• Auf den Spuren des Deutschordens

    May 31 in Poland ⋅ ☀️ 21 °C

    Ein kurzer Nachtrag zum gestrigen Tag: Aus bislang ungeklärtem Grund ist mein Brillengestell gebrochen. Vermutlich handelt es sich um einen Materialfehler – einen Sturz oder eine Belastung kann ich nicht erinnern. Glücklicherweise habe ich eine Ersatzbrille dabei. Zwar entspricht sie nicht meiner aktuellen Sehstärke, doch ich kann sowohl in der Nähe als auch in der Ferne ausreichend gut sehen – also kein Grund zur Sorge.

    Am Frühstückstisch besprechen wir unsere weitere Route. Wir entscheiden uns, Danzig auszulassen. Die Stadt ist groß und sehenswert, doch wir stehen vor der Wahl: Entweder nehmen wir uns zwei volle Tage Zeit, um ihr gerecht zu werden, oder wir lassen es bleiben. Angesichts der noch vor uns liegenden Strecke wählen wir die zweite Variante und nehmen stattdessen Marienburg (Malbork) ins Visier.

    Die heutige Fahrt führt größtenteils durch weitläufige Waldgebiete. Überraschenderweise sind viele Abschnitte der Landstraße gut ausgebaut – oft sogar mit einem separat geführten Radweg in einigem Abstand zur Fahrbahn. Ein einsames Schild gibt Aufschluss: Diese Strecke wurde mit Fördermitteln der Europäischen Union realisiert. Auf den weniger ausgebauten Abschnitten fahren wir über sogenannte Panzerstraßen – mit Betonplatten belegte aber asphaltierte Wege, deren regelmäßige Fugen wir sowohl hören als auch spüren können.

    Die Architektur in den Dörfern und Kleinstädten lässt sich inzwischen recht gut einordnen. Häuser aus der Zeit vor der polnischen Landnahme befinden sich häufig in einem verfallenen, meist nicht restaurierten Zustand – ihre einstige Schönheit ist oft nur noch zu erahnen. Die Bauten aus der sozialistischen Ära wirken funktional, schmucklos und wenig einladend. Sie wurden meist auf ehemaligen Trümmergrundstücken errichtet und fügen sich kaum in den älteren Bestand ein. Dazwischen entdecken wir zunehmend Neubauten, die sich am westlichen Stil orientieren – modern, gepflegt und deutlich harmonischer im Gesamtbild.

    Kurz vor unserer Ankunft in Marienburg halten wir noch an einem Supermarkt, der zu einer polnischen Kette gehört. Das Einkaufserlebnis ist eine kleine Zeitreise: Die Waren stehen überwiegend in Kartons direkt auf dem Boden, die Anordnung wirkt chaotisch. Ich fühle mich zurückversetzt in meine Kindheit, als ich mit meiner Mutter in den ersten Discountladen unseres Viertels ging. Dennoch finden wir alles Nötige und setzen die Fahrt fort.

    Am frühen Nachmittag erreichen wir Marienburg, heute Malbork genannt. Unser Übernachtungsplatz liegt ruhig auf einer kleinen Wiese im Hinterhof eines privaten Hauses, unweit der berühmten Burg. Nach einer kurzen Kaffeepause machen wir einen ersten Spaziergang durch die Umgebung. Die Marienburg werden wir uns morgen in Ruhe von innen anschauen.

    Unser Stellplatz https://park4night.com/de/place/551389
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