• Tobias Sambale

Indochina 2017

Tobiasによる74日間のアドベンチャー もっと詳しく
  • 旅行の開始
    2017年3月10日

    Hamburg

    2017年3月10日, ドイツ ⋅ ⛅ 7 °C

    Nach zwei wirklich entspannten Wochen in Deutschland brechen wir also zu unseren nächsten Ziel, dem östlichen Teil von Indochina, auf.

    Aus irgendeinem, heute für uns nicht mehr so ganz nachvollziehbaren Grund, haben wir einen Flug gebucht, der schon früh morgens vom Hamburger Flughafen starten sollte. Da vor uns 22 Stunden liegen würden, die wir entweder im Flugzeug oder auf den Flughäfen von Amsterdam oder Guangzhou verbringen sollten und der Zeitunterschied zu Vietnam +6 Stunden beträgt, wäre ein späterer Flug ohne Problem möglich gewesen. Sei's drum...もっと詳しく

  • Amsterdam - Guangzhou

    2017年3月11日, 中国 ⋅ 🌫 17 °C

    Wir hatten einen wirklich guten Stop in Schipol, toller Flughafen, der sogar Gebäck da hatte, das ich essen konnte. Der Flug nach Guangzhou war etwas schräg. Wir starteten gegen 12 Uhr mittags, wurden dann gleich verköstigt, unter anderem mit einem alkoholischen Getränkeangebot und wurden kurz darauf genötigt, alle Fenster zu schließen, da jetzt Ruhezeit sei... ...um 13:30 am Mittag nach der unter uns gültigen Ortszeit.

    Um 2 Uhr nachts Ortszeit in Vietnam, was entsprechend 20 Uhr in Deutschland war, fragte ich nach einem Glas Wein und wurde darauf verwiesen, dass jetzt Frühstückszeit sei und man von daher keinen Alkohol ausschenke. Kurz darauf wurde auch tatsächlich Frühstück serviert, und es folgte wieder Ruhezeit. Ich habe mich etwas gefühlt, wie in einem Pflegeheim.

    Ich habe schon am Flughafen von Guangzhou gemerkt, dass ich den Jetlag meines Lebens haben würde und tatsächlich waren wir beide als wir endlch Ho Chi Minh City erreicht hatten körperlich am Ende. Silke meint, dass ich mit dem Zusammenhang mit dem Zeitmanagement auf dem Flug übertreibe...

    Auf unserem Zwischenstopp in China hatten wir grade genug Zeit um eine Nudelsuppe zu essen, deren Schärfe eine echte Herausforderung war. Geschmacklich waren wir aber beide begeistert, denn einer der Hauptgründe für die Entscheidung nach Vietnam zu fliegen war das Essen in Asien.

    Wir wären gerne in noch in China eingereist, hatten aber zu wenig Zeit beim Zwischenstopp. Guangzhou soll wirklich spannend sein. Es ist die Hauptstadt der Provinz Guangdong, über die ich vor etwa einem Jahr mal etwas gelesen hatte. Es ging dabei darum, dass die Chinesen für die Provinz den Aufbau eines Rettungsdienstsystems nach deutschem Vorbild planen. Dazu müssem alleine fast 100.000 Menschen parallel ausgebildet werden. Davon alleine über 50.000 Notfallsanitäter und 40.000 "Technische Retter". Geplant wurde also eine Rettungsdienstakademie, die genau diese Anzahl an Personen auf einmal Ausbilden kann.

    Ich habe mich beim Lesen an ein Zitat aus dem Film "2012" erinnert gefühlt. Die Chinesen hatten hier gigantische Schiffe im Auftrag der anderen Staaten konstruiert, um die Weltelite vor der Sinnflut zu bewahren: http://vignette2.wikia.nocookie.net/2012movie/i…
    Als die Protagonisten die Berge erreichen, in denen die Werften für die Schiffe lagen, sagte einer von ihnen in etwa: "Nur die Chinesen können sowas in so kurze Zeit realisieren."
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  • Ho Chi Minh City

    2017年3月14日, ベトナム ⋅ ⛅ 26 °C

    Nach weiteren 3 Flugstunden sind wir in Ho-Chi-Minh-City angekommen, das von den Vietnamesen auch noch häufig mit seinem alten Namen „Saigon“ betitelt werden. Das liegt allerdings nicht daran, dass sie ein schlechtes Bild von dem ehemaligen Präsidenten des Landes hätten. Weit gefehlt, denn im Volksmund wird er nämlich auch heute noch liebevoll „Onkel Ho“ genannt. Jedes Kind wächst hier mit den Abenteuern auf, die er im Zuge seiner Reisen und seines Widerstandes gegen die japanische Besatzung und die französischen Kolonialherren erlebt hat. Dabei schauen sie natürlich etwas durch eine rosarote Brille, denn Vietnam ist auch heute noch ein sozialistischer Ein-Parteien-Staat, der sich wirtschaftlich gesehen zwar kapitalisiert hat, aber weiterhin noch von meinungsbildenden Komitees geführt wird und einen großen Führerkult betreibt. Ich habe mir also schon nach den ersten Geschichten, die wir über ihn erzählt bekommen haben, seine Biografie als Ebook gekauft, um eine etwas neutralere Pespektive einnehmen zu können. Diese verspricht, auch wenn ich sie noch nicht beginnen konnte, spannend zu werden. So reiste Ho Chi Minh, dessen Geburtsname Nguyen Sinh Cung lautete, durch Amerika, Asien und Europa, immer auf der Flucht vor der französischen Geheimpolizei und nahm dabei etwa 50 verschiedene Identitäten an. Er soll angenlich mehr als 10 Sprachen gesprochen haben und während des Kampfes gegen die Japaner im zweiten Weltkrieg stand er sogar kurzzeitig im Dienste der US-Regierung. Sein „Glück“ als Führungspersönlichkeit war wohl, dass er zeitlebens in Konflikten lebte. Erst politisierte er sich in Frankreich, dann organisierte er den Widerstand in Indochina, dann begann der Vietnamkrieg, dessen Ende er nicht mehr erlebte. Durch diesen Umstand werden mit ihm weniger die Defizite Realsozialistischer Systeme, sondern der Kampf gegen Unterdrückung verbunden. Das ist, so denke ich, einer der Gründe, warum man ihn hier heute so verehrt, aber auch politisch nutzt. Zitate von Ho Chi Minh werden eingesetzt, um seinen eigenen Standpunkt zu verdeutlichen und sein Gegenüber zu demoralisieren, denn Ho Chi Minh sollte man nicht widersprechen.

    Unser Hotel lag etwas abseits vom Stadtkern. So mussten wir zwar etwa eine halbe Stunde in die Innenstadt laufen oder ein Taxi nehmen, allerdings hatten wir einen unverfälschteren Eindruck des vietnamesischen Alltagslebens und ich war gespannt darauf, ob meine Vietnamesischstunden sich ausgezahlt hatten. Die Tatsache, dass es bei uns kaum Touristen gab, führte auch zu einigen lustigen Situationen. So wurden wir im Restaurant von etwa 6 Kellnern bedient, die sich auffällig um uns herum gestellt hatten und uns all ihre Aufmerksamkeit schenkten und Kinder waren ganz begeistert davon uns ein Hallo hinterher zu rufen.

    Läuft man durch die Straßen von Ho Chi Minh City, fallen einem zwei Dinge sofort ins Auge. Die zahlreichen Garküchen am Straßenrand, die zumeist über winzige Tische verfügen, an denen den gesamten Tag über Menschen auf kleinen Stühlen sitzen, essen und sich unterhalten und die vielen Motorroller, die zur Abendzeit keine einzige Lücke auf der Straße lassen. Alles ist nur ein vibrierender Strom. Manche der Roller sind mit Stapeln von Waren oder gleich der ganzen Familie beladen: https://www.youtube.com/watch?v=_uz2MR9-UTI

    Wir hatten zunächst keine Ahnung, wie wir über die Straße gehen sollten. Die Lösung ist allerdings denkbar einfach: Einfach losgehen. Es hat etwas magnetisches durch den dichten Verkehr zu laufen, denn um einen herum tut sich der Platz den man braucht einfach so auf.

    Am ersten Tag in Saigon liefen wir durch die Straßen und besuchten ein paar Sehenswürdigkeiten. Der Revolutionspalast ist im Stile einer Scheußlichkeit aus den 60er Jahren konstruiert und bietet ein rundum konservatives Ambiente. Das Ho Chi Minh City Museum stellte zwar einige interessante Exponate, wie etwa altes vietnamesisches Geld oder Ausrüstung des Vietcong aus, war aber nur leidlich gepflegt. Hier beobachteten wir auch das erste der unzähligen Hochzeitsshootings, wir nehmen an für Kataloge oder ähnliches. In Vietnam ist es, wie in gesamt Südostasien verpönt, öffentlich Zuneigung zu seinem Partner auszudrücken und so sind die Gesichter des Brautpaares, sei es nun echt oder lediglich gespielt, entsprechend entsetzt, wenn der Fotograf zum Kussbild auffordert.

    Verpasst haben wir leider das War Remnants Museum, das einen Einblick in die Nordvietnamesische Perspektive des Vietnamkriegs bietet. Demenstprechend wäre natürlich auch das mit Vorsicht zu genießen gewesen. Es bietet aber einen guten Anhaltspunkt für die Dimensionen, die dieser Krieg umfasst hat:
    https://www.tripadvisor.com/Attraction_Review-g…

    Ich lese dazu aktuell „Krieg ohne Fronten“ von Bernd Greiner. Es ist zwar sehr technisch geschrieben, aber ungemein gut recherchiert. Es beleuchtet vornehmlich das amerikanische Verhalten in Bezug auf die zahlreichen Kriegsverbrechen, verschweigt dabei aber nicht die Taten, die vom Vietcong begangen wurden. Es ist enorm umfangreich und manchmal macht das Lesen etwas müde, aber es lohnt sich wirklich. Wer also mal ein Wochenende Zeit hat und bereit ist, sich durch 600 Seiten zu kämpfen, sei das Buch wärmstens ans Herz gelegt:
    https://www.amazon.de/Krieg-ohne-Fronten-Die-Vi…
    …insbesondere spannend ist das, was man aus dem Buch über das Versagen von ganzen Institutionen mitnehmen kann. Es lässt sich ohne Probleme mit leichten Modifikationen auf das eigene Alltagsleben, z.B. Firmenstrukturen oder Behördenorganisation übertragen.

    Wir besuchten am nächsten Tag die Củ Chi-Tunnel, die dem Vietcong als Verteidigungsanlagen gedient haben. Sie erstrecken sich auf über 200 km und bestehen aus unterirdischen Gängen, die etwas gößere Kammern miteinander verbinden. Zudem ist es in mehreren Etagen aufgebaut, von denen die tiefste in etwa 8 Metern liegt. Selbst mit großangelegtem Flächenbombardement war es nicht möglich, die Anlagen zu zerstören. Als ich ein Kind war, habe ich gerne in einem Buch meines Vaters geblättert, das eine Zeichnung de Tunnelanlage enthielt. Schon damals fand ich das ganze System absolut faszinierend. Ich war also unheimlich begeistert davon, dass wir auch durch einen kleinen Teil des Sytems kriechen durften. Einmal wurden haben wir dabei sogar kleine Fledermäuse aufgeschreckt, die an der Tunneldecke hingen.

    Nach der Führung konnte man an einem Schießstand verschiedene Gewehre ausprobieren. Natürlich gegen einen Aufpreis. Auch wenn ich mir ein wenig, wie so ein Vollbluttouri vorkam, habe ich mir die Gelegenheit mit einer AK-47 zu schießen, natürlich nicht nehmen lassen.

    Am selben Tag haben wir übrigens auch den Cao Đài Tempel in Tây Ninh besucht, um mal von etwas anderem als Politik zu schreiben. Caodaismus ist eine interessante Mischreligion, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Vietnam entstand und noch heute hauptsächlich in Indochina verbreitet ist. Da die Religion so jung ist, wird sie manchmal auch als Sekte bezeichnet. Die genaue Abgrenzung ist natürlich schwierig, aber ich habe das persönliche Gefühl, dass man den Menschen Unrecht tuen würde, wenn man ihre Religion so abwertent bezeichnen würde.
    Der Caodaismus stellt eine Mischform aus westlichen und östlichen Religionen dar und geht davon aus, dass alle Menschen an den selben Gott glauben, der sich ihnen nur unterschiedlich offenbart hat. Die Anhänger haben recht strenge, aber auch verhältnismäßig nachvollziehbare Vorschriften, wie etwa Demut, Alkoholverzicht, Vegetarismus oder Nächstenliebe.
    Witzig allerdings ist, dass sie bestimmte histoische Figuren verehren. So findet sich im buntgeschmückten Tempel, der über eine zentrale Kuppel, wie bei einer Moschee und zwei Türme, wie bei einer Kirche, verfügt, ein großes Bild von Victor Hugo. Also der Victor Hugo, der den Glöckner von Notre-Dame geschrieben hat. Er gilt ihnen als eine Art spirituelle Leitfigur.

    Wir durften, nachdem wir durch den Tempel geführt worden waren, an der Mittagszeremonie teilnehmen, bei der wir die betenden von einem Balkon aus anschauen durften. Wir haben uns dabei ziemlich über die Touristen und selbst die Führer geärgert, die sich laut unterhielten und immer wieder herumliefen, um die besten Fotoplätze zu ergattern. Eine ältere Französin war wohl ziemlich sauer auf mich, weil ich sie gefragt habe, „what the fuck“ sie da tut, als sie versuchte zwischen unseren Beinen hindurchzukriechen.

    Ich gebe zu, dass meine Wortwahl da unglücklich war. Es ist mir im Eifer des Gefechts so rausgerutscht. Ohne das „the fuck“ wäre es vermutlich ähnlich wirksam gewesen. Aber ich war wirklich schockiert, dass eine Frau jenseits der 50 sich selbst so erniedrigt und dabei auch noch die Zeremonie stört.

    Trotzdem war der Besuch sehr schön. Besonders der bunte Tempel, die langen Gewänder der Betenden und der Blumengarten neben dem Tempel hatten es uns angetan. Kurz nachdem wir durch diesen Garten spaziert waren, kam ein Mann mit seinen Kindern auf uns zu, und machte unverständliche Gesten und schob seinen Sohn neben mich, um ein Foto von uns zu machen, dann seinen nächsten Sohn und dann seine Tochter. Danach mussten alle noch ein Foto mit Silke machen. Sie waren ganz begeistert von uns und machten den Eindruck, dass sie noch nie einen Europäer gesehen haben. Danach setzten sie sich zu fünft auf einen Roller und fuhren davon.

    Am letzten Tag in Saigon machten wir einen Ausflug in das Mekong-Delta, wo wir uns die örtliche Lebensmittelproduktion anschauten und ein kleines Hauskonzert mit traditioneller Vietnamesicher Musik besuchten. Als wir in einem traditionellen kleinen Ruderboot über einen Seitenarm des Flusses gefahren wurden, fuhr vor uns eine witzige Vietnamesin, die während sie die langen Ruder sag laut „Row, row, row your boat“ sang...
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  • Nha Trang

    2017年3月17日, ベトナム ⋅ ⛅ 26 °C

    Seit dem Jahre 1883, als der Kaiser zum Abdanken gezwungen wurde, war Vietnam eine Kolonie Frankreichs. Zunächst waren die Fremden nur Berater des Regenten, als Vietnam jedoch von politische Unruhen ergriffen wurde, nutzten sie ihre Chance zur Einverleibung des Landes.

    Der Ort Nha Trang galt den neuen Herren des Landes wegen seine schönen Strände und dem klaren Wasser als das „Nizza des Ostens“. Wir planten zwei Tage dort zu verbringen, um etwas zu baden und uns zu entspannen.

    Wir hatten von Ho-Chi-Minh-City aus einen Zug genommen, der etwa 8 Stunden gebraucht hatte. Wir hatten Tickets für die „Soft-Seat“-Klasse gekauft, denn die „Hard-Seat“-Variante entsprach dem, was man gemeinhin als Holzklasse versteht. Viel schöner anzusehen, aber eben auch viel ungemütlicher. Grade wenn man einen ganzen Tag unterwegs ist…

    Das Zugfahren in Vietnam ist sehr gemütlich. Wegen der unebenen Schienen fährt man nicht sehr schnell und schaukelt gemächlich hin und her. Zwischendruch werden immer wieder kleine Essenswagen durch die Gänge geschoben, auf denen heiße Suppe dampft. Auch kleine Snacks, wie gekochte Maiskolben, Eier oder Süßigkeiten konnten bestellt werden. Dazu wurde auch immer der in Vietnam typische cà phê sữa đá (Eiskaffe mit gesüßter Kondensmilch) angeboten, der viel leckerer schmeckt, als es zunächst klingt:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Vietnamese_iced_c…

    Manchmal kommen auch Händler aus den Dörfern, in denen der Zug grade hält, hinein, um Früchte oder hausgemachtes Essen zu verkaufen. Ich fragte eine der Frauen nach dem Preis für eine Drachenfrucht, wunderte mich, dass sie ganze 2,50 Euro dafür haben wollte und fragte nach einem besseren Preis Sie war ganz begeistert, dass ich den vietnamesischen Ausruf für „Viel zu teuer!“ (đắt quá) kannte und gewährte mir einen kleinen Rabatt. Ich sagte zu, obwohl mir zwei Euro immer noch zu teuer erschienen, nur um kurz darauf festzustellen, dass es nicht um nur eine Frucht, sondern um den ganzen Beutel ging, den sie dabei hatte. Ich war also jetzt stolzer Besitzer von 13 Drachenfrüchten von denen wir gleich eine an lachende Mitreisende verschenkten.

    Als wir in Nha Trang ankamen, stellten wir fest, dass neben vietnamesischen und chinesischen Beschriftungen auch meistens deren Entsprechung im russischen angegeben war. Der Ort gilt nämlich als das Mallorca Russlands. Dementsprechend kultiviert erschienen uns unsere touristischen Nachbarn also. Im Grunde hatten wir aber kaum Berührungspunkte.

    Am selben Tag schafften wir nur einen kleinen Spaziergang an der Uferpromenade, an der zahlreiche Restaurants lagen, die Grills in ihren Eingängen stehen hatten, auf denen große Schlangen und kleine Krokodile gebraten wurden.

    Es soll in Nha Trang auch eine Schlangenshow geben. Auf einer Insel gegenüber, die eine Art Disneyland darstellt, wohl auch eine Show mit Tanzbären und Affen. Auf einer anderen Insel soll es eine Show geben, in der kleine Affen in kleinen Autos herumfahren oder als Jockeys bei Hunderennen eingesetzt werden. Ich muss ja gestehen, dass mich das jedes Mal wirklich anwidert, wenn ich davon nur lese. Der Umgang mit Tieren ist in Asien tatsächlich deutlich problematischer als in vielen anderen Teilen der Welt. Spannenderweise sind es die Touristen aus diesen „vielen anderen Teilen der Welt“, die diesen Blödsinn auch noch finanzieren.

    Wir haben uns daher tatsächlich gegen größere Ausflüge entschieden und den ersten vollen Tag nur am Strand verbracht. Der Strand ist in Abschnitte unterteilt, die bestimmten Anbietern gehören, so dass man immer etwas zahlen muss, wenn man irgendwo liegen möchte. Dafür hat man dann aber, grade an den äußeren Rändern, Liegen, Handtücher und einen Sonnenschirm für sich. Zudem ist eine kleine Bar sowie Toiletten und eine Dusche in der Nähe. Ich konnte mich allerdings nicht so recht entspannen und fühlte mich den ganzen Tag innerlich sehr unruhig. Erst dachte ich, dass ich krank werden würde, schob es aber später auf zuviel von dem vietnamesischen Kaffee, der manchmal recht stark daher kommt. Das merkt man meistens aber zunächst gar nicht so sehr, weil er so süß ist. Geschwommen bin ich natürlich trotzdem. Der Strand ist sehr steil, so dass man schon nach ein paar Metern nicht mehr stehen kann. Im Kombination mit den großen Wellen, die vom Südchinesischen Meer kommen, ist das manchmal sogar eine kleine Herausforderung gewesen.

    Am nächsten Tag haben wir noch etwas kuturell wertvolles gemacht und uns zwei religiöse Stätten angeschaut. Po Nagar ist ein verfallener Tempelkomplex der Cham-Kultur aus der Zeit, als diese noch hinduistisch dominiert war. Heute sind die Cham weitestgehend Sunniten und stellen eine der zahlreichen Minderheiten in Vietnam dar. Po Nagar erinnert an ihre Blütezeit als sogenannte Champa-Kultur. Die Cham hatten insbesondere kurz nach dem Vietnamkrieg ein schweres Schicksal, da sie mit den USA kollaboriert hatten und vor allem in Kambodscha reihenweise von den Roten Khmer ermordet wurden. Viele von ihnen flohen von daher in die umgebenden Länder der Region.

    Unser zweiter Stop war die Long-Sơn-Pagode, ein buddistischer Tempel im Herzen Nha Trangs. Die Vietnamesen pflegen eine interessante religiöse Mischung in ihrem Alltagsleben. Zwar bekennen sich die meisten zum Atheismus, dennoch besuchen viele von ihnen buddistische Tempel und haben kleine Hausschreine mit denen sie ihre Ahnen ehren. Religion und Alltag sind hier zu einer wilden Mischung aus Tradition und Aberglauben vermengt. In Long-Sơn finden sich neben dem großen Gebetsraum auch ein schöner liegender Buddha mit seeligem Lächeln und eine große sitzende Buddhastatue, die auf einer Lotusblüte thront.

    Nach einem letzten Abendessen verlassen wir Nha Trang mit dem Nachtzug...
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  • Hội An

    2017年3月20日, ベトナム ⋅ ⛅ 26 °C

    Unsere erste Fahrt im Nachtzug war etwas aufregend, aber auch recht ereignislos. Auf den längeren Strecken in Vietnam kann man sich Schlafabteile buchen, die über wahlweise 4 oder 6 Betten verfügen, die als Stockbetten verbaut sind.

