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  • Day 7

    Polar Plounge

    March 26, 2023 in Antarctica ⋅ ☁️ -6 °C

    Mit dem Weckruf wartet heute, ganz anders als gestern noch zu vermuten, ein herrlicher Sonnenaufgang. Jedes Tiefdruckgebiet mit Schnee und Nebel zieht einmal vorüber und hat zu richtigen Zeit am richtigen Ort auch sein Gutes. Die Landung wird auf Stonington Island vorbereitet. Hier steht eine Britisch-Amerikanische Forschungsstation die bis 1975 in Betrieb war. Die vier Baracken und ein paar alte verrostete Kettenfahrzeuge liegen tief unter 15cm Neuschnee. Sie stehen heute unter Denkmalschutz. Eine Expedition war hier einst eingeschneit und erst nach einem Jahr wieder in der Lage den Ort sicher zu verlassen. Stoningtom Island gilt auch als der Ort an dem die erste Frau in der jüngeren Antarktisgeschichte Fuß an Land setzte.

    Ein Paar Adelaide Pinguine tummelten sich als wir anlandeten. Vor den ganzen sonstigen bunt gekleideten Pinguinen haben die jedoch schnell das Weite gesucht. Und ein Seeleopard der im Wasser unser Schlauchboot noch an Land begleitete der rettete sich umgekehrt schnell noch an Land. Und dann kamen die bunten Pinguine erneut ins Spiel. 68•13’950“S - der südlichste Punkt unserer Expedition und Zeit für die Taufe! Immerhin die Hälfte der Passagiere traut sich. Jeder bekommt ein kleines Handtuch und sucht sich einen Platz im frischen Tiefschnee. Bis auf die Badehose oder den Bikini lässt man alles auf der Daunenjacke zurück. Und dann geht es barfuß durch den Schnee in Richtung des vereisten Strandes. Nebenan kalbt gerade noch ein Gletscher. Da die Welle danach jedoch ausbleibt hüpft jeder wenn er fertig ist so schnell er denn kann ins Wasser, den Kopf untergetaucht, zwei Züge schwimmen und dann nichts wie wieder raus! So ist der Plan. Jetzt ist das jedoch nicht nur Wasser sondern Wasser mit natürlichem Crush Eis oben drauf. Höchstens 0-1Grad Celsius. Für mich geht der Plan auf! =) Die Füße sind eigentlich schon nicht mehr durchblutet sobald sie den Strand erreichen. Das Wasser indessen fühlt sich für den kurzen Moment gar nicht so kalt an. So schnell war ich noch nie im Wasser! … Rekord! Und das Wasser schmeckt viel weniger salzig als in der Karibik. Diesen Eindruck werde ich noch lange in Erinnerung halten. In Deutschland traue ich mich bei 15 Grad Celsius Wassertemperatur schon nicht mehr zum Baden in den See geschweige denn in Nord- und Ostsee wenn ich gerade dort bin aber in der Antarktis….

    Wie schon beschrieben passieren wir hier gleichzeitig den Point of Return. Kaum zu glauben dass schon wieder sieben Tage um sind. Und jeder Tag brachte ganz andere Eindrücke mit sich. Wind, Nebel, Schneefall oder strahlender Sonnenschein. Von allem etwas hat schon sein Gutes. Am Nachmittag machen wir uns auf zu einem zweiten Anlauf den Gullet Kanal zu durchfahren. Diesmal eigentlich gerne mit den Schlauchbooten. Für die Plancius ist im Kanal das Packeis bereits zu dicht. Auf dem Weg dorthin passieren wir die Rothera Research Station der Briten. So wie 100 Passagiere die Station im Fernglas ausspähen stehen auch mindestens zwei Leute gegenüber und haben das Fernglas fest auf uns gerichtet. Neugier gibt es überall. Wir dürfen jedoch nicht anlanden und die Station bereitet sich auf den Winter vor. Die Plancius bläst das Horn und stampft weiter durch das Packeis gen Norden. Schon jetzt ist abzusehen dass der Plan einmal mehr nicht funktioniert. Innerlich reißt es mich hin und her. Sensationelle Bedingungen im Packeis, jede zweite Eisscholle beherbergt Seeleoparden oder Pinguine, ein herrlicher Sonnenuntergang schließt diesen Tag eigentlich im Guten ab. Die Entscheidung den versprochenen Seegang mit den Schlauchbooten in den Sonnenuntergang zu fahren um 19 Uhr dann abzusagen stößt bei mir und selbst bei der Besatzung die in die Entscheidung nicht involviert war auf Unverständnis. Vielleicht muss ich die Reise doch von Expedition auf Kreuzfahrt herunterstufen. Um keine Meuterei auf der Bounty anzuzetteln ziehe ich mir noch einmal alles an was ich mit habe, setze mich auf das oberste Deck und versuche den Tag bei einem guten Glas Wein mit Blick auf die Milchstraße und vielleicht auch Polarlichter ausklingen zu lassen. …Luxusprobleme eines Reisenden…

    Immerhin bedeutet Expedition auch zu lernen wie man psychisch mit Rückschlägen umgeht. Andere Expeditionen dauern meist nur 10 Tage und bei schlechtem Wetter schaffen die vielleicht nur zwei Landgänge. Ich habe trotz Stimmungsschwankung echt keinen Grund mich zu beschweren.
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