• Nachtwanderung im Amazonas

    February 15, 2023 in Colombia ⋅ 🌧 29 °C

    Wenn du genau hinsiehst, erkennst du diverse kleine Tarantel-Babies

    Nach dem Frühstück pflanze ich mich mit Buch und Handy in die Hängematte und chille den ganzen Tag vor mich hin. Das Hotel hab ich heute für mich alleine da die einzigen anderen Gäste, Phoebe und Greg mit ihren Kindern Chloe und Olli, einen Tagesausflug machen.

    Am Mittag entleert sich plötzlich der Himmel und eine geschlagene Stunde giesst es wie aus Eimern. Nach wenigen Minuten sammelt sich das Wasser überall, der Boden kommt gar nicht mehr nach.

    Abends um 18.00 Uhr treffe ich mich mit Juan, dem Guide der Tikuna aus dem Dorf der Araras. Lange Hosen, Gummistiefel und Longsleeve sind Pflicht, dazu mit Insektenspray eingesprüht erhalte ich einen Stock, der mir Sicherheit geben soll und eine Stirnlampe.

    Meine Super-Taschenlampe, die mir mein Team für die Reise geschenkt hat, steckt natürlich auch in meiner Hosentasche.

    Den Insektenspray habe ich nicht mitgenommen, da die Tour nur eine Stunde gehen soll. Das erweist sich noch als fataler Fehler. Und auch mein Kopf-Moskitoschutz liegt in meinem Zimmer. Hauptsache ich trag das Teil seit fünf Wochen durch die halbe Welt und benutz es nicht.

    Das heute angereiste Pärchen, eine Mexikanerin mit ihrem spanischen Freund, machen die Tour auch mit.

    Juan erklärt uns, worauf wir achten sollen, wenn wir den Dschungel gleich betreten und bittet "Madre Selva" in seiner Muttersprache, Tikuna, um eine sichere Nachtwanderung und das Glück, wilde Tiere zu erspähen.

    Kaum betreten wir die matschigen Trampelpfade höre ich die ersten Moskitos an meinem Ohr entlang summen. Am Rücken des Spaniers vor mir tummeln sich schon viele und versuchen durch den Stoff hindurchzupieksen. Bei mir siehts bestimmt nicht anders aus, denke ich mir, und kurz darauf spüre ich an den Oberarmen und im Gesicht wie die fiesen kleinen Krankheits-Verbreiter loslegen.

    Ich hoffe inständig, Juan, unser Guide, hält sich diesmal an die vereinbarte Zeit. Wenn das ganze länger geht als eine Stunde werde ich von den Mücken lebendig ausgesaugt. Bei der Tour vorgestern hat er um mehr als das Doppelte überzogen.

    Wir wandern also los, und es dauert nicht lange, bis wir die ersten Tiere vor die Linse kriegen. Neben diversen Insekten und Kleinspinnen haben wir auch eine etwa ein Meter grosse Schlange und eine ausgewachsene Tarantel mit ihren Babies entdeckt.

    Die Moskitos werden immer agressiver und der Spanier mit seinen tausend Fragen nervt mich total. Der soll seine Fragen zur Pflanzenwelt morgen bei einer Tages-Tour stellen und nicht mitten in der Nacht bei einer Moskito-Armee, die sich mir entgegenstellt.

    Denn wenn Juan mal anfängt zu erzählen, hört er kaum mehr auf.

    Die einstündige Tour endet nach fast zweieinhalb Stunden, jedenfalls meine Tour. Der Spanier steht mit Juan nämlich noch eine ganze Weile bei einer langweiligen Kröte und diskutiert. Für mich reicht der nächtliche Eindruck des Dschungels erstmal und ich eile in mein Zimmer, wo der schützende Insektenspray und dickere, stichfeste Kleidung auf mich wartet.

    Ich ziehe mir mein leuchtend orangenes XXL-Long-Sleeve mit Kragen, meine stichfesten Hosen und meine Salomon-Outdoor-Schuhe an, sprühe mich mit einer grossen Menge Insektenspray ein und gehe zum Abendessen.

    Nach dem Essen unterhalte ich mich eine Weile mit dem Guide der englischen Familie und flüchte danach in mein Bett mit dem sicheren Moskito-Netz.
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