    Wir teilten uns das Abteil mit einer jungen Mutter und ihrem Kind, das Nachts häufiger aufwachte und weinte, im Grunde aber sehr friedlich war. Die Betten stehen seitlich zur Fahrtrichtung, so dass man auf den unebenen Strecken immer wieder hin- und herschaukelt. Die Klimaanlage kühlte, wie es hier sehr häufig so gehandhabt wird, auf unter 20 Grad hinunter, so dass man eine Decke brauchte. Wir haben extra für diesen Reiseabschnitt Schlafsackinlays gekauft, die man als dünne Minischlafsäcke benutzen kann, wenn man den angebotenen Decken in Bezug auf die Sauberkeit nicht traut.

    Am nächsten Morgen dann, kamen wir ziemlich zerknittert in Đà Nẵng an. Damit waren wir in Zentralvietnam, in dem ein anderer Dialekt gesprochen wird, als im Süden oder im Norden, was das Vietnamesischlernen für mich nicht unbedingt einfacher gemacht hat.

    Vietnamesisch ist eine interessante Sprache für westliche Sprachinteressierte. Der Lehrer aus der Nähe von Saigon, bei dem ich Unterricht über Skype nehme, ist davon überzeugt, dass seine Landessprache der Brückenschlag zwischen östlicher und westlicher Kultur sei.

    Ob das so stimmt, bezweifliche ich in einigen Punkten, aber im Grunde hat er nicht Unrecht, denn obwohl Vietnamesisch keinerlei ähnlichkeit mit den indogermanischen Sprachen hat, zu denen unter anderem die germanischen und die romanischen Sprachen gezählt werden, verwendet es das lateinische Alphabet in einer etwas modifizierten Form und ist „phonetisch“, d.h. wenn man die Aussprache der Buchstaben kennt, kann man das Wort im Regelfall korrekt aussprechen.

    Dies geht vor allem auf Einflüsse von katholischen Missionaren und letztendlich die Kolonialisierung durch Frankreich zurück. Đà Nẵng übrigens ist ein, in Bezug auf den Kolonialismus, historisch wichtiger Ort. So wurde es in einer ersten Offensive zur Unterwerfung des Landes von französischen Kriegsschiffen bombardiert. Vorgeblich um auf die Verfolgung zuvor genannter Missionare zu reagieren.

    Die vietnamesische Grammatik ist ebenfalls unheimlich einfach und logisch aufgebaut. Der große Vorteil gegenüber europäischen Sprachen ist, dass weder konjugiert noch dekliniert werden muss, die Sprache wird dann auch als „isolierend“ bezeichnet.
    Aus „Ich esse Reis“ wird immer „Ich essen Reis“. Aus „Ich aß Reis“ wird „Ich Vergangenheit essen Reis“. Nach dem Spanischen mit seinen unzähligen Verbtabellen, bin ich ganz froh, dass ich mich hier nichtmehr darauf konzentrieren muss.

    Die große Schwierigkeit ist allerdings, dass Vietnamesisch „tonal“ ist. D.h. je nachdem in welcher Tonhöhe bzw. mit welcher Tonhöhenveränderung ein Wort ausgesprochen wird, verändert sich auch seine Bedeutung. Hier kann man das ganz schön sehen: https://www.youtube.com/watch?v=9YsyGTvkpZU

    Alleine das Wort „ma“, kann -je nach Ton- wahlweise „Gespenst, Mutter, aber, Reissetzling, Grab oder Pferd“ heißen. Ich als „Pharang“ kann das natürlich nicht wirklich und dementsprechend häufig ist der Anteil von Blödsinn, den ich von mir gebe, wenn ich versuche etwas auf Vietnamesisch zu sagen.

    Von Đà Nẵng aus fuhren wir mit einem Shuttle in das nahegelegene Hội An, das wohl die schönste Altstadt in ganz Vietnam zu bieten hat. Er gilt zudem als berühmteste Scheiderstadt des Landes, so dass wir nicht umhinkamen unser Reisebugdet durch Kleidungskäufe auf eine kleine Zerreisprobe zu stellen. Übernachten sollten wir etwas außerhalb des Zentrums in einem „Homestay“, das eher wie ein Hotel wirkte. Die Familie, die die Herberge betrieb, gab sich alle Mühe, uns den Aufenthalt so angenehm, wie möglich zu machen. Da wir so früh am Morgen ankamen, war unser Zimmer allerdings noch nicht zum Einzug bereit, so dass wir den Tag nutzten, um uns die Stadt anzuschauen.

    Zuallererst machten wir einen Stopp beim Silk-Village, wo wir Einblick in die Seidenherstellung bekamen und verschiedenen Webtechniken vorgeführt bekamen. Unter anderem wurde uns gezeigt, wie die Cham, ihre traditionellen Kleidungsstücke und Assesoirs anfertigen. Mir war auch bisher nicht so recht bewusst, dass man die Raupen auskocht, um an die unbeschädigten Kokons zu kommen. Ich habe daraufhin etwas gegoogelt und einen Artikel aus dem Wall Street Journal über ein Verfahren gefunden, bei dem die Raupen vor der Seidengewinnung schlüpfen dürfen:
    http://www.seidentraum.eu/pdf/taking_the_violen…
    Ob einem das wichtig ist oder nicht, muss man natürlich für sich selbst entscheiden. Ich fand es allerdings ganz schön zu lesen, dass sich jemand intensiv mit dem Thema beschäftigt hat und eine gute Alternative anbieten kann.

    Für den Eintritt nach Hội An selbst, muss man eine Gebühr bezahlen, da die Altstadt unter besonderem Schutz steht. Sie ist sogar UNESCO-Weltkulturerbe und hat diesen Status weit mehr als verdient. Ein altes Holzhaus reiht sich an das nächste. Fast alle beherbergen Geschäfte, was den Zauber zwar ein wenig stört, aber dennoch ganz der Tradition der Stadt folgt, die einst ein großes Wirtschaftszentrum von japanischen und chinesischen Händlern gewesen ist. Demenstprechend vielfältig sind auch die Einflüsse, die auf die Architektur der Stadt gewirkt haben:
    http://whc.unesco.org/en/list/948/gallery/

    Wir verbrachten den Tag in einem Geschäft nach dem anderen und deckten uns mit Kleidung ein, die wir definitv nicht in Indochina tragen würden. Ich zum Beispiel habe mir einen tollen Wintermantel gekauft, von dem ich gleich begeistert war, den ich jetzt wohl aber für ein paar Wochen mit mir herumtragen muss. Am Abend besuchten wir den bunt beleuchteten Nachtmarkt und die vielen Stände und Buden. Dabei probierten wir allerlei regionale Gerichte, wie etwa die knusprigen, gefüllten Reispfannkuchen (Bánh xèo) oder das nur hier erhältliche Nudelgericht Cao lầu, das eine wirklich spannende Herstellungsgeschichte hat: https://asiastreetfood.com/esskultur/cao-lau-nu…

    Ich werde hier meistens etwas irritiert angeschaut, wenn ich mich als „chay“ als Vegetarier oute. Man hat hier, wie in vielen asiatischen Ländern, einen sehr pragmatischen Umgang mit Essen. Fast alles, was weich genug ist, um gekaut zu werden, wird hier auch irgendwo gegessen. Ganz gleich ob es sich dabei um Schlangen, Hunde, bestimmte Baumrinden, scheinbar ungenießbare Wurzeln, Schnecken oder Seidenraupen, von der mir im Silk Village versichert wurde, dass das enthaltene Protein „very nice“ für den Muskelaufbau wäre, handelt.
    Die vietnamesiche Gastfreundschaft ist allerdings so groß, dass sie so einiges daran setzen, besondere Kundenwünsche zu erfüllen. Mit den Glutenunverträglichkeit habe ich sogar Glück, denn fast alle Speisen basieren auf Reis oder Reismehl. Eine Ausnahme bilden hier die berühmten Sandwiches, die mit Bánh mì, also Weizenbrot angefertigt werden.
    Genauso wie die Kaffeeverehrung hier, gehen die überall erhältlichen Baguettes wohl auf den französichen Einfluss zurück. Ähnlich wie bei der vietnamesichen Sprache, gibt es hier einen interessanten Brückenschlag zur europäischen Kultur.

    Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug nach Mỹ Sơn, das ganz in der Nähe liegt. Hier sind mehr als 70 Tempel der Cham-Kultur erhalten geblieben. Einige allerdings in recht rudimentärem Zustand, was nicht zuletzt an den Flächenbombardements im Vietnamkrieg liegt. Der Wideraufbau ist ungemein schwierig, weil die Cham eine spezielle fugenlose Bauweise nutzten, die bisher nicht nachempfunden worden ist. Es wird vermutet, dass sie hierzu große Hitze einsetzten.

    Wir hatten, wie bisher immer, einen besonders „witzigen“ Führer, was auf die Dauer etwas anstrengend ist. Man muss sich das in etwa so vorstellen, dass jeder Information ein Witz folgte, über den man dann meist nur aus Verlegenheit gelacht hat. Das Lieblingsthema dieses Führers war der Sexualitätsbezug der Cham-Reliquien. Wir hielten mehrfach vor kleinen Altären, die wahlweise zylinder- oder rautenförmig waren. Eine kleine Japanerin hatte es besonders schwer mit ihm, denn sie verstand sein gebrochenes Englisch nicht, was dazu führte, dass er die Symbolik pantomimisch vedeutlicht hat. Nachdem wir wieder in der Innenstadt abgesetzt wurden – der zweite Teil unserer Tour war eine Bootsfahrt, bei der wir auch einige Wasserbüffel sehen konnten – besuchten wir noch ein paar Museen, antike Stätten und eine traditionelle Musikshow, bevor wir zum Abend nach Hause gingen, um zu entspannen.

    Leider hatten wir nur zwei volle Tage in Hội An eingeplant. Eine Fehleinschätzung, denn man kann hier ohne Probleme eine gute Woche verbringen, wenn man noch ein paar Strandtage und Ausflüge einrechnet.

    Dafür freuen wir uns aber umso mehr auf die Zugfahrt nach Hue, der alten Kaiserstadt Vietnams, die uns über die Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam führen wird, die auch als Wolkenpass bezeichnet wird.
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  • Huế

    2017年3月23日, ベトナム ⋅ ⛅ 25 °C

    Die Fahrt über den Wolkenpass gehörte zu einer der schönsten Reiseerfahrungen, die wir in Vietnam bisher hatten. Man fährt direkt am Hang entlang, hat einen imposanten Ausblick über das blaue Meer und konnte in den Kurven ein Stück des eigenen Zuges sehen. Wobei das Silkes Entdeckung war, als sie nach einem guten Beobachtungsplatz gesucht hat. Ich selbst habe auch einige Zeit damit verbracht in „Krieg ohne Fronten“ zu lesen und bin zeitweilig wirklich erschüttert gewesen. Dazu passte es auch dass der Pass sowohl im Indochinakrieg, als auch im Vietnamkrieg heiß umkämpft war. Einmal kam es sogar zur Sprengung einer Eisenbahnbrücke durch die Viet Minh, was zur Folge hatte, dass unzählige Wagen in die Tiefe stürzten. Weit vor dieser Zeit war der Pass übrigens die Grenze des Champareichs, so dass wir wohl vorerst keine Bauwerke dieser Kultur mehr besuchen können.

    Etwas später auf der Fahrt konnte man unzählige Reisfelder sehen, auf denen heimkehrende Schulkinder und gemütlich kauende Wasserbüffel herumwanderten. Auch wenn man weiß, dass das Leben eines Reisbauern in Vietnam von vielen Entbehrungen geprägt ist, war man schnell versunken in die Fantasie eines einfachen Lebens auf der Hochebene.

    Ausgewachsene wilde Wasserbüffel sind gigantische Tiere von über 3 Metern länge und einem Gewicht von mehr als einer Tonne. Ihre Hörner können eine Spannweite von etwa 2 Metern erreichen. Selbst ihre Kälber sind schon riesig, obwohl sie beim Spielen manchmal so leicht wie ein kleines Haustier wirken. Allerdings habe ich gelesen, dass domestizierte Wasserbüffel kleiner und leichter sein sollen. Wilde Wasserbüffel sind kaum noch zu finden und in den durchstrukturierten Landwirtschaftsparzellen Vietnams wohl auch nicht mehr alleine überlebensfähig.
    In Thailand haben die Büffel einen schlechten Ruf. Das Wort dient sogar als Beleidigung für stumpfsinnige und dümmliche Menschen. Tatsächlich ist es aber diese Ruhe, die die Tiere für die vietnamesischen Bauern unverzichtbar bei der Reisernte macht. Sie können unheimliche Lasten ziehen und scheuen den Kontakt zum Wasser auf den Reisfeldern nicht.

    Wir erreichten Huế schon nach wenigen Stunden. Der Taxifahrer am Bahnhof versuchte uns mit einem nicht-vorhandenen Taxameter und einem deutlich zu hohen Preis über‘s Ohr zu hauen. Wir sind aber inzwischen Recht gut darin geworden, solche Situationen zu lösen. So musste er mit dem angesagten Preis runter gehen. Am Ende hatte er trotzdem immer noch einen satten Gewinn gemacht, aber wir haben uns wenigstens nicht als die totalen Volltrottel gefühlt.

    Wir übernachteten in einem recht zentral gelegenen Hotel und machten am selben Abend nicht mehr viel anderes als die Gegend zu erkunden und in einem Restaurant, dass seltsam leer war zu essen. Hier gab des den großartigsten Reispfannkuchen, den wir bisher hatten. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass es nur ein Abschreibungsbetrieb war. Einige Tage später wurde das Restaurant zur selben Tageszeit übrigens nur noch als Garage für Motorroller genutzt. Essen wurde nicht mehr serviert.

    Den ersten vollen Tag in Huế haben wir irgenwie vertrödelt. Eigentlich wollten wir zur Zitadelle, dem alten Kaisersitz, sind dann aber erst gegen Mittag los gekommen und haben auch noch lange und üppig gegessen. In Vietnam ist es üblich, dass man mehrere Gerichte bestellt und diese dann teilt. Wir haben uns also den Tisch mit allerlei Sachen, die wir nicht kannten voll stellen lassen. Einiges davon schmeckte nicht, aber die Erfahrung möchten wir nicht missen.

    Nach dem Essen kamen wir an einem Friseur vorbei und Silke ließ sich die Haare nachfärben. Sie war mit dem Ergebnis nicht zufrieden (ich finde es gut). Das Ganze ein wenig so ab:
    https://www.youtube.com/watch?v=92fD8Cy2zL0

    Als wir dann mit allem fertig waren, war es zu spät, um noch was anständiges zu machen. Wir gingen also zum Hotel zurück, entspannten noch eine Weile und gingen dann wieder essen. Wir ließen auch, ein wenig, um dem Tag noch etwas vernünftiges abzugewinnen, auch beim Japaner den Tisch vollstellen und hatten sogar das Gück ein Séparée für uns alleine zu haben.

    Am zweiten Tag dann, schafften wir es endlich schon früh morgens aus dem Hotel und gingen zum Fluss, in der Hoffnung, dort ein Boot aufzutreiben, dass uns zu ein paar Sehenswürdigkeiten bringen könnte. Diese lagen nämlich fast alle außerhalb der Stadt. Nur die Zitadelle war fußläufig zu erreichen. Wir trafen auf ein Ehepaar, dass an dem Tag keine Tour hatte und einigten uns auf einen Preis, mit dem wir alle leben konnten. Wir hatten den Eindruck, dass sie mit ihren Kindern auf dem Boot lebten und waren dementsprechend bemüht, entsprechend rücksichtsvoll zu sein.

    Huế ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Ihm entwachsen sind unter anderem der letzte Kaiser Vietnams, Hồ Chí Minh und der vormalige südvietnamesische Präsident Ngô Đình Diệm. Auch der Mönch Thích Quảng Đức stammte aus Huế. Er war der erste buddhistische Mönch, der sich in Südvietnam aus Protest gegen die Unterdrückung seiner Religion selbst verbrannte. Auf der Wikipediaseite über ihn findet man eine bedrückende Schilderung des Vorfalls:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Thích_Quảng_Đức
    Unser erster Halt war genau das Kloster in dem der Mönch gelebt hatte und das noch heute den Wagen, einen hellblauen Austin ausstellt, mit dem er nach Saigon gefahren war. Wir schlenderten etwas herum und zeigten uns begeistert von den großen Mangroven-Bonsais, die ausgeprägte Luftwurzeln aufwiesen.

    Unser nächster Halt war das Grab von Tự Đức, der als letzter unabhängiger Kaiser Vietnams gilt. Nach ihm kamen zwar weitere, diese standen aber mehr oder minder im Dienste der Franzosen. Tự Đức machte während seiner Regentschaft den Fehler und ließ Christen verfolgen und sogar einen spanischen Bischof exekutieren, was ihm jede Unterstützung des Auslands kostete und Frankreich einen Anlass lieferte, das Land unter seine Gewalt zu bringen. Tự Đức hatte trotz über 100 Ehefrauen und zahlreichen Konkurbinen keine Kinder und so gab er die Regenschaft nach seinem Tode an einen seiner Neffen weiter. Sein Grabmal ist so gigantisch, dass alleine die Baukosten die Krise Vietnams auch aus dem Inneren heraus provoziert haben. Der frühere Kaiser liegt angeblich trotzdem nicht in seinem teueren Grab, sondern an einem Ort, wo sein Leichnam nicht geschändet werden kann. Alle am Aufbau dieses geheimen Ortes beteiligten Arbeiter sollen nach der Fertigstellung hingerichtet worden sein.

    Als letztes besuchten wir noch einen kleinen Schrein und fuhren dann weiter zur Zitadelle. Auf dem Weg konnten wir wieder zahlreiche Wasserbüffel sehen, die am Ufer grasten oder im flachen Wasser badeten.

    Die Zitadelle selbst ist gigantisch, aber nur zum Teil erhalten. Insbesondere während der Ted-Offensive sind hier zahlreiche Bomben niedergegangen, um gegen die Nordvietnamesen und den Vietcong vorzugehen. Fast alles wurde zerstört. Allerdings arbeiten die Vietnamesen seit Jahrzehnten am Wiederaufbau und das bisherige Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Besonders schön sind der Thronsaal, der weitläufige Garten, in dem wir zu Mittag essen konnten und die großen Prunkbauten im chinesischen Stil im Westteil der inneren Zitadelle, die der verbotenen Stadt nachempfunden wurde.

    Am Abend fielen wir nur noch ins Bett und verbrachten sogar den nächsten Tag kaum mit mehr als langen Spaziergängen und kleineren Museumsbesuchen. Wir hatten wieder einen Nachtzug gebucht. Dieses Mal nach Hanoi.
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  • Hà Nội I

    2017年3月25日, ベトナム ⋅ 🌬 22 °C

    Am letzten Abend in Huế sind wir spät in den Zug gestiegen und haben die bisher längste Zugfahrt von etwa 15 Stunden Dauer hinter uns gebracht. Der Zug war älter als der vorherige und das Schaukeln und Vibrieren der Wagen dementsprechend intensiver. Dafür verfügte er aber über eine Innenausstattung, die komplett aus Holz war, was das Fahrgefühl viel schöner gemacht hat. Da wir den Großteil der Strecke nach Hà Nội bei Nacht zurückgelegt haben, haben wir auch die schöne Karstfelsenlandschaft in der Provinz Ninh Binh verpasst. Hier planen wir aber in den kommenden Tagen noch einen Ausflug.

    Hà Nội erreichten wir am Mittag, so dass wir ohne Probleme einckecken und uns für eine Weile ausruhen konnten. Wir spazierten dann am Nachmittag etwas durch die Straßen. Es hat zwar nur unwesentlich weniger Einwohner als Sài Gòn wirkt aber auf den ersten Blick selbst in der Innenstadt kleiner und gemütlicher. Hier findet man auch im Zentrum noch zahlreiche enge Gassen, in denen winzige Geschäfte und Garküchen untergebracht sind. Die Bürgersteige liegen oftmals voll mit Körben von Obst- oder Blumenhändlern. Wir liefen etwas herum, tranken Kaffee und gingen nochmal ins Reisebüro, um die letzten Dinge für unsere Ausflüge nach Ninh Binh und zur Halong-Bucht zu besprechen. Vielmehr schafften wir am ersten Tag auch gar nicht. Die Zugfahrt hatte uns doch ziemlich aus der Bahn geworfen. Den Abend verbrachten wir im Hotel.

    Am nächsten Tag kamen wir auch recht spät los, so dass wir es nicht mehr pünktlich ins Mausoleum von Ho Chi Minh schafften, der dort übrigens gegen seinen Willen liegt. Er selbst hatte verfügen lassen, dass seine Asche im Land verteilt werden sollte. Allerdings hatte sich um ihn bereits zu Lebzeiten ein massiver Personenkult gebildet, der dem um Eva Peron in nichts nachsteht. Die Idee, ihm einen Tempel zu bauen, schien für die Führer des Landes wohl zu verlockend gewesen zu sein.
    Wir sahen den grauen Betonbau im Stile eines Säulentempels deshalb vorerst nur von außen. Auch der Weg ins Ho Chi Minh Museum blieb uns verwehrt, da ich mein Taschenmesser dabei hatte und man am Eingang auf Waffen untersucht wird.

