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  • Über den Wolken aufgehende Sonne

    30 luglio 2018, Guatemala ⋅ 🌧 15 °C

    Früh morgens ging es also los. Vorausschauend wie immer hatten wir unsere Taschen nicht am Vorabend schon gepackt, sondern stopften in aller Eile das Nötigste in unsere Rucksäcke, duschten uns notdürftig und stiegen kurz darauf mit einem Pärchen (er aus den Staaten, sie aus Kanada) und dem – wie sich später herausstellte - Gründer des Reiseunternehmens unseres Vertrauens in einen Jeep, welcher uns in ein Dörfchen am Fuße des Acatenango Vulkans brachte. Auf der Fahrt erzählte uns Elvin in kürzester Zeit die gesamte Geschichte seines Unternehmens, mit allen darin verwickelten Familienmitgliedern und Hochs und Tiefs und einer kleinen Exkursion in die guatemaltekisch-amerikanische Geschichte. Das ganze natürlich auf Spanisch. Für unsere noch im Halbschlaf steckenden Köpfe also die erste Herausforderung des 2-Tage-Trips.
    Im Dorf angekommen gingen wir dann in der Tagesordnung zu einem weitaus angenehmeren Punkt über: dem Frühstück in der Familie von Elvin! Gestärkt und vom Kaffee wachgerüttelt packten wir die verdächtig kleine Essenstüte für die kommenden 2 Tage in unsere Rucksäcke und bekamen noch eine dicke Jacke, Handschuhe, Mütze und Wanderstöcke mit (was angesichts der im Dorf herrschenden Temperaturen noch wie eine übertriebene Sicherheitsmaßnahme für fröstelnde Touris erschien, stellte sich später als dringend nötig und Gold wert heraus).
    Nach der Verabschiedung von der Familie wurden wir abermals per Jeep zum Startpunkt der Wanderung gebracht und erhielten von Elvin letzte Ratschläge und Tipps. Gemeinsam mit unserem liebenswürdigen und aufmerksamen Guide „Chaps“ ging es dann unter schwerstem Stöhnen, Grummeln und wiederholtem „Noch können wir umdrehen, Leute“ los – bis zur ersten Pause zum Klamotten-Wechseln (und Verschnaufen) nach knapp 3 Minuten.
    Nach und nach gewöhnten sich aber unsere Körper an die Anstrengung (wer hätte das gedacht?) und so stapften wir – zeitweise von verschieden großen Tourigruppen begleitet – langsam aber stetig den Berg hoch. Dabei konnten wir auch immer wieder einen Blick auf den Vulkan Fuego werfen, dessen Ausbruch im Juni zahlreiche Menschenleben (offiziell circa 500, inoffiziell wohl eher 3000) gekostet hatte. Die Spur, die die Lava hinterlassen hat, ist noch klar zu erkennen und der Acatenango, also „unser“ Vulkan war bedeckt mit schwarzen Vulkansteinen, die bei der Eruption des Fuego-Vulkans kilometerweit durch die Luft geflogen sein müssen. Nach circa 5 Stunden erreichten wir unser Ziel – das Base Camp auf circa 3600 Metern. Von dort aus bot sich uns ein atemberaubender Blick über die Landschaft und einige aktive und inaktive Vulkane Guatemalas. Nachdem wir ein wenig aus dem Staunen herausgekommen waren und unsere Taschen abgestellt hatten (sowohl die Zelte als auch eine gemütliche Feuerstelle waren schon bei unserer Ankunft aufgebaut), gesellten sich zwei deutsche Mädels zu uns, denen wir auf dem Weg begegnet waren. Ihr Guide hätte sich schon den ganzen Weg nach oben betrunken und sei nun angetrunken ins Zelt schlafen gegangen. Da sie sich mit ihm unwohl fühlten, baten sie um eine Unterkunft auf unserem Zeltplatz und nach einem kurzen Anruf unseren Guides bei seinem Chef hatte sich unser Rudel um zwei Personen erweitert.
    Da wir recht früh das Base Camp erreicht hatten, verbrachten wir noch ein, zwei Stunden mit Quatschen, Fotografieren, Entspannen und dem Trinken eines selbstmitgebrachten Biers (beste Idee Ever!!), bis Chaps zum Essen rief. Auf dem Speiseplan standen Spaghetti mit Tomatensoße und Bohnen. Was normalerweise nicht gerade als ein kulinarisches Highlight durchgehen würde, wurde von uns nach der anstrengenden Wanderung regelrecht verschlungen. Was dann kam, war einfach großartig: Chaps hatte Marshmellows und heiße Schokolade im Gepäck! So saßen wir also bei untergehender Sonne dicht um das wärmende Feuer gedrängt auf 3600 Meter Höhe und verspeisten frisch geröstete Marshmellows und tranken selten so gut schmeckende heiße Schoggi. Nachdem die Sonne untergegangen war, hielt diesmal der Himmel die nächste Überraschung für uns bereit: ein unglaublich schöner Sternenhimmel, wie man ihn nur in der freien Natur und ungestört von Stadtlichtern und Smog beobachten kann.
