• Uwe Treffer
  • Michael Herzau
  • Jan-Marcel Lehmann
  • Peter Heißler

True North

Pengembaraan 42hari oleh Uwe, Michael, Jan-Marcel & Peter Baca lagi
  • A Rose

    26 September 2023, Amerika Syarikat ⋅ ☁️ 16 °C

    Fährt man von Kurts Haus in Harlem mit dem Bus Nummer 2 in Richtung Manhattan dauert das eine gefühlte Ewigkeit. Wenn man aber noch keine Stadtrundfahrt durch diese Megacity gemacht hat, erhält man diese hier. Der Bus stoppt gefühlt vier Mal pro Meile und man bekommt einiges zu sehen. Unser Startpunkt ist die „Little Dominican Republik“, tatsächlich hört man hier nur spanisch. Über „Hamilton Heights“ durchquert man „Upper Manhattan“ und „Harlem“ und kann fast direkt beim „Metropolitan Museum of Art“, kurz „The MET“ aussteigen.

    Man nehme das Kunsthistorische und Naturhistorische Museum Wien, sowie die dortige Schatzkammer, mixe es im Würfelbecher mit dem Pergamon Museum und der Nationalgalerie Berlin, gebe eine Prise USA hinzu und schüttet es aus, das ist „The MET“. Auch wieder so ein angebliches Museum der Superlative. Auch wieder alles zu viel, um es in der Kürze zu schaffen. Aber einfach vieles überspringen ist ja auch erlaubt. Wir haben in Ägypten vor den Pyramiden gestanden, waren in Luxor, im Tal der Könige und sind an Abu Simpel vorbei gefahren. Was können uns die Amerikaner noch von Ägypten zeigen? Und überhaupt. Wo kommen eigentlich all die wertvollen Gegenstände aus allen möglichen Epochen und aus aller Welt her? Was davon ist legal hier, was nicht? Wird hier auch über Raubkunst diskutiert? Wir wissen es nicht.

    Insofern war es aber sehr interessant, den Hauptteil der Zeit auf „The American Wing“ zu konzentrieren. Das ist ja nun definitiv authentisch. Aber mit unseren europäischen Augen und Verständnis sieht man daran auch ganz deutlich, in welchen kurzen Zeitabschnitt sich die bisherige US-Geschichte überhaupt abspielt. Um so beeindruckender ist dann schon Frank Lloyd Wrights komplett ausgestellter Wohnraum im "Prairie School Style". Sehr sympathisch, Karl May im Bauhaus. Oder das riesige Gemälde des deutschstämmigen Emanuel Leutze von 1851, „Washington Crossing the Delaware“. Das kennt man aus Geschichtsbüchern und alleine der Goldrahmen ist eine Augenweide. Mein heimlicher Favorit aber war Thomas Anshutz sein (ebenfalls goldgerahmtes) Gemälde von 1907 „A Rose“. Ob er damit die wunderschöne Frau meint, oder die tatsächlich im halbdunklen Hintergrund versteckte Rose? Wir hören „Spanisch Harlem“:

    There is a rose in Spanish Harlem
    A red rose up in Spanish Harlem
    It is a special one, it's never seen the sun
    It only comes out when the moon is on the run
    And all the stars are gleaming
    It's growing in the street right up through the concrete
    But soft and sweet and dreaming
    There is a rose in Spanish Harlem
    A red rose up in Spanish Harlem
    With eyes as black as coal
    Then look down in my soul
    And starts a fire there
    And then I lose control
    I have to beg your pardon
    I'm going to pick that rose
    And watch her as she grows in my garden
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  • Tramps like us

    27 September 2023, Amerika Syarikat ⋅ ☀️ 18 °C

    Nachdem die Mauer fiel, standen uns die Tore der Welt weit offen. Nach einer Tour 1991 entlang der Westküste durch Kalifornien war ich total fasziniert. Erneut mit dem damals noch gültigen DDR-Reisepass und frischen D-Mark Scheinen bewaffnet, stand ich mit Conny im Sommer 1992 in New York, um von hier eine Tour entlang der Ostküste starten. Als ehemaliger DDR Bürger empfand ich diesen Moloch total beängstigend. Überall zogen Homeless-People mit Einkaufswagen mit ihrem Hab und Gut (und einer USA-Fahne) durch die Gegend. Bekiffte Menschen überall. Vor der Nutzung des Subway wurde gewarnt, Harlem besuchten wir nur im Rahmen einer geführten Stadtrundfahrt und sahen dort keinen Weißen. Die Bronx war NoGo-Area, nachts brennen Ölfässer an den Kreuzungen und Schwarze mit riesigen Ghetto-Blastern tanzten darum herum. Die Stadt stank im Hochsommer wie die Pest, weil die Müllabfuhr streikte und sich die Plastiktüten meterhoch zwischen den Häuserschluchten stapelten. Die einzige frische Luft gab es im Central Park, den man aber auch nur tagsüber besuchen konnte.