    Wir liefen also zum „Tempel der Literatur“ weiter, der Konfuzius geweiht ist. Ein paar Tage später sollte wir auch den Unterschied zwischen Pagode und Tempel verstehen lernen, denn während ein Tempel verschiedenen Personen geweiht sein kann, ist eine Pagode immer Buddha geweiht.
    Der Tempel der Literatur gilt als Ort der Bildung und so war er voll mit vietnamesischen Mädchen, die in lange roten Roben gekleidet waren und offenbar grade die Uni oder eine Ausbildung beendet hatten. Dazwischen rannten unzählige Kinder, vermutlich jüngere Geschwister herum, die offenbar ganz irritiert von meinen Piercings waren und sich immer wieder an uns heranschlichen und einen Blick riskierten. Silke wurde zeitgleich von einem kleinen Mädchen für ein Interview auf Englisch in Beschlag genommen. What ist your favorite animal? Offenbar eine Hausaufgabe…
    Oft klingen Vietnamesen beim Englischsprechen wenig verständlich. Das liegt wohl auch daran, dass es zu wenige gut Englisch sprechende Sprachlehrer in Vietnam gibt. Das ist ein echtes Problem, zumal der Bedarf für die Sprache mit zunehmendem Tourismus steigt. Aber sie machen, wie es Vietnamesen immer machen, das beste draus. Meist ist es übrigens weder Wortschatz noch Grammatik, die schwierig für sie ist, sondern zumeist die Aussprache. Das ist natürlich auch andersrum so. Vor ein paar Tagen bin ich auf dieses Video hier gestoßen und fast vor Lachen vom Stuhl gefallen:
    https://www.youtube.com/watch?v=heDY_onxasw

    Nachdem wir den Weg vom Tempel der Literatur nach Hause gefunden und eine kurze Pause gemacht haben, gingen wir am Abend zum Wasserpuppentheater. Obwohl es die Kunstform des Puppentheaters in vielen asiatischen Ländern in ähnlichen Varianten gibt, ist das Wasserpuppentheater ein vietnamesisches Unikum. Es hat vermutlich eine über 1000 Jahre zurückreichende Geschichte und wurde zunächst innerhalb der einzelnen Darstellerfamilien entwickelt und weitergegeben. Das Gesamte Stück findet im Wasser statt. Zum Einen spielt das Wasser seit jeher eine zentrale Rolle im vietnamesischen Alltag, so zum Beispiel beim Nassreisanbau oder Fischfang, zum Anderen dient das Wasser als Hilfe für die Puppenspieler. Es verdeckt nämlich die langen Bambusstangen, auf denen die Puppen montiert sind, die sich auf diese Weise scheinbar von Zauberhand über das Wasser bewegen. Meist werden Alltagsszenen aus dem vietnamesischen Leben gespielt. Wir haben unter anderen einen Gänsehirten gesehen, der eine Art Fuchs vertrieben hat, haben Fischern bei der Arbeit zugesehen und konnten Reisanbau bewundern, bei dem der Reis dann auch tatsächlich aus dem Wasser „gewachsen“ ist. Die Puppenspieler sind die ganze Zeit hinter einem Vorhang versteckt und neben dem Wasserbecken spielt eine traditionelle Musikgruppe die passenden Stücke. Der einzige Nachteil ist wohl, dass sich die Stücke alle sehr ähneln und so kein wirklicher Anreiz besteht, nochmal hinzugehen. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, findet hier das passende Video:
    https://www.youtube.com/watch?v=n8bSD_3xgyA

    Wir sind nach dem Theater auch recht zeitig ins Bett, da wir am nächsten Morgen zu unserer Tour nach Ninh Bình abgeholt werden sollten.
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  • Ninh Bình

    2017年3月28日, ベトナム ⋅ 🌙 4 °C

    Ninh Bình hatten wir schon auf dem Weg nach Hanoi durchfahren und wären wir etwas cleverer gewesen, hätten wir uns direkt von hier vom Touranbieter abholen lassen. Trotzdem ist es ganz schön, eine Basis in unserem Hotel in Hanoi gefunden zu haben und von dort aus alle Ausflüge angehen zu können. Insgesamt wollen wir so die nächsten zwei Wochen verbringen.

    Ninh Bình ist eine Stadt im Norden Vietnams, die zur gleichnamigen Provinz gehört und zwar nur 93 Kilometer südlich von Hanoi liegen soll, aber trotzdem etwa 3 Stunden mit dem Auto entfernt liegt. Es kommen verhältnismäßig wenige westliche Touristen hierher, dafür aber umso mehr Vietnamesen, die die Landschaft genießen oder zu einem der zahlreichen Tempel oder den berühmten Pagoden reisen möchten, um zu beten.

    Wir starteten am Morgen in Hanoi und machten uns gleich mit unseren Mitreisenden bekannt. Unsere Gruppe war dieses Mal sehr klein und bestand neben uns nur aus zwei Briten, die allerdings nicht mehr in Großbritannien, sondern auf der holländischen Seite des Dreiländerecks zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden lebten. Er arbeitet dort bei der NATO und ich konnte mir nicht verkneifen etwas politisch zu sticheln und zu versuchen, etwas über sein Tätigkeitsfeld heraus zu bekommen. Ganz der Engländer gab er sich da aber ziemlich zurückhaltend. Auch in Bezug auf die veränderte Weltordnung seit den US-Wahlen. Nur zum Brexit bezog er eindeutig Stellung. Sie beiden waren sehr traurig über den Ausgang des Referendums.
    Beide waren sehr angenehme Zeitgenossen und die nächsten drei Tage machten wirklich viel Spaß.

    Gleich zu Beginn sind wir mit dem Ruderboot einen Kanal entlang gefahren worden, der von Reis- und Maisfeldern gesäumt war und der von den gigantischen Karstfelsen der Region umgeben war. Unser Ziel war eine befahrbare Höhle, die grade so hoch war, dass wir uns nicht den Kopf gestoßen haben, zumindest wenn nicht grade ein Stalagtit im Weg hing. Unsere Bootsfrau hat dann immer „la tête“ gerufen. Wir waren uns nicht sicher, ob sie uns für Franzosen gehalten hat oder aufgrund ihres Alters noch Französich hat lernen müsssen. Wir haben inzwischen übrigens schon häufiger gehört, dass es für nicht-Europäer schwierig sei Deutsch und Französisch auseinander zu halten, sowohl in Südamerika als auch hier in Asien. So richtig nachvollziehe können wir das nicht und auch die Franzosen, die ich darauf angesprochen habe, waren latent irritert.

    Danach aßen wir zu Mittag, auf den Touren wird man dreimal am Tag bis zur Besinnungslosigkeit gemästet, und erkundeten dann die Gegend mit dem Rad. Die Nacht verbrachten wir in einem Homestay, also bei einer lokalen Familie. Vorher aber kauften wir noch auf einem lokalen Markt Lebensmittel für das Abendessen ein. Das war etwas schräg, denn unser Guide sagte uns, dass wir alles kaufen könnten, was wir wollten. Wir müssten ihm nur sagen, was wir kochen wollten. Da wir alle allerdings keinen so rechten Überblick hatten, was man denn neben Pho (Nudelsuppe) und Nem (Frühlingsrollen) so kochen könne, waren die ersten 10 Minuten auf dem Markt etwas zäh. Bei der Gelegenheit ist mir nochmal der örtliche Umgang mit Tieren aufgefallen, an den ich mich definitv weder gewöhnen werde noch möchte. So werden Fische in 5 cm tiefen Wasserbecken, in die Luftschläuche führen, zum Verkauf angeboten. Das Wasser ist also grade so tief, dass sie im geringen Umfang atmen, aber nicht schwimmen können. Waterboarding für Kiemenatmer.
    Wir suchten uns eine Bananenblüte aus, aus der man einen Salat machen kann, die anderen noch ein paar Früchte.

    Neben den Salaten bereiteteten wir auch die Frühlingsrollen gemeinsam zu und konnten vorher im hauseigenen Garten noch Wasserspinat pflücken, der mit Knoblauch angebraten wohl eines der einfachsten, aber auch besten vietnamesichen Gerichte darstellt.

    Am zweiten Tag machten wir eine Wanderung durch den Nationalpark. Auf http://www.kumalo.de/index.php/de/countries-de/… hatte ich mir vorher angeschaut, welche Spinnen man dort vielleicht finden könnte. Vögel und Insekten sind ja zumeist die einzigen Wildtiere, die man in solchen Parks finden kann. Die Säuger sind entweder nicht mehr vorhanden oder schlafen am Tage. Bei den Reptilien ist bis auf ein paar Geckos nicht viel zu hohlen, weil viele von ihnen unsere Schritte schon von Weitem spüren und sich vorsorglich zurückziehen.

    Da ich Vögel an Vögeln nicht soviel Freude habe, habe ich mich also im Vorfeld mit den Insekten beschäftigt, die hier in der Hitze auch toll gedeien.

    Und tatsächlich haben wir gleich am Eingang des Rundwegs eine Wohnröhre entdeckt, aus der zwei Tarantelbeine guckten. Zwar zog sich die Spinne zurück, als sie bemerkte, dass ich mich für sie interessierte, aber auf mein Herumwedeln mit einem kleinen Stock vor dem Röhreneingang reagierte sie instinktiv und schoss kurz zur Verteidigung heraus. e mich das kleine Highlight, des langen Fußmarsches, der ansonsten war nur wenige Tiere, dafür aber eine tolle Flora bot. Gigantische Bäume mit Luftwurzeln waren genauso vertreten, wie Riesenfarne und Lianen.

    Nach dem Mittagessen schauten wir uns dann noch das Endangered Primate Rescue Center an, das das bisher einzige seiner Art in ganz Asien ist (http://www.wgfa.de/projekte/eprc.html).
    Hier landen Primaten, die in Gefangenschaft waren oder deren Habitate zerstört wurden. Ziel ist neben der Nachzucht, über die man in meinen Augen streiten kann (mehr davon in einem späteren Beitrag) vor allem die Aussiedlung in neue Schutzzonen. Affen und andere seltene Tierarten tragen in Asien das schwere los, dass Teile von ihnen gerne in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt werden. Besonders der Handel mit den Tieren hat bei einigen der Primaten im Center nahezu bis zu ihrer Ausrottung geführt.
    Es war spannend zu sehen, wie sich die Affen je nach Region unterscheiden. Charakteristisch für Südostasien sind die langen Schwänze und das auffällige Fell. Afrikanische Arten „zeigen zumeist mehr Haut“.
    Auch das Schildkrötenrettungscenter war wirklich spannend. Hier erfuhren wir, neben den biologischen Aspekten auch, dass eine gigantische Schildkröte einen Teil der vietnamesichen Mythologie ausfüllt. Angeblich verwahrte die Jangtse-Riesensweichchildkröte, die in einem See nahe Hanoi lebte, das Schwert eines Nationalhelden für den Fall, dass Vietnam nochmals verteidigt werden müsse. Leider starb sie im letzten Jahr an Altersschwäche: http://www.n-tv.de/panorama/Verehrte-Riesenschi…
    Jetzt existieren weltweit nur noch 3 Tiere, zwei in einem chinesischen Zoo, der keine Nachzuchterfolge hat und eine in Vietnam.

    Am Abend machten wir wieder Salat, dieses Mal aus Wintermelone, die so aussieht, wie eine große Salatgurke und gar nicht so viel anders schmeckt. Beide sind allerdings auch um ein paar Ecken verwandt und natürlich wieder Frühlingsrollen (liebste „Cooking-Class-Beschäftigung“, um Pharang zu unterhalten).

    Den letzten Tag verbrachten wir auf den Fahrrädern, um die Gegend noch etwas genauer zu erkunden. Schön war es, durch einige der Döfer zu fahren und etwas von dem Alltagsleben mitzubekommen. Das Highlight war allerdings der Besuch eines der Karstfelsen, den man über lange Treppen besteigen konnte.
    Die Felsen sind übrigens aktuell sehr berühmt und die ganze Gegend spricht darüber, denn „Kong: Skull Island“ wurde hier gedreht: http://bayareahq.com/wp-content/uploads/2017/03…

    Nach einem letzten Spaziergang am Nachmittag, auf dem wir noch eine „Nephila maculata“ gefunden haben, deren Beindurchmesser gute 20 cm betrug, kehrten wir nach Hanoi zurück...
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  • Hanoi II

    2017年3月29日, ベトナム ⋅ ⛅ 22 °C

    Diejenigen von Euch, die sich gewundert haben, dass ich manchmal die eingedeutschte und manchmal die vietnamesiche Version eines Städtenamens verwende, wollte ich zu Anfang dieses Beitrags mal auf die Tücken der Installation einer vietnamesichen Tastatur bei einem Linuxsystem verweisen. Ich habe darauf, und mehr oder minder erfolglos, einen nicht unerheblichen Teil meines Urlaubs verwendet und festgestellt, dass ich definitiv beim Schreiben und Medzinmachen bleiben sollte.
    Ich bin inzwischen soweit, dass ich die Namen aus der Wikipedia kopiere, wenn ich Internet habe und wenn ich kein Internet habe, einfach die eingedeutschten Namen nutze. Das hat also alles irgendwie seinen Sinn… obwohl ich wegen des Lerneffekts natürlich lieber Vietnamesisch schreiben würde... (Falls aber jemand eine Idee haben sollte, wie ich die Tastatur auf Linux MINT in LibreOffice flexibel umstelle = Immer her damit!)
    Wir hatten nach unserem Aufenthalt in Ninh Bình einen Tag zur Entspannung in Hanoi eingeplant und ihn wirklich von Anfang bis Ende gut genutzt.
    Gleich am Morgen waren wir im Ethnologischen Museum, dass so ziemlich das beste Museum war, das wir innerhalb der letzten Monate besucht haben.
    Vietnam ist ein Vielvölkerstaat, der zwar über einen Bevölkerungsanteil von grob 85% ethnischen Vietnamesen verfügt, aber die restlichen 15% aus immerhin 53 verschiedenen Volksgruppen zusammensetzt. Sie alle, und noch ein paar weitere südostasiatische Gruppen, wurden in dem Museum vorgestellt, wobei der Fokus auf den größten Gruppen lag.
    Unter diesem Link kann man sich einen kleinen Überblick verschaffen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Völker_Vietnams

    Das spannende finde ich hier ja besonders die Sprachfamilien, so kann man nachvollziehen, wie die Wanderungsbewegungen der Volksgruppen waren.
    Die großen Unterschiede sind neben den Sprachen sehr häufig in den lokalen Brauchtümern zu finden, die vorallem den Kleidungs und Handwerksstil umfassen. Dabei ist wirklich interessant, welche verschiedenen Werkzeuge für die selben Handwerksarbeiten genutzt werden. Ein Webstuhl der Cham sieht vollkommen anders aus als einer der Hmong und trotzdem erfüllen beide die selbe Aufgabe und bringen ein ähnliches Produkt hervor.
    Die Thai wollen wir in etwa einer Woche bei einer Tour nach Mai Chao besuchen. Sie und die Hmong werden uns noch etwas in Laos begleiten. In Laos spielen die Hmong auch heute noch einen interessante politische Rolle. Sie wurden in den 1960er großflächtig von der CIA zu Guerillatruppen gegen die kommunistische Gruppe, Pathet Lao, ausgebildet. Auch heute noch sind einige von ihnen in den Bergen als Widerstandskämpfer aktiv. Erst im Februar gab es einen Mord an einem Soldaten, der unter Umständen mit dem Hmong-Konfikt zusammenhängen könnte.
    Das Museum hatte als besonderes Highlight im Garten hinter dem Hauptgebäude zahlreiche Häuser, der verschiedenen Volksgruppen aufgebaut, so zum Beispiel die Pfahlhäuser der Thai oder die Langhäuser der Cham.

    Nachdem wir im Museumsrestaurant gegessen hatten, es gab frische vietnamesiche Frühlingsrollen, die lediglich in eingeweichtes Reispapier gewickelt sind ohne im Anschluss frittiert zu werden, fuhren wir zum Hoa Lo Gefängis im Stadtkern. Hier wurden, bis zur Befreiung Nordvietnams von den französischen Kolonialherren, politische Gefangene inhaftiert. Auch Hinrichtungen fanden hier statt. Die Gefangenen wurden zu der Zeit auf lange Pritschen gelegt und an den Füßen angekettet.
    Während des Vietnamkriegs wurden hier abgeschossene amerikanische Kampfpiloten interniert. Der berühmteste unter ihnen war ein gewisser John McCain. Der spätere Präsidentschaftskandidat der Republikaner verbrachte insgesamt 5 ½ Jahre in Hoa Lu. Die Berichte über die Zeit gehen auseinander. Sarkastisch wurde das Gefängnis von seinen Insassen als „Hanoi Hilton“ bezeichnet. Diesen Namen nutzen die vietnamesischen Behörden auch heute noch gerne, um auf ihren besonders humanen Umgang mit den Kriegsgefangenen aufmerksam zu machen. Es scheint allerdings so, als habe es -wie so oft bei Kriegsgefangenen, Genfer Konvention hin oder her- auch hier Folter und Misshandlungen gegeben. So soll McCain zunächst die Behandlung seiner gebrochenen Gliedmaßen verweigert worden sein, bis man herausfand, dass er der Sohn eines hochrangigen Admirals war. Interessant ist hier, dass das berühmteste Bild von ihm in Hoa Lu seine Behandlung zeigt. Auch wenn ich McCain jetzt keine 5 Meter weit traue, sind die Berichte der dort gefangenen Soldaten recht eindeutig, auch wenn die Austellung im Gefängnis das Gegenteil behauptet. Gebessert haben soll sich die Situation erst ab dem Jahr 1969.
    Ich bin übrigens fast durch mit „Krieg ohne Fronten“ und erneuere meine Empfehlung. Es ist zu langatmig, aber die Details des amerikanischen Barbarentums sind so erschreckend, dass man ein gutes Bild davon bekommt, wie dünn unsere Zivilisationsdecke eigentlich so ist.

    Unser letzter Sightseeing-Besuch an dem Tag galt den Häusern, zwischen denen die Bahnschienen verlaufen. Sie bilden einen Korridor, der grade einmal 4 Meter breit ist. Fährt kein Zug stehen Tische auf den Schienen, an denen Leute Essen, Hausfrauen bereiten auf den Gleisen sitzend die Mahlzeiten zu und Kinder rennen umher.

    Am Abend dann waren wir bei einem recht berühmten Inder, der zwar für die regionalen Verhältnisse recht deftige Preise hat, dafür aber auch tolle Gerichte anbietet. Der Chef, der normalerweise unten an der Rezeption sitzt und etwas patronenhaft über den ganzen Laden wacht, kam extra zu unserem Tisch und hat auf die Papierauflage seine Empfehlungen geschrieben. Auch das etwas patronenhaft, aber seine „Special Dishes“ waren auch wirlich etwas besonderes. Nur an das „schärfste Gericht, das man essen kann“ habe ich mich nicht getraut, auch wenn er mir versichert hat, dass es zwar so scharf sei, dass einem die Lippen taub würden, man aber am nächsten Tag keinerlei Probleme haben würde. Da war mir der Ausflug in die Halongbucht allerdings etwas zu wichtig, als dass ich das risikiert hätte...
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  • Halong / Bai Tu Long

    2017年4月1日, ベトナム ⋅ ☀️ 18 °C

    Am nächsten Morgen wurden wir ganz in der Frühe zu unserem Ausflug zu den beiden Buchten im Nordosten Vietnams abgeholt. Wir verbrachten die Zeit bis zum Mittag im Auto, nur unterbrochen von einer kurzen Pause in einer Art Raststätte, die ungemein scheußlich war. Sie war aufgebaut, wie eine gewaltige Souvenir-Manufaktur mit angeschlossenem Basar. Neben ein paar schönen Mitbringseln, wie den typischen Ein-Tassen-Kaffeefiltern oder den Essschälchen und Aufbewarungskisten, konnte man tausende kitschige Bilder mit Reisbauernnmotiven, hunderte Buddhaschlüsselanhänger und zahlreiche Plastikfächer erwerben. Der Garten des Gebäudes war mit großen Steinfiguren zugestellt, die man sich einfach per Schiff nach Hause liefern lassen konnte. Eine große Fotowand zeigte ein paar ausgewählte Neubesitzer neben ihren Statuen. So lernte man Claude aus Marseille kennen, der sich einen lebensgroßen Elefanten in seinen Garten gestellt hat.

    Als wir am Mittag in der Halong-Bucht ankamen, deren Name auf einen Drachen hinweist, der mit einem der Gründungsmythen Vietnams verbunden ist, war es schon Mittag. Unser Reiseveranstalter hatte allerdings etwas unglücklich geplant, so dass wir zwar bereits auf dem Boot waren, aber noch auf andere Mitreisende warten mussten, die aus anderen Richtungen kamen. Wir waren dann irgendwann die letzten im leergewordenen Hafenbecken und wurden dann noch von einem Problem mit dem Motor aufgehalten. Die Gruppe hatte sich inzwischen auf 14 Personen vergrößert, darunter eine Familie aus Stuttgart, deren Tochter im Sommer eingeschult wird. Sie haben also die Gelegenheit genutzt vorher nochmal für 3 Monate durch Indochina zu reisen.

    Wir starteten in die Bucht und bekamen direkt das Mittagessen serviert. Wie immer stellte man uns den ganzen Tisch zu und Silke und ich kauften einen Wein aus Da Lang, das das einzige Weinanbaugebiet Vietnams beherbergt. Die beiden größten Landwirtschaftsprodukte sind Reis und Kaffee, wobei hier hauptsächlich Robusta-Bohnen angebaut werden, die auf dem Weltmarkt nur eine Chance haben, weil sie deutlich günstiger sind als Arabica-Bohnen. Brasilien hat einmal, um ihre Kaffeeexporte stabil halten zu können gigantische Mengen an vietnamesischem Kaffee für den heimischen Markt eingekauft. Man kann sich also vorstellen, wie groß der Preisunterschied sein muss.

    Die Halong-Bucht ist seit 1994 als UNESCO-Weltnaturerbe gelistet und ist so berühmt, wegen ihrer im Wasser liegenden Felsformationen. Insgesamt 1969 Kalkfelsen aus dem Wasser, die zumeist dicht bewachsen sind. Auf einigen kann man sogar richtig dichten Dschungel sehen. In den felsen selbst befinden sich zahlreiche Höhlen, die von den gewaltigen Naturkräften über die letzten Jahrtausende in sie getrieben wurden. In einigen von ihnen wurden Flüchtlinge während des Vietamkriegs untergebracht. Sogar ein Krankenhaus mit mehreren Hundert Betten hat es hier gegeben.

    Einen guten Überblick erhält man von der Stelle, wo auch die meiste Schiffe liegen. Hier ist man von zahlreichen Felsen umgeben und kann verhältnismäßig weit gucken. Wir hatten allerdings etwas Pech mit dem Wetter und so sind leider nur verhältnismäßig wenige gute Fotos entstanden.

    Als wir auf dem Panoramadeck standen fiel uns plötzlich eine Frau in einem Ruderboot auf, das vollbeladen mit Snacks und getränken war. Offenbar ein lohendes Konzept so ein Kioskboot. Wir kauften, sehr zum missfallen der Crew unseres Schiffs noch eine Flasche des selben Weines wie zuvor, nur zur Hälfte des Preises für den nächsten Abend. Da wir aber so spät losgefahren waren und die 5 jährige Charlotte eine „Maus“ auf dem Schiff gesehen hatte und Vietnamesen ohnehin nicht dazu neigen Streit anzufangen, ließ man uns gewähren.

