Europa 2022

January 2022 - January 2023
A 366-day adventure by vondu Read more
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  • bald ist es soweit

    January 15, 2022 in Switzerland ⋅ 🌧 4 °C

    Lässt sich das Kamerastativ handlich am Velo befestigen? Funktioniert der Wasserfilter noch und haben wir nicht noch irgendwo eine gut dichtende Flasche für's Öl???

    Wir sind mitten drin in unseren Reisevorbereitungen. Es wird gepackt, genäht, geschräubelt, gegooglet, gezankt (ah nei, mier diskutiere ja nume ;-)) und vorgefreudet.

    Ende Januar gehts los und wir freuen uns, wenn ihr im Kopf oder so ein bisschen mit uns dabei seid.
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  • Day 18

    01 España, olé (Teil 1)

    February 17, 2022 in Spain ⋅ ☀ 19 °C
  • Day 18

    01 España, olé (Teil 2)

    February 17, 2022 in Spain ⋅ ☀ 15 °C

    "Der Kluge reist im Zuge" was ein Werbespruch aus dem letzten Jahrhundert besagt, wird für uns Wirklichkeit. Ganz feudal, in der 1. Klasse, lassen wir uns, mit Übernachtungsstopps in Nîmes und Madrid, nach Malaga chauffieren.
    Die winterliche Südsonne erwärmt unsere Bleichgesichter und lässt unsere Nasenspitzli rot erglühen. Kein Wunder, entfliehen jedes Jahr Tausende von Rentnern dem nördlichen Klima und Überwintern hier mit Tinto verano und Paella. Unweit des andalusischen Städtchens Malaga, mit seiner entzückenden Altstadt, treffen wir auf unser Transportunternehmen "von Allmen & von Allmen". 
    Wir hatten das super Privileg, dass Thes Eltern ebenfalls ein paar Wochen auf Entdeckungsreise in Südspanien gehen und unsere Velos samt Gepäck mitgebracht haben. Merci vil mal Muetti und Ätti!
    Nach ein paar Tagen "Ankommen" lässt sich das erwartungsfreudige Scharren unserer Stahlrösser, Scotty und Blizzy, nicht mehr ignorieren. Das erste Aufsatteln dauert wie erwartet einige Stunden und geht mit einem hölle Puff einher. 
    Uns ziehts ostwärts, an der Küste der Morgensonne entgegen und (hoffentlich) den Wind im Rücken. Wir planen eine kleine Zusatzschlaufe und meiden die schneebedeckten Berge im Hinterland noch ein wenig. Der Verkehr auf der geschwungenen Küstenstrasse hält sich in Grenzen und so können wir unsere untrainierten Wädli bei den zahlreichen Auf und Abs langsam wieder in Schwung bringen.

    Den Salzduft in der Nase und den Blick aufs tiefblaue Meer gerichtet, lassen wir die letzten Gedanken ans routineerfüllte Arbeitsalltagsleben hinter uns ;-) Die 17-20° C tagsüber bei meist wunderbarem Sonnenschein sowie die hübsche Landschaft helfen uns dabei. 

    Ab Almuñécar entdecken wir immer wieder weiss abgedeckte Felder in der Ferne. Diese mehren sich je weiter wir fahren, bis unser ganzes Blickfeld links und rechts der Strasse damit erfüllt ist. Die frische Meeresbrise wird angereichert mit säuerlich abwechselnden Duftnoten von Düngemittel und Verrottung. Die meist mit einfachsten Plastikplanen erstellten Gewächshäuser sind eine Folge unserer Konsumwut mit dem Anspruch jederzeit alles zu erhalten.
    Der von der Sonne ausgedörrte Plasik der älteren "Gemüsebuden" liegt kilometerweit verstreut in der Landschaft. Diese Plastikfetzen sind auch bei frisch vorbereiteten Feldern überall unter die Erde gemischt. Dies bestärkt uns, in Zukunft noch besser auf Regionalität und Saisonalität zu achten. Dieses Bild begleitet uns nun seit drei Fahrtagen. Es ist schwer das Ausmass dieser "Landschaft" zu beschreiben, schaut euch diese Gegend doch mal auf einem Satellitenbild an.

