Satellite
Show on map
  • Day 1

    Bitte was will ich in Malàga?

    April 3, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 13 °C

    Tag 1 - Das klingt bei vielen Reiseberichten tatsächlich nach dem perfekt durchgetakteten Ablauf. Wie im Reiseprospekt beschrieben kommt zuerst das, dann siehst du jenes, und so weiter.
    Vorne auf dem Prospekt steht in großen Buchstaben ANDALUSIEN.
    Und ich bin der Reiseleiter =)

    Andalusien ist eine spanische Provinz die wahrlich jeder dessen Highlights einmal genießt. Sonne, Strand, Palmen, das Meer. Vielleicht auch noch die Alhambra in Granada oder man fährt zum Skifahren in die Sierra Nevada.

    Der erste Tag beginnt schon am Flughafen gleich so, dass man sich wünscht es wäre doch kein Urlaubstag gewesen. Vom Taxi ausgespuckt. Anstatt einer Empfangshalle erwartet mich ein langer Gang. Jeder läuft kreuz und quer nur steht leider nirgends angeschrieben, wo man eigentlich hin muss. Willkommen in München! Ich wünsche mich nur noch weg. Gaaanz ruhig, tief durchatmen und intuitiv loslaufen.
    Scheinbar habe ich schon lange nicht mehr auf mein Bauchgefühl gehört, denn intuitiv laufe ich erstmal in die falsche Richtung. Anstatt der möglichen 30 sind es bald mehr als 1000m bis zum Check-In. Bin ich denn seit meiner letzten Reise tatsächlich so eingerostet? So fühl ich mich gar nicht. Wenngleich der Reiz dieses Mal darin besteht echt zur Ruhe zu finden, abzuschalten, zu genießen...

    Also?! Losfliegen, zwischenlanden, feststellen dass ich immer noch viel zu aufgedreht bin. Als einer der letzten Passagiere verlasse ich das Flugzeug. Mein Anschluss geht gleich in 90 Minuten. Noch vor dem Ausstieg habe ich davon schon die ersten zwanzig Minuten eingebüßt. Quer über den Flughafen. Mein Gepäck kommt definitiv vor mir an. Zufrieden und erschöpft sitze ich im zweiten Flieger und verpasse im Schlaf tatsächlich den Landeanflug. Eigentlich ist das so ein schöner Moment wenn im Sinkflug alles im Bauch kribbelt. Plötzlich setzen wir in Málaga auf und ich bin wieder hellwach. Fremdes Land, kaum spanisch Kenntnisse, kaum Vorbereitung auf das was kommt.

    ABER BITTE WIE KOMME ICH AUF DIE IDEE NACH MALÀGA ZU FAHREN?
    Ich folge meinem Bauchgefühl und ja, wieder einmal reiht sich Tag für Tag ganz bestimmt ein neues Abenteuer zusammen. Für den Augenblick kann man zusammenfassen: Es ist Nebensaison. Der Flughafen menschenleer. Die Hotelburgen verlassen. An den Häuserwänden klebt Sand vom letzten Saharasturm und die Gassen strotzen vor Staub als wäre ich schon mitten in Afrika...kein Grund hier her zu kommen.
    Málaga ist bekannt für seine Kunstszene. Picasso ist hier aufgewachsen. Mittlerweile gibt es sogar einen Ableger des Centre Pompidou aus Paris... Jedoch alles für mich kein Grund in der Nebensaison hier her zu kommen.

    Die Stadtviertel ringsum die Altstadt sind voll von Graffiti. Die Künstler unserer Zeit versuchen sich scheinbar an allen Häuserwänden. Die Tapas-Bars sind gut mit einheimischen gefüllt. Wahrscheinlich läuft auch gerade das Fußball-Sonntagsspiel. Anstatt mit Linden sind die Straßenzüge mit Feigen, Gummibäumen und Palmen gesäumt. Am Kreuzfahrt Peer liegt ein kleineres französisches Schiff. Daneben stehen ein Mann und eine Frau. Während sie versucht im Singen ihr letztes Talent zu verspielen steht er geduldig daneben, reißt ein Baguette nach dem nächsten in Stücke und verfüttert es an die Papageien im Park. Ein kurzer Blick von der Festung gibt den Blick auf den Hafen und die Kolonialbauten der Altstadt preis. Dahinter, die Kathedrale.

    Ringsherum ist um die Kathedrale alles abgesperrt. Unübersehbar bereitet sich in der Stadt alles auf die Osterfeiern in gut ein bis zwei Wochen vor. Um zur Unterkunft zu gelangen geht es den weiten Weg zurück in die Vororte. Dieser Sonntag soll ja auch nicht zu lang werden. Es ist gerade mal der Tag zum eingewöhnen. Vieles hat geschlossen, die Hektik der Großstadt bleibt aus. Überall, außer in einer Gasse! In einer unscheinbaren Einbahnstraße reiht sich ein Auto an das Nächste und tuckert geduldig bis der Erste ganz vorne endlich weiter fährt. Davor steht ein Polizist und riegelt die Straße ab.
    Ja wenn das so ist verzögert sich der Heimweg wohl noch etwas...Wir laufen auf eine strömende Menschenmenge zu bis hin zu einem Gemeindehaus das mit seinen Toren eher einer Feuerwehr ähnelt als denn einer Gemeinde in der Vorstadt. Zur gleichen Zeit trifft gerade eine Trompeten- und Trommlergruppe ein. Und hiernach Kinder, Männer und Frauen die allesamt theatralisch im Gleichschritt zum Takt der Trommler laufen. In rauen Mengen verbrennt Weihrauch. Kurz darauf tragen sie eine Jesus-Figur um die Ecke. Und noch eine, und noch eine und zum Schluss noch eine Madonna. Die Männer und Frauen der Bruderschaft tragen schwer. Zum Teil gehen sie ihren Weg mit verbundenen Augen. Zugegeben habe ich aber auch noch niemanden erlebt der berichtet hat, dass Buse ein leichter Weg sei.

    Ein jeder bereitet sich auch seine Weise auf das Osterfest vor. Und so unverhofft dieser Abend sich gestaltet, desto schöner klingt er aus. Jetzt aber heim! Der Magen knurrt. Ein paar Kilometer geht es im Laufschritt. Mittlerweile ist es dunkel und vor mir hüllt sich wieder eine Straße in Weihrauch wie zu den besten Zeiten einer guten alten Straßenschlacht. Nachdem ein kleiner Kiosk nichts zu essen bieten konnte geht es eben gleich zur nächsten Prozession.

    DAS IST ES! Dieses Lebensgefühl und diese tief verwurzelte Kultur zu Ostern. Das ist einer der Gründe genau zu dieser Zeit jetzt hier nach Málaga zu kommen. Andalusien erwacht so ganz anders im Frühling zu neuem Leben und die Reise wird definitiv ein Fest!
    Read more