• Blick auf Russland

    June 21 in Estonia ⋅ ☁️ 16 °C

    In der Nacht haben sich noch zwei weitere deutsche Wohnmobile zu unserem Stellplatz am kleinen Wasserfall gesellt. Ohne sie zu stören, brechen wir am Morgen auf in Richtung Narwa. Über die stete Begleitung durch Wälder und Einsamkeit muss man kaum noch Worte verlieren – sie prägt unsere Reise durch Estland zunehmend und wird es vermutlich auch weiterhin tun.

    Die Fahrt entlang der Landstraße 1 verläuft ereignislos. Kein Elch kreuzt den Weg, kein Bär späht zwischen den Stämmen hindurch, kein Wolf streift am Waldrand – nur die zahlreichen Geschwindigkeitsmessanlagen blicken streng auf jeden, der es eilig hat. Ich halte mich an die Regeln, so gut es geht. Ob mir das gelingt, wird sich zeigen – vielleicht durch einen Brief, der uns eines Tages daheim erwartet.

    Narwa empfängt uns mit einer breiten, mehrspurigen Straße, gesäumt von Tankstellen, Supermärkten und anderen Einrichtungen des modernen Konsums. Unser Ziel ist der östlichste Punkt Estlands: die Grenzlinie zu Russland. Nach einer kleinen Irrfahrt durch einen Kreisverkehr finden wir schließlich den direkten Weg zur Grenzbrücke.

    Dort endet die Straße abrupt an einem hohen Metallgitter – der Durchgang ist nur noch für Fußgänger mit gültigem Visum und anschließendem Busanschluss nach Sankt Petersburg möglich. Für uns ist hier Schluss. Wir wenden, werfen noch einen Blick auf die imposante Hermannsfeste auf estnischer Seite sowie die Festung Iwangorod auf der russischen Uferseite der Narwa, und verlassen diesen wenig einladenden Ort wieder.

    Ein kurzer Stopp bei Lidl sorgt für frische Vorräte, dann lassen wir die Stadt hinter uns – dem nächsten Ziel entgegen.
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