Satellite
Show on map
  • Ein Kobold der Murmeln spielt

    September 16, 2021 in Switzerland ⋅ 🌧 20 °C

    Am Horizont ziehen dunkle Wolken auf. Bei Gewitter fahre ich doch lieber dorthin wo die Sonne scheint. Die aktuelle Empfehlung des Routenplaners lautet – einmal quer durch die Nacht! Das hat Vorteile - da sieht man den Regen nicht und hat gefühlt die ganze Straßenbreite für sich allein. In der Schweiz ist das ohnehin alles ziemlich eng. Doch ich will übers Land fahren. Ich will Leute treffen und Geschichten sammeln. Da fahr ich ungern Autobahn um einfach anzukommen. Viel schlimmer wiegt daher wenn der Navigator meint „Autobahn verbieten – schön und gut, interessiert aber nicht…“ Und wenn die Genossen mitten im Kreisverkehr, wo eh schon zu viele Schilder stehen, einfach das Licht ausknipsen, dann ist Nachtruhe! Sonst wird man leicht auch als einziges aktives Fahrzeug im ganzen Kanton noch zur Gefahr. In sechs Stunden kam ich so gerade einmal bis Zürich. Besonders bleiben mir die Eindrücke in Erinnerung wenn in der Großstadt wirklich alle Straßen leer sind und viel zu überdimensioniert wirken. Alles ist eingebettet in das typische schweizerische Flair der Altstadt bei Nacht. Eine bessere Stadtrundfahrt als dieser Uhrzeit hinter der Polizei her zu fahren hätte ich mir nicht wünschen können. Man sieht echt fast alle Ecken der Innenstadt!
    Alsbald bin ich vom Schlaf überwältigt. Am Morgen Regen, immer wieder Regen! Der Blick auf Zürich von oben bleibt mir verwehrt und noch dazu steht gefühlt viel lange Weile auf dem Stundenplan. In gewohnter Radfahrgeschwindigkeit zuckle ich durch die Schweizer Dörfer. Erster Lichtblick bleibt dabei die Stadt Moudon. Sie entpuppte sich als wahres Kleinod historischer Architektur. Haben doch von den Kelten über die Römer bis hin zu den Franzosen und jetzt den Schweizern alle ihren Beitrag geleistet. Ich entdecke wunderschöne kleine Häuschen, die quasi hochkant an den Berg gepresst wurden neben riesigen Herrschaftshäusern mit deren freischwebenden Dächern man gefühlt den Stall, den Hof und die halbe Straße überdacht hat – zu welchem Zweck auch immer. Es wirkt übermächtig sobald man darunter steht. Noch dazu ist es schön anzuschauen ohne all die Touristen einer Großstadt. Ob mit oder ohne sie – die Fahrt durch Lausanne und Genf wirkt auf mich sehr eintönig. In einem Flussbett von Genf offenbart sich indes die ganze Mystik sobald der Regen seine Nebelschleier über dem stillen Wasser ausbreitet während der Himmel darüber aufklart. Sowas sind Momente und Situationen die nie lang andauern, von denen ich aber auch nie genug bekommen kann.
    Indes freue ich mich auf die ersten paar Höhenmeter in ‚La Salève‘, dem Hausberg von Genf. Während Die Stadt selbst bekanntlich noch in der Schweiz liegt beginnt hier das Leben bei Gott in Frankreich, wenn auch nur am Rande. Denn erstmal gibt es am Berg jede Menge Steinschlag wegen dem vielen Regen der letzten Tage. Die Steine grummeln die ganze Nacht wie Murmeln die einer vom Berg wirft. Heute wage ich keinen Schritt an den Berg. Es gibt eine hübsche Tränke zum Essen kochen und Waschen. Die Luftmatratze ist schön kuschelig weich. Was will ich mehr. Doch von morgen an kann es nur bergauf gehen.
    Read more