    Am selben Abend hatten wir, obwohl es schon dämmerte, noch die Gelegenheit, mit dem Kajak zwischen den Felsen umherzupaddeln. Das war wirklich beeindruckend. Grade die zunehmend dunkler werdende Umgebung verlieh der Bucht ein gespenstisches Ambiente.

    Nach dem Essen dann, behauptete ein mitreisender Brite, dass grade eine Ratte über eine der Gardinenstangen gelaufen sei. Ein paar Leute saßen nun mit hochgezogenen Beinen am Tisch. Auch in unserer Kabine hatte ich einen Schatten gesehen und wir haben Spuren der kleinen Nagetiere bemerkt, so dass wir peinlichst darauf geachtet haben, die Badezimmertür geschlossen zu halten. Das brachte uns übrigens einen kleinen Rabatt, von immerhin 16 Dollar, bei der Buchung unserer nächsten Tour ein und es klingt jetzt auch ein wenig schlimmer, als es war. Unser Schiff war nämlich eigentlich im guten Zustand, das Essen war etwas fettig, aber sehr reichhaltig und die Crew war sehr nett.

    Am nächsten Morgen dann, paddelten wir zu einer nahegelegenen Höhle, die wir durchquerten und die entstanden sein soll, als eine junge Frau, die zwangsverheiratet werden sollte, hierher floh. Ihr ebenfalls unglücklicher Geliebter soll zur Höhle gegenüber geworden sein. Als uns diese und eine andere Geschichte erzählt wurden, hatte ich das Gefühl, dass wir in Europa eine andere Geschichtenkultur haben. Selbst Germanische Sagen, bei denen etwa der Wolf Fenris die Sonne verschluckt, sind weniger abstrakt. Das kann aber natürlich auch nur an der Sprachbarriere liegen, wenn einem die Geschichte auf Englisch erzählt wird, geht natürlich vieles von dem, was eine Sprache ausmacht verloren.

    Zum Mittag waren wir wieder an Land, ein Teil der Gruppe verabschiedete sich und wir machten uns auf den Weg nach Bai Tu Long, einer weniger überlaufenen und beschaulicheren Version der Halong Bucht. Mit dabei war auch die Familie aus Stuttgart und zwei Niederländer, die als Expats in Singapur lebten und ein französisches Pärchen. Er hatte wohl vor ein paar Jahren einen Unfall und ist mit einem gebrochenen Halswirbel zunächst vom Krankenhaus abgewiesen worden und dann ein paar Tage mit der Verletzung herumgelaufen. Eine kleine OP-Narbe in seinem Nacken erinnerte daran. In der Bucht selbst trafen wir noch einen Österreicher, der die Gruppe komplettierte. Insgesamt war es ein wirklich netter Haufen.

    Wir fuhren mit dem Boot zu der Insel, auf der wir übernachten sollten und überquerten diese mit Fahrrädern. Wir trafen dort auf eine weniger sympathische Gruppe, einer von ihnen war ein deutscher Politikstudent, der ein Praktikum bei der UN in Thailand gemacht hatte und sich an die Expats ranwarf. Eigentlich eine spannende Sache, hätte er nicht ausgesehen, wie eine ausgedruckte Broschüre der Jungen Union. Ich habe, eingeschlossen eines NATO-Offiziers, diverser Manager und Ingeneure, auf keiner unserer Reisen einen Menschen getroffen, der bei 30 Grad mit einem Pullunder und einem Seitenscheitel rumgelaufen ist…

    Wir machten bei dem Kochkurs am Abend wieder Frühlingsrollen. Das konnten wir inzwischen richtig gut und für die beiden Kinder war das tatsächlich ganz nett auch mal helfen zu können. Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile herum, tranken den Wein aus dem Bootskiosk und unterhielten uns. Der Österreicher, der zu uns gestoßen war, war grade auch in einem Sabbatjahr und erzählte uns von seinem Aufenthalt in Venezuela und Kolumbien und von Afrika.

    Am nächsten Tag dann fuhren wir wieder mit dem Boot in die Bucht hinaus, hatten endlich gutes Wetter und konnten mit dem Kajak durch eine Austernfarm fahren. Einige von uns sind auch schwimmen gegangen. Silke und ich fragten uns aber, wo die Abwässer der Muschelfarmer, die in einem kleinen Haus auf dem Wasser lebten hingeleitet wurden und verzichteten lieber...
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  • Hanoi III

    2017年4月2日, ベトナム ⋅ 🌙 21 °C

    Nach den schönen Tagen in Ninh Bình sind wir wieder in Hanoi. Allerdings nur für einen Tag, denn schon morgen geht es weiter zur Halong-Bucht. Wir beschlossen auch heute, keinen Wecker zu stellen und einfach mal zu schauen, was wir mit dem Tag anfangen könnten.

    Wir verließen das Hotel gegen Mittag und gingen zum Women‘s Museum, das ganz in der Nähe lag. Es war neben dem ethnologischen Museum wohl das beste, was wir bisher in Vietnam gesehen haben. Das Grundthema war natürlich „Frauen in Vietnam und Südostasien“. Dabei versuchten die Macher alle möglichen Lebensbereiche zu erfassen und auch auf die Frauen in den jeweiligen ethnischen Minderheiten einzugehen.

    Los ging es mit der Heirat, die in Vietnam von großer Bedeutung ist. In einem Buch, dass ich in der ersten Woche unseres Aufenthalts gelesen habe, besucht eine Deutschvietnamesin ihre Familie in Vietnam und wird an jeder Ecke gefragt, wieso sie mit 26 noch nicht verheiratet sei. Insbesondere für ihre Tante ist es unverständlich, dass sie noch ihren Master machen möchte.

    Ich habe meinen Sprachlehrer gefragt, ob es tatsächlich so einen Druck auf die junge Generation gibt und er meinte, dass es eine Mischung aus Druck auf die Menschen und ihr eigener Wille sei, denn nach wie vor gelten veiheiratete Menschen als sozial „ranghöher“.
    Dementsprechend interessant sind die Heiratsgepflogenheiten, grade bei den verschiedenen Minderheiten. Hier hat mich besonders begeistert, dass es sowohl patriacharische als auch matriacharische Familienorganisation gibt. In ersterer wird Frau ihrem Mann „zur Heirat gegeben“, die Familie des Bräutigams muss Geschenke aufbringen und das Ehepaar lebt mit den Eltern des Mannes. In der matriacharischen Familienorganisationen ist es genau anders herum. Hier ist auch die älteste Frau die sozial angesehenste auf deren Urteil viel Wert gelegt wird. Auch die Erbfolge ist entsprechend geregelt.
    Man kann aus westlicher Perspektive natürlich bei beiden Systemen Einspruch erheben und sollte das für sich selbst natürlich auch tun, nur sind die Hintergründe für diese Traditionen deutlich komplexer, als dass sie mit einer einfachen Forderung nach Emanzipation zu lösen wären.
    Vietnam hat, trotz der Tatsache, dass es ein sozialistisches Land ist/sein will, zum einen eine Ungleichverteilung von Besitz und zum anderen verhältnismäßig schlechte soziale Absicherungssysteme. Im Gegensatz zum Beispiel zu Kuba, kosten hier auch Gesundheitsversorgung und in manchen Fällen auch Bildung etwas. Insofern ist Familie ein möglicher Absicherungsfaktor gegen eine zu starke Verelendung. Zumal die meisten Menschen auf dem Land leben und Felder bewirtschaften. Ein organisatierter Familienverband ist hier deutlich effektiver als ein einfaches Paar es wäre. Zuweilen ist die Not allerdings so groß, dass die Frauen in die Stadt gehen, während die Männer und die Großeltern auf die Kinder aufpassen und den Hof bewirtschaften. Hier verkaufen sie dann Waren auf der Straße, die sie frühmorgens vom Großmarkt holen. Oftmals spezialisieren sie sich auf den Verkauf an Touristen und bieten Grußkarten, geschälte Früchte oder Getränke an. Auch hier gab das Museum einen Einblick.
    Weiter ging es mit Themen wie Geburt und Kindererziehung, aber auch die Rollen von Frauen in der Armee und im Widerstand wurden bearbeitet. So gab es im Vietnamkrieg und zuvor im Indochinakrieg nicht wenige weibliche Einheitsführrerinnen oder Gurillera. So gab es im Hoa-Lo-Gefängnis eigens einen Bereich, in dem Frauen untergebracht waren.

    Nach etwa zwei Stunden waren wir zwar immer noch nicht durch, eine Etage voller Frauenmode lag noch vor uns, aber unsere Fähigkeit auch nur eine weitere Kleinigigkeit aufzunehmen war vollkommen aufgebraucht. Wir gingen also zum Mittagessen und verbrachten den Nachmittag damit, noch etwas durch Hanoi zu streifen. Unter anderem schauten wir uns die St. Josephs-Cathedral an, eine große katholische Kirche im gothischen Stil. Sie ist Notre Dame nachempfunden. Leider konnten wir nicht rein, offenbar ist das nur zur Messe möglich und umrunderen die Kirche daher nur. Außen waeren große Wandbilder und eine Mariengrotte angebracht, die den Besuch im Großen und Ganzen dann doch noch recht sehenswert gemacht haben.
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  • Mai Chao

    2017年4月4日, ベトナム ⋅ ☀️ 28 °C

    Wir waren wieder nur einen Tag in Hanoi und sind dann direkt weiter nach Mai Chao. Ursprünglich hatten wir vor nach Sapa zu fahren. Dort ist es derzeit, es liegt in den Bergen, allerdings relativ kalt und bis auf den Wintermantel, den ich in Hoi An gekauft habe und seither mit mir herumschleppe, haben wir keine wirklich warme Kleidung eingepackt. Mai Chao ist im Grunde aber recht ähnlich. Beide Gebiete leben vom Reisanbau und werden großflächig von ethnischen Minderheiten bewohnt.

    In Sapa leben hauptsächlich Hmong (aber auch andere Gruppen) in Mai Chao sehr viele Tay. Begleitet wurden wir von einer Führerin, die der Mehrheitsbevölkerung angehörte und einem lokalen Führer. Die Führerin kannten wir schon von einer anderen Tour, sie war mit einer anderen Gruppe im selben Homestay, wie wir. Sie war etwas verrückt, machte daraus aber auch keinen hehl. Ihr Englisch war ausnehmend gut, klang aber bei Erklärungen sehr mechanisch. Etwa wie eine Bahnhofsdurchsage: „Ok, guys, we go to the homestay. After going to the homestay we will have dinner in the homestay. Be ready to start walking.“ Allerdings hatte sie noch eine andere etwas ausgeflipptere Seite. Sie machte komische witze, lachte die ganze Zeit, meistens über sich selbst und verteilte Spitznamen an die Gruppe. Ich war „german guy“, Silke war „german girl“, später dann, als sie erfahren hatte, dass ich Vegetarier bin und Tobi heiße, war mein zweiter Spitzname „Tofu“. Silke war dann „Mrs. Tofu“…
    ...so eine Hyperaktivitätssache, denken wir. Sie erzählte uns später, dass sie zum Englisch Üben immer Hannah Montana schaut, was einiges erklärte.
    Mit uns auf der Tour waren noch Florian, der Österreicher vom letzten Mal und eine Familie französischsprachiger Schweizer. Beim Mittagessen saßen wir mit einer sehr lauten australischen Familie zusammen, deren Mutter ein recht strenges Regiment führte. Sie war zwar die lauteste von allen, hatte aber so eine leise, eindringliche Tyrannenmutterstimme, wenn sie mit ihren Kindern sprach. „I‘d like you to chose if you want a softdrink for lunch or for dinner. You can‘t have it both times!“, zischte sie zum Beispiel ihrem etwa 16-jährigen Sohn, kurz vor Beginn des Essens, zu. Auch ist sie immer wieder zum Kindertisch rüber, um für Ruhe zu sorgen und dann wieder laut polternd zu unserem Tisch zurückgekommen. Silke sagt ja immer, dass ruhige Eltern, ruhige Kinder haben. Das gilt dann wohl auch andersrum.
    Unsere erste Aktivität war eine Wanderung über einen Hügel, zum Dorf, in dem wir schlafen sollten. Sie führte uns durch einen Bambuswald. Da die Stämme manchmal sehr eng zusammenstehen, machen sie gelegentlich ein knarrendes Geräusch, wenn der Wind sich in den Blättern verfängt. Am Boden waren manchmal tunnelörmige Netze, an deren Trichterende große Spinnen hockten und auf Beute warteten. Ich habe sie später als Teil der Familie Agelenidae bestimmten können, bin mir da aber nicht so sicher. Trichternetzspinnen kenne ich eigentlich nur aus Australien. Diese hier scheinen auch nicht wirklich giftig zu sein. Ein weiterer schöner Aspekt eines Bambuswaldes ist der Lichteinfall von oben, der alles gleichzeitig dunkel und hell erscheinen lässt.
    Nach etwa einer Stunde kamen wir an eine Lichtung, auf der, mitten im Nirgendwo, plötzlich ein kleiner Bauernhof auftauchte. Bewirtschaftet wurde er von einem alten Ehepaar. In Vietnam ist es so, dass jeder Dorfbewohner ein Anrecht auf ein Stück Land hat, das er bepflanzen kann. Dafür gibt er einen Teil der Ernte ab. Klingt fast ein wenig feudalistisch, ist aber im Detail etwas gerechter, als noch zu Zeiten des Kaisers. Trotzdem reicht es nicht, um die Menschen aus der Armut zu holen. Manchmal kommt es auch zu Problemen, wenn das Dorf größer wird, die Anbaufläche aber limitiert ist. Das ältere Ehepaar hat daher ihrem verheirateten Sohn das Land beim Dorf überlassen und ist auf die Lichtung gezogen. Unsere verrückte Führerin erzählte uns, dass sie dort recht einsam sind, weil sie die meiste Zeit arbeiten und daher keine Zeit hätten, ins Dorf zu gehen, um dort bei ihrer Gemeinschaft zu sein. Das war wirklich interessant, denn auf den ersten Blick machte die Lichtung einen tollen Eindruck. So als habe sich jemand den Traum eines Häuschens im Wilden erfüllen können.

    Unser Homestay war geräumiger als beim letzten Mal und wir hatten nach unserer Ankunft etwas Zeit zum erholen. Silke wurde allerdings von der verrückten Führerin zum Kochen eingeladen... Frühlingsrollen wickeln…
    Ich hatte das Glück, dass ich erst zum Essen wieder aus dem Zimmer gekommen bin, und daher weder zu irgendeiner Tätigkeit, noch zu einem Gespräch „eingeladen“ werden konnte.
    Ich hatte vor einigen Tagen mit der Biografie von Ho Chi Minh von Martin Großheim angefangen, die ich in kürzester Zeit verschlang. Absolut lohnende Lektüre und wirklich kurzweilig. Wichtig wäre vielleicht zu sagen, dass es sich nicht um eine von der vietnamesichen Regierung zugelassene Biografie handelt. Dementsprechend wenig glorifizierend ist sie geschrieben. Sie ist, auf den ersten Eindruck und ohne eine andere Biografie gelesen zu haben, recht fair geschrieben.
    Nach dem Abendessen wurden wir, d.h. Florian, der Familienvater und ich von der Dame des Hauses darum gebeten, die Teller in die Küche zu bringen. Dort warteten schon unser lokaler Guide und einer der Fahrer mit einer Flasche selbstgebrannten Reiswein und recht roten Wangen auf uns. Wir mussten uns nach dem dritten Glas gegen weitere Einschenkversuche wehren. Die Stimmung war aber trotzdem sehr gut. Unser Guide erzählte uns, dass er sehr dankbar sei, nicht mehr nur auf die Feldarbeit angewiesen zu sein und dass sie sich das große Haus nur wegen dieser Arbeit zulegen konnten. Nach einer letzten Runde, die mit einem vietnamesischen Trinkspruch begangen wurde, setzten wir uns zum „Damentisch“ und unterhielten uns noch eine Weile.
    Am nächsten Morgen dann sollten wir eigentlich einen kurzen Spaziergang und im Anschluss eine Radtour machen. Allerdings schien das Unternehmen mit weniger Gästen geplant zu haben, so dass sich unsere Radtour verzögerte und der Spaziergang verlängerte.
    Das war aber gar nicht so schlecht, denn wir erlebten ein paar kleine Highlights. Etwa als wir an einer Grundschule vorbeikamen, die grade Hofpause hatte. Alle Kinder stürmten, nach anfänglicher Skepsis raus, um uns anzuschauen. Von mir und Florian wollten die Jungs immer, dass wir ihnen unsere Muskeln zeigen, dann zeigten sie uns ihren Bizeps. Nachdem einer der Jungs angefangen hatte, so zu tun, als würde er gegen Florian kämpfen wollen und der so getan hatte, als nehme er die Herausforderung an, wurde er auf einmal von etwa 12 Gegnern umzingelt. Sie waren aber, trotz aller Wildheit, wirklich vorsichtig und nett mit ihm.
    Es gab nur ein oder zwei Situationen, die etwas unangenehm waren. So etwa als die Kinder uns an die Taschen gehen wollen. Wohl in der Hoffnung, dass wir etwas für sie hätten. Offenbar, so unser Eindruck, hatten Touristen ihnen Mal Geld zugesteckt und sie hofften natürlich wieder darauf beschenkt zu werden.
    Als die Schweizer, die etwas hinter uns gelaufen waren, eintrafen, kamen die Kinder sogar noch etwas auf ihre Kosten, denn die hatten extra ein paar Schulhefte und Stifte eingekauft, falls sie in eine solche Situation kommen würden. Es hat leider nicht für alle gereicht, aber selbst dann hatte man den Eindruck, als wären die Kinder untereinander nicht missgünstig. Das hat mich wirklich gefreut.

    Kurz darauf sind wir noch über ein paar Reisterassen gelaufen. Mai Chao liegt nämlich auch in den Bergen, auch wenn nicht so hoch wie Sapa. Die Terassen sahen denen der Inka, die wir in Peru gesehen hatten, zum verwechseln ähnlich. Anders allerdings war das komplese Bewässerungssystem, denn Reisanbau verschlingt Unmengen an Wasser.

    Zum Mittagessen haben wir die Stuttgarter nochmal zufällig getroffen und mit ihnen UNO gespielt. Ein wirklich gelungener Abschluss des kleinen Ausflugs.
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  • Hanoi IV

    2017年4月7日, ベトナム ⋅ ⛅ 24 °C

    Zum Ende unseres Vietnamaufenthaltes verbrachten wir nochmal zwei Tage in Hanoi. Den ersten Tag nutzten wir zum Ausschlafen und sind erst gegen Mittag los gegangen. Ich machte in einem Restaurant den Fehler, mir gedämpfte Tapiokaknödel zu bestellen, die etwa die Konstistenz von frischen Schnecken hatten. Ich aß nicht auf, sondern kaufte mir im Anschluss ein paar Chips. Das war bisher das erste Essen in Asien, dass mir nicht geschmeckt hat. Die Quote ist deutlich besser als in Südamerika.

    Eigentlich wollten wir gemeinsam in den botanischen Garten, ich fühlte mich aber irgendwie dröge, so als würde ich krank werden und ging zum Hotel zurück. Mein Tag war recht eintönig. Ich schaute Netflix, zerlegte mein Taschenmesser, um es zu reingen, nähte meine Hose und fing mit dem ersten Buch aus der Expanse-Serie von James A. Corey an.

    Silke kam irgendwann zurück, erzählte das der Botanische Garten seinen Namen nicht verdiene. Wir entspannten noch ein wenig und gingen dann essen. Der Tag war also etwas vertan für mich. Ich bin auch nicht krank geworden. Ich glaube einfach, dass mich das erste Mal so etwas wie Reisemüdigkeit gepackt hatte. Nicht wirklich tragisch. Gehört wohl dazu, wenn man seine Wohnung für so einen langen Zeitraum aufgibt und nur aus Koffern lebt.

    Den letzten Tag in Hanoi nutzten wir produktiver. Gleich am Morgen gingen wir zur Post, um Karten aufzugeben und danach zum Ho Chi Minh Mausoleum. Ich wäre gerne rein gegangen, hatte mich aber, während ich seine Biografie gelesen hatte, dagegen entschieden. Er war ein interessanter und offenbar ganz anständiger Charakter. Vietnam hat seine Unabhängigkeit von der franzöischen Kolonialherrschaft maßgeblich ihm zu verdanken, da er in der Lage war, verfeindete Lager des Widerstandes zu vereinen und so eine breite Front gegen die Franzosen aufzubauen. Zuvor war er unter verschiedensten Identitäten durch Europa und die Welt gereist. Er kombinierte sozialistische Ideen mit konfuzianischen Werten. Er ähnelte damit also ein wenig den Befreiungstheologen Südamerikas, die selbiges mit den christlichen Moralvorstellungen machten. Auch betonte er immer wieder, dass er keine Unterdrückung der Bevölkerung wolle. So hatte er vollkommen, trotz eines politischen Bündnisses, komplett andere Ansichten als etwa Mao Tse Tung, für den es nur logisch war, dass jemand der kein Revolutionär war, beseitigt werden müsse.

    Allerdings, soviel muss gesagt werden, ist er auch nicht immer dann gegen diese eingeschritten, wenn sie geschehen ist. Bei der Landreform in den 50er Jahren, bei der Tausende von Bauern ermordet worden, weil man sie -nicht selten grundlos- zu Großgrundsbesitzern erklärte hatte, schritt er erst nach zwei Jahren effektiv ein. Warum genau lässt sich nicht zweifelsfrei ergründen. Offenbar fehlte ihm schon zu dem Zeitpunkt ein Teil seiner Durchsetzungsmacht, so dass er taktieren musste, was er durchgehen ließ und wo er Einspruch erhob. Immerhin war er da schon Mitte 60 und viele Ämter waren mit Personen besetzt, die ihm kritisch gegenüberstanden, zumal er sich im sino-sowjetischen Konflikt sehr zurückhielt und immer wieder auf Einigkeit behaarte.
    Allgemein waren seine letzten Lebensjahre von dem Widerspruch zwischen dem Symbol, das er für die Bevölkerung darstellte und seiner tatsächlichen Macht, die zuletzt kaum noch vorhanden war, geprägt.
    Während von deutschen Studenten aus Protest gegen den Vietnamkrieg also „Ho, Ho, Ho Chi Minh“ gerufen wurde, war er schon längst nur noch ein symbolischer Vertreter seines Landes. Dies ging soweit, dass man hinter seinem Rücken seine Einbalsamierung plante, obwohl er in seinem Testament festgelegt hatte, dass er verbrannt und seine Asche über Nord-, Zentral- und Südvietnam verteilt werden solle.
    Ich verzichtete also darauf, mich seine „Mumie“ anzuschauen. Silke war das von Vornherein nicht so wichtig gewesen. Den Tag verbrachten wir also im Ho Chi Minh Museum und dem Präsidentenpalast, wo wir uns sein Haus anschauen konnten, das er im Garten hat aufstellen lassen.
    Es war klein und auf Pfählen errichtet. Es hatte lediglich zwei Zimmer und eine Art Terasse unterhalb der Pfahlkonstruktion. Nur bei Luftangriffen schlief er nicht hier. Seine, wohl recht autentische, Devise war es, dass kein Beamter das Geld des Volkes verschwenden solle.
    Aus diesem Grunde hatte er sich auch eine große Trauerfeier testamentarisch verbeten, die natürlich trotzdem abgehalten wurde.

