Satellite
Show on map
  • Day 10

    Gibraltar

    November 24, 2019 in Gibraltar ⋅ 🌙 14 °C

    Während wir an unserem Kreisel irgendwo vor Motril warteten, sahen wir eine etwas merkwürdige Person auf uns zu laufen. Er sah etwas verwildert und ungewaschen aus. Ein Zahn fehlte ihm bereits und die anderen sahen auch nicht wirklich gut aus. Wir erfuhren, dass er Ivan hieß, aus Russland kommt und seit 5 Monaten am Backpacken war. Da er aber weiter nach Benificio zu der dort ansässigen Hippie-gemeinde wollte, musste er aber in eine andere Richtung als wie und suchte weiter nach einem anderen Platz zum Trampen. Ob ihn in der nächsten Zeit jemand mitgenommen hatte wissen wir nich, wir jedenfalls wurden von einer sehr netten Frau namens Monika aufgegabelt. Sie hatte schwarze Locken und ein spanisches Aussehen, aber ein Großteil ihres Lebens in Deutschland verbracht. So sprach sie auch perfekt Deutsch und unterhielt dich viel mit uns über kulturelle Unterschiede und auch das unterschiedliche Klima der beiden Länder. Bei einer Ausfahrt zu einem kleineren Dorf ließ sie uns aussteigen. In drei Stunden würde sie weiterfahren bis 10km vor Gibraltar und würde uns auf dem Weg an dieser Tankstelle wieder einsammeln. Wir hatten zum ersten Mal wirklich entspannt ein bisschen Zeit um etwas zu kochen. Vom der unerwartet starken Sonne ermüdet, nahmen wir uns dann das hier gängige Prinzip der Siesta zu Herzen. Auf dem Sperrmüll fanden wir sogar Bank und Tisch mit denen wir es uns unter Bäumen am Straßenrand gemütlich machten. Als Monika ums wieder abholen kam hatte sie für uns sogar noch Essen für ein kleines Picknick zusammengepackt. Wir kamen unserm Ziel nun immer näher. Irgendwann konnten wir den riesigen Felsen schon immer wieder durchs Fenster sehen. Unsrere Aufregung stieg und wir waren unglaublich glücklich heute anzukommen. Sehr gespannt das neue kleine Land zu erkunden und einem so breitem Grinsen, dass es nicht mehr auf unser Gesicht draufpasste, fuhren wir auf Gibraltar zu. Kurz vor Gibraltar musste Monika dann leider in eine andere Richtung und wir hielten unser Pappschild ein letztes Mal hoch. Doch schon nach 10 Minuten fiel uns auf, dass der Platz an dem wir standen absolut bescheuert zum Trampen war. Somit liefen wir einfach Richtung Gibraltar los. Zu Fuß wäre es etwa noch eine Stunde gewesen, doch die kleine Holly, die auf dem Beifahrersitz saß sah unser Schild und überredete ihre am Steuer sitzende Großmutter noch einmal umzudrehen und uns mitzunehmen. So blieb uns die kleine Wanderung erspart und wir wurden sehr überrascht, dass die beiden und sogar Hollys kleiner Bruder auf der Rückbank perfekt Englisch sprachen. Gut, man hätte sich über das Land, in das man reist, informieren können oder einfach ein bisschen Allgemeinbildung haben, dann hätte man gewusst, das Gibraltar eine britische Kolonie ist und deshalb dort Englisch die Amtssprache ist. Wir beide hatten davor aber nicht die geringste Ahnung. Als wir so über die Grenze führen, lernten wir das Mini-Land kennen. Direkt nachdem wir die Fulgzeuglandebahn überquert hatten, welche sich mir der Einfahrt ins Landesinnere kreuzt, kamen wir in eine vollkommen andere Welt. Alle Leute sahen reich, gepflegt und irgendwie gehoben aus. Gleichzeitig waren sie alle aber unglaublich höflich und zuvorkommend. Nach den kleinen, teilweise dreckigen spanischen Dörfern, war dies ein gewaltiger Unterschied. Kein Müll auf den Straßen, überall Überwachungskameras und riesige Weihnachtsdekoration. Unsere liebe Fahrerin versicherte uns, dass man hier sehr gut Zelten könnte und gab uns noch in ihrem Auto eine Rundfahrt