    Wenn wir schon beim Essen sind; unser Stoffwechsel hat schon auf Velofahren umgeschalten. Meist ist schon ab halb 12 Uhr ein grummelndes Knurren von über dem Sattel zu vernehmen und somit ist kurzum ein Futterstopp nötig. Heute fahren wir gerade rechtzeitig in einen kleinen, sehr einfachen Küstenort, wie es sie hier öfter gibt. So einfach der Ort auch ist, die Strandpromenade ist meist herausgepützelt und richtig härzig. Den Mund mit Baguette und Manchego gefüllt sitzen wir also da und lassen unseren Blick über dem blauen Horizont hängen. Da! ein Aufblitzen über der Wasseroberfläche, was war das? Sascha stupst Thes an und behauptet doch tatsächlich einen Delfin gesehen zu haben. Sofort sind die Sinne hellwach und tatsächlich, da ist ein, zwei, zehn … nein, sogar hunderte Delfine, die währed etwa zwanzig Minuten an uns vorbeiziehen. Ein wirklich aussergewöhnliches Erlebnis. Sogar die Kellner des Strandbeizlis sind mit dem Handy am filmen, also auch für sie nichts alltägliches. Mit offenen Mündern geniessen wir diese schönen Tiere.

    In Almería beobachten wir einen Swiss Flieger, der im Tiefflug Kreise über die Stadt zieht. Wir befürchten, dass etwas nicht stimmt, denn der Flieger gewinnt nicht an Höhe und landet auch nicht. Einige Zeit später fahren wir am Flughafen vorbei und sehen wie er zwar am Boden aufsetzt, aber dann durchstartet. Da unsere weitere Strecke flach ist, beobachten wir den Flieger wie er dieses Spiel noch oft wiederholt. Hmmmm… sehr schräg. Da ja alle Flüge getrackt sind, können wir es nicht lassen die Flugroute mittels der Flugzeugnummer nachzuschauen. Wow, der Flieger ist sage und schreibe während ca. 5 Stunden über 50 mal durchgestartet. Könnte es sein, dass dies mit den Slots zu tun hat, dass eine Airline so und soviele Male einen Flughafen in einem Land anfliegen muss, damit ihr Landekontingent nicht gekürzt wird?? Wir haben mal bei der Swiss angefragt, die Antwort steht noch aus.

    Die Plastikwüste hinter uns lassend, erreichen wir unser Ostziel, den Naturpark Cabo de Gata. An den Salinas (Salzseen) mit seinen Flamingos vorbei fahrend, glitzert in der Ferne eine saftig steil ansteigende Strasse in der Morgensonne. Rund um das Cabo führt unsere für den Autoverkehr gesperrte Schotterstrasse. Der Anstieg hat es ganz schön in sich, bei 14% Steigung ist Schluss mit Pedalen, ab hier wird geschoben… uff… keuch… prust. Bei der gefühlten Kälte durch Wind spricht man jeweils vom Wind-Chill, die gefühlte Steigung nennen wir ab sofort Hill-Chill. Hier war es eine 8 von 10.
    Die Spässchen werden zwar mangels verfügbarem Atem weniger, aber die Laune bleibt Dank der wunderschönen Natur trotzdem gut. Hier gefällt es uns, wir lassen uns Zeit und geniessen die Einsamkeit und die aride Landschaft in vollen Zügen. So (!) muss es sein.
    Hasta Luego.
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  • Day 29

    02 Die WĂŒste ruft (Teil 2)

    February 28, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 11 °C

    Die Erinnerungen an die wunderschöne Baja California sind so tief in uns verankert, dass wir dem Ruf der Wüste nicht widerstehen können.
    Wir verlassen die Küste nordwärts in Richtung Berge. Und ja, es gibt sie, die Berge in Spanien….

    Gleich hinter der scheebedeckten Sierra Nevada soll sie sein, die Desierto de Tabernas, die einzige echte Wüste Europas.

    Der erste Pass raubt uns den Schnauf, 
    geht es doch so stark bergauf. 
    Der zweite Pass hält noch viel länger an, 
    was haben wir uns da bloss angetan? 

