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  • Day 17

    Ausflug nach Imiliwaha

    May 14, 2023 in Tanzania ⋅ ☁️ 19 °C

    04:50 Uhr klingelt der Wecker. Es ist Sonntag und wir wollen eigentlich nur wieder den Wecker ausschalten und weiter schlafen. Aber nicht an diesem Sonntag. Wir machen uns also fertig und Schwester Calmelitha steht, überpünktlich um 05:27 Uhr vor unserer Türe, um uns abzuholen.
    Wir springen bei Frank ins Auto, halten kurz Smalltalk und fahren los in Richtung Imiliwaha: knapp 35 Kilometer Fahrt liegen vor uns, die ca. 1 1/4 Stunden dauern sollen. Nach einigen Minuten schaltet Schwester Calmelitha Kirchenmusik an, sodass wir uns schonmal auf die in Imiliwaha unmittelbar folgende Messe einstimmen können.

    Nach ca. 10 Minuten Fahrt auf der asphaltierten Straße, biegen wir rechts ab und die restlichen Kilometer fahren wir durch Regen über eine mit Schlaglöchern durchzogene Schotterstraße - das war’s dann wohl mit unserem erhofften „Weiterschlafen“ im Auto.

    Pünktlich gegen kurz vor sieben erreichen wir die sogenannte „Congregation Imiliwaha“. Wir schauen uns mit Schwester Camelitha kurz um und werden von Schwester Valeria und Father Meiko begrüßt. Father Meiko hat in Deutschland studiert, sodass er uns auf Deutsch begrüßt und wir ein paar Sätze mit ihm wechseln, bevor wir gemeinsam in Richtung Kirche gehen, in der die Sonntagsmesse um 07:00 Uhr beginnt. Nach und nach kommen immer mehr der 123 in Imiliwaha lebenden Schwestern sowie auch andere Gäste, sodass sich die Kirche schnell füllt. Als eine Meute kleiner Kinder in die Kirche kommt, erklärt uns Schwester Calmelitha, dass sie Waisenkinder seien - aber dazu später noch mehr.

    Der Gottesdienst verläuft ähnlich wie auch die anderen schon erlebten Sonntags-Messen. Die Stimmung ist hier aber, wie wir finden, nochmal ein Stückchen besonderer. Auch hier gibt es wieder einen großen Chor, der von einer Schwester dirigiert wird. Auch die Orgel und die Trommeln werden von Schwestern gespielt. Die Sonne geht so langsam immer weiter auf und lässt die Kirche von innen in, durch die Kirchfenster hervorgerufenen, bunten Farben erleuchten.

    Gegen Ende der Messe begrüßt uns Father Meiko auch ganz offiziell im Rahmen des Gottesdienst nochmal - auf deutsch. Zusammen mit einem österreichischen Ehepaar, die gerade auch zu Besuch sind, werden wir als Polizist*innen und Zahnärztinnen vorgestellt und wurden gebeten aufzustehen, damit uns alle sehen können. Als er seine Worte dann auch nochmal in Swahili wiederholt hatte, drehen sich alle Augenpaare der in der Kirche befindlichen Menschen zu uns um und es lächeln uns hunderte Gesichter an. Was ein Empfang an diesem frühen Sonntag Morgen.

    Nach der Messe nehmen wir zusammen mit Father Meiko, Schwester Calmelitha, dem österreichischen Ehepaar, Schwester Valeria und zwei weiteren Schwester Frühstück ein. Wir unterhalten uns ganz gesellig über nette Dinge und versuchen irgendwann, Schwester Calmelitha die Worte „Gute Nacht“ beizubringen. Da sie starke Schwierigkeiten mit dem „ch“ zu haben scheint, sagt sie immer wieder „gute nackt“ und selbst Father Meiko verdrückt fast eine Träne vor Lachen. Nach der dringend notwendigen Aufklärung, dass „nackt“ ja „naked“ anstatt „night“ bedeute, muss sich auch Schwester Calmelitha erstmal wieder von einem kleinen Lachanfall beruhigen.
    Da Father Meiko die Nacht über sehr starke Zahnschmerzen hat und die in Imiliwaha befindliche Zahnstation (geführt durch Schwester Evodia, die leider an dem heutigen Tag nicht vor Ort ist) an diesem Wochenende nicht auf hat, werden wir gefragt, ob es okay ist, wenn wir die Zeit bis zum Mittagessen mit dem österreichischen Ehepaar verbringen. Schwester Calmelitha würde in der Zwischenzeit mit Father Meiko zurück nach Njombe fahren, um dort in der St. Gertrude Jino Dental Clinic Father Meiko zu behandeln.

