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  • Day 46

    Malawi - The warm heart of Africa

    October 27, 2018 in Malawi ⋅ ☀️ 30 °C

    Es sind drei Tage vergangen und ich bin mir mittlerweile sicher, dass unser anfängliches Unbehagen gegenüber Malawi und seinen Einwohnern ausschließlich unserem Hangover am Tag des Grenzübergangs zu verschulden ist.

    Seit unserer Ankunft in Nkhata Bay erleben wir das Land, so wie es angepriesen wird: The warm Heart of Africa.
    In so vielen Momenten dürfen wir die Gastfreundschaft und die Lebensfreude der Malawier spüren.

    Eines Morgens beispielsweise wandern wir bei Sonnenaufgang an einem Dorfplatz vorbei, wo eine mittelgroße Menschenmenge versammelt ist. Sie rufen uns zu, Kinder winken uns her. Da sehen wir: es findet das allmorgendliche Wasserholen am Dorfbrunnen statt. Als Felix und ich beim Pumpen fast scheitern (das geht erstaunlich schwer!), lachen sie sich kaputt. Eine Frau mit glatter Langhaar-Perücke hakt sich bei mir ein und sagt: „I am a princess. My dad is the king of this region.” Sie lädt uns ein, den König höchstpersönlich kennen zu lernen. So tigern wir durch das Dorf voller Lehmhäuser zu ihrem Haus aus Stein (wie sie stolz betont), grüßen den König und fragen um Erlaubnis den heiligen Mount Bungulu zu besteigen.
    Er willigt nicht nur ein, sondern schickt auch gleich noch seine Princess und ihren Cousin als Begleitschutz mit. „It’s dangerous! Some people did never find out again. It’s very difficult to find the way.”

    Prinzessin Livis, natürlich im schicken Kleidchen, und ihr Cousin Lameck geben in ihren Flipflops ein strammes Tempo vor, ich hechle hinterher und Felix bricht fast zusammen. „Still one and a half hour? I will die!!” Lameck (wie viele anderen Männer des Dorfes auch) besteigt den Berg täglich, um für baldigen Regen zu beten. „And...” fügt er mit einem verschmitzten Grinsen hinzu „...i also pray for money and a car and a computer.”

    Der Weg durch das Dickicht wäre alleine wohl recht schwer zu finden. Affen kreuzen unseren Weg und überall fliegen so bunte und große Schmetterlinge herum, dass man meinen könnte, wir seien auf der Insel Mainau.

    Oben angekommen genießen wir die 360 Grad Aussicht auf den See und die Umgebung und teilen unser Obst mit den zweien.

    Dass wir Mangos lieben, haben sie wohl direkt erkannt, denn als wir Stunden später wieder am Fuße des Berges beim König und seiner Frau vor dem Haus sitzen, wird uns eine riesige Schüssel frisch gepflückter Mangos vor die Füße gestellt. Ich verteile im Gegenzug deutsche Kaugummis und so tauschen wir uns Mangolutschend und Kaugummikauend über ihr und unser Land aus. Sie können kaum glauben, dass es in Deutschland kein Nsima (den Maismehlknödel, der in Tansania Ugali heißt) gibt.
    Big Mama will uns direkt was kochen, aber Felix schwächelt so sehr, dass sie uns stattdessen ein Motorradtaxi für die restliche Heimfahrt bestellt.
    Da hat er mal wieder schön das Bild der körperlich schwachen mzungus untermauert.
    Ein Bild für Götter:
    Felix klagt am laufenden Band, er kann seine Beine nicht richtig anheben, sein Körper fühlt sich an wie Gummi, es ist zu heiss und zu steil. Ein richtiger Jammerlappen. Und während er noch weiterstöhnt über sein hartes Schicksal, laufen wir an einer kleinen alten Frau vorbei, die einfach mal einen kompletten Baumstamm auf dem Kopf trägt und dabei auch noch einen aufrechten würdevollen Gang hat.

    Ein anderes Beispiel (hier schneidet Felix wesentlich besser ab) für die Lebensfreude und Freundlichkeit im Lande ist unser Besuch der „Good Hope Primary School“.

    Kurze Hintergrundinfo dazu:
    Malawi ist das Land mit dem niedrigsten Vermögen je Einwohner.
    42% der malawischen Bevölkerung lebt von weniger als 1$ pro Tag. Außerdem stellt mangelhafte Bildung ein großes Problem dar. Vor drei Jahren noch lag die Alphabetisierungsrate bei 65%. Jeder Dritte konnte also weder schreiben noch lesen.

    Dies dürfte sich in den vergangenen Jahren verbessert haben, da viele soziale Projekte hier angesetzt haben. Es gibt beispielsweise viele private Schulen. So finanzieren auch die Besitzer des „Mayoka Village“ aus den Unterkunfts- und Restauranteinnahmen eine kleine „Grundschule der guten Hoffnung“, in die wir für heute eingeladen wurden.

    Als der Wecker um 6 Uhr klingelt, fühlt es sich ein bisschen an wie ein normaler Schultag zuhause.
    Wir werden mit offenen Händen empfangen und direkt eingespannt (jetzt kommt der positive Felix-Teil):
    „You are teachers. So can you please play something with the kids?!” Aus dem Stehgreif schüttelt Grundschulonkel Felix etliche Spiele aus dem Ärmel (ist er ja von seiner Unterrichtsvorbereitung zuhause gewohnt) und studiert mit ihnen den Sharing Song von Jack Johnson ein. Die Kids sind hellauf begeistert, auch die Lehrerin will uns gar nicht mehr gehen lassen und wir bekommen unser erstes Jobangebot.

    Zum Abschied tanzen die Kinder für uns. Alle stehen im Kreis, singen, klatschen und jeweils einer präsentiert seine coolsten Dance-Moves in der Mitte. Ich schnall komplett ab. UNFASSBAR! Da schwingen diese kleinen Menschen so extrem gekonnt und rhythmisch ihre Hüften, wie es uns Deutschen wohl für immer verwehrt bleibt.
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