    Unsere Routenwahl entspricht eventuell nicht ganz unserem aktuellen Trainingszustand, doch werden wir dafür mit spärlicher Besiedelung und mehr Natur belohnt. Die Suche nach einem Übernachtungsplatz wird einfacher. Zwischen duftenden Wüstenfrühlingsblumen und Sträuchern findet sich immer irgendwo ein Plätzen, wo wir unsere Casita aufstellen können. Jetzt noch schnell vor dem Eindunkeln etwas Warmes für den knurrenden Bauch brutzeln und dann bei Kaffee und Tee das funkelnde Sternenmeer bestaunen.

    Die Wüste ist dann doch nicht ganz so ohne menschliche Eingriffe. Zwischendurch kommen wir an kilometerlangen Solarparks vorbei, welche auch schon mal mitten über unsere Naturstrasse gebaut wurden, natürlich mit Zaun rund herum. Das gibt unerwartete zusätzliche Trainingskilometer 😉.

    Je länger wir in dieser Wüstengegend fahren, je öfter pfeifft es von Saschas Seite her "uauauaaaa dödödö… uauauaaaa dödödö…" (wer's nicht erkannt hat, das sollte die Filmmusik von zwei glorreiche Halunken sein). Es ist wirklich nicht schwer, sich in dieser Landschaft Revolverhelden und Indiander vorzustellen. So geht es auch nicht lange, bis wir am Strassenrand eine kleine Westernstadt entdecken. Der Drehort einiger Italowestern wie z. B. "Spiel mir das Lied vom Tod" und eben "zwei glorreiche Halunken".

    Ein paar Tage später erreichen wir die Stadt Granada wo ein Hotelzimmer auf uns wartet. Jupie, endlich mal wieder Duschen und Kleiderwaschen, so sauber waren wir schon lange nicht mehr 😁. In Granada erkunden wir einige maurische Überbleibsel aus der Zeit der arabischen Herrschaft im Süden der iberischen Halbinsel, allen voran die Alhambra (die rote Burg) mit seinen eindrücklichen Palästen (!). Auch kulinarisch lassen wir uns verwöhnen, sei es in einem arabischen Teehaus oder mexikanischen 😳 Restaurant.

    25. Februar 2022, Intermezzo Nr.1 :
    Von unserem Interrail Pass haben wir noch einen Zugfahrtag übrig, welcher Ende Februar verfällt. Da unser Vorankommen bis jetzt doch wesentlich langsamer war als erwartet, entschliessen wir uns nach längerem Studieren der Interrail-Linienkarte, dass wir den Regiozug von Granada nach Sevilla nehmen. Die Velos können in Spanien ja nur mit den Regiozügen transportiert werden. Da übers Web kein Veloticket gekauft werden kann, machen wir uns auf zum Bahnhof. Freundlich und bestimmt wird uns dort mitgeteilt, dass ab Granada kein Velotransport mehr möglich ist, erst ab dem ca. 120 km westlich gelegenen Antequera wieder. Kennt ihr den ungläubigen Ausdruck von Thes Gesicht, wenn ihr etwas so total nicht verständlich ist? Sascha schon… er konnte sich köstlich darüber amüsieren.
    Nun denn, dann nix wie hin nach Antequera, das sollte in zwei Tagen schon zu schaffen sein.

    28. Februar 2022, Intermezzo Nr. 2:
    Nachdem wir unser Lager gestern kurz vor Antequera aufgeschlagen haben, stehen wir heute früh auf um den Bahnhof rechtzeitig zu erreichen. Diesmal lassen wir uns von Google leiten, damit wir uns sicher nicht verfahren. 30 Minuten vor Zugabfahrt erreichen wir den heruntergekommenen Bahnhof dieser Kleinstadt. Der Schalter ist geschlossen, also geht Thes in die Bahnhofsbar um sich nach dem Ticketkauf zu erkundigen. Stellt euch nun die Augen von Thes vor, als ihr hier mitgeteilt wird, dass dieser Bahnhof stillgelegt wurde und der neue Bahnhof von Antequera nun 18km ausserhalb der Stadt im Nirgendwo liegt…

    Nach kurzem tief Durchatmen und "Route wird neu berechnet" fahren wir halt per Bicicleta durch die unendlich erscheinenden Olivenhaine weiter. Nächstes Ziel: Parque National Doñana
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  • Day 47

    03 Bem-vindo a Portugal

    March 18, 2022 in Portugal ⋅ ☀ 16 °C

    Porto Covo am 18. März 2022, 11:36h - Swuuschsch... mit Getose brechen die Wellen vor den Klippen, die Sonne lacht seit einer Woche wieder mal auf unsere zufriedenen Gesichter - die Westküste Portugal hat uns in ihren Bann gezogen. Doch halt, wie sind wir überhaupt hierher gekommen?