    Gerne hätten wir uns auch noch einen Teil des Gartens angeschaut, in dem er Gäste empfangen und Frühsport gemacht hat. Wir hatten allerdings übersehen, dass man sich nur in eine Richtung bewegen durfte und wurden von netten vietnamesichen Beamten daran gehindert, wieder zurückzugehen. Wenn man mich fragt, hätte man bei denen mit dem Geldsparen anfangen und sie für etwas sinnvolleres einsetzen können, aber sei‘s drum...

    Schon am nächten Tag sollten wir unser nächstes Ziel, Laos, erreichen.
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  • Luang Prabang

    2017年4月10日, ラオス ⋅ ⛅ 34 °C

    Der Flug nach Luang Prabang war erstaunlich kurz und das Flugzeug erstaunlich klein. Zwei Propeller und vielleicht Platz für 70 Reisende. Ursprünglich hatten wir ja beschlossen, keine Inlands- bzw. Kurzstreckenflüge zu machen, haben uns dann aber umentschieden, als wir vom „Bus from Hell“ von Vietnam nach Laos gelesen haben: 24 Stunden in einer Art Liegebus, bei dem man im schlimmsten Fall nur einen Platz unter der Liege, also ohne Fenster und Tageslicht, bekommt.

    Wir landeten auf einem ebenso erstaunlich kleinen Flugplatz mit wirklich netten Grenzbeamten. Welchen, die lächeln und einem einen schönen Tag wünschen. Einige Menschen behaupten, dass Laoten sogar generell freundlicher sind als Vietnamesen. Wir können das zwar so nicht bestätigen, aber alleine die Einwohnerdichte ist schon ein Zeichen dafür, dass es in Laos etwas entspannter zugeht. Während Vietnam 282 Einwohner pro km² hat, liegt Laos grade einmal bei 29 Einwohnern pro km². Ein nicht unerheblicher Teil des Landes ist noch mit Primärwald bewachsen, wobei in den letzten Jahren massiv abgeholzt wurde. Dies liegt vor allem daran, dass Laos nicht viel Wirtschaftskraft besitzt. Die Preise sind hier, bei einem wirklich niedrigen mittleren Einkommen, verhältnismäßig hoch, weil die meisten Güter importiert werden müssen. Da wenige Exportgüter vorliegen besann man sich auf Holz und Kaffee, der auf den freigewordenen Flächen angebaut wird. Die meisten Laoten leben von der Landwirtschaft und hier auch im wesentlichen nur zur Deckung des Eigenbefarfs. Kaum größere Konzerne sind im Land vertreten.
    Demtentsprechend kann man sich vorstellen, wie langsam es im Lande zugeht. Es gibt wenig hektik und ein verhältnismäßig ruhiges Leben, was zu der offenen und freundlichen Atmosphäre beiträgt.

    Wenn man bedenkt, dass Laos ein Land mit einer Lebenserwartung von nur 54 Jahren ist, das Jahreseinkommen pro Kopf unter 1000 Dollar liegt und das gesamte Land voll von Blindgängern ist, die in den 1970er Jahren durch die Amerikaner abgeworfen wurden, wirken die Menschen hier erstaunlich glücklich.

    Laos stellt sogar das am stärksten bombardierte Land der Erde dar. Etwa 2,5 Tonnen pro Einwohner fielen während dieser Zeit. Manchmal sieht man die alten Bombenhüllen, der entschärften Blindgänger als Einrichungsgegenstände oder als Baumaterial wieder:
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/kriegssch…

    In Luang Prabang merkt man von alldem nichts. Das Zentrum ist klein und beschaulich. Der Straßenverkehr ist ruhig, niemand benutzt die Hupe und überall laufen Mönche in orangen Kutten herum. Über 30 Tempel sind in der Stadt zu finden, darüber hinaus kann auch der sehr bescheidene frühere Kaiserpalast besichtigt werden. Jeden morgen wandern die Mönche durch die Straßen und sammeln Opfergaben ein, die ihnen von den Anwohnern gereicht werden. Einiges davon behalten sie selbst, anders wird an bettelnde Kinder weitergegeben.

    Ich bin am letzten Tag unseres Aufenthaltes extra früh aufgestanden, um mir die Prozession anzuschauen und war ein wenig entsetzt über die Touristen, die bis auf einen Meter an die Mönche herangegangen sind, um Großaufnahmen von ihnen zu machen. Grade einmal 3 Minuten habe ich mir das angetan, mich etwas fremdgeschämt und mich dann nochmal für eine Stunde ins Bett gelegt. Natürlich haben wir auch einige der Tempel, die Vat genannt werden, besucht. Hier leben die Mönche zwar noch auf eine sehr einfache Weise, dabei verschließen sie sich aber nicht vollkommen der Moderne. Oft sieht man sie mit ihren Handys Nachrichten schreiben oder in Geschäften einkaufen. Das liegt vielleicht auch daran, dass die wenigsten Mönche dauerhaft Mönche bleiben. Fast jeder laotische Mann war für eine kurze Zeit seines Lebens in einem Kloster. Es gilt hier als ein Bestandteil des Erwachsenwerdens.

    Wir sahen auch den Mekong wieder, von dem wir uns in Südvietnam verabschiedet hatten. Den Rest unserer Reise wird uns dieser etwas schmuddelige Fluss, der aus Tibet kommt und sich ins südchinesische Meer entwässert begleiten. So versuchten wir jeden Tag am Fluss zu essen und haben an einem Tag eine Fahrt zur „Buddha-Cave“ gemacht. Die beiden Höhlen sind nicht sonderlich spektakulär, aber interessant. Sie sind mit zahlreichen kleinen und großen Buddhastatuen gefüllt, teilweise noch in Folie verpackt. Dem Brauch nach bringt es Unglück Abbilder von Buddha wegzuschmeißen und so musste ein Ort für die Altlasten gefunden werden.

    An einem anderen Tag haben wir uns einen Roller gemietet, um zu einem der Wasserfälle in der Umgebung fahren zu können. Das war natürlich ein wenig aufregend, denn Laos hat eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt und keinen Versicherungsschutz für den Rollermieter. Es gilt der einfache Grundsatz, dass der Ausländer im Falle eines Unfalls den kompletten Schaden zahlt, wenn er nicht grade tödlich verunglückt ist, weil kein Krankenhaus zur Verfügung stand.
    Allerdings war der Verkehr sehr ruhig und gut überschaubar, so dass wir schon schnell beruhigt fahren konnten.

    Wir hatten Glück, dass wir schon früh zum Wasserfall gefahren waren, denn um die Mittagszeit war er voll von anderen Besuchern, so dass es keinen Spaß mehr machte, sich dort aufzuhalten.
    Einen Besuch ist er trotzdem wert, denn er gehört zu den schönsten Wasserfällen, die wir bisher gesehen haben, was auch an dem bläulich-kristallfarbenen Wasser liegt, dass seine Färbung durch bestimmte Minerale erhält.
    Dem Wasserfall gleich angeschlossen ist ein Shelter für Bären, die vor Wilderern gerettet wurden. Die Bären werden vor allem zu zwei Zwecken gefangen. Zum einen werden ihre Tatzen manchmal zum Bestandteil von Mahlzeiten gemacht und zum anderen gilt ihre Galle als wirkungsvolles Heilmitteln in der traditionellen chinesischen Medizin. Die Bären werden für die Gewinnung in kleine Käfige gesperrt und kontiineenuierlich über einen Katheter „gemolken“.
    Das Shelter bietet den mehrheitlich verhaltensgestörten Bären ein neues Zuhause und setzt sich daneben gegen Wilderei und für den Erhalt der natürlichen Habitate ein.
    Besonders schön war es, den Bären beim Spielen zuzuschauen. Sie waren dabei unheimlich vorsichtig und sozial zueinander. Einer von ihnen hatte nur noch zwei Vorderbeine und sein Kontrahent beim Spaßkampf hat diesen Vorteil nicht ausgenutzt. Er hat stattdessen auch nur eine Tatze eingesetzt. Für mich ist das ein wirklich herausragendes Zeichen für die Intelligenz und Empathiefähigkeit dieser Tiere.

    Wir haben uns auch relativ intensiv mit den Elefantensheltern hier beschäftigt, denn Laos gilt als „Land der Elefanten“. Schön wäre es gewesen, einem der berühmten Dickhäuter nahe zu kommen. Schnell aber haben wir von der Idee abgelassen. Elefanten haben ein sehr dominanzbasiertes Sozialleben. Die Vorherrschaft in der Herde wird erkämpft und ein Mensch ist ein potentieller Konkurrent. Dementsprechend ist es eigentlich nur möglich, einen Elefanten mit Menschen vertraut zu machen, indem man ihm körperliche Schmerzen bereitet, um seinen Willen zu brechen. Dies wird mit dem sogenannten Elefantenhaken gemacht, der in empfindliche Körperteile gestoßen wird, um dem Elefanten aufzuzeigen, wer in der Machtposition ist.
    Bei den richtigen Sheltern ist es zwar so, dass nur Elefanten aufgenommen werden, die vorher illegal als Arbeitstiere eingesetzt wurden, um ihnen einen guten Lebensabend zu ermöglichen. Der Elefantenhaken wird dennoch auch hier von den Mahoud eingesetzt. Nur ein Shelter in Nordthailand kommt wohl ohne ihn aus. Zudem werden die Elefanten dort auch nicht geritten angefasst, sondern nur aus einer sicheren Entfernung bewundert. In Laos wird statt dieser tierfreundlichen Maßnahmen, den wirtschaftlichen Situation des Landes entsprechend, deutlich mehr angeboten. Neben dem Reiten der Tiere, können sie beim Baden begleitet werden und sogar einen Mahoud-Kurs für den gelangweilten Westtouristen, der sich mal wie im Dschungelbuch fühlen möchte, wird angeboten.

    Übrigens gibt es auch bei uns aktuell die Debatte zum Elefantenhaken, um mal einzugestehen, dass nicht nur die „unzivilsierten Laoten“ manchmal Blödsinn machen, sondern Blödsinn-Machen ganz kulturunabhängig sein kann:
    https://www.welt.de/vermischtes/article16374166…

    Die ruhigen Tage hier haben wir, nach der ereignisreichen Zeit in Vietnam, sehr genossen. Wir freuen uns aber schon auf unseren nächsten Stopp, bei dem wir hoffentlich mal wieder etwas abenteurliches anstellen können...
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  • Vangvieng

    2017年4月14日, ラオス ⋅ ☀️ 29 °C

    Von Luang Prabangaus mussten wir für einige Stunden nach Süden in Richtung Vangvieng fahren. Nach der ersten Stunde quoll allerdings weißer Rauch unter unserer Motorhaube hervor, so dass wir alle aussteigen mussten. Nachdem unser Fahrer seinen gesamtem Trinkwasservorrat zum Kühlen des Motors verwendet hatte, ohne das Problem beheben zu können, wurde ein neuer Wagen angefordert, mit dem wir dann ohne Probleme ans Ziel gelangten.
    Er fuhr etwas ruppiger, als der Fahrer zuvor, vermutlich, um die Verspätung auszugleichen. Da wir aber, im Gegensatz zu der Zeit in Südamerika, keine Steilhänge neben uns hatten, war das kein wirklich großes Problem.

    Wir kamen an einem Busbahnhof an, der außerhalb von Vangvieng lag, so dass wir unsere Hauswirtin anrufen mussten, damit sie uns abholt. Das Angebot eines Tuctuc-Fahrers uns für 8 Euro hinzufahren, haben wir abgelehnt. Zwei Wochen später sollte ich rausfinden, was das Telefonat mich gekostet hat. Wir hätten auch das Tuctuc nehmen können…

    Nouth, unsere Gastgeberin, holte uns mit einem etwas vermüllten Großraumwagen ab. Sie selbst hatte einen leichten Hippieeinschlag, trug Pumphosen und hielt unheimlich viele Tiere auf ihrem Gelände. Darunter ein sehr liebenswerter Mischlingshund, der total verlaust aussah, aber eine sehr gute Seele hatte. Neben zwei weiteren Hunden und eine Riesenzahl von Enten, waren da auch zwei Katzen, die seltsam kurze Schwänze hatten, die auch einen Knick hatten. Wir wussten ja inzwischen, dass Südostasiaten einen sehr „praktischen“ Umgang mit Tieren hatten und fragten uns bereits, ob man den Katzen hier die Schwänze aus irgendwelchen merkwürdigen Gründen vielleicht abschneiden würde… Zumal das kupieren der schwänze bestimmter Hunderassen ja auch heute och in vielen Ländern Usus ist. Als wir allerdings „Katzen, Laos, Schwanz“ bei Google eingegeben haben, waren wir beruhigt zu erfahren, dass es sich um einen hier sehr verbreitetn Gendefekt handelt: http://m.tierwelt.ch/?rub=4485&id=41152

    Wir hatten uns in Vangvieng besonders auf die Ballonfahrt über den Ort gefreut. Die Landschaft sah ähnlich aus, wie in Ninh Binh, war also voller Kegelkarstfelsen und grün bewachsen. Wir buchten auch gleich eine Fahrt, wurden dann aber von einem Gewitter überrascht, dass den Start verhinderte. Ich hatte nie darauf geachtet, was eigentlich passiert, wenn ein Gewitter aufkommt. Da wir aber ja gerne fliegen wollten, waren wir unheimlich feinfühlig für jede Veränderung, die uns den Start hätte vermiesen konnte. So habe ich hier wohl das erste Mal bewusst gespürt, wie stark der Wind, noch bevor es anfängt zu regnen, wird. Oder auch wie subtil die Veränderungen des Lichtes sein können. Insofern war das, trotz eines verschobenen Starts, schon eine interessante Erfahrung. Ich kam mir auch noch nie so sehr, wie ein weltfremdes Stadtkind vor :-)

    Wir verschoben den Flug auf einen anderen Tag und verbrachten den Abend bei strömendem Regen in Nouths Bar und beschäftigten uns mit dem netten Hund. Das Gewitter war wohl das intensivste, das wir je erlebt hatten. Die Blitze durchzogen den ganzen Himmer und verästelten sich dutzendfach. Nach einer Zeit fiel auch der Strom aus, so dass wir den Rest des Abends nur mit Kerzenschein verbringen konnten und früh ins Bett gingen. Wir wurden dann irgendwann wach, als die Ventilatoren und das Zimmerlicht wieder angingen.

    Für den nächsten Tag hatten wir eine Tour gebucht. Vangvieng selbst war kein schöner Ort. Er liegt aber mitten in der schönsten Natur. Berge, ein großer Fluss, Urwälder, alles vorhanden. Aus diesem Grunde ist hier ein Zentrum für Eventtourismus entstanden.
    Noch vor einigen Jahren war das Hauptkonzept des Ortes, dass Touristen sich in großen aufgepumpten Autoreifen den Fluss unter treiben ließen und an den kleinen improvisierten Bars am Ufer einkehrten, wo Alkohol in Eimern und sogenannte Happy-Menues serviert wurden. Happy kann in Südostasien zwei Bedeutungen haben: Sex oder Drogen. In diesem Falle ging es um letzteres.
    Das Konzept funktionierte einige Jahre sehr gut und machte Vangvieng zu einem kleinen Hotspot im Nirgendwo. Nachdem aber pro Jahr wiedeholt Dutzende von Touristen gestorben waren, weil sie betrunken in ihren Autoreifen unterwegs gewesen sind, schob die Regierung dem Ganzen einen Riegel vor und Verbot den Bars am Ufer. Heute gibt es noch vereinzelt Orte, an denen „Happy-Sachen“ zu haben sind. Das ganz große Geschäft ist aber vorbei. Stattdessen wird die Natur deutlich mehr genutzt, um die Falang bei Laune zu halten.

    Wir hatten uns erst für eine Zipline-Tour, einer Art schnellen Seilbahnfahrt durch die Baumkronen und einer Tubing-Tour in einer der Höhlen angemeldet.
    Schon früh morgens waren die Guides irritiert darüber, dass wir in die Höhle wollen und wir waren schon fest davon überzeugt, dass wir da Blödsinn ausgesucht hatten, blieben aber bei unserer Entscheidung. Wir sollten später auch die einzigen in der Höhle sein…

    Zuerst aber, ging es zum Ziplining, dass wir eigentlich schon in Südamerika ausprobiert haben wollten. Wir waren eine gigantische Gruppe, wurden aber durch auffallend professionelle Guides sehr zügig durch die Anlage begleitet, so dass kaum Wartezeiten entstanden. Man trägt einen Klettergurt, an dem ein Schlitten und Sicherungshaken befestigt sind. Sind die Sicherungshaken erst einmal im System, besteht eigentlich kein Risiko mehr von den Plattformen zu fallen. An jeder Station wird der Schlitten dann auf das Laufseil gesetzt, dass man in folgedessen entlang fahren kann. So sieht das Ganze dann aus:
    https://www.youtube.com/watch?v=ubwZAtkz_C0
    Zum Vergleich, hier einmal die schnellste Zipline der Welt in Wales:
    https://www.youtube.com/watch?v=35D7rpxjeqo

    Nach dem Ziplining und dem Mittagessen sind wir dann zu unserer Höhle gefahren, begleitet. Wir mussten zuerst mit einem der Tubes ins Wasser und uns dann an einem Seil durch den Höhleneingang ziehen, in den der kleine Fluss hineinführte. Danach ging es über eine Leiter ins Innere. Die Höhle hat während des Bombardements der Amerikaner als Versteck für die Dorfbewohner aus der Umgebung gedient. Sie sollen sogar mehrere Monate dort verbracht haben. Die Wände waren voll mit Handabdrücken und man war zuerst geneigt zu glauben, dass es sich um Kunst zur Verschönerung der Umgebung während dieser schweren Zeit gehandelt hat. Der Guide enttäuschte uns da aber. Die Abdrücke sind von Touristen, die während der Regenzeit in die Höhle kommen, die dann voller Matsch ist…

    In der Höhle selbst fühlte man sich wie auf der Oberfläche eines anderen Planeten. Nichts schien dort zu leben. Aber selbst hier hatte das „Leben einen Weg [gefunden]“. Silke entdeckte eine handflächengroße, wunderschöne Spinne an der Wand und ich sah eine blinde Grille, die zwar nur einen Zentimenter lang war, aber Fühler hatte, die dem Zehnfachen ihrer Körperlänge entsprachen und die sie rhythmisch, wie einen Bildenstock hin und her schwang.
    Für diejenigen, die Insekten nichts abgewinnen können, halten sich auch Fledermäuse in der Nähe der Ausgänge bereit. Wir hatten also einen sehr gelungenen Tag und freuten uns schon auf unseren Ballonflug am nächsten Morgen, den wir direkt vor unserer Abreise machen wollten.

    Wir schliefen beide schlecht in der Angst zu verschlafen und standen überpünktlich auf. Nouth brachte uns um 6 zur Brücke, wo wir abgeholt werden sollten. Wir standen eine Weile herum, es wurde immer später und später und wir wurden zunehmend unruhiger.

    Ein Ladenbesitzer erkundigte sich nach uns, stellte uns zwei Klappstühle raus und telefonierte dann wie wild herum, um den Veranstalter des Ballonflugs ans Telefon zu bekommen. Dann sahen wir einen Ballon aufsteigen und ärgerten uns schon, bis der Ladenbesitzer uns sagte, dass es insgesamt 3 Ballons gäbe, was uns wieder beruhigte. Als dann Ballon Nummer 2 und Ballon Nummer 3 auch aufgestiegen waren, zuckte er nur entschuldigend mit den Schultern.

    Endlich kam der Fahrer, der uns nicht abgeholt hatte, mit seinem Tuctuc an und erzählte uns, dass er gewartet hätte, wir aber nicht da gewesen seien. Das war natürlich Blödsinn, aber ändern konnten wir nicht mehr viel. Er bot uns aber an, dass der Ballon mit uns nochmal aufsteigt, wenn wir direkt mit ihm zum Landeplatz fahren würden.

    Wir holperten also über Feld und Wiesen, wurden plötzlich von einem vollbesetzten Pickup überholt, auf dem Männer mit Sturmmasken saßen. Das machte einen unheimlichen Eindruck. Sie waren aber lediglich die Bodencrew, zum Abseilen des Ballons. Als wir ihn erreichten, wurde uns leider vom Piloten mitgeteilt, dass der Wind zu stark sei und er deswegen nicht mehr aufsteigen könne…

    Wir fuhren also zu Nouth zurück, die selbst so geknickt wirkte, wie wir uns fühlten und frühstückten in Ruhe. Da wir noch am selben Tag weiterfahren würden, konnten wir die Fahrt nicht mehr an einem anderen Tag nachholen, was schade war. Wir suchten aber, um die Stimmung zu retten, einen Ballon in Kambodscha raus, mit dem wir über Siem Reap fliegen wollten...
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  • Vientiane

    2017年4月15日, ラオス ⋅ 🌫 24 °C

    Die Fahrt nach Vientiane verlief ungemein ruhig. Die Straßen in Laos sind nicht die besten, dafür aber die meiste Zeit leer. Zwar fahren viele Motorräder umher, aber kaum Autos. Ab und zu sieht man mal einen LKW. Da die Zugverbindungen des Landes quasi nicht existent sind und das Land vom Import lebt, muss zwar alles irgendwie transportiert werden, davon merkt man aber auf den Straßen kaum etwas.

