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  • Day 20

    Verkehrschaos und Wandschnitzerei

    January 30 in New Zealand ⋅ ⛅ 24 °C

    Bis anhin waren wir hier mit der Verkehrsregelung und Beschilderung ziemlich happy, aber an diesem Tag hat Neuseeland sich selbst übertroffen. Mehr dazu später.

    Heute soll es nach Taupō gehen, eine gute Stunde mit dem Auto von unserem Camping an der östlichen Seeseite hoch in die Stadt. Wir haben eine Schifffahrt zu den Maori Rock Carvings mit Ernest Kemp gebucht. Unser Schiff legte um 10.30 Uhr ab, wir sollten spätestens 10.15 Uhr da sein. Auf der Fahrt nach Taupō machten wir noch einen kleinen Zwischenstop bei den Tawhai Falls, auch bekannt als Gollum‘s Pool. Einen 15-minütigen Fussmarsch vom Parkplatz führte zum Wasserfall, eine weiteren Film Location von Lord of the Rings. Mein Schatz musste natürlich die Filmszene mit Gollum nachspielen, ich hielt die Schauspieleinlage mit Fotos fest. Abgesehen von der Bekanntheit des Ortes, war der Ort an sich sehr schön. Nach guten 20 Minuten setzten wir die Reise nach Taupō fort. Wir waren gut in der Zeit, gar so gut, dass es in Taupō noch für einen Kaffee reichen würde. Einen kurzen weiteren Halt legten wir sehr spontan bei einem sogenannten ‚scenic lookout‘ (landschaftlicher Aussichtspunkt) ein. Wir parkten auf einem Parkplatz mit einer fantastischen Aussicht über den Nationalpark. Wieder einmal versetzte uns dieses Land in staunen. Wir genossen kurz den Moment, waren ja aber auf dem Weg nach Taupō und gut in der Zeit. Also weiter geht die Fahrt. Wir hatten soeben am südlichen Seeende des Lake Taupōs die Kleinstadt Taurangi fast durchfahren, da zeigte Remo‘s Navi (Sygic) plötzlich eine andere Route und zusätzlich 1h länger an. Hä? Was ist jetzt los? Er bat mich auf Google Maps die Route zu prüfen. Gesagt, getan, die Route führte uns, wie bis anhin, an der östlichen Seeseite nach Taupō. Wir fuhren also normal weiter, Remo‘s Navi war mit unserer Sturheit nicht zufrieden und versuchte uns einen anderen Weg zu lotsen. Wir trotzten dem Navi. Wenige 100 Meter später hielt ein Bauarbeiter das vor uns fahrende Auto auf. Hinter ihm ein grosses Schild ‚Road Closed‘. Nanu? Was jetzt? Das vor uns fahrende Auto kehrte. Wir hielten beim Bauarbeiter an und fragten, was denn los sei? Er meinte höflich, dass die Strasse ab jetzt bis 14.30 Uhr gesperrt sei, wir sollen umdrehen. Wir erklärten ihm, dass wir nach Taupō aufs Schiff müssen, wo wir die Strasse umfahren können. Er meinte, wir sollen den Highway 41 und dann den Highway 32 nehmen, es dauert ca. 1h länger. Wir rechneten. 1h länger heisst Ankunft 10.45 Uhr. Schlussfolgerung daraus: wir waren nervös, da wir nun das Schiff verpassen, Remo’s Navi hatte die Sperrung bereits erkannt, Google Maps nicht. Na gut, uns blieb nichts anderes übrig, wir kehrten um, folgten den Anweisungen des Bauarbeiters und fuhren die Strecke westlich des Sees entlang hoch nach Taupō. Unterwegs rief ich mit Remo‘s Telefon (das uns auch navigiert) die Schifffahrtsgesellschaft an und erklärte der Dame am Telefon, dass wir um 10.30 Uhr nicht da sein können und nannte den Grund dazu. Ich fragte sie, ob sie uns vielleicht auf das 12.30 Uhr Boot umbuchen könnte. Die Dame am Telefon war sichtlich genervt, ich im stress sie zu verstehen und das immer noch laufende Navi im Telefon, gab mir immer wieder die Strassenroute durch, zeitgleich wie die Dame am Telefon sprach. Ich rekapitulierte. Remo übernahm den Part, sie nochmals anzurufen, da ich sie nicht verstanden hatte. Sie meinte, man könne es versuchen uns umzubuchen, es gebe aber keine Garantie. Im unwissen, ob es jetzt nun klappt oder nicht, entschieden wir uns trotzdem nach Taupō zu fahren und da vor Ort zu schauen.

