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  • Day 21

    Tongariro Alpine Crossing

    January 31 in New Zealand ⋅ ☁️ 20 °C

    Kurz war die Nacht, freuten wir uns doch beide ganz fest auf das bevorstehende Tongariro Alpine Crossing. Bereits um 5 Uhr am Morgen standen wir auf und etwa 30 Minuten später fuhren wir mit unserem Camper-Van zum Car-park. Gepackt hatten wir am Vortag, es mussten nur noch die Vorhänge aufgemacht und der Strom abgehängt werden. Wenige Autominuten später erreichten wir den Parkplatz. Die Schuhe angezogen, den Rucksack montiert, und ab in den bereits halb gefüllten Bus, welcher uns zum Start des Tracks fahren sollte. Im Bus lag eine Liste, in welche jeder Name, Telefonnummer und Herkunftsland eintrug. Als der Bus voll war bekamen wir vom sehr sympathischen, etwas rundlichen Maori-Chauffeur die letzten Tipps mit auf den Weg gegeben. Nach den vielen Stufen beim Abstieg sollen wir auf den Bänken ruhen, damit wir für den Rest auch noch genügend Energie haben. Wir sollen aufpassen und uns nicht überschätzen, der Berg sei gefährlich. Das Wetter jedoch gut, zumindest besser als am Vortag. Zum Schluss zog er seine Mütze aus, und sprach ein Gebet, in welchem er sich für uns eine gute und sichere Überquerung wünschte, und dass wir alle heil wieder unten ankommen. Ganz zum Schluss sagte er noch etwas auf Maori, dann setzte er die Mütze wieder auf den Kopf, setzte sich hin und startete den Motor. Der gesamte Bus war sichtlich gerührt von dieser ehrlichen und herzlichen Geste, und zeigte dies mit einem kleinen aber netten Applaus. Um ca. 06:40 starteten wir unser Abenteuer auf 1'120 M.ü.M. mit leichtem Wind. Der Weg war wunderbar präpariert, teils sogar mit Holz-Brücken, um die sensible Natur nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. So waren die ersten Minuten der Wanderung geprägt von staunenden Blicken, die sich kaum satt sehen konnten an den malerischen Hängen des Mount Ngauruhoe, welcher der Herr der Ringe-Fans auch als der Schicksalsberg bekannt sein dürfte.
    Nach knapp einer Stunde, auf 1'400 M.ü.M. erreichten wir das erste Warnschild. Die letzten Höhenmeter waren schon einiges anstrengender als der Holz-Weg zu beginn. Martina hatte, genauso wie ich, bereits die ersten Perlen auf der Stirn. Ob diese von der eher warmen Temperatur, der körperlichen Anstrengung, oder dem Mix aus Nebel und leichter Nieselregen bestanden können wir nicht mehr genau sagen. Auf einer kleinen Anhöhe lachte uns freundlich eine Park-Rangerin entgegen. Erst auf den zweiten Blick bemerkten wir, dass es sich um eine bedruckte Holzfigur handelte. Die Message auf dem Plakat? Wenn du den Weg vorher schon Streng empfunden hast, kehr besser um, es wird noch viel schwieriger. Wir lachten und liefen in gutem Tempo weiter. Viele Wanderer haben wir bis zur Holz-Dame schon überholt, unser Tempo war gut, die Ausrüstung top für dieses Wetter.
    Je höher wir stiegen, desto karger wurde die Landschaft. Das saftige Grün zu beginn der Wanderung wurde fast Schritt für Schritt von beinahe bedrohlichen Grautönen verdrängt. Die üppige Gras- und Buschlandschaft verschwand, und eine garstige, kalte, dunkle, steinige Landschaft übernahm die Mehrheit. Als wäre dies nicht genug, wurde der Wind, mit steigenden Höhenmetern, auch immer aggressiver.
    In meinen Gedanken stellte ich mir vor, wie ich Richtung Schicksalsberg schaue, und ich Sam mit Frodo sehe, die sogleich im Nebel verschwinden. Fantastisch, diese Karge Landschaft. Der Oft ersichtliche hellere Punkt im Nebel ist leider nicht Saurons Auge, es handelte sich "nur" um die Sonne, welche ihr bestes versuchte, gegen den dichten Nebel jedoch keine Chance hatte.