    Als wir aber die Stadtgrenze von Vientiane erreichen, steckten wir auf einmal im Stau. Überall um uns herum waren Pickups, auf deren Ladeflächen ganze Horden von Menschen saßen. Auf den meisten befand sich zudem ein riesengroßer Bottich mit Wasser, das mit Messbechern und Töpfen ausgeschöpft und für Wasserschlachten benutzt wurde. „Pi Mai“, in Thailand „Songkran“ ganannt und gemeinsam als „Wasserfest“ übersetzt, befand sich im vollen Gange.
    Pi Mai ist das größte Fest in Laos und ist die laotische Version der Neujahrsfeierlichkeiten. Ursprünglich war das Fest ein rein religöses. Man besuchte Tempel, machte Opfergaben und bespritzte Buddhastatuen vorsichtig mit Wasser. Dies stand für die Reinwaschung von Sünden und zur Abwehr von Pech. Menschen, die von ihren Heimatorten weggezogen waren, nutzten diese Tage, um nach Hause zu kommen.

    Dann kam die Moderne und verwandelte Pi Mai in eine große Party, die auch am Ballermann stattfinden könnte. Vor den Häusern der Stadt waren große Musikanlagen aufgebaut, die laute Elektromusik spielten. Große Plantschbecken voller Bierdosen gehören ebenso dazu, wie Wasserschläuche, um vorbeigehenden Passanten die begangenen Sünden vom Leib zu waschen.
    Wir hassten es…

    https://www.youtube.com/watch?v=N2xTAqCNSTk

    Während sich unser Bus so durch die Stadt quälte, konnten wir einen guten Eindruck von den Dimensionen der Feierlichkeiten gewinnen und wir waren uns noch nicht sicher, wie wir es schaffen sollten, halbwegs trocken zu unserem Hotel zu kommen. Als der Bus endlich in einer Seitenstraße anhielt, sahen wir, dass auch unsere Reisegenossen die selben Gedanken gehabt haben müssen. Alle waren eifrig damit beschäftigt ihre Rucksäcke in die Regenhüllen zu packen und Handys und Geldbören in Plastikfolie zu wickeln. Dazwischen liefen die Tuctuc-Fahrer herum und nutzten die hektische Stimmung dazu, Fahrten zu zu hohen Preisen anzubieten.

    Auch wir einigten uns auf einen Betrag für die Fahrt zu unserem Hotel. Wir wussten nicht wo wir waren, denn mein Handy lädt wegen der laotischen Zeichen keine Karten herunter und besteht auf eine Onlineverbindung. Insofern hätte er ohnehin jeden Preis verlangen können. Wir fuhren mitten durch die feiernden Massen, nur geschützt von LKW-Planen, die an den Seiten der Passagierbänken heruntergelassen wurden. Auch packte er das Tuctuc immer voller und teilte sich seinen Frontsitz irgendwann sogar mit zwei Personen, was ziemlich gewagt ausgesehen haben muss, denn ein Tuctuc fährt vorne nur auf einem Rad und hat einen Mofasitz. Wir waren allerdings schneller da als erwartet und waren sogar verhältnismäßig trocken geblieben. Eine Tag später stellten wir fest, dass der Halteplatz des Busses am Ende der Straße lag, in der sich unser Hotel befand. Wir brauchten etwa 5 Minuten zu Fuß für den Weg.

    Den Nachmittag verbrachten wir im Hotel und überlegten, ob wir die Feier auf irgendeine Weise vielleicht doch mögen konnten. Wir stellten dabei fest, dass wir ziemlich spießig geworden sind. Laos ist ein wirklich armes Land und viele der Menschen verzichten auf viel Luxus, der für uns selbstverständlich ist. Wenn sie also ein paar Tage ausgelassen feiern konnten, war das gut. Wir einigten uns also darauf, dass wir den Leuten ihren Spaß vollends gönnten, aber selbst wenig Lust auf nass werden und Technomusik hatten. Trotzdem mussten wir am Abend nochmal raus, wir hatten ja noch nichts gegessen. Wir schafften es natürlich nicht nicht nass zu werden und Silke wurde sogar mit sowas wie Schuhcreme im Gesicht angemalt. Es war ok, aber wir entschlossen uns, nicht noch, wie eigentlich geplant die nächste Nacht in der Hauptstadt zu verbringen, sondern den Nachtbus nach Pakse zu nehmen, trotz bereits bezahltem Hotelzimmer.
    Der Rezeptionist am nächsten Tag war untröstlich, dass er niemanden in der Reiseagentur erreichte. Es sei Neujahr und da sei alles geschlossen. Nur direkt am Busbahnhof könnten wir Tickets kaufen. Der Bahnhof allerdings, lag etwas außerhalb, so dass wir mit einem Tuctuc dahin fahren mussten.

    Die Fahrt selbst war das erste gemütliche, was wir in Vientiane so gemacht haben. Die Stadt selbst ist nicht wirklich schön. Es gibt sie zwar schon recht lange und sie war die Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs, als sich aber der König gegen die Oberherrschaft der Siamesen wehrte und den Kampf verlor, wurde er hingerichtet und die Stadt zerstört. Die Bewohner wurden auf die andere Seite des Mekong, auf der heute Thailand liegt umgesiedelt. Ihre Nachfahren stellen eine der Minderheiten Thailands dar.
    Als die Fransosen später „Französisch-Indochina“ kolonisierten, traten die Thailänder das Gebiet an sie ab. Zwar wurde die Region allmählich wieder besiedelt, die Hauptinvestitionen derEs Kolonialherren, geschahen aber in Vietnam, so dass Vientiane zunächst nicht zu seiner urprünglichen Bedeutung zurückfand. Erst als die kommunistische Partei die Führung des Landes nach dem Vietnamkrieg übernahm, wurde Vientiane als Hauptstadt wiederbelebt.
    Es befinden sich also keine wirklichen alten Gebäude, mit Ausnahme einige Tempel, die die Siamesen aus Respekt vor Buddha hatten stehen lassen, in der Stadt. Zwischen den kleinen Häusern der Einwohner tauchen immer mal wieder Prunkbauten auf, die unter anderem Museen beherbergen. Diese konnten wir aber nicht besuchen, weil sie geschlossen waren.

    Nachdem wir die Tickets für den Abend gekauft hatten, besuchten wir noch ein paar kleine Orte in der Stadt, unter anderem das Siegestor „Patuxai“ und That Dam, eine alte verfallene Stupa, in der eine gigantische 7-köpfige Schlange leben soll, die die Stadt beschützt. Dann gingen wir ins Hotel zurück und lasen bis zum Abend.

    Ich hatte mit dem Rezeptionisten ausgemacht, dass ein Taxi um 6 kommen würde, um uns abzuholen. Wir mussten um halb 8 am Bahnhof sein, rechneten mit einer halben Stunde fahrt und hatten sicherheitshalber eine Stunde Reserver eingeplant, weil die Stadt so voll war.
    Als um 6 keiner da war, warteten wir eine Viertelstunde und fragten, er versuchte den Taxifahrer anzurufen und verwies uns darauf, dass er gleich kommen würde. Um halb 7 das selbe. Er sprach kaum Englisch und machte uns mit seiner freundlichen, aber hilflosen Art wahnsinnig. Um Viertel vor sagten wir ihm dann, dass wir eine genaue Auskunft bräuchten. Er sagte 5 Minuten, die auf Nachfrage zu 10 Minuten und auf nochmalige Nachfrage zu einer Viertelstunde wurden. Der arme Kerl hätte mir fast leid getan, immerhin versuchte er ganz gemäß seiner kulturellen Prägung freundlich und hilfsbereit zu sein, obwohl er im Grunde hätte sagen müssen, dass er für nichts garantieren kann. Wir bedanken uns bei ihm und sagten ihm um kurz vor 7, dass er das Taxi abbestellen könnte. Wir rannten dann mit unserem Gepäck die Straße runter, bis wir zu dem Platz kamen, auf dem der Bus uns am Vortag rausgelassen hatte. Es war aber weit und breit kein Tuctuc zu sehen. Ich war etwas weiter vorne und sah, als ich mich nach ihr umdrehte, wie Silke mit zurückwinkte. Sie hatte unseren Taxifahrer gefunden, der offebar wirklich schon fast beim Hotel gewesen war. Als er uns fragte, wann wir da sein müssten und wir mit „8“ antworteten, runzelte er nur die Stirn und sagte, dass wir das nicht schaffen. Wir würden wegen der Feier mindestens eine Stunde nur für den Weg brauchen… Wir waren kurz davor, wieder ins Hotel zu gehen, das Zimmer war ja bezahlt, entschlossen uns dann aber dazu, es noch zu versuchen.

    Der Taxifahrer gab sich alle Mühe und vermutlich war die Fahrt auch die gefährlichste, die wir bisher in Asien erlebt haben, denn er fuhr in Hochgeschwindigket über Seitenstraßen und hupte kontinuierlich, um alle in der Umgebung vor ihm zu warnen. Wir disktieren sogar, ob wir was sagen sollten, damit er langsamer wird, waren dann aber plötzlich aus der Innenstadt heraus und auf einer der Hauptstraßen, so dass das nicht mehr nötig war.

    Als wir am Bahnhof ankamen hatten wir sogar noch 10 Minuten Zeit. Und wir hatten Glück mit dem Bus. Es war einer der besseren. Gut in Schuss und ohne äußerliche Mängel, ganz im Gegensatz zu dem Bus gegenüber von uns, der mit einem gigantischen Loch in der Windschutzscheibee ausgestattet war, das den Fahrer zwang, seinen Kopf auf Höhe des Lenkrads zu halten, um überhaupt herausschauen zu können.

    Die Schlafbusse waren so aufgebaut, wie man sich ein Raumschiff vorstellt. Zwei Etagen und auf jeder ein langer Mittelgang, zu dessen Seiten je eine Art Doppelbett lag. Hatte man Pech und reiste allein schlief man dort mit einem Unbekannten. Mann lag auf Matratzen, die mit Plastikwänden abgetrennt waren. Anschnallgurte gab es nicht und jedes Mal, wenn der Bus bremste, hatte ich Angst, dass er irgendwo gegenfuhr und ich mit den Füßen voran in die Trennwand rutschen würde.
    Ansonsten war die Nacht aber erholsam und schon bald sollten wir ganz im Süden von Laos sein…
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  • Pakse

    2017年4月19日, ラオス ⋅ ⛅ 7 °C

    Wir erreichten Pakse am Morgen und wurden gleich wieder von zahlreichen Tuctuc-Fahrern überfallen. Dieses Mal gelang es uns, uns etwas Zeit zu erbitten, unser Gepäck abzuholen und uns ersteinmal Gedanken zu machen, was-wann-wie-wo.
    Das ist immer ein kleiner Kampf, denn immerhin wollen sie Geld verdienen. Fair enough… aber sobald man einmal nett, aber deutlich gesagt hat, dass man „a moment“ braucht, bekommt man ihn auch. Man kann auf diese Weise bares Geld sparen, da man sich, wenn man sich erstmal gesammelt hat, nicht so leicht zu irgendeiner Sache überreden lässt.

    In einem kleinen Mini-Van wurden wir dann zu unserem Hotel gebracht, dass eine kleine Gartenanlage in einer ansonsten eher ärmlichen Siedlung war. Auf den Bildern war der Garten auch Sommergrün, als wir ankamen war er eher sonnenverbrandgelb. Dafür hatte man hier wirklich einen kleinen Ruhepol gefunden. Pi Mai lief noch, aber ohne uns…
    Unsere Gastgeberin machte auch in allereile ein Frühstück und unser Zimmer fertig, so dass wir uns dort noch vor dem offiziellen Check-In ausruhen konnten. Ansonsten haben wir an dem Tag nicht viel von ihr mitbekommen. Sie hatte uns am Morgen gefragt, ob sie uns auf dem Gelände alleine lassen könne, weil sie mit ihrer Familie zum Wasserfall für das Neujahrsfest gehen wollte. Wir haben natürlich zugestimmt. Nur ihr Angebot uns unser Mittagessen schon um 10 Uhr zu machen, damit wir etwas Essen können, bevor sie fährt, haben wir abgelehnt. Stattdessen haben wir am Nachmittag einen Spaziergang gemacht und uns Chips gekauft, die uns, zusammen mit dem Obst, dass unsere Gastgeberin uns hingestellt hatte, über den Tag gebracht haben. Ansonsten passierte am ersten Tag nichts. Wir schliefen viel, lasen und ich schrieb ein wenig an einigen der Berichte.

    Am nächsten Tag hörten wir, nachdem wir vom Frühstück kamen, und die Klimaanlage wieder anmachten, ein komisches Geräusch, das so klang, als sei ein Blatt im Ventilator verfangen. Plötzlich klatschte einer der kleinen Geckos auf den Fliesenboden unter ihr. Einige Sekunden später folgte der Schwanz. Das Tier zuckte nur noch kaum merklich, während der Schwanz sich, bereits vom Körper getrennt, noch wand, wie ein Regenwurm. Der Gecko sah sehr mitgenommen aus. Vermutlich hat ihn der Ventilator überrascht und ihm einige Knochen gebrochen und ihn großflächig an der Haut verletzt. Ich fühlte mich verpflichtet, sein Leiden abzukürzen und schnitt ihm mit dem Taschenmesser den Kopf ab, in der Hoffnung, dass es damit vorbei wäre. Stattdessen wendete er seine Augen zu mir, zumindest machte es den Eindruck auf mich, und züngelte nochmal, wie eine Schlange wirkend. Das war wirklich irritierend.
    Ich hoffe ja, dass das lediglich letzte Reflexe waren, ähnlich wie die Bewegungen des Schwanzes. Ich frage mich, ob der Schwanz sich sogar extra so stark bewegt, nachdem die Echse ihn abgeworfen hat, damit er einen Angreifer ablenkt?

    Im Anschluss mieten wir einen Motorroller, wieder zu den selben für Ausländer eher unvorteilhaften Konditionen, um einer alten Tempelanlage in der Gegend zu fahren. Der Wat Phou ist ein alter Khmer-Hindu-Tempel, ganz in der Nähe von Pakse. Er hat sogar eine Straße, die ihn mit Angkor Wat verbindet, das wir uns in Kambodscha anschauen werden. Die Tempel zeugen davon, dass die alten Kulturen ganz andere Grenzzeichnungen hatten, als sie heute bestehen.
    Wat Phou ist weitestgehend verfallen, wird aber mit Geldern der UNESCO und der Unterstützung Indiens restauriert und ist ein gerne besuchter Ort in der Gegend. Kommt man an, wird man für etwa 500 Meter in einem etwas albernen Golfcar an zwei großen künstlichen Seen vorbeigefahren und muss dann durch Wurzelwerk verschobene, steile Treppen hinaufsteigen, um zur eigentlichen Anlage zu kommen. Hier erwarten einen das kleine Hauptgebäude mit dem großen Buddha, ein angeblicher Fußabdruck Buddhas und kleinere Schreine, wie der Elefant und das Krokodil.
    Fast am schönsten ist aber der Ausblick über die umliegende Gegend.

    Nachdem wir auch noch das kleine, angeschlossene Museum besucht haben, dass ein paar der gefundenen Skulpturen- und Fassadenteile austellt, haben wir noch eine Mittagspause in einem Hotel und Restaurant am Straßenrand gemacht, das von einem Briten und seiner laotischen Frau betrieben wird. Sie hatten grade erst eröffnet und sehr um uns bzw. unsere Empfehlung geworben. Sie dürfen wir jetzt sogar anrufen, wenn wir etwas laotisches Übersetzt haben wollen oder Probleme im Land haben…

    Am Abend gab es wieder eines der intensiven Gewitter, die derzeit ab und zu in Laos vorkommen und wieder hatten wir für eine Zeit keinen Strom. Unsere Gastgeberin hatte für den Fall aber vorgesorgt und autobatteriengroße Taschenlampen im Essbereich aufgestellt.

    Am nächsten Morgen wollen wir eigentlich eine Tour zum Bolaven-Plateau machen, um uns den Kaffee- und Teeanbau und einige Wasserfälle anzuschauen. Leider läuft das Land rund um Neujahr etwas träge, so dass wir auch hier wieder einen Roller gemietet haben. Dieses Mal war die Straße weniger gut erhalten, als am Vortag, was wir beide mit Rückenschmerzen am Abend quittiert bekamen.

    Dafür haben wir, bis auf die Teeplantagen auch alles gefunden, was wir gesucht haben. Die beiden Wasserfälle waren beeindruckend anzuschauen und auch das Ziel vieler Einheimischer und in einem Café zu sitzen und eine Tassee Kaffee von dem Kaffee zu trinken, der direkt vor einem wächst, war auch eine schöne Erfahrung. Leider war er noch nicht reif, als wir ankamen, so dass wir die Ernte nicht sehen konnten.

    Unser nächstes Ziel sollten die 4000 Inseln, gleich an der Grenze zu Kambodscha sein...
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  • Don Khon

    2017年4月23日, ラオス ⋅ ☀️ 20 °C

    Pakse und die „4000 Islands“ trennen nur eine halbstündige Autofahrt. Die Inseln selbst liegen im Mekong, der mit einem der Boote überquert werden muss.
    Der Name der Region kommt davon, dass der Mekong hier besonders breit ist und zahlreiche kleine Inseln beherbergt, die bis vor ein paar Jahrzehnten noch ein völlig autakes Leben mit Subsistenzwirtschaft geführt haben. In der Regenzeit schrumpft die Anzahl der Inseln, denn die kleineren werden einfach überspült.

    Wir kamen zunächst als einzige Gäste in einem größeren Hotel auf Don Khon unter. Im Vorfeld hatten wir uns gegen einen Aufenthalt auf Don Det entschieden, weil es bei uns im Vergleich weniger Partys geben sollte. Wir wollten die nächsten Tage einfach nur mit Nichts- oder zumindest Wenigtun verbringen. Am ersten Tag unseren Aufenthalts machten wir auch nichts anderes, als uns ein anderes Hotel zu suchen, weil wir gerne einen Pool und einen Bungalow haben wollten und zu lesen.
    Aktuell lese ich den zweiten Band der Expanse-Reihe und bin noch immer gefesselt. Ich bin nicht sicher, ob ich in den nächsten Monaten noch etwas anderes lesen werden. Parallel lese ich zwar immer noch ein Sachbuch, aber Expanse hat es mir so angetan, dass ich den Rest der Zeit in Asien nu mit lesen verbringen könnte.

    Am nächsten Tag zogen wir um und gammelten weiter rum. Ich bin im Entspannen nicht so gut wie Silke. Als Beschäftigung habe ich einen Online-Tropenmedizinkurs bei der Duke-University angefangen und versuche jede Woche ein Thema zu bearbeiten. An diesem Tag schaffte ich sogar zwei: Malaria und die Schlafkrankheit. Außerdem habe ich angefangen etwas Khmer für unser nächstes Ziel, Kambodscha, zu lernen. Wie gesagt, ich kann entspannen nicht so gut.
    Dafür ist Khmer echt spannend. Ein gigantisches Alphabet. Die Vokale werden um die Konsonanten rum arrangiert und sie können lang oder kurz ausfallen. Dafür fallen die Töne weg, die das Vietnamesischlernen für mich so schwer gemacht haben. Khmer weist allerdings bis auf „sch“ und „f“ eine Vielzahl von Lauten auf, so dass es für Kambodschaner verhältnismäßig leicht ist, Fremdsprachen zu lernen.
    Schon nach dem ersten Lehrvideo hatte ich beschlossen, dass ich es gar nicht erst mit der Schriftsprache aufnehme und stattdessen nur Phrasen lerne.
    Wer es mal hören möchte:
    https://www.youtube.com/watch?v=fG9XYCNEfZE

    Am Mittag wurde unsere Ruhe allerdings von einer im Hotelrestaurant einfallenden Touristengruppe gestört. Wir vermuten, dass es Chinesen oder Koreaner waren. Das ist natürlich nur geraten, aber es sind neben Japanern, die wir sprachlich raushören würden, die einzigen Asiaten mit wirklich breitem Mittelstand, so dass zumindest der Verdacht nahe liegt.
    Nach dem Essen turnte die Gruppe, deren Durchschnittsalter etwa bei 55 lag über das gesamte Hotelgelände und schaute sich alle Bungalows an. Sie gingen sogar auf die Terrassen, um sich gegenseitig zu fotografieren und trieben uns so ein wenig in den Wahnsinn…
    Zwar war das nach guten zwei Stunden vorbei. Dafür zog eine Großfamilie neben uns ein. Ein älteres australisches Pärchen zog im Verlauf des Ganzen sogar aus. Wir nahmen alles mit Humor, so gut es ging jedenfalls :-)

    Am darauffolgenden Tag fiel uns die Decke auf den Kopf und so verbrachten wir den Nachmittag am berühmten Wasserfall der Insel. Hier rauscht ein großer Teil des Mekong in Kaskaden ein paar Meter hinunter. Tief war er zwar nicht, dafür aber der wasserreichste Fall in ganz Laos. Die Einheimischen hatten sich alle Mühe gegeben, rund herum eine Art Gartenanlage aufzubauen. Besonders schön waren hier zu „Bäumen“ gebündelte Bambusrohre, die weit unten stark miteinander verwachsen waren, so dass der Eindruck eines soliden Stamms entstand. Weiter oben fächerten sie sich dann auf, wie Palmen.

    Hier sahen wir auch zahlreiche Echsen, die wir noch nicht kannten. Die Umgebung schien ihnen freundlich gesinnt zu sein. Sie waren unheimlich groß und wirkten gut ernährt.
    In den Städten werden sie von den Katzen gejagt, so dass die meisten von ihnen es nicht bis zur vollen Größe schaffen.

    Das Highlight unseren Aufenthalts war aber wohl unsere Fahrt zu den Irawadidelfinden, die im Mekong leben. Hierzu mussten wir mit dem Fahrrad über Don Khon zu einem kleinen Strand fahren und uns dort ein Boot mit Fahrer mieten, der uns dann über den Fluss zu ihrem Aufenthaltsort brachte.
    Es soll im Fluss angeblich grade noch 80 Stück von ihnen geben und zunächst sah es so aus, als würden wir keine sehen, bis irgendwann eine kleine Wasserfontäne zu erkennen war. Irawadidelfine können nicht lange tauchen, so dass sie sehr regelmäßig an die Wasseroberfläche kommen und Luft zu holen. Als wir eine Weile mit abgeschaltetem Motor im Wasser getrieben waren, kamen sie bis auf 10 Meter heran. Man konnte sie sogar atmen hören.
    So richtig zu sehen bekamen wir ihn allerdings kaum, denn er springt nicht so auffällig aus dem Wasser, wie andere seiner Artgenossen. Manchmal sah man seinen Kopf, der etwas an den eines Wales erinnert, manchmal auch nur die Flossen.