durch Gibraltar. Nun war es gerade Sonnenuntergang und uns wurden Strände, ein Tunnel im Fels, die Moschee und viele kleine Ecken um den ganzen Felsen herum gezeigt. Sie erzählte uns sogar, wie sie Fliegengitter in ihren Fenster anbringen musste, weil die dort freilebenden Affen ihr immer das Essen klauten. Die Aussicht war atemberaubend, der Himmel war von einem strahlenden Orange und einem leuchtenden roten Schimmer überzogen. Wir sahen die spanische, sowie die afrikanische Küste. Und sobald es dunkler wurde, war auch noch alles mit Lichtern überzogen. Wir waren überglücklich endlich am Ziel zu sein, und noch dazu an einem so aufregenden. Als sie uns an einem Supermarkt rausließ, kauften wir reichlich ein und freuten uns schon sehr auf die Nacht und den nächsten Tag am Strand. Wir wollten uns am kommenden Tag ein bisschen Ruhe gönnen und erstmal nichts zu tun. Als wir nach einem wiedermal langem Fußmarsch an dem Strand ankamen, wurden wir aber leider sehr enttäuscht. Der Ort "Both Worlds" war uwar genauso schon und mahisch wie der Name vermuten lässt, leider war aber statt dem angekündigten perfekten Platz zum Campen dort mehrere Camping-Verboten-Schilder und Überwachungskameras. Ratlos und au8ch enttäuscht klopften wir an einem der dortigen Strandhäuser an. David, ein älterer sehr freundlicher Mann, öffnete uns die Tür. Er ist Segler und einen fröhlichen Charakter. Leider konnte er uns auch nicht helfen. Uns wurde erzählt, dass sich hier die letzten 5 Jahre einiges verändert hatte. An das früher so problemlose Zeltaufstellen ist heute nicht mehr zu denken. In dem ganzen Land herrscht strengstes Verbot. Gibraltar war einer der beliebtesten Schmugglerplätze. Darum waren fast immer Zelte an der Küste aufgestellt, in denen sich Schmuggler samt Gut aufhielten. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen wurden eben diese strengen Regeln aufgestellt. Die Polzei geht deswegen auch mit vielen Patrolien und teuren Strafen gegen Wildcamping vor. Zudem ist der Felsen auch noch ein Naturreservat, also ist es gleich nochmal doppelt so schlimm. Wir würden also hier nirgendswo unser Zelt aufschlagen können. So rätselten wir zusammen mit David, was wir wohl am besten machen sollten. Er kümmerte sich wirklich um uns und nach langen Überlegungen, Versuchen irgendwo einen Schlafplatz zu finden und langen Gesprächen, bezahlte er uns sogar noch den Bus in die Innenstadt. Uns blieb leider keine andere Möglichkeit: Wir mussten schon wieder ins Hostel. Trotz der niederschlagenden Schlafplatzsuche, waren wir beeindruckt! Wir hatten im den ersten Tagen unserer Reise bereits so viele wunderbare Bekanntschaften gemacht. Bis auf die eine Erfahrung mit den marrokanischen Jubgs waren die meisten Leute wirklich herzlich und weltoffen. Sie freuten sich uns kennenzulernen und bei diesen netten Gesten, einzigartigen Charakteren und lächelnden Gesichtern sind die vielen herablassenden Blicke, die man als Tramper eben so bekommt, sofort wieder vergessen. 
    So legten wir uns in einem Mehrbettzimmer in dem billigsten Hostel Gibraltar (immernoch scheiß 24€ pro Person!) schlafen. Am nächsten morgen konnten wir ausgeruht und frisch geduscht unseren Zimmermitbewohner, einen essenhortenden Chinesen, kennenlernen. Wir schenkten im Würste, die wir bekommen hatten, aber beide als Vergetarier nicht aßen. So wurden wir als wir das Hostel verließen, mit einem "Sänk you, Sänk you, Sänk you!!!" verabschiedet. Und ja wir mussten nochmal zurück, weil ich natürlich mal wieder was vergessen hatte. Der Schlüssel unseres Zimmers war noch in meiner Jackentasche...
    Read more