    Da Luca und Benni (so heißen die beiden aus Össterreich) vor hatten, den Vormittag mal wieder im Waisenhaus zu verbringen, schließen wir uns diesen an und laufen ca. 10 Minuten zu dem Waisenhaus. Dort angekommen lotsen uns die beiden vorbei an dem Aufenthaltsraum der Nanny’s (auf Anhieb erblicken wir so so um die 5 Frauen) gleich in einen befließten Raum, in dessen Mitte ein Kamin steht, in dem ein offenes Feuer brennt. Rund herum sind 14 Kinder im Alter von schätzungsweise 1-5 Jahren, die miteinander spielen - noch ohne jegliches Spielzeug, aber direkt neben dem offenen Feuer. Für uns echt schockierend, vor allem da keine einzige erwachsene Person in dem Raum ist, um die nötige Sicherheit zu gewährleisten.
    Die Kleinen sind dick eingepackt, da es teilweise echt kalt ist, lächeln uns mit einem riesen Grinsen an als wir reinkommen und stürzen sich direkt auf uns und unsere Klamotten!

    Es vergehen zweieinhalb Stunden, in denen wir mit den Kleinen erst drinnen, und später noch draußen spielen. Kurze Zeit nach unserer Ankunft werden ein paar Kuscheltiere in den Raum gereicht und so beginnt das große Umkämpfen dieser. Noch mehr streiten sich die Kleinen aber um die Wasserfalsche, die sie in Tahnees Tasche finden - die Kleinen scheinen echt durstig zu sein. Wir machen viele Fotos mit den Kids, da sie wahnsinnigen Spaß an der Kamera zu haben scheinen, „schmeißen“ sie immer wieder hoch in die Luft, um sie dann wieder aufzufangen und das größte Lachen geschenkt zu bekommen und legen ganz viele Kitzeleinheiten ein. Wir versuchen allen Aufmerksamkeit zu schenken, und vor allem viel Liebe zu geben - der Bedarf dafür scheint vor allem bei einigen sehr groß zu sein. Zwischendurch gucken wir auch mal bei den Babys vorbei. Aktuell sind es zwei: Etwina mit gerade einmal drei Monaten und Elisabeth mit 8 Monaten. Wir wiegen sie in ihren Mittagsschlaf und widmen uns dann wieder den Energiebündeln draußen.
    Es wird Fußball gespielt, geschaukelt und gerutscht.
    Der kleine Anselmo weicht keine Minute mehr von Tahnees Arm - er nimmt jede Umarmung, jedes Wiegen und jedes Lächeln mit, was er kriegen kann. Es ist wirklich offensichtlich, was für einen großen Bedarf an Liebe die Kleinen haben und leider auch, wie wenig sich um die Kleinen gekümmert wird - von Seiten der Nanny’s.
    Luca und Benni seien die letzten Tage schon häufiger dort gewesen und erzählen uns von den Zuständen, die sie schon miterlebt haben. Man würde sich wirklich wünschen, dass mehr aktive Zeit mit den Kleinen verbracht würde und man sich mehr um diese kümmere (Bsp. das Wickeln der Kleinen, Gabe von ausreichend Wasser, Aufpassen wenn offenes Feuer in der Nähe ist, etc).
    Die drei Monate alte Etwina zum Beispiel füttert sich schon selbst. Ihr wird einfach die Flasche in die Hand gedrückt. Leider endet dies fast immer in komplett nassen Oberteilen, in denen sie dann teilweise Stunden verweilt, sodass sie sich schon eine ordentliche Hautinfektion zugezogen hat. Luca und Benni waren vor zwei Tagen mit ihr im Krankenhaus und haben Medizin besorgt. Bei dem heutigen Besuch müssen die beiden aber leider feststellen, dass die Cremes nach wie vor noch verschlossen sind. Es kümmert sich leider einfach keiner um solche Angelegenheiten, trotz der ausgiebigen Schulung darüber, wie und wann die Creme zu applizieren sei - so macht es zumindest die letzten paar Tage den Eindruck, erzählen uns Luca und Benni.

