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  • Day 26

    Fähre und Fjorde, Enten und Seehunde

    February 5 in New Zealand ⋅ 🌬 22 °C

    Der frühe Camper nimmt die Fähre, oder so ähnlich. Um zwanzig vor Sieben stehen wir am Hafen. Da ich keine Ahnung vom Morgenverkehr in Wellington hatte, wollte ich ganz sicher sein, dass wir auf keinen Fall unser Check-in verpassen. Mindestens 1h vor Abfahrt müssen wir bei Bluebridge sein. So stand es im E-Mail von Directferries.
    Unsere geplante Abfahrtszeit war 08:15 Uhr. Lässig steuerte ich unseren knapp 6 Meter langen Toyota Hiace in Richtung Schalter am Ende der Schlange. Der Dame im weiss-blauen Häuschen hielt ich, auf ihre Frage nach der Buchungsnummer, lässig mein Handy mit geöffneter E-Mail hin. Ein kurzer Blick auf meinen Bildschirm, dann auf ihren. Sie lächelte mich an und sagte äusserst höflich, dass sie mich leider nicht einchecken könne, ich solle an den Fussgänger-Schalter im grossen Gebäude. Toll. Ich wurde etwas nervös, Martina neben mir auch. Haben wir den richtigen Tag erwischt? Stimmt die Zeit? Wir kontrollierten alles noch einmal. Und vielleicht auch noch ein zweites Mal.
    Im grossen Gebäude sah es aus wie beim Gate, kurz vor dem Abflug. Viele Menschen auf engem Raum warteten ungeduldig auf die Öffnung der Türen, die zur Fähre führten. Der Schalter wurde sofort frei, so kamen wir schnell dran. Ich schilderte der Dame die Situation, die für Martina und mich noch immer verwirrend war. Wieder ein Blick auf meine Mail, ein Blick in den Computer. Fahrzeuge kleiner als 6 Meter können sie nicht Einchecken, wenn diese über Directferries gebucht werden. Während sie noch immer auf ihren Bildschirm schaute, tippte sie irgendetwas ein, sprach mit ihrer Kollegin am Schalter nebenan darüber, dass die Fähre überbucht sei, und funkte gleichzeitig irgendjemanden an. Dass nenn ich Multitasking! Gratulation an die Dame, mich mochte das ganze Gewusel jedoch nicht beruhigen. Im Gegenteil. Je länger ihr Gespräch mit ihrer Kollegin dauerte, desto nervöser wurde ich. Auf einmal streckte sie mir zwei kleine Zettel entgegen, auf denen Boarding-Pass stand. Wir sollen reinfahren, und dem Personal die temporären Boardingpässe geben. Die Fähre sei zwar überbucht, sie hätten aber immer irgendwie Platz für alle.
    Puh, das war ja mal wieder Glück! Wir fuhren in den Warteraum, kurze Zeit später nahm die Kontrolleurin unsere Karton-Zettel entgegen und schickte uns auf die Fähre.
    Kaum auf der Fähre angelangt, gab es Frühstück. Da wir kein Zimmer auf der Fähre gebucht hatten, durften wir uns an der Schlange im Café anstellen. Nach ungefähr 30 Minuten hatte ich ein Sandwich, Martina ein Müsli und eine Früchteschale auf dem Tisch. Das Sandwich war ok, die Früchte auch, das Müsli mit Joghurt wäre ohne Haar drin bestimmt besser gewesen. Schade, hatte Martina doch erst 3 Löffel davon gehabt.
    Um die Stimmung etwas zu heben gingen wir hoch auf die Aussichtsplattform. Unglaublich toll, das bombastische Wetter machte vieles wieder gut. Der Wind war stark, und trug oft viel Salzwasser mit aufs Deck. Die Sonne gab ihr bestes, und lies den Sprühnebel gleich verdunsten. Dies führte dazu, dass sich auf unseren Kleidern eine hauchdünne Salzschicht bildete. Faszinierend, diese Natur.
    Die Überfahrt war ruhig, kein grosses Hin und Her auf dem Boot.
    Je näher wir der Südinsel kamen, desto mehr Leute kamen auf die Plattform. Die Rundumsicht war grandios! Fjordlandschaften sind dermassen bezaubernd. Der Wind hatte sich etwas gelegt und so wurde es an der Reeling auch schnell wieder eng, da alle versuchten die besten Plätze für ein tolles Erinnerungsfoto zu ergattern. Nach ca. 3 Stunden war der erste Teil unserer Reise zu Ende und die Räder unseres Vans berührten die Südinsel.
    Die ersten Minuten fuhren wir in einer riesigen Schlange aus Blech. So viele Autos vor uns, so viele hinter uns. Oh jeh, hoffentlich wollen die nicht alle nach Kaikoura. Glücklicherweise verteilten sich die Fahrzeuge schnell, dass wir freie Fahrt hatten.
    Die Landschaft war unglaublich kahl. Wo zu beginn noch Weinreben die Strasse begleiteten, wurde die Vegetation langsam immer dünner. Sanddünen ähnliche Hügel türmten sich links und rechts des Weges.
    Nach ungefähr einer Stunde auf der SH 1 assen wir am Lake Elterwater das vorher im New World gekaufte Essen. Das Garlicbread passte wunderbar zum Salat von Martina, ich hätte mir mein Sandwich sparen können. Es war ok, das Garlicbread aber um Welten besser. Am See sah man so viele Enten, wie ich in meinem gesamten Leben noch nie gesehen hatte. Egal wohin man seine Blicke richtete, Enten, Enten, Enten! Eigentlich hätten wir auch einfach Reis, Frühlingszwiebeln, Sojasauce, Karotten, Ananas, Süsssauer-Chili und einen Wok kaufen können. Da wir jedoch schlecht im Enten fangen sind, und hier am gesamten See absolutes Jagdverbot herrscht, verzichteten wir darauf.
    Weiter gings, an der Ostküste entlang Richtung Süden.
    Da kam er plötzlich hinter einem Hügel vor, der Südpazifik. Die Küste war grob, die Wellen schlugen hart und regelmässig auf den Steinen auf.
    Nach vielen weiteren malerischen Kilometer hielten wir an einem bekannten Spot, den uns unsere Rohrdorfer Freunde empfohlen hatten, an. Was vorher die Enten am See waren, sind jetzt die Seehunde auf den Steinen. Man konnte hinschauen wo man wollte, überall robbten die pelzigen Tollpatsche mit ihren grossen schwarzen Augen über die Steine. Ein Schauspiel sondergleichen, und nicht zu vergleichen mit irgendeiner Zirkusaufführung oder einem Zoobesuch. Die Tiere waren freiwillig dort, wir durften aus sicherer Distanz Beobachter sein, Zugang zum Strand hat dort niemand.
    Faszinierend, dieses Neuseeland. Vieles kommt einem so bekannt und doch fremd vor. Wir sind gespannt, wass wir noch alles erleben dürfen.
    Am späten Nachmittag erreichen wir unseren Campingplatz in Kaikoura. Das Nachtessen genossen wir mit unseren Schweizer Kollegen, die auch für ein paar Tage in Kaikoura verweilten.
    Oh, wie wir nervös im Bett lagen. Am nächsten Tag steht das schwimmen mit Delphinen an. Hoffentlich klappt alles.
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