• Mühlabfuhr und Kistenschieben

    August 18 in Germany ⋅ ☀️ 25 °C

    Noch am Samstag war ich fest davon überzeugt, dass unsere Abfahrt erst eine Woche später stattfinden würde. Erst der Geburtstag meiner Enkelin Ida am Sonntag rückt mich zurück in die Realität – jetzt geht es wirklich los! Also packen wir am Abend so viel wie möglich, damit wir am Montagmorgen ohne große Verzögerung starten können.

    Und tatsächlich, am nächsten Tag läuft alles erstaunlich reibungslos. Schon gegen zehn Uhr sind wir abfahrbereit. Doch kaum haben wir das Wohnmobil auf die Straße gesetzt, hören wir ein wohlbekanntes Geräusch - die Müllabfuhr.

    Jeder in unserer Straße weiß; an dem großen orangen LKW führt selten ein Weg vorbei. Fünf Minuten, zehn Minuten, die Zeit wird uns zu lang. Wir stehen gerade auf der Straße vor dem Haus und schnallen unsere Räder auf den Träger, da hupt es vor dem Wohnmobil. Unter dem Druck unserer hilfreichen orangenfarbenen Mitbürger arbeiten wir schneller, um den Weg zum Tonnenleeren frei zu machen. In kürzester Zeit sind die Fahrräder angebracht und wir um die Ecke, damit die Müllabfuhr ihrem Geschäft nachgegen kann. Nur noch wenige Handgriffe bis wir los können. Schon hupt es wieder. Die Tonnen sind in Rekordzeit geleert und die Orangen wieder hinter uns. Ein letztes Mal rangieren und der Weg ist frei.

    Für einen kurzen Moment fühle ich mich an das alte Computerspiel „Kistenschieben“ erinnert. Nur dass es diesmal keine Pixel waren, sondern Fahrräder, Tonnen und ein großes, orangefarbenes Hindernis.

    Unsere Lieblingstankstelle bietet Diesel heute recht preiswert an, so können wir die Urlaubskasse ein wenig schonen. Wir kommen ohne hinderlichen Stau auf der Autobahn schnell voran und sind schon in Porta Westphalica, als sich der Hunger immer stärker bemerkbar macht. Obwohl wir die "Amerikanische Küche" seit einiger Zeit meiden, gibt es wenig Alternativen schnell an einen Imbiss zu gelangen. McDonald ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Burger sind genießbar und der Hunger wird gestillt. Kurze Zeit später sind wir wieder auf der Strecke.

    In Genthin füllen wir unsere Lebensmittel und unseren fast leeren Tank auf, denn der anvisierte Zielort Gülpe bietet dazu keine Möglichkeit. Der nächste Lebensmittelladen ist über zehn Kilometer entfernt. Der kleine Ort Gülpe begrüsst uns mit einem "Herzlich Willkommen" am Ortseingang und der kurze Weg zum Sportplatz, wo das "Westhavelländische Teleskoptreffen" stattfindet ist uns aus den vergangenen Jahren bekannt. Obwohl das jährliche Treffen erst am kommenden Wochenende stattfindet, ist der Beobachtungsplatz schon von einigen Sternfreunden belegt. Wir haben rechtzeitig reserviert und platzieren das Wohnmobil am südlichen Rand. Ausrichten und Einrichten sind Routine. Am Abend erholen wir uns bei einem Sundowner von der langen Anreise.

    Schon der späte Nachmittag empfing uns mit wolkenlosem Himmel. Die darauf folgende Nacht ist atemberaubend - keine störende Lichtverschmutzung und ein leuchtender Sternenhimmel, wie ich ihn bisher nur im fernen Namibia sehen konnte. Mein kleines automatisches Teleskop leistet einen guten Dienst. Obwohl ich absoluter Anfänger in der Astrofotografie bin, gelingen mir schöne Bilder einiger Emissionsnebel. Ich freue mich auf die kommende und hoffentlich ebenso wolkenfreie Nacht.
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