Tanzania
Kyela

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Travelers at this place
    • Day 42

      Ein perfekter letzter Tag in Tansania

      October 23, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 26 °C

      Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Boda Boda (Motorradtaxi), Bajaji (TukTuk) oder Daladala (Kleinbus oder PickUp) von A nach B zu kommen ist sogar noch nach 6 Wochen in Tansania jedes Mal ein kleines Highlight für uns.
      Die Daladalas beispielsweise warten solange mit der Abfahrt, bis sie ganz voll sind (macht auch Sinn, denn je voller sie sind, desto mehr verdienen die Angestellten). Und ganz voll muss man wirklich wörtlich nehmen. Jeder Sitz muss mit ein bis zwei Personen besetzt sein und auch der Gang wird vollgestapelt.
      Deshalb gehts auf den Busbahnhöfen auch so wild zu. Die „conductor“, immer in Konkurrenz zu den anderen Fängern, schreien alle Leute an und wollen sie in IHREN Kleinbus zerren.
      Sobald das Daladala dann mal losfährt kehrt erstmal Ruhe ein.
      Bis der übervolle Kleinbus kurz darauf wieder anhält.
      Unter lautem Geschrei werden von außen alle Fenster aufgeschoben und den Passagieren verschiedenste Waren (Zwiebeln, USB-Stick, Popcorn, Geldbörsen, gegrillte Fleischspieße und co) penetrant direkt unter die Nase gehalten. Unzählige Menschen mit Körben, Plastiksäcken, Kindern, Taschen und Eimern wollen sich rausdrängen, wobei gleichzeitig ähnlich voll beladene Menschen von außen reindrücken. Untermalt wird dieser Trubel natürlich noch von der übertrieben lauten Bongomusik.

