United States
Sand Spring

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Travelers at this place
    • Tag 313: Veterans Tree bis Sand Spring

      January 16 in the United States ⋅ ☀️ 6 °C

      Der Wecker klingelt. Es ist noch ziemlich kalt. Das Thermometer im Zelt zeigt -5 Grad an. Wir entscheiden uns gerade dazu, noch ein kleines bisschen liegen zu bleiben, um uns für das Frühstück aufzuwärmen, als sich Schritte nähern. So etwas sind wir eigentlich nicht gewohnt. Klar kam in den Stan-Ländern oder der Mongolei auch mal jemand zu unserem Zelt, aber da hat es auch fast schon dazu gehört.
      Wir lauschen also und hören dann eine Stimme sagen: "Good morning. Wake up! Rise and shine!" Das erinnert uns direkt an einen Moment in Usbekistan, genauer gesagt in Mekhnatobod im Ferganatal. Dort wurden wir eingeladen die Nacht im Laden des Besitzers zu schlafen und morgens (allerdings damals um 5 Uhr statt jetzt um 7 Uhr) wurden wir lautstark geweckt. Eine recht ähnliche Situation, nur dass uns diesmal kein muslimischer Ladenbesitzer weckt. Es ist Jeffrey.
      Er lädt uns ein mit ihm gemeinsam im Haus zu frühstücken und uns warm zu duschen. Angespornt von der Aussicht auf ein warmes Zimmer packen wir so schnell wie möglich zusammen und schieben dann zum Haus.
      Wir werden direkt freudig von den beiden Hunden begrüßt, die wir gestern schon kurz kennen gelernt haben. Jeffrey öffnet uns die Tür und wir betreten sein Haus. Gemeinsam frühstücken wir Navajo Brot (aus Mehl, Wasser und Salz; allerdings nicht frittiert, wie es hier für Navajo Tacos verwendet wird), Tost mit Butter und bekommen beide einen Teller mit angebratenen Kartoffelraspeln und Schinken. Dazu probieren wir Navajo Tee. Die Thelesperma-Pflanze (auch Grünfaden, aus der der Tee gemacht wird) gehört zur Gattung der Sonnenblumen und wächst hier um das Haus herum. Leila, Jeffreys Frau, trocknet diese und macht daraus dann den Tee. Im Gegensatz zu Grün- und Schwarztee, die aus einer anderen Pflanze hergestellt werden, enthält der Navajo Tee (manchmal auch unter anderen Stammesnamen wie "Hopi Tee" oder "Zuni Tee" bekannt) kein Koffein. Deshalb konnten ihn auch damals die Mormonen trinken und haben ihn selbst daher auch als Mormonen Tee bezeichnet.
      Jeffrey erzählt uns, dass seine Frau im nahen Flagstaff an einer Schule mit Inklusionskindern arbeitet und dass sie gestern Abend zu Jeffrey meinte, er solle uns doch ins Haus holen und dort schlafen lassen, da ss viel zu kalt sei. Er meinte allerdings, wir wären stark genug und können auch draußen schlafen. Recht gehabt hat er zwar, doch hätten wir sicher auch kein warmes Bett abgelehnt.
      Wir erfahren auch, dass die runden Häuser auf dem Reservat moderne Hogans sind, ein typisches Haus der Diné. Normalerweise wurden solche Hogans nur mit Erdmaterialien gebaut, aber aufgrund der geringen Langlebigkeit bevorzugen viele heutzutage andere Materialien.
      Jeffrey zeigt uns auch noch einen moderneren Moccassin seiner Frau, einen geflochtenen Korb, in dem ein Hochzeitspaar den Kuchen serviert und anschließend der Tradition nach an eine wichtige Person weiter gibt, einen Kamm aus getrockneten Getreidestielen, den ein Mädchen bekommt, wenn sie volljährig wird und einen Webrahmen, auf dem die typischen Teppiche gewebt werden.
      Als uns Jeffrey all diese traditionellen Dinge zeigt, sprechen wir ihn darauf an, was für ein Aufsehen seine Kultur und die anderer Stämme in letzter Zeit in Deutschland erregt hat. Er erklärt uns, dass er (und seiner Meinung nach auch viele andere Ureinwohner) sehr stolz darauf sind, wenn Weiße ihre Kultur verehren und auch Kleidungsstücke, wie Moccassins, oder traditionellen Schmuck tragen. Wir gehen noch weiter und fragen ihn danach, welcher Ausdruck für ihn am respektvollsten ist. Er erklärt uns, dass für ihn persönlich "Native American Indian" (dt. indianischer Ureinwohner von Nordamerika) sehr respektvoll ist. In Amerika wird meist "Native American" (dt. Ureinwohner Nordamerikas) verwendet, beliebter als Selbstbezeichnung ist wohl allerdings der Ausdruck "American Indian", zu Deutsch also "Indianer". Manche fühlen sich durch das Wort "Native" nicht angesprochen und lassen dieses daher lieber weg. Uns ist auch schon oft aufgefallen, dass die Betroffenen selbst das Wort "Indian" in einigen Bezeichnungen und sogar Gruppennamen verwenden. Da das Wort für den Großteil der Personen selbst keine Beleidigung zu sein scheint, haben wir beschlossen es auch weiterhin so zu verwenden.
