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  • Day 125

    10 Jeg taler ikke dansk*

    June 4, 2022 in Denmark ⋅ ⛅ 20 °C

    *sagt die Dame in der Übersetzungsapp auf unsere Frage, was denn “Ich spreche kein dänisch“ heisst. Mit grossen Augen schauen wir uns an. „Wie bitte?“ Das müssen wir uns gleich nochmals anhören, und ein drittes Mal, bis wir endlich den einfachen Satz ein wenig nachplappern können. Wir sind es uns gar nicht gewohnt, so überhaupt nichts zu verstehen. Spanien war toll, da konnten wir unsere Sprachkenntnisse aus den Tiefen der Erinnerung hervorholen und sogar anständig kommunizieren. In Portugal lief es mit den Spanischkenntnissen auch ganz ok, jedenfalls haben wir die Leute, wenn sie langsam mit uns sprachen, gut verstanden. Frankreich und Belgien kamen wir mit français sehr gut durch. Holland, nun ja, holländisch können wir auch nicht, doch auch hier kann man einiges verstehen, wenn man gut zuhört. Aber in Dänemark.... in der kurzen Zeit gelingt es uns jedenfalls nicht, ein Gefühl für die Sprache zu entwickeln. Und entgegen der Annahme, in DK könnten alle englisch, werden wir eines besseren belehrt. Liegt es wohl daran, dass wir durchs ländliche und doch sehr hügelige Dänemark fahren und nicht an der touristischen Küste?

    Im kleinen Königreich Dänemark ist wild zelten streng verboten und wie uns ein Tourenfahrer bereits vorgewarnt hat, sind die Campingplätze horrend teuer. Doch dafür gibt es hier die Shelter – offizielle Übernachtungsplätze; manchmal ein hölzerner Unterstand, eine „Fyrhytte“ oder ein Platz wo man sein Zelt aufstellen darf. Es gibt dazu auch eine App, die das Planen echt zum Kinderspiel macht. (Jaja, auch wir sind inzwischen im 21. Jahrhundert angekommen und benutzen das Handy für solche Sachen. Aber hey, wir haben immer noch eine echte Strassenkarte dabei!)

    Wir sind richtige Fans der Shelter geworden. Im Holzkabäuschen schläft es sich ziemlich gut, das Feuer wärmt, der stetige Wind wird abgehalten und die friedliche Natur erledigt das Übrige. Was will man mehr? Apropos mehr... Eines kühlen Abends sitzen wir gemütlich am Lagerfeuer vor unserem Shelter. Zufrieden ruht unser Blick, über den leeren Grillrost hinweg, auf den fröhlich tanzenden Flammen. Heute ist es soweit, Thes kann den sehnsüchtigen Schimmer in Saschas Augen und die Söifertropfen an seinem Mundwinkel nicht mehr ignorieren. Für morgen darf endlich ein Stück Grillfleisch auf den Speiseplan. Einzige Bedingung von Thes: "Bio muss es sein". 

    Gesagt getan, steuern wir also am nächsten Morgen (Sascha bereits mit einem leichten Geschmack der Vorfreude auf der Zunge) einen grösseren Supermarkt an. Beim Durchsehen der zahlreichen Fleischkühltruhen können wir auf Anhieb kein Biosiegel entdecken. So fragt Thes bei einem jungen Mann hinter der Fleischtheke nach. Nach einem Blick aus grossen Augen wendet er sich hilfesuchend an seinen älteren Kollegen. Dieser weiss sofort wo das gewünschte Produkt zu finden ist und wir werden mit etwas Stolz zum einzigen Vegiburger im Geschäft geführt. Als wir dem Verkäufer nun erklären, dass wir Bio-Fleisch und kein Vegiprodukt suchen, werden wir mit völlig verständnislosem Blick gefragt, worin denn da bitte der Unterschied liege! Somit bleibt unser Grillrost auch an diesem Abend wieder leer... 
    Fairerweise muss noch angefügt werden, dass sich in Dänemark durchaus auch Bio Produkte finden lassen, man muss einfach wissen wo.

    Wir sind in den südlichen Ausläufern des Wikingergebietes angelangt. Runensteine, Grabhügel und glückbringende fliegende Modellschiffe in Kirchen zeugen noch von diesen Zeiten. Heutzutage treiben hier aber ganz andere blutrünstige Kreaturen ihn Unwesen. Unser heutiger Zeltplatz liegt irgendwo zwischen Wald und Wiese und wurde lange nicht mehr benutzt. Aber es hat sogar einen gemütlichen Tisch, also Luxus pur. Das hohe Gras ist auch kein Hindernis und so stellen wir unser Zelt auf, essen gemütlich eine Riesenportion Chili, geniessen den windstillen Ort und lauschen den Vögeln bei ihrem abendlichen Konzert. Erschöpft legen wir uns ins Zelt und nach wenigen Seiten Lesen verschwimmen die Buchstaben .... Am Morgen, die Augen noch kaum geöffnet, sieht Thes zwei Zecken am Innenzelt hochkrabbeln. Uh hoppla, da sollten wir uns doch auch kurz abchecken... Insgesamt finden wir sage und schreibe 13 dieser kleinen lästigen Blutsauger die sich an uns gütlich tun. Tia, der Lauf der Natur: „Fressen und gefressen werden“. Da hilft nur ein kleines Bier, das hier im 5 dl Glas serviert wird.
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