    Kur vor dem Red Crater, dem mit 1'868 M.ü.M. höchsten Punkt der Überquerung, bot sich uns nochmals ein Bild, welches genauso auch auf dem Mond oder Mars gemacht worden sein könnte.
    Der letzte Anstieg vor dem "Gipfel" forderte unsere Oberschenkel- und Po-Muskulatur noch einmal so richtig. Die letzten 200 Höhenmeter, vom Mars-Plateau zum höchsten Punkt des Red Crater, bewältigten wir in knapp 20 Minuten.
    Überwältigt von der tollen Aussicht und erschöpft vom Aufstieg erreichten wir nach 2 Stunden wandern den Krater.
    Grandios! Das Wetter nicht. Der Wind war an diesem Tag definitiv nicht unser Freund. Kurz das Handy einem Wanderpaar gegeben, das Foto gemacht und schnell runter. Ich denke unsere Kleidung zeigt dies bestens. Der Weg runter war eher loses Geröll als Weg, die Richtung wurde mit GPS und einigen wenigen Markierungen erkannt. Unterwegs trafen wir auf einen jungen Herrn in kurzen Hosen, T-Shirt und Turnschuhen. Eine Jacke, oder besser gesagt ein dünnes Jäckchen, trug er noch, das wars mit der Ausrüstung. Ich fragte ihn, ob er zufrieden sei mit seiner Kleidung, ich hätte ihm noch etwas warmes, wenn er möchte. Seine Antwort lautete kurz und knapp: "Nah man, thanks, I'm ok, I'm canadien.". Wow, mir fehlten die Worte.
    Krasses Volk, diese Kanadier. Oder war es eher jugendlicher Leichtsinn?
    Die Strecke wurde immer schöner, das angsteinflössende Dunkel wich immer mehr zurück und machte wieder Platz für ein saftiges Grün.
    Die Vulkanlandschaft zeigte sich von ihrer besten Seite, sogar der Wind stellte sich stellenweise ein. Als wir nach knapp 3 Stunden Wanderzeit den Parkplatz, sowie den am Vortag besuchten Lake Taupo sahen, waren wir beide überwältigt von der tollen Aussicht. Die Kombination aus grünem Gras und Büschen um uns herum, der ins Tal fallende Nebel, der blaue Himmel und See und die Berge in der Ferne sind mit Worten kaum zu beschreiben.
    Je näher wir dem Parkplatz kamen, desto üppiger wurde die Vegetation wieder. Gegen Ende liefen wir sogar durch einen Märchenwald. Die Wasserfälle, der Weg neben einem kleinen Bach, das Vogelgezwitscher, einfach alles deutete darauf hin, dass in wenigen Augenblicken eine Fee oder zumindest ein Zwerg auftaucht, und uns begrüsst. Da wir jedoch so schnell unterwegs waren, verpassten wir warscheindlich die Märchengestalten. Dafür beendeten wir unsere Überquerung nach 5.5 Stunden bei unserem Camper.
    Es war bereits Mittag, kurz vor 13 Uhr, als wir weiterfuhren. Das zweite Tagesziel war es, in Hastings den Camping bei Tageslicht zu erreichen.
    Nach einem kurzen Zwischenstopp in einer Trucker-Beiz, welcher dazu diente, die Mägen zu füllen, nahmen wir die 150km, welche vor uns lagen in Angriff. Unterwegs entdeckten wir eine alte Hängebrücke, welche 1925 erbaut wurde. Das Alter sah man der Brücke schon gut an, ich war froh, dass wir mit unserem Camper die neue Brücke nebenan benutzen durften.
    Die Strasse war übrigens bis jetzt der am wenigsten befahrene Weg, den wir erlebten. Viele Ausgespülte Abschnitte, teils nicht Asphaltiert, eng und verwinkelt. Wäre die doofe Baustelle am Lake Taupo nicht gewesen, hätten wir bestimmt nicht diesen Weg gewählt. Aber dann hätten wir die tolle Brücke auch nicht gesehen. So kommt alles, wie es kommen muss.
    Am Ende des Tages erreichten wir glücklich und erschöpft unseren Camping-Platz in Hastings.

    Wie nudelfertig wir waren, zeigt auch gut unser Abendbrot, dieses bestand aus Lachsbrötchen, Tomaten-Mozzarella-Salat, Nudelresten vom Vortag, und je einer Instant-Nudelsuppe.
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