwZAtkz_C0
    Zum Vergleich, hier einmal die schnellste Zipline der Welt in Wales:
    https://www.youtube.com/watch?v=35D7rpxjeqo

    Nach dem Ziplining und dem Mittagessen sind wir dann zu unserer Höhle gefahren, begleitet. Wir mussten zuerst mit einem der Tubes ins Wasser und uns dann an einem Seil durch den Höhleneingang ziehen, in den der kleine Fluss hineinführte. Danach ging es über eine Leiter ins Innere. Die Höhle hat während des Bombardements der Amerikaner als Versteck für die Dorfbewohner aus der Umgebung gedient. Sie sollen sogar mehrere Monate dort verbracht haben. Die Wände waren voll mit Handabdrücken und man war zuerst geneigt zu glauben, dass es sich um Kunst zur Verschönerung der Umgebung während dieser schweren Zeit gehandelt hat. Der Guide enttäuschte uns da aber. Die Abdrücke sind von Touristen, die während der Regenzeit in die Höhle kommen, die dann voller Matsch ist…

    In der Höhle selbst fühlte man sich wie auf der Oberfläche eines anderen Planeten. Nichts schien dort zu leben. Aber selbst hier hatte das „Leben einen Weg [gefunden]“. Silke entdeckte eine handflächengroße, wunderschöne Spinne an der Wand und ich sah eine blinde Grille, die zwar nur einen Zentimenter lang war, aber Fühler hatte, die dem Zehnfachen ihrer Körperlänge entsprachen und die sie rhythmisch, wie einen Bildenstock hin und her schwang.
    Für diejenigen, die Insekten nichts abgewinnen können, halten sich auch Fledermäuse in der Nähe der Ausgänge bereit. Wir hatten also einen sehr gelungenen Tag und freuten uns schon auf unseren Ballonflug am nächsten Morgen, den wir direkt vor unserer Abreise machen wollten.

    Wir schliefen beide schlecht in der Angst zu verschlafen und standen überpünktlich auf. Nouth brachte uns um 6 zur Brücke, wo wir abgeholt werden sollten. Wir standen eine Weile herum, es wurde immer später und später und wir wurden zunehmend unruhiger.

    Ein Ladenbesitzer erkundigte sich nach uns, stellte uns zwei Klappstühle raus und telefonierte dann wie wild herum, um den Veranstalter des Ballonflugs ans Telefon zu bekommen. Dann sahen wir einen Ballon aufsteigen und ärgerten uns schon, bis der Ladenbesitzer uns sagte, dass es insgesamt 3 Ballons gäbe, was uns wieder beruhigte. Als dann Ballon Nummer 2 und Ballon Nummer 3 auch aufgestiegen waren, zuckte er nur entschuldigend mit den Schultern.

    Endlich kam der Fahrer, der uns nicht abgeholt hatte, mit seinem Tuctuc an und erzählte uns, dass er gewartet hätte, wir aber nicht da gewesen seien. Das war natürlich Blödsinn, aber ändern konnten wir nicht mehr viel. Er bot uns aber an, dass der Ballon mit uns nochmal aufsteigt, wenn wir direkt mit ihm zum Landeplatz fahren würden.

    Wir holperten also über Feld und Wiesen, wurden plötzlich von einem vollbesetzten Pickup überholt, auf dem Männer mit Sturmmasken saßen. Das machte einen unheimlichen Eindruck. Sie waren aber lediglich die Bodencrew, zum Abseilen des Ballons. Als wir ihn erreichten, wurde uns leider vom Piloten mitgeteilt, dass der Wind zu stark sei und er deswegen nicht mehr aufsteigen könne…

    Wir fuhren also zu Nouth zurück, die selbst so geknickt wirkte, wie wir uns fühlten und frühstückten in Ruhe. Da wir noch am selben Tag weiterfahren würden, konnten wir die Fahrt nicht mehr an einem anderen Tag nachholen, was schade war. Wir suchten aber, um die Stimmung zu retten, einen Ballon in Kambodscha raus, mit dem wir über Siem Reap fliegen wollten...
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