• Die Spinnen in Mbaracayú

    June 4, 2023 in Paraguay ⋅ ☀️ 28 °C

    Der Affe, betrunken wie er war, hat sich dann irgendwann auf dem Dach der Essenhütte schlafen gelegt. Die Parkangestellten erzählten noch dass er bereits „ordnungswidrig bekannt“ sei. Der Affe wurde früher als Haustier gehalten und nun ist er an den Menschen gewöhnt so dass den Rangern kein Mittel zur weiteren Auswilderung einfällt. Am Morgen turnt der Affe auch schon wieder über das Hausdach als wäre nichts gewesen. Nur frech ist er geworden. Er kann es sich ja erlauben. Während ich versuche meine Sachen und das Zelt zu packen um den Rückweg anzutreten muss ich gleichzeitig ein Auge auf ihn werfen. Das mag ich überhaupt nicht. Die Sachen passen nur in den Rucksack wenn sie fein säuberlich nach dem Tetris-Prinzip geordnet sind und nicht wenn sie krampfhaft schnell zusammen gewürfelt werden. Natürlich konnte das nicht gut gehen und er hängt an meiner Jacke wie an einer Affenschaukel. Ich bin sauer und habe definitiv eine Idee für das nächste BBQ. Immerhin hat er mein Zelt ganz gelassen. Und Schlangen gab es in der Nacht auch keine.
    Die zwei Franzosen sind ebenso wie ich der Meinung heute früh auf eigene Faust den Morgentau im Regenwald zu erkunden und anschließend wieder abzureisen. Das ist mein Glück denn Sontag fährt der Bus äußerst unchristlich und wir sind uns einig dass auch die Qualität geführter Touren über Nacht nicht zugenommen haben wird. Sie nehmen mich ein Stück des Weges mit. Zuvor geht es noch einmal über abenteuerliche Brücken. An den Blättern hängt der Morgentau. In der Nacht ist deutlich mehr Wasser kondensiert als am Vortag. Die Spinnweben glänzen gegen das Sonnenlicht und der Wald dampft. Ich könnte schwören die habe ich gestern Abend auf meinem Spaziergang alle erst weg gemacht. Die spinnen. Regelmäßig verfängt sich der erste der Gruppe darin. Oben von den Bäumen lachen uns schon die Vögel und die Termiten aus. Damit man sich hier im Wald nicht in die Quere kommt lebt der eine Oben der andere unten. Interessant ist dass jene Bäume die Termiten beherbergen nie von Schmarotzern besiedelt werden oder diese dann absterben. Die Bäume stehen stets frei. Einige lassen sich umarmen. Das zaubert definitiv ein Lächeln.

    Was wäre der Tag auch ohne Lachen. Vor mir liegen trotz der Mitfahrt noch unzählige Stunden Busfahrt. Dabei erfahre in meinem Podcast heute eine verrückte Geschichte zu Wildtieren. Wusstet ihr dass die wieder Auswilderung von Tieren mehr zum Klimaschutz beiträgt als das Pflanzen neuer Bäume? Biologen haben herausgefunden dass sich durch die natürliche Verteilung von Samen durch die Tiere ein widerstandsfähigerer Mischwald bildet und auch länger besteht und mehr CO2 aufnimmt als ein vergleichbarer künstlich gepflanzter Wald. Wenn Bäume unter für sie ungünstigen klimatischen Bedingungen gepflanzt sind geht das sogar so weit dass sie Tag und Nacht insgesamt mehr Co2 freisetzen als ihr Holz aufnimmt. Deshalb ist Wald nicht gleich Wald.
    Am Abend habe ich sogar noch eine Zecke aufgesammelt. Ich glaube in der Wüste ist es weniger nervenaufreibend.
    Ein Grund mehr weiter zu ziehen ist das ich die Berge vermisse. Mal wieder so richtig schön wandern zu gehen endet hier in Paraguay leider viel zu schnell daran das gut erreichbare hohe Erhebungen selten mehr wie 300m messen oder es endet weit vorher im Kreislaufkollaps.
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