      Gesagt sein sollte allerdings, dass manch einer mit diesen Begriffen auch an die vielen Unrechte erinnert wird, die den einzelnen Stämmen widerfahren sind. So haben wir gelesen und auch von Jeffrey nochmal erfahren, dass in den USA bis 1969 und in Kanada sogar noch bis 1996 sogenannte Boarding Schools für die Eingeborenen bestanden. Seit etwa 1880, zu der Zeit wurden einige der Reservate zugewiesen, mussten die Kinder der einzelnen Stämme für einige Zeit in diese Internate, um zu lernen "weiß" zu sein. Oft wurden diese Internate in Zusammenarbeit mit den Kirchen geführt, die dort eingewiesenen Kinder geschlagen, misshandelt und psychisch gedehmütigt. Eine Methode um den Kindern ihre Sprache oder Kultur auszutreiben war es, ihnen Seife in den Mund zu legen, sobald sie ihre Muttersprache verwenden. Und erst vor kurzem sind einige Massengräber nahe solcher Schulen gefunden worden. Sie arbeiteten stets nach dem Motto: "Töte den Indianer, aber rette den Menschen!". Leider hat es wohl häufig mit dem ersten Teil geendet.
      Auch Jeffrey hat uns einiges davon bestätigt. Die Kinder kamen oft verstört zurück und bis heute haben viele Erwachsene dadurch noch Identitätsprobleme, auch die Nachfahren, die von diesen Erfahrungen geprägt wurden. Kein Wunder, dass manche auf die Diskussion um die richtige Bezeichnung also etwas sensibel reagieren. Wie wir es bisher mitbekommen haben, wird eine Sammelbezeichnung als Indianer grundsätzlich nicht negativ aufgefasst, dennoch bezeichnen sich die Betroffenen selbst lieber mit ihrem eigenen Stammesnamen. Generell gilt doch: Egal welche Bezeichnung man auch verwendet (solange sie nicht allzu harsch ist), entscheidend ist doch, auf welche Weise sie Verwendung findet. Solange es mit Respekt geschieht und allen Beteiligten (früher oder später) klar ist, dass es nicht "den Indianer" gibt, sondern sich jeder Stamm von grundauf unterscheidet, ist doch allen mehr geholfen, als das Thema zu ignorieren oder gar Angst zu haben über die Vergangenheit aufzuklären, weil eventuell nicht die beste Bezeichnung genutzt wurde.
      Jeffrey gibt uns auch eine Führung durchs Haus und zeigt uns seine sehr große Familie. Dabei erzählt er auch von den Geschwistern seiner Frau. Von ihren insgesamt über 10 Geschwistern sind bereits zwei an Alkoholmissbrauch gestorben und einer sitzt im Gefängnis ein. Besonders der Alkohol macht hier vielen zu schaffen. Jeden Tag werden wir angesprochen, ob wir nicht etwas Geld haben. Allerdings geschieht dies immer auf so freundliche Weise, wie wir es selten erlebt haben. Meistens werden wir erstmal gefragt, wohin wir fahren und was wir schon alles gesehen haben, bekommen dann Lob zu hören, werden nach ein bisschen Kleingeld gefragt und wenn wir keines für sie haben, sagen sie es sein überhaupt kein Problem und wünschen uns dann noch eine schöne und sichere Weiterfahrt. Nicht ein einziges Mal wurde es komisch!
      Wir unterhalten uns auch kurz über die Präsidentschaftswahl und erfahren, dass Jeffrey die Republikaner wählt, weil diese seiner Meinung nach in seiner Region mehr gemacht haben, wie beispielsweise Arbeitsplätze geschaffen. Mit der Parteienauswahl ist er nach seinen eigenen Worten allerdings im Reservat die Ausnahme.
      Nach all den sehr interessanten Gesprächen duschen wir dann auch mal und bedanken uns bei Jeffrey für alles.
      Wir fahren weiter, wieder einmal durch herrliche Landschaft, essen zu Mittag und werden dann von einem Spaziergänger herbeigerufen, der uns ebenfalls Dinosaurierspuren zeigen möchte. Diese sind ziemlich verwaschen und nur schwer zu erkennen. Am Ende bittet er um eine Spende und meint, sie sei für seine Familie, damit sie Essen bekommen. Wir lehnen allerdings ab, bieten ihm dafür aber direkt von unserem Essen an. Als er dieses nicht annimmt, bestätigt sich, dass er das Geld vermutlich nicht für Essen für die Familie ausgegeben hätte.
      Wir verabschieden uns, fahren weiter und kommen dabei immer höher. Mit der zunehmenden Höhe sinken die Temperaturen immer weiter.
      Wir fahren eine Einfahrt hinein, die allerdings sehr verschneit ist. Durch den recht hohen Schnee laufen wir umher, um nach einam geeigneten Platz zu suchen. Das einzige das wir allerdings erreichen ist, dass unsere Schuhe nass und unsere Füße immer kälter werden.
      Ohne fündig zu werden, fahren wir noch ein Stück weiter und nehmen dann wieder eine Einfahrt. Hier ist es allerdings flacher und dadurch etwas weniger verschneit.
      Wir befreien unseren ausgewählten Platz vom Schnee, damit sich das Wasser nicht über Nacht durch den Zeltboden drückt, bauen dann schnell auf, ich räume drinnen ein, Lukas kocht und dann genießen wir das warme Essen während wir eingepackt im Schlafsack sitzen.
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    You might also know this place by the following names:

    Sand Spring

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