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  • Day 27

    Sansibars Nordkap

    October 8, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 27 °C

    Am nördlichsten Zipfel Sansibars liegt das Dorf Nungwi.
    Dort laufen die Maasai mit verspiegelter Sonnenbrille sowie mit Nikes anstelle der Autoreifensandalen am Strand rum und werden „Beach Boys“ genannt.

    Der Einfluss der westlichen Touristen ist nicht zu übersehen.

    Die Beach Boys haben von ‚Fresh Cocooonut‘ und ‚massaaaaage‘ über ‚Sunset Cruiiiiiise‘ und ‚Doooolphin-Tour‘ bis hin zu (jetzt wird die Stimme gesenkt und ein ernster Blick aufgesetzt) ‚Marihuana??‘ alles im Angebot.
    Nach tausendfachem „Apana asante“ (Nein Danke) lassen wir uns dann doch um den Finger wickeln. Juma überzeugt uns mit seinem sehr guten Deutsch und dreht uns einen Sunset-cruise an. Er schreibt uns fein säuberlich eine Quittung, mitsamt seiner Handynummer und dem Treffpunkt.

    Versprochen hat er uns ein Partyboot mit jungen Leuten und Drum-Band.
    Abgeholt werden wir von einem Boot ohne Drums, dafür mit 6 Rentnerpärchen.
    Wir wundern uns schon und haben ein seltsames Gefühl. Als der Captain unsere Quittung anschaut und meint, er kenne keinen Juma, geht uns auf, dass wir uns mal wieder übers Ohr hauen lassen haben. Offensichtlich stellen die Flitzpipen hier ganz munter Fake-Quittungen aus und lachen sich ins Fäustchen über die naiven Touristen, die im Voraus bezahlen.

    Immerhin sitzen wir auf einem Boot.
    Wenn auch auf der Renterversion.
    So teilen wir die mitgebrachten Biere und unseren Papayawein mit der Crew und bekommen im Gegenzug „Mirongwe“ von ihnen angeboten: In eine Seite des Mundes steckt man sich einen Kaugummi und mit der anderen zerkaut man ein paar Halme des kenianischen Krautes. Auf meine Frage, was das bringt, erklärt Abraham, der Anker-Boy, grinsend: „It make you happy!“

    Also doch Partyboot.

    So segeln wir happy dem Sonnenuntergang entgegen und kauen ganz nach dem Vorbild der Crew zufrieden unser Mirongwe.

    Unser neuer Kumpel Abraham nimmt uns danach direkt mit zu sich nach Hause. Wieder mal treffen wir auf Genügsamkeit pur. Stolz führt er uns in ein (in unseren Augen rohbauartiges) Haus und präsentiert uns sein spartanisch eingerichtetes Zimmer. Mit einem verschmitzten Grinsen hebt er eine Ecke seiner durchgelegenen Matratze vom Boden und zieht eine Papiertüte hervor. Was da wohl wieder drin ist?!
    Irgendwie scheinen in Papiertüten immer verbotene Dinge aufbewahrt zu sein. Geheimnisvoll lässt er uns einen Blick in die Tüte werfen und wir sehen ein fettes Bündel seines geliebten Mirongwe.
    Er freut sich wie ein kleines Kind über seine Papiertüte und lädt uns ein, mit ihm auf eine Raggae Party zu gehen. Na das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Mit Parties in Tansania haben wir ja schon gute Erfahrungen gemacht.

    Pünktlich wie die Eisenbahn (kleiner Wortwitz am Rande) stehen wir um 21 Uhr vor unserer Unterkunft, wo Abraham uns abholen will.
    Um zehn nach wird Felix nervös, wo unser Kumpel denn bleibt. Der junge Nachtwächter unserer Unterkunft kriegt das mit und lacht sich schlapp. „He say 9 o’clock? In Swahili time, 9 means 10 or 10.30.” Kurze Lachpause. „Maybe at 9 he take shower, then go eating and then come here. We not like mzungus. Swahili people always pole pole.“ erklärt er und fragt, wo wir überhaupt hinwollen.
    Als er das Wort Raggaeparty hört, sprintet er weg, um zwei Minuten später breit grinsend mit einem Bob Marley Tshirt wiederzukommen. Wir freuen uns natürlich, dass er so spontan aufspringt und fragen uns nur ganz kurz, wer dann eigentlich seinen Job als Nachtwächter macht.

    Um viertel vor zehn ist Mohammed da und wir tanzen mit ihm und seinen Freunden bis in die frühen Morgenstunden zu Bob Marley und Co.

    Ein anderes Highlight in Nungwi ist der Besuch des Turtle Conservation Pond. Alles dreht sich hier um den Artenschutz der Wasserschildkröten und man kann die Schildis aus nächster Nähe beobachten und sie sogar mit Seegras füttern. Ich frage dem Guide Löcher in den Bauch, was Felix‘ Geduld auf die Probe stellt. „Bist du dann bald fertig oder willst du noch zwei- bis dreihundert Fragen stellen?“.

    Beim Schnorcheln um die paradiesische Mnemba Island sehen wir zwar keine Schildkröten, dafür fast alle anderen Akteure aus Findet Nemo.
    Ich dachte nicht, dass es möglich ist, aber das Meer hat hier tatsächlich eine noch türkisenere Farbe als in Jambiani. Absolutes Pool-Feeling inmitten des indischen Ozeans. Die Sandbank, auf der wir vorhin noch standen, wird immer weiter von der Flut eingenommen, bis sie schließlich komplett vom Meer verschluckt wird.

    Ein wahres Schauspiel der Natur.
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