    Was es aber eben auch nur in der Natur gibt: plötzliche, heftige Gewitter mit stürmischem Regen. Und genau so eins brach in dem Moment über uns herein, als wir uns gerade entschieden hatten, uns auf den Weg ins Zelt zu machen. So verharrten wir eine Weile unter der Plane, die über der Feuerstelle aufgehängt war, bis wir merkten, dass es keinen Sinn hatte, abzuwarten und durch den Regen zu unserem Zelt rannten. Die Nacht war dann eher unruhig … immer wieder vom prasselnden Regen, sowie lautem Donner und grellen Blitzen geweckt dösten wir vor uns hin, bis uns um 4 Uhr morgens schließlich Chaps endgültig weckte und uns zu verstehen gab, dass es nun an Zeit sei, die letzten 376 Meter des Vulkans zu besteigen. Mit allem an Klamotten, was unser Rucksack hergab sowie mit Stirnlampen ausgerüstet, stapften wir also den matschigen Pfad in Richtung Gipfel hinauf. Kurz vorm Erreichen des Ziels stockte dann das Vorankommen nochmals – einerseits war der Rhythmus einigen Teilen unserer Gruppe zu schnell und andererseits hatte sich vor uns eine riesige Masse anderer mehr oder weniger wanderfreudiger Touris angestaut. Conny und ich, die zu den etwas fitteren der Gruppe gehörten (hört, hört – ein Raunen ging durch die Menge) und vor allem von der Motivation angetrieben waren, noch vorm Sonnenaufgang die Spitze zu erreichen, warteten eine Zeit lang ab, entschieden uns dann aber, einen Gang zuzulegen und die Mitwanderer auf der Überholspur (also Querfeldein durch Eis und Gestein) links liegen zu lassen. Das Ergebnis dieser Zusatz-Anstrengung lohnte sich absolut und war einfach nur überwältigend. Es bot sich uns einer der schönsten, wenn nicht sogar DER schönste Sonnenaufgang unseres Lebens! Nachdem wir jede Menge Fotos geschossen hatten und auch der Rest der Gruppe eingetrudelt war, umrundeten wir noch den Krater des Vulkans und machten Halt bei einigen Löchern im Berg, aus denen heißer Dampf entwich, bevor es dann an den weitaus weniger beschwerlichen Abstieg zurück zu den Zelten ging.
    Mit einem Müsli-Brei Frühstück gestärkt ging es schließlich weiter abwärts. Mehr oder weniger schlendernd liefen wir den Berg hinab und erreichten schließlich wieder die Straße, wo Elvin uns herzlich begrüßte, uns nach den Erlebnissen der vergangenen 2 Tage befragte und uns schlussendlich vor unserem Hotel in Antigua absetzte.
    Den Nachmittag verbrachten wir mit Schlaf Nachholen, Duschen (abermals ging ein Raunen durch die Menge), Essen und Trinken, bis wir uns auf den Weg in eine Bar machten, wo wir mit einer Kanadierin verabredet waren und in der ein Pärchen, welches wir ebenso wie die Kanadierin auf dem Abstieg des Vulkans getroffen hatten, ein Konzert gab. Die beiden gaben ein derart eingespieltes und großartiges Duo ab (er absolut locker an der Gitarre und sie mit viel Witz und einer einzigartigen Stimme), dass ich es noch heute bereue, kein Video gemacht oder die beiden nach ihren Namen gefragt zu haben. (Edit: nach stunden- bis tagelanger Suche bin ich auf das Social Media Profil der zwei gestoßen, sodass ich euch tatsächlich mit einem Video der talentierten Musiker verwöhnen kann!)
    Am nächsten Morgen verabschiedeten wir dann Rocky (Wir sind uns ganz sicher, dass es in Deutschland oder der Schweiz ein Wiedersehen gibt!) und machten uns auf den Weg nach Guatemala City, um unseren Flug nach Bogotá, Kolumbien zu nehmen. Dass wir das ganze zeitlich wie immer unnötig spannend machten, muss eigentlich nicht einmal mehr erwähnt werde, so sehr gehört es schon zu unserem Reise-Alltag, es sorgt aber auch immer wieder für kleine Adrenalinkicks, ohne die es ja auch irgendwie langweilig wäre.

    Guatemala wird uns derweil vor allem dank seiner faszinierenden Landschaft, aber auch aufgrund der herzlichen, sehr ursprünglichen, traditionell und indigen geprägten Leute sehr, sehr positiv in Erinnerung bleiben.
    Jan
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