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  • Day 6

    Vom einsamen Strand zum Lost Place

    October 21, 2022 in Croatia ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach einer erwartungsgemäß ruhigen Nacht, ist es heut früh ziemlich frisch. Also fällt das Frühschwimmen heute aus. Klappt heut sicher nochmal. Wir machen uns jetzt erstmal auf den Weg Richtung Montenegro. Dabei passieren wir zum ersten Mal die endlich eröffnete Pelješac Brücke, welche die Fahrt nach Dubrovnik unheimlich vereinfacht, weil man nicht ewig an der Grenze zu Bosnien stehen muss. Jetzt gibt es ein paar Fakten aus der Rubrik unnützes Wissen: Also für alle die noch nicht in Kroatien waren, nicht die gesamte Küstenlinie bis Montenegro ist kroatisch. Ein kleiner Teil ist unterbrochen und gehört zu Bosnien Herzegowina. Wenn man also nach Dubrovnik wollte, musste man zweimal die bosnische Grenze überqueren, was meist mit Wartezeiten einherging. Wir selbst haben das letztes Jahr ebenfalls erleben dürfen. Da dort aber südwestlich eine kroatische Halbinsel vorgelagert ist, bestand schon länger die Idee diese doch einfach nördlich der Grenze mit dem Festland zu verbinden. Dafür war eine überdimensionale Brücke notwendig. Bereits 2007-2010 wurde daran gebaut, allerdings kam es dann zum Baustopp und es passierte eine ganze Weile lang nichts mehr. Erst im Juli 2018 hat eine chinesische Firma den Bau wieder aufgenommen und Anfang 2022 erfolgreich beendet .Im Juli diesen Jahres wurde die Brücke dann eröffnet. Das Resultat kann sich echt sehen lassen, denn sie ist 2404m lang und 55m hoch. So genug kluggeschissen, weiter geht’s. Da wir gar nicht so recht wissen, wieviel Gas wir eigentlich inzwischen verkocht haben, beschließen wir lieber auf Nummer sicher zu gehen und nochmal welches aufzufüllen. Ich habe bei park4night gelesen, dass es ganz in der Nähe einen super Gas – Service geben muss. Wir füllen unsere Flasche für lächerliche 1,90 € auf und dürfen dazu auch noch gratis Wasser auffüllen. Dann können wir ja erst mal gemütlich weiter fahren. Dubrovnik lassen wir nicht links, sondern rechts liegen, weil wir dort schon mit unseren Kindern gewesen sind und nicht unbedingt mit dem Wohnmobil einen Parkplatz suchen wollen. Da ich während der Fahrt immer bei Google Maps rumstöbere und recherchiere, entgeht mir ein vielversprechender Eintrag „Hotel Ruinen“ in Kupari natürlich nicht. Na das klingt doch spannend. Zumal dort auch noch ein schöner Strand sein soll. Da es inzwischen schon recht warm ist, klingt das nach unserem Geschmack und wir fahren geradewegs dort hin. Der Weg durch die zugewachsene Hotel-Anlage gibt an einigen Stellen schon den Blick auf die teils verfallenen, teils zerbombten Gebäude frei. Direkt am Strandzugang befindet sich ein großer Parkplatz, wo nur wenige Fahrzeuge stehen. Wir finden also einen perfekten Platz und starten neugierig unsere „Lost Place“ Tour. Die Anlage umfasst 5 Hotels, die einst die absolute Spitzenklasse waren. Das Grand Hotel war das erste und wurde 1919 von einem tschechischen Architekten errichtet. In den 1960ern entstanden dann vier weitere Hotels mit knapp 1600 Betten, welche ausschließlich als Urlaubsanlage für Mitglieder und Familien der jugoslawischen Armee diente. Im Jugoslawien Krieg Anfang der 1990er Jahre wurden sämtliche Hotels bombardiert, geplündert und in Brand gesteckt. Seitdem verfallen sie Jahr für Jahr mehr und mehr. Sie haben als Lost Place traurige Berühmtheit erlangt, da es faszinierend und gleichzeitig echt ergreifend ist, durch die Ruinen zu laufen. Wir beginnen unseren Rundgang mit dem Grand Hotel, vor dessen Eingang wir parken. Schon von außen fällt die tolle Architektur, mit den großen Fenstern und den geschmiedeten, ehemaligen Überdachungen auf. Als wir dann hineingehen, bin ich schockverliebt in die Bodenfliesen und die edlen, bedruckten Tapeten. Die Sonne zaubert dabei wunderschöne Lichtspiele auf den Boden. Wir steigen Treppen empor, schauen Zimmer an und bestaunen, wie die Natur mit ihren Pflanzen, sich langsam alles zurück erobert. Danach gehen wir in die benachbarten Hotels und hier wird die Zerstörung noch deutlicher und man kann nur wieder einmal feststellen, wie sinnlos Kriege doch sind. Das schlägt mir aufs Gemüt und so schaue ich lieber aufs wundervoll klare Wasser und den hellen Kiesstrand. Da möchte ich jetzt gern hin und die traurigen Gedanken abwaschen. Es ist zwar wieder recht frisch, aber wir genießen es zu schwimmen und danach in der warmen Sonne zu trocknen, bevor wir weiterfahren.Read more