      Auf diese Weise gelangen wir heute von Mbeya nach Malawi.
      So unser Plan.
      Mal wieder läuft es nicht nach Plan. Aber das ist ja gerade das Schöne an so einem Lodderleben. Wenn man den Dingen freien Lauf lässt und spontan ist, passieren die wunderbarsten Dinge.
      Peter Felix lud uns bei der Felix-Versammlung vor ein paar Tagen zu sich nach Hause ein. Er wohnt in Kyela, einer kleinen Stadt direkt an der malawischen Grenze.
      Da die Daladalafahrt (wie oben beschrieben) äußerst Pole Pole verläuft, kommen wir zwei Stunden zu spät zum Treffpunkt. Peter Felix lacht, als er uns sieht, obwohl er die komplette Zeit in seinem Auto gewartet hat. Er freut sich einfach nur übermässig: „I am so happy, that we finally found us!”
      Wir steigen in seinen Pick up und wissen überhaupt nicht, was auf uns zukommt.
      Alle paar Meter halten wir an verschiedenen Teeplantagen (offenbar ist er Boss einer Teefirma) und an Kaffeepflanzen (früher war er Boss einer Kaffeefirma), dann fährt er uns zu seinem Haus (nur zum Zeigen, was für ein großes tolles Haus er hat). Wir fahren direkt weiter zu einem kleinen Laden (offenbar ist er Boss dieses Ladens) und dann zu einem schicken Restaurant inkl. Bäckerei „Las Tapas“ (von dem er natürlich auch der Boss ist).
      Unglaublich. Mit was für einem Hecht haben wir uns denn da angefreundet?
      Stolz führt er uns in der Bäckerei herum, stellt uns allen Arbeitern vor und wir essen zusammen mit ihm und seinem Bruder Julius Felix das beste Chapati mit Maharage (Linseneintopf), das wir in ganz Tansania hatten.
      Nach dem obligatorischen Bier („I know you Germans love beer!”) will Peter Felix uns zum Grenzübergang fahren. Nach 3 Minuten Fahrt halten wir.
      Was passiert denn jetzt schon wieder? „Now please take a look at Julius’ work.” Also schauen wir uns die Werkstatt von Julius Felix an, wo er Betonblumentöpfe herstellt. Ist schon sehr beeindruckend.
      Aber wenn wir heute noch zum Malawisee gelangen wollen, müssen wir jetzt endlich mal los zur Grenze! Felix wird ganz hibbelig und beendet unsere Werkstattbesichtigung abrupt. Also alle drei Felixe und ich wieder in den PickUp und los Richtung Grenze.
      500 Meter nur noch, verkündet ein Verkehrsschild. Yes! Gleich haben wir es geschafft!
      Da biegt Peter Felix links ab und fährt die Auffahrt zu einem Hotel hoch. „We have to drink one last beer together. Border-beer.”
      Was soll man dagegen auch sagen? Also sitzen wir in dem superkitschigen Garten des Hotels unter einem Limettenbaum und trinken Bier.
      Mittlerweile ist es fast Abend und ich wage es, Felix zu fragen, ob wir nicht einfach hier im Hotel übernachten sollen, weil wir sonst in voller Dunkelheit an den Lake Malawi reisen müssen. Felix ist nicht begeistert, er will unbedingt heute über die Grenze. Die beiden anderen Felixe am Tisch jedoch flippen vor Freude fast aus und wir können gar nicht so schnell schauen, schon führt uns Gambi, der Besitzer des Hotels (natürlich ein Freund von Peter Felix) stolz durch alle (ALLE!) Zimmer. „You must look at each and every room! And then you take the best one!” Offensichtlich sind wir mal wieder die einzigen Gäste. Die Mitarbeiter sind hellauf begeistert, dass sie was zu tun haben, wir dürfen keines unserer Gepäckstücke selbst tragen. Sogar meine kleine Handtasche bekommt einen extra Träger.
      Als nächstes präsentiert Gambi uns seinen ganzen Stolz - den kitschigsten Garten den wir seit langem gesehen haben. Mit dem ersten Rasen, den wir seit langem gesehen haben. Als ich mich gemütlich auf das satte Grün lege und sage: „Ohh that feels like home!“ quiekt er vergnügt und schießt direkt etliche Fotos von mir.
      Vor lauter Freude, dass wir einen Abend länger in Tansania bleiben, holt Peter Felix gleich seine Frau aus der Stadt ab und ohne dass wir auch nur einmal selbst etwas bestellen, wird uns ein Bier nach dem anderen geliefert. Irgendwann findet Peter Felix raus, dass er wie Felix‘ Papa und Felix wie sein Papa heißt. Da ist er völlig aus dem Häuschen und fragt im vollen Ernst, ob sie sich damit beim Guiness Buch der Rekorde bewerben sollen.

      Es folgen etliche weitere Biere, Whiskey und Papayawein.
      Mit glänzenden Augen berichtet Peter, dass er nun schon seit 19 Jahren mit seiner Frau (einer BIG Mama mit dem größten Hintern den ich je gesehen habe) verheiratet ist. Er lächelt sie liebevoll an und sagt zu mir „she used to be portable like you. Now I can’t carry her anymore!” Und alle prusten vor Lachen. Inklusive der Big Mama selbst.
      Wir diskutieren wild darüber, ob man Kässpätzle und Semmelknödel als neuesten Verkaufsschlager auf die Speisekarte des „Las Tapas“ setzen sollte und dass wir Julius’ Betonblumentöpfe in Deutschland vermarkten werden ist eigentlich auch schon im Kasten.
      Am Ende sind wir alle betrunken und ich kann mir gerade noch so einen Satz von Julius Felix merken, den ich trotz oder vielleicht sogar gerade wegen meiner süßen Trunkenheit sehr rührend finde: „Most tourist just make Kilimanjaro and Safari when they are in our country. But you make also friends.”

      Aus unserem letzen Vormittag in Tansania wurde also unsere letzte Nacht in Tansania und ich fühle deutlicher als je zuvor, dass diese bunt gekleideten freundlichen Menschen mich absolut in ihren Bann geschlagen haben.
      Allen voran ihr unbeschreiblich schönes ehrliches Lächeln, an dem ich mich gar nicht satt sehen kann.
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    You might also know this place by the following names:

    Kyela

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