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  • Day 27–29

    Ein Tag, den wir nie vergessen werden

    February 6 in New Zealand ⋅ ☀️ 25 °C

    Die Nacht war kurz und unruhig. Wir wussten nicht genau, an was es lag, aber wir schliefen alles andere als gut. Um ehrlich zu sein: wir hätten uns bald die Köpfe eingeschlagen. Ich war wütend auf Remo weil er heftig schnarchte, er wiederum wütend auf mich, weil ich ihn deswegen dauernd weckte. Es war weit nach Mitternacht, bis wir beide endlich eingeschlafen sind.

    Eine Ausrede fürs frühe Aufstehen gab es aber nicht, musste es auch nicht. Heute stand ein lang ersehntes und grosses Highlight auf dem Plan, ein Highlight, auf dass wir uns seit Monaten gefreut hatten.
    Um 04.45 Uhr klingelt der Wecker. Noch früher als für jeden Sonnenaufgang. Sichtlich gezeichnet von der üblen Nacht, zogen wir unsere Kleider an, suchten kurz das Bad auf und los ging es. Auf dem 20 Minütigen Fussmarsch durch Kaikōura war es dunkel und sehr ruhig. Der Sternenhimmel funkelte an diesem klaren frühen Morgen über uns. Nur wenige waren unterwegs, vermutlich aus dem selben Grund, wie wir. Pünktlich um 05.20 Uhr kamen wir am vorgesehenen Treffpunkt an. Das vorhandene, noch geschlossene Café wurde von den bereits eingetroffenen Gästen als Warteraum genutzt. Wir checkten ein und erhielten einen roten Badge, andere einen blauen. Auch wir warteten im Café auf die weitere Aufforderung. Nach wenigen Minuten Warterei wurden alle mit einem roten Badge aufgeboten in den Nebenraum zu gehen. Wir mussten uns in einem Halbkreis aufstellen. Vor uns war eine Wand voller Flossen in diversen Grösse, daneben Taucherbrillen und Schnorchel und im hinteren Raumbereich die Neoprenanzüge. Wir mussten der Reihe nach die Flossengrösse angeben, erhielten die Brillen und Schnorchel und bekamen den Neoprenanzug übergeben. In der Kabine konnten wir uns umziehen. Wenn alles passte und nichts fehlte oder drückte, konnten wir in einem weiteren Zimmer Platz nehmen und eine Dokumentation über das vorkommen der einheimischen Delfinen und Wale anschauen. Als alle ihre sieben Sachen zusammen hatten, wurde der Film gestoppt und eine junge Dame kam in den Raum. Sie instruierte uns kurz über die bevorstehende Aktivität. Sie wies uns alle explizit darauf hin, dass alle antreffende Delfinen wild sind. Man füttert sie nicht und man zämt sie nicht. Und ganz wichtig: Man weiss nie, wie sich wilde Tiere verhalten. Wir werden uns in den kommenden 2 Stunden in einem Naturschutzgebiet bewegen. Als nächstes konnten wir einen kurzen Infofilm schauen, was auf uns zukommen wird. Es zeigte uns verschiedene Verhaltensweise mit unseren dos und don‘ts. Wieder wurde erwähnt, dass die Delfinen wild sind. Ins Wasser dürfen wir erst, wenn das Boot gestoppt hat und das Horn ertönt. Alles klar, soweit alles verstanden. Durch den Hinterausgang konnten wir direkt in den Bus steigen, welcher uns an die South Bay von Kaikōura brachte. Eben war es noch Nacht schon färbte sich der Horizont langsam rötlich. Es war ein herrlicher Morgen. Bevor wir aufs Boot konnten, wurden wir in 2 Gruppen aufgeteilt. Auf dem Boot mussten wir auf den Sitzen platz nehmen. Um 06.00 Uhr startete der Motor des Bootes.

