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  • Chillimilli & Chimborazo

    August 14, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 7 °C

    Nach den aufreibenden Erlebnissen der letzten Tage gönnten wir uns in Riobamba einen Tag der Entspannung und um wieder in die Zivilisation zurückzufinden. Konkret bedeutete das viel Zeit an Laptop und Handy, außerdem einen Ausflug zum Pollo-Laden um die Ecke und das Kennenlernen einer herzlichen venezonalischen Familie, bei denen wir leckere Arepas (mit Käse gefüllte Mais-Fladen, welche wahlweise mit Schokolade übergossen werden – ratet mal, wer von uns beiden sich die Schoko-Dröhnung gegönnt hat 😉) aßen.
    Zudem planten wir den nächsten Tag, welcher das Besichtigen des Chimborazos (der größte Berg Ecuadors, mehr dazu später) inklusive Mountainbike-Tour für uns bereithalten sollte. Wir kontaktierten also verschiedene Tour-Anbieter und fuhren sogar zum Büro eines Anbieters, der uns empfohlen worden war, schafften es aber nirgendwo, trotz hart geführten Verhandlungen und arme-Studenten-Mitleids-Bonus einen Preis zu erhalten, der geringer als 60 Dollar pro Person betrug.
    Somit trafen wir am späten Abend kurzerhand die Entscheidung, - verzeiht mir meine Wortwahl – auf das Fahrradfahren zu sch… und auf eigene Faust den Berg zu erobern. Wie sich zeigen sollte, eine der besten Entscheidungen der letzten Wochen.
    Am nächsten Morgen standen wir also früh auf und fuhren mit dem local Bus zum Eingang des Nationalparks. Kostenstand bis hierhin: $2,50 pP. Vor Ort warteten bereits einige Fahrer, die uns anboten, uns für „läppische“ 20 Dollar zum ersten Base Camp zu fahren. Auf der Suche nach Leuten, die sich mit uns das Fahrzeug und den Preis teilen würden, stießen wir auf eine Gruppe, die sich zwar auf einer vororganisierten Tour befand, deren Fahrer aber Erbarmen mit uns hatte und uns für $1 pP mitnahm. Neuer Stand also: $3,50 pP. Am Base Camp auf 4800m angekommen stapften wir mit der Geschwindigkeit einer Trauerzeremonie die letzten 300 Höhenmeter nach oben bis zum zweiten Base Camp. Und dann standen wir direkt davor. Vor der 6310m hohen Spitze des Chimborazos. Vor dem Berg, dessen Gipfel aufgrund der Erdkrümmung den am weitesten vom Erdkern entfernten Punkt bildet und somit gleichzeitig der Ort, der der Sonne am nächsten ist. Irgendwie unvorstellbar und wenig greifbar.
    Da wir außer ein paar vereinzelten Leuten die einzigen auf dem Berg waren, nutzten wir den Moment, um alle erdenklich bescheuerten Fotos zu schießen, bevor wir uns wieder auf den Weg nach unten machten. Im ersten Base Camp angekommen hielten wir eine Weile erfolglos nach abfahrenden Autos Ausschau (Conny quengelte, er wolle unbedingt auf die Ladefläche eines Pick Ups, ich hätte mich auch mit allem anderen zufriedengegeben), bis wir einen Anfang 30 jährigen Besitzer eines roten Pick Ups (Juhu!) fanden, der uns nicht nur einen Platz auf seiner Ladefläche bot, sondern auch noch die Frage, wie viel wir ihm dafür geben sollten, abwinkend mit „eure Freundschaft ist mir wichtiger“ beantwortete. Als er dann auch noch sagte, er könne uns sogar bis kurz vor Riobamba mitnehmen, schlossen wir ihn dann vollends in unsere Herzen. So brausten wir also durch den kühlen, staubigen Fahrtwind bis in einen Ort kurz vor unserer Zielstadt. Kostenstand immer noch: $3,50 pP. Wir verabschiedeten uns herzlich von José (?), aßen in dem Dorf zu Mittag (neuer Kostenstand danach: $5,50 pP) und fuhren mit dem nächsten Bus, der für uns anhielt für 0,50 Dollar bis nach Hause. So hatten wir letzten Endes statt 60 Dollar genau $6 pro Person für einen kompletten Tag inklusive Mittagessen ausgegeben und unser Reiseglück schien nach den Erlebnissen des Inca Trails wieder vollends zurückgekehrt.
    Das Ganze stimmte uns dermaßen zufrieden, dass nicht einmal Connys verlorener Schuh auf der Pick Up Ladefläche unsere Stimmung trüben konnte (naja, zumindest meine gar nicht und Connys nur einen Moment lang) und wir stiegen in den Bus zu unserem nächsten Reiseziel: Baños.
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