    Die Fahrt auf der anderen Seeseite war auch schön, lange, eher ausgestorben, aber schön. Kaum ein Dorf lag unterwegs. In Taupō angekommen, parkten wir am Boat Harbour und gingen direkt ins Office von unserem Anbieter. Die Dame, einiges freundlicher als jene am Telefon, meinte dann, dass wir bereits umgebucht seien, wir sollen 12.20 Uhr wieder hier sein. Super! Es hat doch geklappt. Nun haben wir mehr als 1h Zeit Taupō zu geniessen. Wir nutzten die Zeit um an der Seepromenade in die Stadt zu laufen. Das coole an der Seepromenade in Taupō ist, dass vor einigen Jahren eine Fahrspur und die vielen Parkplätze einem Park mit diversen Schnitzereien und Kunstinstellationen weichen mussten. Da wir vorab etwas Mittagessen wollten, steuerten wir direkt, ein für uns passendes Restaurant, das Jimmy Coop, an. Hier hat Remo entschieden zu essen, Hauptkriterium war wohl der NEMO-Burger🤣. Nach dem Fischburger, meinem Schinken-Sauerkraut Sandwich und (endlich) einem Kaffee war es bereits Zeit fürs Schiff. Wir spazierten zurück und warteten am Steg aufs Einsteigen. Pünktlich um 12.30 Uhr legten wir am Hafen ab und fuhren auf den See raus. An diesem Tag war es sehr schönes Wetter eher windig, der Wellengang aber noch aushaltbar. Nach knapp 40 Minuten Fahrt erreichten wir die Maori Rock Carvings. Die Maori-Felszeichnungen befinden sich in der Mine Bay und sind beeindruckende 14 Meter hoch. Auch wenn die Schnitzereien aussehen, als wären sie schon seit Jahrhunderten an ihrem Platz, wurden sie in Wirklichkeit in den 70er Jahren vom meisterhaften Felsmaler Matahi Whakataka-Brightwell und dessen Schüler geschaffen. Man kann die Schnitzerei nur von Wasser aus sehen. Im Zentrum dieses Kunstwerks ist das stillisierte, 10 m hohe Gesicht von Ngātoro-i-rangi zu sehen, dem Māori-Priester und Entdecker, der den Stamm der Tūwharetoa ca. im 14. Jh. in die Gruppe von Taupō führte. Hier verweilte das Schiff noch etwas. An wärmeren, windstilleren Tagen könnte man hier noch baden, heute ist es aber zu kalt und windig.

    Nach 1.30h legte das Boot am Taupō Boat Harbour wieder an. Die Schnitzerei war zwar der Höhepunkt der Fahrt, die Aussicht an sich war es bereit Wert gewesen. Wir hatten nun noch etwas Zeit in Taupō, da wir spätestens um 18.00 Uhr auf dem Camping eintreffen mussten. Dies wurde ausdrücklich gebeten, da der Empfang danach nicht mehr belegt sei und zu spätes Eintreffen nicht mehr berücksichtigt werden kann. Wir entschieden uns noch ein Bier an der Seepromenade zu trinken, einkaufen zu gehen und um 16.00 Uhr von Taupō loszufahren. Die am Morgen gesperrte Strasse sollte ja wieder offen sein. Das Navi zeigte dies uns auch an, aber leider haben wir zu spät nachgeschaut. Wir hatten nicht die gute 1h wie bei normalen Verhältnissen, gemäss Navis hatten wir zwischen 1h35 (Google) und 2h50 (Sygic). Wenn Sygic stimmt, werden wir zu spät sein, das heisst kein Campingplatz und zusätzlichen Stress einen geeigneten Schlafplatz zu suchen. Wir mussten uns nun für eine Seeseite entscheiden: jene am Morgen, welche normal länger dauert, wir aber vermutlich noch rechtzeitig einchecken könnten, oder die unsichere, eigentlich schnellere Route auf dem State Highway 1. Wir gingen volles Risiko vertrauten eher Google Maps und versuchten, die noch unbekannte Route, welche am Morgen gesperrt war. Unsere Navis zeigten im Minutentakt neue Fahrzeiten an. Nach gut 1h30 ‚Fahrt‘ und einem von 3 angegeben Staus hinter uns wussten wir, dass wir besser wieder Sygic vertraut hätten und den Camping definitiv nicht vor 18.00 Uhr erreichen werden. Positiv an dieser Fahrt war die Aussicht. Die Küstenstrasse bot uns wieder einmal eine Aussicht zum Geniessen. Wir riefen im Camping an und erklärten der Dame unser Problem. Sie wusste anscheinend davon und antwortete, dass sie auf uns warten. Wir waren erleichtert. Wenigstens etwas positives. Der Stau war lange und etwas mühsam, wir hatten aber keine Ungewissenheit mehr wegen unseres Schlafplatzes.

    Um kurz vor 19.00 Uhr und knappen 3h Autofahrt, anstelle der 1h07, trafen wir auf dem Tongariro Holiday Park Campingplatz ein. Am Empfang erklärten sie uns noch, dass diese Strassensperrung nicht wirklich gut geplant war. Neben zu später Signalisierung am Morgen, zu tiefer Aushebung des Belages und eines Unfalles, kam es zu diversen Verzögerungen. Die Strasse wurde anscheinend erst gegen 16.30 Uhr geöffnet, also 2h zu spät und genau dann, als wir durchfahren wollten. Wir haben es aber geschafft. Unsere Gedanken gelten nun des morgigen Tages. Wir mussten uns für das Alpine Crossing vorbereiten, das heisst: alles in den Rucksack packen, Lunch vorbereiten, Camel Bags mit Wasser auffüllen und Route nochmals anschauen. Während ich die Pasta mit Pesto kochte und die Lunch-Brote schmierte, bereitete Remo alles für die Wanderung vor. Unsere Vorfreude auf das Crossing überwiegte die heutige mühsamen Anreise an diesem Abend. Um 21.30 Uhr löschten wir das Licht, bereits um 05.00 Uhr geht das nächste Abenteuer los.
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