    Davon ist heute nichts mehr zu spüren. Die Stadt macht einen äußerst sympathischen und sicheren Eindruck. Man kann mit dem U-Bahn fahren, überall patrouilliert Polizei, alles ist sauber und aufgeräumt. Es macht richtig Spaß, sich hier zu bewegen. Abgesehen davon hat New York mittlerweile begriffen, dass wir Engel zu Besuch sind. Wenn die reisen, ist bekanntlich schönes Wetter. Wir nutzen dieses sonnige Zeitfenster und besuchen das „One World Observatory“. Man schaut aus 391 Meter Höhe auf diese gigantische Stadt und kann sich einfach nicht sattsehen. Anschließend laufen wir entlang der „High Line“, einer stillgelegten Bahnstrecke. Diese wurde als Flaniermeile umgestaltet und mit ganz viel Grün bepflanzt und bietet spannende Durchblicke zwischen den Häuserschluchten.

    Abends waren wir eingeladen. Von unserem Jan. Er hatte im Vorfeld der Reise Tickets für das „Cafe Wha?“ in Soho im Greenwich Village bestellt. Auf dem Programm stand „Tramps Like Us“. Das ist die führende Bruce Springsteen Cover Band der USA. Und der Termin kommt nicht von ungefähr, wurde doch der Boss gerade 74 Jahre alt. Das wurde in NYC entsprechend gefeiert. Für uns eine besondere Freude, hatten wir den Boss doch gerade am 21.Juli auf dem größten deutschen Open Air auf dem Hockenheim-Ring gesehen. Die Europa Tournee hat er mit der E-Street Band noch komplett durchgezogen. Die derzeitige Nordamerika Tournee mußte wegen seiner gesundheitlichen Probleme abgesagt werden. Wir wünschen ihm alles Gute zum Geburtstag, vor allem natürlich Gesundheit und hören „Because the Night“.
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  • 9/11

    28 September 2023, Amerika Syarikat ⋅ ☁️ 18 °C

    Kein Ereignis nach dem Zusammenbruch des Ostblocks hat die Welt so verändert, wie die Terroranschläge vom 11. September 2001. Eine Gruppe islamischer Terroristen hatte mit Teppichmessern und vier gekaperten Flugzeugen das WTC in New York und das Pentagon in Washington angegriffen. Die Vereinigten Staaten, eben noch die glorreiche Weltmacht, die unverzichtbare Nation und der strahlende Sieger des kalten Krieges wurden ins Mark getroffen und standen unter Schock. Es folgten absolut destruktive Reaktionen, denn es wurde ein beispielloser Rachefeldzug gestartet, der sich insbesondere gegen die muslimische Welt richtete. Krieg gegen Afghanistan, Einmarsch ohne UN-Mandat in den Irak, Anti-Terror Einsätze in 85 Ländern, strikte Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen und tiefe Einschnitte in die Bürgerrechte sind Folgen, die die Welt bis heute veränderten. Wieviele Dschihadisten, die es vorher gar nicht gab, diese Politik produziert hat, wird für immer unklar bleiben.

    Heute geht man davon aus, dass der vom damaligen Präsidenten Bush ausgerufene „Krieg gegen den Terror“ fast 930.000 Menschen das Leben gekostet hat, knapp 400.000 davon sind Zivilisten. Der auf Bush folgende Präsident Barack Obama war dann der erste in der US Geschichte, der über komplette zwei Amtszeiten Kriege führte und den traurigen Rekord hält, die meisten Tage „at war“ regiert zu haben. Das Land ächzte unter den irren Kosten der Kriege, das bezahlen auch die Vereinigten Staaten nicht aus der Portokasse. Die Bevölkerung war kriegsmüde und die Mehrheit der mittlerweile tief gespaltenen Gesellschaft stimmten Donald Trump seiner „America first“ Kampagne zu. Er zog die US-Army aus Nordsyrien zurück und ordnete den Rückzug aus Afghanistan an. Ruhe und Frieden herrscht in diesen Regionen bei weitem nicht, im Nachhinein gesehen waren die jahrelangen Einsätze völlig sinnlos.