    Mit ganz viel Liebe im Gepäck, aber auch gewissem Maße an Schock und Trauer laufen wir gegen 12:00 Uhr zurück zum uns bekannten Aufenthaltsraum der Schwestern. Gerade dort angekommen stellt sich uns eine weitere Schwester vor: Schwester Niva. Wir erinnern uns sofort daran, dass das der Name der „Mother Superior“ (von den Schwestern gewählte Ober-Schwester) ist und unterhalten uns anschließend knapp eine Stunde ganz nett mit ihr! Auch sie ist wieder ein perfektes Beispiel für die unendliche Herzlichkeit, die uns hier entgegen gebracht wird!
    Sie ist sehr interessiert an unseren bisherigen Erfahrungen in Tansania, wie uns die Arbeit mit Schwester Calmelitha in Njombe gefallen hat, wo dort überall noch Handlungsbedarf bestehe (diese Thematik besprechen wir mit ihr sehr ausführlich) und wie man diese vielleicht verwirklichen kann, wie es unseren Familien ginge und wir erfragen viel über ihren Werdegang zur „Mother Superior“. Schnell gibt sie uns zu verstehen, dass man in dieses Amt reingewählt würde, sie nun schon zwei Jahre im Amt sei und sehr froh wäre, dass sie das Amt nächstes Jahr an eine andere Schwester abgeben könne.

    Wir essen zusammen mit Schwester Niva und Schwester Valeria zu Mittag. Irgendwann stoßen auch Luca und Benni dazu und wir unterhalten uns alle gemeinsam über das Waisenhaus und wie die Umstände vor Ort zu sein scheinen. Schwester Niva versichert Luca und Benni, dass sie sich da mehr drum kümmern würde.

    Da von Schwester Calmelitha und Father Meiko weit und breit noch keine Spur in Sicht ist, ruhen wir uns auf einem der Zimmer ein wenig aus - durch das sehr frühe Aufstehen und das nun eintretende Mittagstief kommt uns das auch ganz gelegen.

    Gegen 16 Uhr, nachdem noch frische Eier eingesteckt worden sind und wir uns ausgiebig von allen verabschiedet haben, brechen wir dann zusammen mit Schwester Calmelitha und Frank wieder Richtung Njombe auf - natürlich wieder über die Hoppelpiste.

    Nach anderthalb Stunden ca. halten wir am Njombe Bus Terminal, um unsere Bus Tickets Richtung Peramiho für morgen zu besorgen. Mit diesen im Gepäck geht es zu den Schwestern zu einem letzten gemeinsamen Abendessen. Es gibt wieder Reis mit Bohnen und einer Art Grünkohl. Wir unterhalten uns noch sehr lange mit Schwester Calmelitha und Schwester Patricia und spielen schon mit dem Gedanke, auf dem Rückweg zurück nach Dar Es Salaam vielleicht nochmal einen kleinen Zwischenstopp hier einzulegen. Die 6 Tage waren vielleicht doch zu kurz vor Ort und dafür haben wir die Zeit vor allem mit Schwester Calmelitha zu sehr genossen. Aber mal sehen - das Angebot ihrerseits steht auf jeden Fall, das hat sie drei mal betont 🥰

    Gegen 20 Uhr sind wir nach einem sehr langen und ereignisreichen Tag wieder auf unseren Zimmern. Tahnee videochattet noch mit ihrer Familie in der Heimat und wir packen dabei unsere Rucksäcke zusammen. Morgen wird es wieder sehr früh losgehen, sodass wir wirklich nur noch das nötigste am Morgen machen wollen.

    Was für ein Tag geht da zu Ende. So viele spannende und bedeutungsvolle Eindrücke, die uns teilweise doch noch sehr im Kopf rumschwirren. Wir fallen sehr müde gegen 23 Uhr ins Bett und freuen uns auf die etwas weniger als 7 Stunden Schlaf, die wir bekommen. Isi schläft auch heute wieder noch am Handy ein - mittlerweile schon eher die Regel als eine Ausnahme 😉
    Lala salama 💤
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