    Ein guter Abschluss für Laos. Gleich am nächsten Morgen wollten wir die Grenze nach Kambodscha überqueren...
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  • Siem Reap

    2017年4月29日, カンボジア ⋅ ⛅ 28 °C

    Die Grenzüberquerung nach Kambodscha war ähnlich einfach, wie zuvor nach Laos. Verhältnismäßig freundliche Beamte und keine größeren Schickanen. Das Gesundheitszeugnis, das einem manchmal für einen Dollar aufgedrängt wird, erhielten wir kostenlos. Im Grunde war das auch nicht mehr als eine oberflächliche Überprüfung unserer Impfpässe.
    Wir hatten eine Vereinbarung mit einem Transportunternehmen getroffen, das uns direkt hinter der Grenze erwarten wollte. Den Weg von den 4000 Islands legten wir als Anhängsel einer größeren Gruppe zurück, die auch nach Siem Reap unterwegs war. Hier wurden die Pässe eingesammelt und gebündelt gestempelt. In „Travelerkreisen“ geht das Gerücht um, dass das Unternehmen einen großen Aufschlag dafür nimmt. Wir hörten sogar etwas von 10-15 Dollar pro Pass. Da wir zu Fuß über die Grenze gingen, betraf uns das nicht. Eine merkwürdige Italienerin stieg auch aus, in der Hoffnung Geld sparen zu können. Effektiv waren es dann 3 Dollar. Das Unternehmen wollte 40, die Ausreise aus Laos kostete 2 Dollar „Stempelgebühr“ und das Visum für Kambodscha 35 Dollar. Dafür lief sie wie von der Tarantel gestochen hektisch herum und versuchte sich am Schalter ganz nach vorne durchzubetteln, damit der Bus nicht ohne sie abfährt. Zwei Franzosen, die mit dem selben Unternehmen weiterfuhren wie wir, diskutierten 10 Minuten mit den laotischen Grenzern, um die 4 Dollar Bearbeitungsgebühr zu sparen.
    Ich verstehe ja wirklich, dass manche Reisende kein Geld haben. Sowas ist mir allerdings eindeutig zu blöd. Reisen zehntausende Kilometer weit, kommen aus einem Land mit funktionierendem Sozialsystem und diskutieren dann über 4 Dollar in einem Land mit einer Lebenserwartung von rund 60 Jahren. Man kann jetzt natürlich argumentieren, dass die arme Landbevölkerung nicht davon profitieren dürfte, wenn ein paar Grenzbeamte etwas dazuverdienen. Aber ich bezweifle wirklich stark, dass sie dann eben im Café mehr Trinkgeld geben oder etwas Blödsinn am Straßenrand kaufen, um etwas Geld da zu lassen. Insbesondere in Kambodscha komme ich mir übrigens so vor, als würde hier niemand Trinkgeld geben. Ich werde immer angeguckt, als sei ich dämlich, wenn ich etwas auf die Rechnung aufschlage. Das führt manchmal sogar so weit, dass ich das Geld zurücknehme, weil mein Gegenüber denkt, dass ich mich verrechnet habe.

    Nach einer etwas holprigen und überdurchschnittlich schnellen Fahrt, kamen wir in Siem Reap (sprich: Siem Riep) an und verbrachten die ersten anderthalb Tage hauptsächlich im Zimmer, weil Silke etwas kränkelte. Siem Reap bietet als Stadt ohnehin nicht soviel, wie wir zunächst angenommen hatten. Es ist die touristische Hochburg Kambodschas, was wohl an der legendären Tempelanlage Angkor Wat und seiner Umgebung liegt und natürlich an den günstigen Preisen, die es vielen Ausländern ermöglichen hier mit ihren Ersparnissen oder einem kleinen Einkommen ein gutes Leben zu führen. Einige versuchen sich sogar an wirklich großen Projekten. So etwa Dillan, der Inhaber unseres Hotels. Ein dreiundzwanzigjähriger Amerikaner, der gemeinsam mit einer Japanerin seine Ersparnisse investiert hat. Das klingt jetzt erstmal ein wenig merkwürdig, man muss ihm allerdings zu Gute halten, dass wir ihn auf Mitte 30 geschätzt hatten.
    Das Modell ist eigentlich ganz interessant, obwohl ich nicht so recht weiß, was ich von ihm halten soll. Man kauft ein Hotel oder eine Bar, leitet sie als „Businesserfahrung“ für ein, zwei Jahre und versucht in der Zeit ihren Wert zu steigern und verkauft das Geschäft danach.
    Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand. Ich denke allerdings, dass es vielleicht schöner wäre, wenn die Geschäfte in einheimischer Hand lägen und nicht in der Verantwortung von aufstrebenden Ausländern. Dillan war allerdings ein wirklich feiner Kerl, von dem man den Eindruck hatte, dass er einen guten Job machen möchte bzw. es unserem Eindruck nach auch macht.
    Weil dieses Modell offenbar so gut funktioniert, ist Siem Reap voll mit Bars und Lokalen, in denen touristen sich betrinken und feiern können. Neben dem bekannten Nachtmarkt und ein paar Theatern und den beliebten Circusshows, gibt es nicht sonderlich viel zu sehen. Für fast alles braucht man einen Tuktuk-Fahrer, der als Chauffeur fungiert.
    Wir hatten uns gleich am ersten Tag mit einem bekannt gemacht. Ran, ein netter kambodschaner mittleren Alters, der sich freute, gleich für mehrere Termine von uns gebucht zu werden.

    Wir fuhren gleich am ersten Tag zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat, dem größten Tempel in der Umgebung. Ursprünglich war er Vishnu geweiht und wurde von den früher hinduistischen Khmer erbaut. Nach und nach wurde dann ein buddhistischer Tempel daraus. Angkor gilt als das weltweit größe erhalten gebliebene religiöse Bauwerk. Er zieht auf Grund dieser Umstände auch ein paar merkwürdige Menschen an. So unterhielt ich mich im Tempel eine gute Viertelstunde mit Sophie, einer englischen Hippiefrau, die von sich selbst als buddhistische Piratin beschreibt und schon fünfmal in Angkor war. Alles in Allem also etwas schräg..
    Der schönste Tempel der Umgebung war wohl Ta Prohm, der zum Teil vom Urwald überwuchert und so manchmal zu einem Teil von ihm wurde. Er wurde von daher auch schon als Filmkulisse verwendet, u.a. für Tomb Raider. Den Großteil unserer Zeit in Siem Reap verbrachten wir also in den Tempelanlagen. Zugegebenermaßen sind wir jetzt etwas müde vom Besichtigen.

    Den Rest der Zeit haben wir unter anderem für den Besuch das War Museums und des Landminenmuseums. Kambodscha hat eine unheimliche bewegte Geschichte. Es wurde im kalten Krieg zum Spielball von West und Ost. Das Ergebnis war das Erstarken der Roten Khmer, einer politischen Organisation, für die das Wort Terrororganisation wohl tatsächlich passender wäre. Normalerweise, wie etwa in Vietnam und Südamerika, versuche ich ja sozialistische Bewegungen genau zu betrachten und mir eine differenzierte Meinung zu Begleitumständen und Opfern zu bilden. Das fällt mir im Falle der Khmer Rouge nicht so leicht.
    Während nämlich die meisten Diktaturen „lediglich“ gegen Minderheiten oder Abweichler vorgehen, gingen die Roten Khmer vollständig gegen die eigene Bevölkerung vor. Sie planten einen Bauernstaat zu errichten und schafften es Pnomh Penh, eine Millionenstadt, innerhalb eines Tages fast vollständig zu entvölkern und die Menschen auf‘s Land zu bringen, damit sie dort unter sklavenbedingungen als Bauern arbeiten konnten. Das führte soweit, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung in den 70er-Jahren ihr Leben ließ.
    Am Anfang wurden die Roten Khmer von den sozialistischen Staaten unterstützt, als diese sich aber gegen sie wendeten, begannen auf einmal die Amerikaner damit, ihnen im folgenden Bürgerkrieg beizustehen.
    Bei diesem Krieg wurde ein großer Teil des Landes vermient, was noch heute zahlreiche Tode und Behinderungen zur Folge hat, denn natürlich wurden die Minen nicht wieder geräumt.
    Dieser Aufgabe kommen seither zahlreiche nationale und internatiale Organisationen nach. Die berühmteste ist wohl die Organisation von Akira, einem früheren Kindersoldaten der Roten Khmer, der sich später gegen sie stellte und der inzwischen etwa 100.000 Minen von Hand entschärft hat. Insgesamt gab es in Kambodscha zu Höchstzeiten doppelt soviele Minen wie Einwohner.

    Am letzten Tag unseres Aufenthaltes schauten wir uns noch ein Schattentheaterstück an, das zwar etwas unorganisiert war, aber von einer wirklich liebenswerten Puppenspielergruppe gespielt wurde.
    Leider habe ich hiervon kein Video im Internet gefunden. Dafür aber ein exemplarisches:
    https://www.youtube.com/watch?v=lkufDz_xyxo
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  • Battambang

    2017年5月2日, カンボジア ⋅ ⛅ 27 °C

    Kambodscha ist bisher das Land, mit dem wir uns am wenigsten anfreunden können. Es ist nicht so vielfältig wie Vietnam und nicht so grün wie Laos. Man tut den Menschen hier, die sehr herzlich sind, natürlich Unrecht, wenn man das so einfach dahersagt. Aber trotzdem hat man ein wenig das Gefühl, dass Kambodscha ohne Angkor Wat keine Touristen hätte.

    Um also nicht nur Siem Reap, die Hauptstadt Phnom Penh und das Meer gesehen zu haben, beschlossen wir, dass es sinnvoll wäre, einen weiteren Zwischenstopp im Inland einzulegen.
    Unsere Wahl viel auf Battambang, die zweitgrößte Stadt des Landes. Wir hätten auch weiter auf‘s Land fahren können, dachten aber, dass wir da nicht viel mehr zu sehen bekämen, als in Nordvietnam. Interessant wären noch die schwimmenden Dörfer gewesen. Da aber aktuell Trockenzeit ist, sollen sie nicht so imposant sein, wie wenn die Flüsse mehr Wasser führen.

    Battambang haben wir uns ausgesucht, weil es zum einen noch eine Vielzahl an Kolonialbauten geben soll und weil in der Umgebung wohl einiges zum erleben angeboten wird.
    Im Internet haben wir gelesen, dass es in einer tropischen Traumlandschaft liegen soll. Davon war allerdings nicht mehr soviel übrig, wie man annehmen könnte. Das größte ökologische Problem Kambodschas ist der Holzeinschlag, aufgrund dessen ein großer Teil des natürlichen Waldes verloren gegangen ist. Und obwohl die Regierung immer wieder Erlässe herausgibt, nach denen die weitere Abholzung verboten sein soll, wird weiter gefällt. Vermutlich liegt das an der weit verbreiteten Korruption, die dafür sorgt, dass das wenige, dass der Staat für die Ärmsten aufbringt, nicht bei ihnen ankommt.
    Ein Beispiel sind hier die Wälder westlich von Battambang, in denen noch sehr viele Minen zu finden sind. Die Armee hat diese Bereiche großflächig abgesperrt, lässt sich aber immer wieder von lokalen Holzfällern bestechen, die ihre Familie mit dem Verkauf des Tropenholzes ernähren können. Das führt zu immer neuen Minenopfern, was damit einhergeht, dass die Familie noch schlechter darsteht, als zuvor.

    Die Stadt selbst ist nicht sehr touristisch. Dafür verhältnismäßig belebt und die Kolonialbauten sind mit zahlreichen Werbetafeln verunstaltet. Der Verkehr ist in Kambodscha seltsamerweise anders als in Vietnam oder Laos. Während in Vietnam noch viel gehupt und dann um die Fußgänger herum gefahren wurde, war es in Laos ruhiger. Man fuhrt zwar auch um Fußgänger herum, hupte aber nicht. In Kambodscha hupt man ein bisschen, insbesondere, wenn man überholen möchte, hält aber an, wenn Fußgänger auf der Straße sind. Wir waren darüber am Anfang fast ein bisschen erstaunt.

    Den ersten Tag nutzten wir für den Besuch eines nahegelegenen Bergklosters. Das klingt romatischer als es war, denn der Berg war leider voller Müll und an seinem Fuße waren dutzende von Ständen, die Souvenirs verkaufen. Neben dem Kloster bietet der Berg noch die Möglichkeit sogenannte „Killing Caves“ zu sehen. Höhlen, in denen die Roten Khmer ihre Opfer begraben haben. Eine Gedenkstätte und Kunstwerke erinnern heute an die Menschen, die zumeist totgeschlagen und dann in die Grube gestoßen wurden.

    Neben diesen traurigen Aspekten, die unweigerlich mit dem Gedanken an den Tod verbunden sind, bietet Phnom Sampeau auch etwas für Menschen, die sich mehr für das Lebendige interessieren. Zahlreiche Affen klettern auf den Hügeln herum, und man muss aufpassen, dass man ihnen nicht zu nahe kommt, denn sie gelten als recht unverträglich und neigen dazu Touristen regelrecht um ihr Essen zu berauben. Am Fuße des Berges kann man zum Abend hin die eine gigantische Zahl von Faltlippenfledermäusen aus ihrer Schlafhöhle fliegen sehen. Die Größe der Kolonie wird auf etwa 1.000.000 Exemplare geschätzt:
    https://www.youtube.com/watch?v=rOhpNHAtLWo

    Am nächsten Tag dann fuhren wir gleich am Morgen zum Bambootrain, einer Behelfskonstruktion der Bewohner der umliegenden Dörfer, die das stillgelegte Schienennetz zum Transport nutzen. Dazu legen sie einfach zwei große Walzen auf die Schienen und befestigen darauf einen Bambusaufsatz mit eingebautem Motor. Verbunden sind Walzen und Aufsatz mit einem einfachen, langen Keilriemen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Norry (Da kann man auch ein Video anschauen)

    Die Fahrt war wirklich aufregend, im Wortsinn, denn mehr als einmal hatte man das Gefühl, das der „Zug“ aus den verbogenen Schienen springen müsste. Grade wenn der Fahrer den kleinen 6-PS-Motor so richtig in Fahrt gebracht hatte und man mit über 50 km/h auf dem Wackelgestell über kleine Brücken fuhr, wurde einem manchmal schon ein wenig anders.
    Wir machten einen Zwischenstopp bei der nächsten Haltestelle, wo natürlich schon die Souvenirshops auf uns warteten. Wir unterhielten uns länger mit einer der Frauen und einem kleinen Jungen von etwa 8 Jahren, der ein unglaublich gutes Englisch sprach.
    Ich habe gelesen, dass Kambodschaner einen guten Zugang zu Fremdsprachen haben (hatte ich das schon geschrieben?!?), da fast alle Laute im Khmer vertreten sind.

    Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Markt, bzw. im Zimmer und entspannten ein wenig.
    Das Highlight von Battambang elebten wir dann am Abend, beim Besuch einer Zirkusaufführung.
    Organisiert werden die fast täglichen Shows von einer gemeinnützigen Kunstschule für „unterpreviligierte Kinder“. Die Schule hat etwa 1000 Schüler, die völlig kostenfrei kreative Berufe lernen. Neben einem Bereich für Design und bildende Kunst, gibt es einen für „Performance Arts“ und eben dieser Bereich richtet die Zirkusshows aus, die ein wahrer Publikumsmagnet sind.
    Silke hat sogar gelesen, dass einige der Absolventen es zum Cirque du Soleil geschafft haben.
    https://www.youtube.com/watch?v=y0y5b8fBIlQ
    Das wirklich Schöne an der Idee ist, dass das Land auf diese Weise, grade nachdem die Roten Khmer so ziemlich jede Kultur unterbunden hatten, wieder dazu kommt sich auf seine kulturelle Identität zu besinnen.

    Nach der Show fanden wir einen Inder, der noch geöffnet hatte und gönnten uns zum Abschluss unseres Aufenthaltes ein anständiges Essen.
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  • Phnom Penh I

    2017年5月3日, カンボジア ⋅ ⛅ 29 °C

    Phnom Penh ist mit 1,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Kambodschas. Schon beim Hereinfahren kann man sehen, dass sie sich deutlich von den anderen Städten des Landes unterscheidet. Sie ist deutlich moderner und sogar einige Hochhäuser ragen in den Himmel.
    Außerdem ist sie eine gigantische Baustelle.

    Phnom Penh soll moderner werden, konkurrenzfähig zu anderen großen Städten Südostasiens, wie Bangkok oder Hanoi. Vor etwa 40 Jahren war es fast eine Geisterstadt. Die roten Khmer hatten sie eingenommen und umgehend den Großteil der etwa 2,5 Millionen Einwohner auf‘s Land deportiert. Nur hohe Parteifunktionäre blieben zurück. Nicht viel mehr als 20.000 lebten fortan in der Stadt. Im Januar 1979 wurden die Khmer Rouge durch vietnamesische Truppen vertrieben. Einige Menschen, die den Terror der Roten Khmer überlebt hatten kamen zurück. In den 1980er Jahren lebten viele von ihnen obdachlos in den Straßen der Stadt und hielten sich Vieh auf den Straßen.

    Wir hatten nur einen Tag Aufenthalt eingeplant, da wir schon am Donnerstag weiter ans Meer wollten. Da wir von Phnom Penh aus abfliegen würden, dachten wir, dass es besser sei, uns die Stadt in Ruhe am Ende unserer Reise anzuschauen. Wir gingen den Tag also langsam an, Frühstückten ausgiebig, stellten dabei fest, dass man hier ohne Probleme europäische Preise zahlen kann und fuhren danach zum „Central Market“.
    In Kambodscha werden Riel und Dollar als offizielle Zahlungsmittel genutzt. Im Regelfall nutzt man ab einem Dollar die amerikanische Währung und unterhalb die eigentliche kambodschanische.
    Das führt dazu, dass für viele Kleinigkeiten, wie etwa Trinkwass oder Snacks, eben ein runder Dollar verlangt wird.
    Der Central Market ist ein großer, recht hässliche Kuppelbau, mit viel Auswahl für die Einhemischen, aber wenigen Souvenirangeboten. Wir schauten uns ein wenig um, fanden aber nichts gutes und entschlossen uns, über den Mittag nach Hause zu gehen. Ich hatte irgendwoher einen Tinnitus auf dem rechten Ohr und Silke fühlte sich erkältet, so dass es uns ganz gelegen kam, dass unser geplanter Einkauf ausfiel. Rund um den Markt herum waren zahlreiche Bettler, viele alte Frauen, einige Minenopfer und andere Menschen mit Behinderungen, die um Geld bitten und einem nochmal vor Augen führen, wie arm das Land trotz aller aufstrebenden Entwicklungen ist.
    Ich tue mich daher auch sehr schwer mit dem Handeln. Ich habe das Gefühl, dass es gut ist, mehr Geld hierzulassen, als die einzelnen Waren und Dienstleistungen wert sind. Leider führt das manchmal dazu, dass der Kambodschaner einem gegenüber annimmt, man sei fuchtbar reich und dementsprechend noch mehr versucht, einen über den Tisch zu ziehen.

    Nachdem wir eine Weile im Zimmer rumgelegen und gelesen hatten, gingen wir am Nachmittag zum Königspalast auf dessen großem Gelände zahlreiche Prunkbauten unter anderem die Silberpagode, deren Boden aus echten Silberfliesen besteht, zu finden sind. Am Eingang boten einheimische Tourguides ihre Dienste an und wir waren ein wenig perplex als uns einer von ihnen in einem breiten texanischen Akzent ansprach. Ich konnte zuerst gar nicht ablehnen, weil ich damit beschäftigt war, nicht grinsen zu müssen. Silke ging es ähnlich. Die Situation war wirklich absurd und wir fühlten uns ein wenig so, als hätte uns ein Franzose mit Baskenmütze und Streifenpullover grade auf Chinesich angesprochen.
    Das Gelände war wirklich schöner, als wir es erwartet hatten. Grade der Thronsaal, den wir leider nicht betreten konnten und die großen Stupas, welche als Grabhügel bzw. Denkmäler genutzt werden. Sie alle waren auch ehemaligen Königen oder Königinnen gewidmet.
    Die Silberpagode war etwas enttäuschend, da ihr Boden fast komplett mit Teppich ausgelegt war, um das Silber zu schützen. Nur an einer kleinen Stelle, konnte man die fliesen sehen. Sie waren zum Teil zerbrochen und hier und da mit Tesafilm fixiert. Schöner war, wenn auch nicht ganz mein Geschmack, der große Buddha aus Smaragd, der am Ende des Saales zu finden ist.

    Für den Abend hatten wir uns ein mexikanisches Restaurant ausgesucht, um Tacos zu essen. Der Laden war kurz zuvor noch eine Kneipe gewesen und der neue Eigentümer, ein humpelnder, älterer, langhaariger Koloss mit kambodschanischer Lebensgefährtin und Unterarmtattoos hatte die Inneneinrichtung wohl so übernommen. Alles wirkte heruntergekommen. Ein Wandbild von berühmten Comickatzen, die an einem Esstisch zusammensaßen erinnerte an den Namen des vorherigen Ladens („Alley Cat Cafe“) und die Stühle und Bänke hatten ihre besten Tage schon hinter sich. Das Essen war aber wirklich großartig, so dass wir definitv nochmal herkommen werden. Etwa ab der Hälfte des Essens gesellte sich auch eine kleine Katze zu uns, die zwar vom Eigentümer nicht gerne gesehen wurde, uns aber den Abend versüßte.
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  • Otres

    2017年5月9日, カンボジア ⋅ 🌧 2 °C

    Für unsere letzten Tage in Kambodscha hatten wir uns überlegt ans Meer zu fahren und zu entspannen. Wir hatten alles geschafft, was wir uns vorgenommen hatten und mehr als genug Zeit zur Verfügung um, so dekadent das klingt, Urlaub vom Reisen zu machen.