    Wir fuhren mit dem Boot raus aufs Meer. Hinter uns lag Kaikōura, rechts von uns die Gooch Bay. Die Fahrdauer konnte sich zwischen 15-45 Minuten bewegen, je nach dem, wo sich die Delfinen befinden. Nach ca. 5 Minuten fahrt durften wir von den Sitzen aufstehen und im hinteren Bootsbereich den Sonnenaufgang anschauen. Es ist schwieig diesen Moment in Worte zu fassen, es war unbeschreiblich schön, so schön, dass ich Gänsehaut hatte. In solchen Momente möchte man die Zeit anhalten. Es sollte aber noch lange nicht der einzige Moment an diesem Tag bleiben. Wir blickten alle gespannt aufs Meer hinaus, rechts von uns die aufgehende Sonne, vor uns Kaikōura. Da war etwas! Ein Delfin? Nein! Es ist eine Robbe! Bereits jetzt lohnte sich die fahrt schon. Keine Minute später erschienen an der Wasseroberfläche die ersten Flossen. Die Delfinen tauchten kurz auf und verschwanden im Meer wieder. Auf einmal tauchten immer mehr Rückenflossen auf. Einzelne Delfine sprangen regelrecht aus dem Wasser, als wollen sie uns begrüssen. Der Guide meinte, wir sollen uns bereit machen, es geht für uns in wenigen Augenblicke ins Wasser. Wir waren unglaublich aufgeregt. Endlich! Mit Delfinen schwimmen! Was für ein Moment. Zeitgleich hatte ich aber auch etwas Respekt vor dem offenen Meer. Man will sich gar nicht vorstellen, was da unten alles herumschwimmt. Jeder musste sich im hinteren Berich des Bootes hinsetzen. Total waren wir 17 Schwimmer und ein paar wenige, die ‚nur‘ zuschauten. Remo und ich waren beim ersten Schwimmgang gleich die vordersten. Kneiffen konnte ich nicht, ich musste als erste das Boot verlassen und ins Meer rausschwimmen. Der Guide gab uns die Anweisung in welche Richtung wir schwimmen mussten. Gespannt warteten wir aufs Horn. Remo machte die GoPro Kamera bereit. ‚Tüüüt‘ - los geht‘s! Wir stiegen ins Wasser und schwammen los. Den Kopf nach unten gerichtet schauten wir gebannt unter Wasser um uns und ins dunkle Loch unter uns. Zack, da waren sie! Eins, zwei, drei, vier. Vorn unten, hinter uns - überall waren sie. Wir waren von Delfinen umzingelt. Vor laueter Aufregung habe ich fast das Atmen vergessen. Ah ja stimmt! Durch den Mund. Wie wild schwammen wir umher. Immer auf der Suche nach den Delfinen. Hier handelt es sich übrigens um sogennante Dusky Dolphins. Sie sind bekannt für ihre spierische Art. Nach ein paar Minuten war das Meer wieder ruhig, nur wir 17 Schwimmer waren zu sehen. Fraglich schauten wir umher. Es waren keine Delfinen mehr zu sehen. ‚Tüüt’! Das Horn erklang, das heisst für uns wieder zurück aufs Boot und die Delfinen erneut aufsuchen. Bereits nach dem ersten Schwimmgang sah man in allen Gesichter die Freude und Euphorie an. Aufgeregt fragte ich Remo nach den ersten Bildern und Video. Jap. Er war auch aufgeregt. Sogar so aufgeregt, dass er vergessen hatte die GoPro zu starten… 🫣 Zum Glück hatten wir nicht nur ein Schwimmgang😮‍💨😅Wir konnten es kaum erwarten wieder ins Wasser zu gehen. Angst vor dem offenen Meer? War wie weggeblasen. Es dauerte nicht lange, da sprangen die Delfinen wieder neben uns aus dem Wasser. Wir warteten im hinteren Teil nur noch aufs laute Hupen bis wir wieder ins Wasser dürfen. Beim zweiten Stop machten wir bei einer, für die Delfinen, sehr Nahrhaften Region halt. Hier schwammen nicht nur die Delfinen um uns, auch extrem viel (wir vermuten) Krill. Alle Schwimmer waren bereit. Man konnte fast meinen, wir sind kurz vor dem Start eines Wettschwimmens, so angespannt wie wir aufs ‚Go’ warteten. Boot stoppte, Horn ertönte, wir schwaderten los. Ich rief Remo noch zu, er soll seine Kamera auch starten. Kaum waren wir im Wasser, wurden wir erneut von den Delfinen umzingelt. Wieder konnten wir uns kaum satt sehen. Manchmal waren die Delfinen zum Anfassen nah, manchmal schwammen sie direkt auf einen zu, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten und manchmal konnten wir sogar mit ihnen etwas herumalbern, indem wir mit ihnen um die Wette im Kreis schwammen. Auch unter Wasser zu singen soll helfen die Delfinen anzulocken. Somit trällerten 17 Schwimmer irgendeine Melodie in den Schnorchel.

    Das ganze wiederholte sich noch 3 weitere Mal. Bei jedem Schnorchelgang konnten wir die Begegnung mit Delfinen aufs Neue erfahren. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Die Tiere sind zwar wild, doch kamen sie einem so nah.

    Nach dem letzten Tauchgang konnten wir uns auf dem Boot mit heissem Wasser abspritzen und die Neoprenanzüge ausziehen. Die Erlebnisse wurden unter den Schwimmern rege ausgetauscht. Die lachenden Gesichter zeigten, dass es ein gelungener Anlass war. Ein Moment fürs Leben. Beim Zurückfahren schwammen die Delfinen wieder ums Boot. Manche zeigten ihre verspielte Art mit akrobatischen Luftsprünge, andere machten ein Wettschwimmen mit uns. Wie konnten ein letztes Mal den Moment mit Videos und Fotos festhalten. Für die letzten paar Kilometer mussten wir uns im Boot wieder hinsetzen. Remo und ich schauten uns gemeinsam unsere Videos und Fotos an. Er hatte den Start-Knopf zum Glück doch noch gefunden😄

    Um 08.30 Uhr waren wir zurück beim ursprünglichen Treffpunkt. Wir hatten bereits so viel erlebt und dennoch startete der Tag erst. Nach einem leckeren Frühstück (Smashed Avocado-Poached Eggs, -Sundried Tomato Sauce-Feta Toast) inkl. Kaffee, schauten wir uns noch etwas im Gift Shop um und kauften das eine oder andere Erinnerungsstück. Die Erinnerungen vom Morgen waren bei uns zwei immer wieder Gesprächsthema an diesem Tag, sozusagen komplett geflasht von dem Erlebten.

    Die restliche Zeit an diesem Tag verbrachten wir in Kaikōura selber, besuchten diverse Souvenierläden, kauften uns T-Shirts und schlenderten an der Meerespromenade entlang. Auch einen Besuch im Fyffe House, ein letztes Überbleibsel eines alten Fischerhauses der Walvergangenheit von Kaikōura aus 1840, liessen wir uns nicht entgehen. Das Fyffe House wurde ursprünglich sogar auf einem Fundament aus Walknochen gebaut. Den Abend liessen wir mit unseren Freunden aus der Schweiz in einem Restaurant ausklingen. Unsere Erlebnisse wurden bei leckerem Essen noch rege diskutiert. Heute durften wir etwas unglaublich schönes erleben, was wir bestimmt nie nie mehr vergessen werden!❤️
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