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  • Day 2

    Costa del Sol - das Meer hat mich wieder

    April 4, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 12 °C

    Ein Blick aus dem Fenster offenbart den Tagesablauf. Es regnet, es wird weiter regnen und es ist stürmisch. Die Costa del Sol ist bekannt als Urlauberparadies. Mindestens 300 Tage im Jahr gibt es schönes Wetter. Seit den 70er Jahren sind zehntausende Appartment-Siedlungen aus dem Boden geschossen. Jeder der es sich irgendwo in Europa leisten konnte hat hier eine Wohnung als Sommerdomizil an Europas Badewanne. Viele dieser Appartements dienen Reisenden wie mir auch als Ferienwohnung.
    Und die sind ziemlich gut ausgestattet! Lümmel-Couch mit Wifi, Badewanne für alle denen das Mittelmeer zu kalt ist oder auch die Wohnküche vom gut sortierten Gewürzschrank bis zum Saft-Mixer und nicht zu vergessen, der Wintergarten mit Blick aufs Meer! Das sind nur einige Highlights an verregneten Tagen wie heute.
    Hätten wir in Europa nicht vor einer Woche schon eine Zeitverschiebung mitgemacht wäre sie mir diesmal glaube ich gar nicht aufgefallen. Offiziell gilt überall in Spanien die MEZ wie in Deutschland auch, dennoch befinden wir uns weit westlich von London auf der Weltkarte und entsprechend geht die Sonne, wenn sie denn scheint frühestens um 8 früh auf. Sicher ist das ein Grund warum sich das spanische Leben derart nach hinten verschiebt. Vor halb zwei isst selten jemand zu Mittag und vor halb neun abends kann es sein, dass der Küchenchef noch nicht einmal den Ofen angeheizt hat.

    Die Entscheidung ist gefallen. Es geht zu einem Spaziergang an den Strand. Ja Strand, welcher Strand? denke ich. Die Hotelburgen sind an der Costa Sol bereits bis ans Wasser vorgedrungen. In keinem Ressort fehlt es selbstverständlich an einem Swimmingpool und hunderten Überwachungskameras das ja keiner den Rasen betritt. Den Spaziergängern haben sie genau einen drei Meter breiten Plankenweg übrig gelassen, der teilweise bereits auf dem Wasser verläuft. Sonst ist nirgends Platz dafür.
    Doch zum Glück finde ich auch die anderen Strände. Der Sand ist hier im Mittelmeer schwarz. Der Wind peitscht die Wellen und selbst der Nasse Sand weht über den Strand waagerecht. 'Willkommen zurück an der Nordsee'. Hier laden gefühlt nichts und niemand zum Baden ein. Plan B bestand daher in einer Runde Mittagsschlaf. Die verlief bis halb Acht und nachher einem ausgiebigen Kaffeetrinken mit leckerem Kuchen und frisch gepresstem Orangensaft. Hmmm.

    Unter diesen Bedingungen fällt Wandern aus. Für den folgenden Tag entschließe ich mich mit zwei Mitstreitern für drinnen statt draußen. Nachmittag soll ja das Wetter dann besser werden. Und hätte eine Kollegin neulich nicht so von Estepona geschwärmt, ich hätte vielleicht genug gehabt nach 60km überbordender Bebauung und kein Interesse mehr mir dazwischen auch noch etwas herrlich altmodisches anzuschauen.
    Pünktlich bei Kilometer 59 lässt der Regen nach. Ich muss zugeben ich war positiv überrascht. Die Häuser plötzlich mit Blumentöpfen bunt geschmückt, die Orangenbäume hängen voll bis hinter das letzte Blatt und keiner pflückt sie weil vielleicht jeder schon genug hat. Das ist wie im Paradies. So fast gänzlich ohne Touristen ist so eine Altstadt herrlich.
    Inmitten eines Parks ragen drei Glaskuppeln empor. Es ist die größte Sammlung die Estepona zu bieten hat, und zwar von Orchideen. Das Orchidarium beherbergt um die 1500 Orchideenarten - die größte Kollektion in ganz Europa. Darüber hinaus wachsen auf engstem Raum mehr als 5000 weitere subtropische Pflanzen, Blumen und Bäume. Es wäre schier undenkbar. Es braucht seine Zeit jede Orchidee auf sich wirken zu lassen. Wenn alle denn auch noch gleichzeitig blühten wäre das schlicht zu viel Farbe nach diesem tristen Mittelmeerabschnitt. Die Zeit verrinnt wie im Flug und ich kann mich gar nicht satt sehen.
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