    Beim 9/11 Memorial geht es um die amerikanische Darstellung des Ablaufs der Terror-Ereignisse und natürlich um das Andenken an die knapp 3000 Tote, die dieser Angriff forderte. Das ist in einer sehr würdigen Form gelungen. Man ist tief bewegt und sehr gerührt, wenn man durch die früheren Fundamente des WTC geht. Am 11. September 2011, 10 Jahre nach dem Attentat, konnten Angehörige der Opfer erstmals unter Ausschluss der Öffentlichkeit das Memorial besuchen. Die Bauarbeiten wurden im Frühjahr 2014 abgeschlossen. Die Gedenkstätte ist Teil des neuen World Trade Centers. Allein das dieses erbaut wurde, gibt einem Hoffnung. Hoffnung gab Millionen per Schiff ankommenden Einwanderern seit 1886 auch die Freiheitsstatue, denn früher war es für viele der erste Blick auf das Land, welches ihr neues Zuhause werden sollte. Der Anblick der Lady Liberty in der Abenddämmerung bildete den Abschluss eines bewegenden Tages in New York City. Wir hören Leonhard Cohen „First we take Manhattan“:
    They sentenced me to 20 years of boredom
    For trying to change the system from within
    I'm coming now, I'm coming to reward them
    First we take Manhattan, then we take Berlin
    I'm guided by a signal in the heavens (Guided, guided)
    I'm guided by this birthmark on my skin (I am guided by)
    I'm guided by the beauty of our weapons (Ooh, ooh)
    First we take Manhattan, then we take Berlin
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  • Notstand

    29 September 2023, Amerika Syarikat ⋅ 🌧 15 °C

    Schon in der letzten Zeit hatte es häufig geregnet und generell war der September für NYC wohl sehr feucht. In der letzten Nacht aber kamen Geräusche durchs offene Fenster, die einen glauben ließen, man schlafe unter einem Wasserfall. Als es hell wurde, sah man das Dilemma, es goss wie aus Eimern. Ursprünglich wollten wir in ein Cafe gehen, welches paar Blöcke entfernt war. In Anbetracht der Situation zogen wir es vor, mit einem von Kurt gecharterten Uber Taxi zum JFK Airport zu starten. Allein das Verladen des Gepäcks und der Einstieg führte dazu, dass wir klatsch nass waren.

    Auf der Fahrt berichtete der Taxifahrer, dass erste Highways wegen Überflutung gesperrt wären. Als zarte Gedanken aufkamen, ob es vielleicht schlauer gewesen wäre, mit der U-Bahn zu fahren, kam die Nachricht, dass diese wegen überfluteter Stationen den Betrieb einstellte. Das Handy vibrierte ständig, weil Notfallnachrichten auf spanisch und englisch gesendet wurden. Später hörten wir, dass Gouverneurin Kathy Hochul den Notstand ausgerufen hatte. Während es auf dem LaGuardia Airport zu vielen Ausfällen nationaler Flüge kam, hatten wir Glück. Unser Condor Flug vom John F. Kennedy Flughafen verzögerte sich, startete aber schließlich in die dunklen Wolken. Dann kam es fast zum Herzstillstand, denn zwei Mal rummste ein Blitz ins Triebwerk vom rechten Flügel. Aber eine zufällig uns gegenübersitzende Stewardess winkte völlig tiefenentspannt ab. Es wäre nur ein „Lightning Flash“. Mmmhhh, naja.

    Ohne weitere Vorkommnisse endete die Reise am Westbahnhof mit einem Sektempfang, den Claudia aus der Mini-Bar des Autos zauberte. Nach knapp sechs Wochen hat uns Thüringen wieder. Unabhängig vom Jetlag werden wir einige Zeit benötigen, um die wunderschönen Eindrücke sacken zu lassen. Aber wie sagte schon Johann Wolfgang von Goethe? Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.
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    Tamat perjalanan
    30 September 2023