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  • Day 62

    Die Viktoriafälle

    November 12, 2018 in Zambia ⋅ ☀️ 31 °C

    Heute ist es soweit.

    Aufgeregt und voller Vorfreude warten wir in der Ankunftshalle des Flughafens in Livingstone auf unsere Freunde Charly und Daniel, die uns in den kommenden 3 Wochen begleiten werden.
    Die Begrüßungsumarmung fühlt sich schön vertraut an und sie bringen einen himmlischen Hauch Heimat mit. Wundervoll!
    Den erholsamen ersten Urlaubstag, den sie sich vermutlich gewünscht haben, bekommen sie nicht. Dafür einen Tag mit so vielen Eindrücken, dass Charly am Ende meint, es fühle sich an, als seien sie schon eine Woche da.
    Welcome to our life :)

    Heute wollen wir die berühmten Viktoriafälle anschauen. Weltkulturerbe und Siebtes Natur-Weltwunder.
    Spektakulärer kann ein Tag wohl kaum beginnen als mit einem Helikopterflug über die Viktoriafälle. Schon wieder ein „First-Time“-Erlebnis. Sanft schwingend drehen wir ein paar Runden über die Wasserfälle und bewundern sie aus der Vogelperspektive. Diese riesige Spalte in der Erde sieht wirklich beeindruckend aus, so als ob sich die Erdplatten irgendwann einfach mal auseinander geschoben hätten und die Erde dadurch eingerissen ist. So wie bei „In einem Land vor unserer Zeit“, wo der kleine Langhals durch genau so ein Happening von seinen Eltern getrennt wird.
    Leider ist der Flug nach knackigen 15 Minuten auch schon wieder vorbei. Danke Mama, Oma, Matze und Maike für dieses überragende Geschenk!

    Wir besichtigen die Viktoriafälle von der simbabwischen und der sambischen Seite, klappern in der brütenden Mittagshitze jegliche Ansichten und Aussichtspunkte ab und spüren deutlich, was gemeint wird mit: „You can see, smell, taste, feel and hear them.“
    In der Regenzeit, wenn der Sambesi-Fluss Hochwasser führt, ist der Wasserfall durch den Sprühnebel kaum zu sehen, aber seine ganze Wucht ist zu erleben, wenn Millionen Liter Wasser in den Abgrund donnern. Die Viktoriafälle werden aus gutem Grund auch Mosi-oa-Tunya gennant - „donnernder Rauch“.

    Da gerade Ende der Trockenzeit ist, sind viele Teile des 1,7km breiten Wasservorhanges trocken. Eindrucksvoll ist der Wasserfall trotzdem, da sich der Wasserschleier in verschiedene Abschnitte aufteilt und man die tiefe Schlucht ganz deutlich sehen kann.
    Vorteil dieser Zeit ist außerdem, dass man in einem Natur-Pool bis an den Rand der Wasserfälle schwimmen kann.
    Wenn man dieses Abenteuer im Vorhinein bucht, ist es ziemlich teuer. Deshalb versuchen wir auf eigene Faust an den sogenannten „Devils Pool“ zu gelangen, was in einem ziemlichen Abenteuer endet.
    Wie es der Zufall so will, treffen wir auf einen Einheimischen, der witzigerweise auch Felix heißt und klettern mit ihm an der Kante der Wasserfälle entlang. Mir geht ganz schön die Pumpe, links von uns geht es einfach mal 150 Meter in die Tiefe. Mittlerweile haben wir alle vier schon einen halben Sonnenstich und sind völlig fertig.
    Aber es gibt keinen Halt. Wir stiefeln Afrika-Felix hinterher, hüpfen von Stein zu Stein über den Fluss und dann kommt die Erlösung: „Thats the jacuzzi!“ sagt Felix und deutet auf einen kleines mit Wasser gefülltes Loch im Felsen direkt an der Kante des Wasserfalls. Wir klettern in diesen kleinen Naturpool und man hört es fast zischen als unsere überhitzten Körper vom Wasser abgekühlt werden. Die Sicht auf die Wasserfälle ist aus dieser Perspektive völlig irre, weil man ja quasi im Wasserfall drinhockt und man nur von einem Felsvorsprung daran gehindert wird, mit den Massen an Wasser in den Abgrund zu stürzen.
    Dieser kühle Adrenalinkick macht uns wieder frisch und so richtig Lust auf den großen Bruder, den Devils-Pool.
    Da es jedoch eher illegal ist, ohne Anmeldung und nur mit einem Flitzpipen dorthin zu gehen, müssen wir warten, bis die letzten offiziell angemeldeten Touristen per Boot vom Devils Pool wegfahren. Es gibt schlechtere Warteplätze als auf den warmen Felsen am Abgrund der Viktoriafälle zu liegen und gedankenverloren in die tiefe Schlucht zu schauen.
    Kurz vor dem Sonnenuntergang hüpfen wir weiter die Breitseite des Wasserfalles entlang und kurz vor dem Devils Pool wird Afrika-Felix ganz nervös. Wir müssen uns hinter ein paar Felsen verstecken, bis er einen Anruf seines Kumpels bekommt, der grünes Licht gibt. Die Sonne taucht schon fast in den Horizont, wir haben nicht mehr viel Zeit bis es dunkel wird. „Now run!!“
    Wir rennen also über Stock und Stein zum Devils Pool - Charly und Daniel bezweifeln wohl immer mehr, dass dies ein Entspannungsurlaub wird - reißen uns die Kleider vom Leib. Jetzt muss alles schnell gehen. Zuerst müssen wir einen Teil des Sambesi-Flusses schwimmend überqueren (Aaaahhhh gestern haben wir hier drin noch Flusspferde und Krokodile gesehen!!), dann wieder über glitschige Steine klettern und plötzlich stehen wir vor dem “Pool” am Abgrund der Wasserfälle.
    „Now jump in. But don’t go right. That’s straight way to heaven.“ sagt Felix und zeigt auf die Strömung des Flusses auf der rechten Seite des Pools, die rasant auf die Kante zudonnert, um dann Hunderte von Meter ins Nichts zu stürzen. Zeit zum Angstkriegen bleibt uns nicht, da wir einer nach dem anderen direkt in den „Pool“ hüpfen müssen.
    Dann geht alles ganz schnell. Afrika-Felix‘ Kumpel weist uns geübt an, welche Posen wir einnehmen sollen für die obligatorischen Fotos. Bei einer Pose lehnen wir bäuchlings über die Kante, die Arme frei segelnd über der Schlucht. Dabei kann man bis ganz auf den Grund der Viktoriafälle schauen. Den einzigen Halt gibt Afrika-Felix, der uns an den Füßen hält. Adrenalin pur!!
    Dann ist die Sonne auch schon weg und wir schwimmen, kraxeln, hüpfen, balancieren zurück zu festem Terrain.

    What a day!
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