• Das verlassene Museumsdorf

    22–23 jun., Letland ⋅ ☁️ 15 °C

    Am Vortag kam es erneut zu Problemen mit dem Parkautomaten – ähnlich wie bereits in Tallinn. Dieses Mal entschieden wir uns bewusst dafür, lediglich einen reduzierten Betrag zu zahlen. Um möglichen Konsequenzen durch eine morgendliche Kontrolle zuvorzukommen, setzen wir unsere Fahrt noch vor dem Frühstück fort.

    Die ersten Kilometer nach der Abfahrt bieten jedoch keine geeignete Möglichkeit zum Anhalten. Die Landstraße ist schmal und wird beidseitig von tiefen, gut gefüllten Entwässerungsgräben gesäumt. Parkbuchten oder befahrbare Waldzufahrten fehlen gänzlich. Nach einigen Kilometern entschließen wir uns, das Frühstück an einer Bushaltestelle einzunehmen – ruhig und ungestört.

    Wir verspüren verstärkt den Wunsch, die Heimreise anzutreten. Die Strecke führt lange Zeit parallel zum Peipussee, dem größten Binnengewässer Europas. Direkten Zugang zum Ufer gibt es nur selten. Zahlreiche private Grundstücke mit zum Teil großzügigen Holzhäusern behindern sowohl die Sicht als auch den Zugang. Bei niedrigen Temperaturen kommt ein Bad ohnehin nicht infrage.
    Wir fahren weiter, passieren die zweitgrößte Stadt Estlands ohne Halt und nähern uns anschließend der lettischen Grenze. Ein ehemaliger Schlagbaum oder gar ein altes Grenzerhäuschen gibt es nicht. Stattdessen erwartet uns ein rund zehn Kilometer langes sandiges Straßenstück beidseitig der Grenze. Die "Wellblechpiste" ist speziell im Wohnmobil äußerst unangenehm.

    Auch die lettische Stadt Alūksne (Marienburg) lassen wir unbeachtet hinter uns. Der heutige Stellplatz befindet sich auf dem Gelände des Museumsdorfs Vidzemes Lauku Sēta. Wir erreichen ihn über eine gleich schlechte Zufahrt, wie zuvor an der Grenze erlebt.

    Während der Fahrt begegnen uns zweimal junge Füchse, die die Straße queren. Dank angepasster Geschwindigkeit gelingt es, rechtzeitig zu bremsen, sodass wir die Tiere jeweils kurz beobachten können. Kurz vor Ankunft kreuzen zwei Rehe die Straße – auch hier entsteht keine Gefahrensituation, weder für uns noch für das Wild.

    Am Ende des Tages machen sich gemischte Gefühle bemerkbar: die Wehmut über das baldige Ende der Reise steht der Vorfreude auf die Rückkehr in die Heimat gegenüber. Diese Stimmung dürfte uns noch einige Tage begleiten – denn der Heimweg ist noch weit.
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