    Unsere Wahl fiel dabei auf den kleinen Ort Otres ganz in der Nähe von Sihanoukville. Otres besteht nur aus ein paar Straßen, voll mit kleineren Restaurants, Wäschereien, kleinen Geschäften und Hotels. Viele (temporäre) Aussteiger eröffnen hier ihre Läden, um eine Zeit in Kambodscha zu leben. Wir freuten uns also auf westliches Essen, ein paar Ausflüge und die Zeit am Strand.
    Wir checkten in ein Hotel ein, in dessen Mitte ein Garten lag, der von den einzelnen Zimmern rumgeben wurde. Etwas einsichtig, aber gemütlich und gut um dort ein paar Tage zu verbringen.
    Geführt wurde es von einer sympathischen Truppe von Italienern.

    Bis auf einen Spaziergang, um die Gegend zu erkunden, machten wir am ersten Abend nicht viel. Ich nutzte den Abend um ein paar liegen gebliebene Sachen zu erledigen, las und ging spät ins Bett. Um kurz vor 4 in der Nacht rüttelte Silke auf einmal an meiner Schulter. Ich schaute sie verschlafen und irritiert an. Sie deutete auf einen Mann. Ein schmächtiger Asiate, der vor unseren Bett stand und uns erschrocken anschaute. Ich hob meine Faust und schrie ihn an. In meiner erinnerung haben die Worte Sinn gemacht. Silke hat mir später erzählt, dass es für sie nur zusammenhangslos geklungen hat. Es war aber laut gewesen und tief. Der Man faltete die Hände vor seiner Brust und verbeugte sich hektisch, murmaelte mehrfach „Sorry, sorry...“, nur um dann die Hände zur Beschwichtigung nach Vorne zu strecken und „sleep, sleep!“ zu sagen. Dann ging er raus.
    Wir schauten uns an, waren perplex. Der Asiate hatte ein weißes Hemd angehabt und ich war zunächst der festen Überzeugung, dass er zum Hotel gehört haben muss. Ich stellte mir vor, dass er uns über irgendwas habe benachtichtigen wollen. Über ein Feuer oder ein Unwetter.
    Das das nur wenig Sinn machte, wurde zunehmend klarer. Er hatte uns ja vor nichts gewarnt, war schrocken, dass wir ihn bemerkt hatten und dann ohne Erklärung herausgegangen. Ich zog mich an, und ging in den Garten. War er ein Dieb wollte ich hinter ihm her, war er vom Hotel wollte ich ihn zur Rede stellen. Da war aber niemand.
    Zurück im Zimmer erzählte Silke mir, dass sie die Schiebetür gehört habe und den Mann dann in eine Ecke des Zimmers habe gehen sehen. Dort habe er nach etwas gesucht. War er wirlich ein Dieb, war er kein guter. Das was er durchsucht hatte, war die Regenhülle eines unserer Rucksäcke. Auf dem Weg dorthin war er an meinem Notebook, meinem Handy und meiner Kreditkarte vorbeigelaufen. Da wir nicht so recht wussten, was wir jetzt tun sollten, gingen wir wieder schlafen. Ich überprüfte vorher nochmal, ob die Tür fest verschlossen war und wickelte meinen Gürtel von innen um die Handgriffe.
    Am Morgen dann sind wir zur Rezeption und haben von unserem nächtlichen Besucher berichtet. Er hat uns zuerst gar nicht verstanden, so absurd erschien ihm die Situation. Dann versprach er uns, die Kamerabilder auszuwerten. Unterdessen machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Hotel. Vermutlich konnten die Betreiber von unserem gar nichts für die Situation. Ich ging davon aus, dass ich die Tür zwar versucht hatte abzuschließen, das Schloss aber nicht komplett eingeschnappt war und der Asiate gehörte definitiv nicht zu den Angestellten. Das hatte uns der Besitzer versichert. Nach unserer Rückkehr zeigte uns der Besitzer die Videos auf seinem Computer. Der Asiate war gegen halb 4 in den Garten des Hotels gekommen und hatte an allen Türen gezogen, um zu prüfen, ob sie verschlossen waren. Bei unserer hatte er Glück. Er steckte kurz seinen Kopf hinein, ging dann nochmal in den Garten, legte seine Jacke und seinen Rucksack ab, und öffnete dann unsere Tür. Ein paar Augenblicke später kam er wieder raus, schloss die Tür vorsichtig mit beiden Händen, nahm seine Sachen und ging durch den Garten. Erst vor dem Hotel begann er zu rennen. Für uns war die Sache damit gegessen. Offensichtlich wirklich ein Dieb, geklaut hatte er nichts und wir würden von nun an doppelt prüfen, ob alles verschlossen war. Der Besitzer aber ließ es damit nicht auf sich bewenden und sagte nur, gewürzt mit seinen spitzen italienischen Akzent: „Don‘t worry. We take care of it.“

    Den Nachmittag verbrachten wir am Strand. Das Wasser war nicht ganz durchsichtig, aber blau und so warm, wie in einer Badewanne. Nur ab und zu spürte man eine kalte Strömung an den Beinen. Ich las weiter am inzwischen dritten Band der Expanse Reihe. Silke las ein Buch über Dr. Siri, einen fiktiven laotischen Rechtsmediziner, der von den Kommunisten von seiner Pension abgehalten wurde, weil sie keinen Ersatz für ihn hatten. Sie verschlingt die Bücher genauso wie ich meine.
    Am Abend machten wir uns grade fertig, um etwas Essen zu gehen – wir hatten ein tschechisches Restaurant entdeckt- als es an unserer Tür klopfte. Einer der Besitzer stand davon und sagte uns, dass sie den Einbrecher gefunden hätten. Wir waren mindestens genauso irritiert, wie in der Nacht, als plötzlich ein Asiate in unserem Zimmer gestanden hatte und gingen hinaus in den Garten.
    Dort saß, wie ein häufchen Elend „unser“ Asiate auf einer Bank. Um ihn herum die Besitzer. Silke fratgte einen von ihnen, wie sie ihn gefunden hatten. Er verdrehte nur die Augen, wirkte ehrlich schockiert und sagte: „Don‘t ask...“
    Zwei der Besitzer redeten auf den Mann ein, der sie eindeutig nicht verstand. Nur das Wort „police“ muss ihm ein Begriff gewesen sein, hier hob er abwehrend seine Hände. Einer der Italiener fragte ihn dann noch, ob er ins Gefängnis will und machte vor, wie die Wachen dort mit einem Stab durch die Gitterstäbe stoßen würde und fragte: „Do you want prison? Do you want bamboo stick?“
    Offenbar war es ihr Plan ihn etwas einzuschüchtern. Darin waren sie gut, das musste man ihnen lassen. Trotzdem schien der Mann in Ordnung zu sein. Kein Blut, keine Verletzungen, keine zerknitterte Kleidung. Wir waren also beruhigt und gingen nicht davon aus, dasis die Italiener ihm mehr antun würden, als ihn in Schrecken zu versetzen.
    Der Besitzer vom Morgen sagte und noch: „I told you we‘ll take car of it. I don‘t want such things in my borders.“

    Wir gingen zu Abendessen, ganz überwältigt, dass wir offenbar bei der Mafia gelandet waren. Bei näherer Betrachtung lebten in Otres wirklich viele Italiener. Mindestens 5 Restaurants, mehrere Hotels und ein paar Reiseveranstalter waren da. Auf dem Weg zum Restaurant trafen wir ein paar Hamburger, mit denen wir in Laos kurz zusammen auf einem Boot gewesen waren. Wir unterhielten uns ein wenig und tranken etwas mit ihnen. Natürlich nicht ohne ihnen unsere neue Geschichte zu erzählen.

    Die weiteren Tage in Otres waren weniger aufregend. Fast jeden Tag gewitterte es. Große tropische Gewitter, die manchmal soweit weg waren das man keinen Regen hatte und keinen Donner hörte. Nur die Blitze kamen hinter aufgetürmten Wolken hervor. Wir blieben bis auf einen Tag vom Regen verschont und waren fast jeden Tag im Meer. Samstags trafen wir uns nochmal mit den Hamburgern zum Nachtmarkt. Der Markt findet nur einmal in der Woche statt und ist neben der Mittwochs stattfindenden Party eines der sozialen Happenings im Ort. Besucht werden beide Verstaltungen wohl wenig wenig von Kambodschanern. In der Regel sind dort Touristen und „Aussteiger“.
    Mir wurde erzählt, dass die Partys am Mittwoch, die im Dschungel stattfinden und bei denen Techno gespielt wird, hauptsächlich ein Vorwand sind, um Drogen zu nehmen. Mein Gegenüber wirkte ehrlich schockiert, als sie mir erzählte, dass sie mehrere Personen gesehen hat, die Krampfanfälle hatten. Ein junges Mädchen soll sogar auf eine Art Krankenstation gebracht worden sein. Da man dort aber nichts für sie tun konnte, hat man sie zurück ins Hotel gebracht und dort in der Hoffnung, dass alles gut werden würde, auf eine Couch gelegt.
    Der Markt war viel gemütlicher. Überall Essenstände, die von den Besitzern der Restaurants betrieben wurden. Eine Liveband spielte und wir unterhielten uns.
    Ich lernte von einem der Hambuger etwas über‘s Schornsteinfegen und Silke lästerte mit einer Sozialarbeiterin über die Batikhemden der Hippiemädchen.

    Am vorletzten Tag in Otres haben wir noch einen Ausflug gemacht. Eigentlich wollten wir noch einen weiteren machen, um uns lumineszierendes Plankton anzuschauen. Hier kamen uns aber immer wieder die abendlichen Gewitter in die Quere.
    Unser Ausflug ging zu den etwas Außerhalb gelegenen Inseln Koh Rong und Koh Rong Saloem. Dort war das Wasser wirklich kristallklar und es kam eine richtiges Südseeparadiesgefühl auf. Unser Boot war weniger gemütlich. Wir hatten in Ermangelung einer besseren Alternative das „Happy Boat“ gebucht. Der Name war Programm. Inklusive einer kleinen Schaumparty kurz vor Ende des Trips. Wir konnten uns da aber sehr entspannt raushalten.
    Der Boot war voller Asiaten, hauptsächlich Chinesen, lauten betrunkenen Chinesen. Dazwischen ein paar laute betrunkene Engländer in Neonklamotten und überdimensionalen Goldkettchen, die ihr Bier tranken, indem sie die Dose seitlich anstachen und sie auf ex leerten. Der Bierverschluss wurde dann abgerissen und wir ein Orden an die Kette gehängt. Die Chinesen waren begeistert und beschränkten sich zunächst nur auf‘s Zuschauen und Handyvideos machen. Später, als die Stimmung lockerer geworden war, nahmen einige Unterricht im Dosenstechen bei den Engländern.
    Wir haben den Tag mit humor genommen und waren am Ende trotzdem allem erstaunlich entspannt und ausgeruht.

    Morgen fahren wir ein weiteres Mal nach Phnom Penh. Am Samstag geht es dann nach Hause...
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  • Phnom Penh II

    2017年5月12日, カンボジア ⋅ 🌙 29 °C

    In Phnom Penh angekommen, suchten wir uns ein Tuktuk, das uns einen fairen Preis anbot. Man kann im Großen und Ganzen davon ausgehen, dass die zuerst genannten Preise immer doppelt so hoch sind, wie ihr tatsächlicher Wert. Normalerweise handelt Silke bei uns. Mir ist das immer zu doof, denn auf der einen Seite denke ich, dass es schon vollkommen ok ist, wenn man uns hohe Preise abverlangt. Immerhin liegen sie trotzdem noch deutlich unter dem europäischen Niveau. Auf der anderen Seite, kann ich es ja nicht leiden, wenn mein Gegenüber das so plump verpackt. Wenn ich eine Karte in der Hand halte und dem Fahrer zeige, wo ich hin möchte und ihm auch zeige, wo wir sind und er dann immer noch versucht, mich davon zu überzeugen, dass die Strecke weiter ist, als es aussieht, dann neige ich dazu, offen genervt zu sein. Das ist natürlich unglücklich, immerhin verliert man dann sein Gesicht. Für mich aber nicht immer vermeidbar. Silke kann das wirklich besser. Sie setzt dann ihr Lehrerinnengesicht auf und sagt eines dieser „Neins“, bei dem man automatisch weiß, dass es nichts nützt weiter zu diskutieren.
    Nachdem ich also den ersten Tuktukfahrer vergrault hatte, fanden wir einen anderen, der unserem Preis zustimmte. Die Strecke war nicht weit. Vielleicht 20 Minuten zu Fuß mit einem schnellen Schritt, 30 Minuten mit Gepäck. Unser Fahrer fuhr die ganze Zeit im Schritttempo, so dass uns die Situation etwas komisch vorkam. Wir verfolgten die Route also auf unserer Karte. An irgendeinem Punkt fuhr er immer weiter gradeaus, obwohl wir rechts hätten abbiegen müssen. Das machte er etwa an 5 Kreuzungen, so dass ich ihn irgendwann anhalten ließ, um ihm die Route nochmal zu zeigen. Dabei fielen mir erst seine verquollenen Augen und die Bierfahne auf. Offenbar war er mindestens verkatert…
    Wir beratschlagten uns kurz, fuhren dann aber die letzten 2 Minuten mit ihm weiter, weil uns das entladen des Tuktuks auf der Hauptstraße noch gefährlicher erschien, als ihn einfach rechts in eine Seitenstraße abbiegen zu lassen, wo kein nennenswerter Verkehr war.
    Am Nachmittag wollten wir eigentlich eine Flussfahrt machen. Ein Gewitter machte uns da aber einen Strich durch die Rechnung. Wir sagten kurzfristig ab und liefen in einer regenfreien Phase zu den „Daughters of Cambodia“, einer Organisation, die sich dafür einsetzt, Prostiuierten eine handwerkliche Ausbildung zukommen zu lassen und die Produkte, hauptsächlich Nähereien und Schmuck, dann in ihrem Laden verkauft. Menschenhandel ist in Kambodscha auch heute noch ein reeles Problem. Ich habe im SWR einen schönen Beitrag dazu gefunden und empfehle den jedem, der eine halbe Stunde erübrigen kann:
    http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wisse…

    Am nächsten Tag dann begannen wir mit dem richtigen Sightseeing. Phnom Penh selbst bietet wenige historische Stätten, bietet allerdings, ich erzählte ja bereits von den Roten Khmer, viel Erinnerungskultur. Wir besuchten zunächst die Killingfields, eine größere Freifläche, etwas außerhalb. Hier wurden die angeblichen Feinde der Khmer Rouge hingerichtet und verscharrt. Dies betraf Junge, Alte, Männer, Frauen und auch Kinder. Um Kugeln zu sparen, wurden die Menschen mit spitzen und stumpfen Alltagsgegenständen, wie Holzstäben, Messern oder Hacken vor großen ausgehobenen Löchern getötet. Die Toten wurden im Anschluss daran übereinander gelegt mit DDT, einem Pestizid, besprüht und dann mit Erde bedeckt. Besondes schockierend ist ein Baum auf dem Gelände, gegen den Säuglinge geschlagen wurden, um sie zu töten. Während der Tötungen spielte die ganze Zeit Musik, um die Schreie zu überdecken. Diese Musik und das Laufen eines Generators waren die letzten Dinge, die die Getöteten hören mussten.
    Heute erinnert wenig an die Gebäude, die einst auf dem Feld standen. Nach der Vertreibung der roten Khmer, wurde so ziemlich alles als Baustoff genutzt, was die Bvölkerung in die Finger kriegen konnte. Ein gut gemachter Audioguide führt einen über das Gelände und berichtet auch von Einzelschicksalen der Opfer und Täter. Man wird gewarnt auf den Wegen zu bleiben. Die Wege sind etwas erhöht angelegt, damit die Erde nicht festgetreten wird. Sie offenbart, grade in der Regenzeit, immer wieder Kleidungsfetzen und Knochenstücke, die scheinbar aus ihr herauswachsen. Unter anderem hierauf wird der Name „Killing Fields“ zurückgeführt.
    Der letzte Halt ist die große Erinnerungsstupa, die eine große Zahl an gebeinen enthält und sowohl als Mahnmal als auch als Ort der Erinnerung und des Gedenkens dient.

    Unsere nächste Station war die Tuol-Sleng-Genozid-Gedänkstätte in Phnom Penh, die auch unter dem Namen Gefängnis S-21 bekannt war. Sie diente dem Machtapparat um Pol Pot als Gefangenenlager und Folterzentrum. Es wird angenommen, dass hier etwa 20.000 Menschen inhaftiert waren. Es wird angenommen, dass nur etwa 200 Personen die Haft dort überlebt haben. Der Rest verstarb entweder im Gefängnis oder auf den Killing Fields. Hierzu muss allerdigs gesagt werden, dass dies die höchste Schätzung ist. Einige Quellen gehen von unter 20 Überlebenden aus.
    Sowohl Tuol Sleng als auch die Killing Fields bei Phnom Penh sind exemplarisch zu verstehen. Solche Orte gab es vielfach im Land.
    Beim Besuch des Gefängnisses wurde uns nocheinmal die Perfidität und die Dummheit des Pol-Pot-Regimes vor Augen geführt. Die Wachen des Gefängnisses waren allesamt jünger als 20 Jahre, manche von ihnen grade 10 Jahre alt. Nicht wenige von ihnen wurden selbst irgendwann zu Gefangenen. Ihnen wurden einfache aber strenge Regeln auferlegt, die bei Nichtbefolgen im besten Falle Gewalt und im schlimmsten Falle den Tod nach sich zogen. Hier bewachten und folterten also junge Menschen, die jung, unerfahren, oft schlecht gebildet und einfach zu manipulieren waren.
    Als ein besonders spannendes Beispiel empfand ich hier ein Schlüsselbrett, das eigentlich nur eine Holzleiste mit eingeschlagenen Nägeln war. An diesen Nägeln hingen die Schlüssel für die Fußfesseln. Die Zahlen von 1-7 sind in einer kindlichen Handschrift geschrieben, danach änderte sich die Schrift. Die Genozidforscher nehmen an, dass die zunächst für das Beschriften zuständige Wache nicht weiter zählen konnte.
    Über die Folterungen und Inhaftierungen wurde peinlich genau Buch geführt, was mich ein wenig an die Akribie der Nazis erinnert hat. Auch die Geständnisse waren genauestens festgehalten. Aber auch sie offenbaren die Dummheit und den Verfolgungswahn des Regimes. So wurden unter anderem einige Ausländer hier festgehalten, unter ihnen der Segler Kerry Hamill. Er und seine Freunde wurden verdächtigt, Spione im Auftrag des Feindes zu sein. Hamill und seine beiden Begleiter überlebten nicht. Hamill machte sich aber während seiner Folter über seine Peiniger lustig. Sie wollten Namen hören und er wusste, dass er solange gefoltert werden würde, bis sie welche bekommen würden. So gab er an, dass sein Führungsoffziert ein gewisser Colonel Sanders sei. Colonel Sanders ist im Westen allerdings nicht dafür bekannt, Geheimagenten zu führen. Stattdessen dient er als Markengesicht einer größeren Fastfoodkette, die frittierte Hähnchenteile in Eimern verkauft. Er nannte noch weitere Namen, die Referenzen zu den Beatles oder anderen popkulturell bekannten Personen enthielten.

    Am Eingang des Gefängnisses, das vor den Roten Khmer eine Schule gewesen ist, steht ein Schild, das darauf hinweist, in der Gedenkstätte nicht Pokemon Go zu spielen. Ich habe dazu sogar einen Artikel gefunden: http://www.sandiegouniontribune.com/hoy-san-die…

    Das einzige Foto, dass wir dort gemacht haben, war von diesem Schild. Wir haben hier und auch auf den Killing Fields ansonsten auf Aufnahmen verzichtet. Wir hielten das für nicht angebracht.

    Die Wikipediaartikel liefern hier allerdings einen kleinen Einblick:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Tuol-Sleng-Genozi…
    https://de.wikipedia.org/wiki/Killing_Fields
    Besser noch ist die offizielle Homepage der Gedenkstätten (grade im Update):
    http://www.killingfieldsmuseum.com/

    Nach den Touren waren wir ziemlich erledigt. Ab einem gewissen Punkt schaltet man emotional einfach ab. Man merkt, dass man voll mit Eindrücken und Informationen ist und läuft dann wie auf Autopilot. Wir waren noch auf dem Russischen Markt, um ein paar Souvenirs zu kaufen. Das war nach dem langen Tag eine nette Zerstreuung. Der Markt ist zwar nicht vergleichbar mit dem, was Vietnam oder Thailand zu bieten haben, ist aber wirklich solide und vermutlich die beste Wahl in Phnom Penh, wenn man eine große Auswahl und ein paar „Touristenprodukte“ haben möchte.

    Am nächsten Tag besuchsten wir noch das Nationalmuseum und machten einige Besorgungen. Durch das Museum sind wir mehr oder minder nur so durchgerauscht. Es zeigt viele alte Handwerksarbeiten und Statuen von der Bronzezeit über die Vor-Angkor-Periode bis in die späte Angkor-Zeit. Nachdem wir den Nachtmittag etwas entspannt hatten, holten wir unsere Flussfahrt nach. Es war sehr spannend zu sehen, dass auf der einen Flusseite immer mehr Hochhäuser entstehen, während die Menschen auf der Gegenüberliegenden Seite in improvisierten Hütten wohnten und mit großen Netzen Fische fingen.

    Wir endeten mit der Fahrt sprichwörtlich dort, wo wir angefangen hatten, nämlich auf dem Mekong.

    Im Anschluss gingen wir Sushi essen. Der Besuch im Restaurant war ganz witzig, denn sie hatten keinen Fisch. Für mich nicht so wild, aber sie hatte auch nur noch eine Avocado. Die Personen die nach uns kamen, mussten 3 Bestellanläufe machen, bis sie irgendwas zu essen gefunden hatten. Aber genauso wie wir, waren sie wohl zu faul, um in ein anderes Restaurant zu gehen und die Kellner waren sehr nett.

    Für mich war der Restaurantbesuch sehr stellvertretend für unseren Kambodschaaufenthalt. Denn oft läuft es hier nicht so rund. Dafür sind alle sehr bemüht, es einem gemütlich zu machen.
    Schon morgen früh sitzen wir hoffentlich im Flugzeug nach Hause. Das Check-In-System findet unsere Flugdaten nicht und wir sind gespannt, ob wir es bis übermorgen nach Deutschland schaffen.
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    旅行の終了
    2017年5月22日