    Nach unserer Zugspleite nutzen wie die Gelegenheit und fahren den via verde zwischen Olvera und Puerto Serrano. Via verdes sind stillgelegte Bahnstrecken, welche zum Velo-/Wanderweg umfunktioniert wurden. So kommen wir doch noch zu einer "Zugfahrt". Das Trasse führt duch ein geschlängeltes Tal, wir geniessen die unberührtere Natur, bestaunen eine ganze Armada von Geiern, welche über einem markanten Felsen kreisen und erfreuen uns am gemütlichen Dahinrollen abseits der Strasse. 

    Wir umfahren Sevilla und gelangen ein paar Tage später zum Parque National Doñana. Am Parkrand empfängt uns ein spezielles Bild:

    Vor uns erstreckt sich eine tiefsandige Strasse durch die weiss getünchten Häuser, die Sonne brennt heiss vom Himmel und es liegt wieder einmal dieser Hauch einer Melodie in der Luft - "uauauaaaa dödödö… uauauaaaa dödödö…" (ihr erinnert euch!). Gemächlich biegt ein Reiter um die Ecke und kommt auf uns zu…

    El Rocío, ein Dorf wie aus dem vorletzten Jahrhundert. Es gibt hier keine asphaltierten Strassen, dafür vor jedem Haus einen Anbindezaun für die Pferde, und auch die Restaurantterrassen haben Hochtische draussen platziert, damit gleich vom Pferd aus ein Gläschen (oder zwei) getrunken werden kann. 

    Jedes Wochenende reisen zahlreiche Gäste mit Sonntagskleidern und Pferden an um sich hier in den Strassen zu präsentieren. Es ist ein grosses Sehen und Gesehen werden.

    Unser anfänglich romantisches Bild bekommt Risse, als wir merken, dass je älter der Tag wird, das Ganze in ein grosses Besäufnis mit Halligalli und Feuerwerk ausartet. Die Pferde, welche mit dabei sein müssen, dürften an diese Ausflüge nicht sonderlich gute Erinnerungen haben.

    Eigentlich sind wir ja wegen dem Nationalpark hier. Es gibt Bäume voll mit Störchen und auch sonst viiiele Vögel, die hier leben oder den Winter/Sommer verbringen. Ausserdem ist es eines der letzten Habitate des Iberische Luchs. Trotz intensivem Gucken zeigt sich aber kein Pinselohr.

    Den Atlantik nun zu unserer Linken steuern wir kilometerlangen Stränden entlang auf Portugal zu. Da es über den Grenzfluss nur eine Autobahnbrücke gibt, lassen wir uns auf einer Uraltfähre rüber schippern. Auf der anderen Seite erwartet uns ein nettes Kleinstädtchen mit viel Charme. Wir fühlen uns wirklich Willkommen. Bem-vindo a Portugal.

    Von anderen Radlern haben wir vernommen, dass die Autofahrer in Portugal nicht so rücksichtsvoll wie in Spanien sind. Jedoch habe es sowieso der ganzen Algarve entlang gut ausgebaute Radwege. Anfangs sieht es schon mal vielversprechend aus…

    Was uns schon bald auffällt, die südliche Algarve ist viel dichter besiedelt oder besser gesagt, dichter bebaut. Es gibt sehr viele Touristenorte, eigentlich fast ununterbrochen fahren wir durch golfplatzgesäumte "Villenquartiere". Da es zum Meer hin meistens nur Stichstrassen gibt, machen wir uns diese Mühe nicht so oft und sind daher gar nicht so häufig am Meer. 

    Nun aber zu den Velowegen, kurz nach dem Grenzübertritt finden wir tatsächlisch schon bald so einen Weg. Gemäss dem Schild führt dieser Weg der ganzen Algarve entlang bis ans westliche Ende und sogar noch ein Stück nordwärts, cool. Der Veloweg führt auf kleinen Strässchen und Wegen in vielen Bögen durch die Landschaft. Im ersten Städtchen ist die Beschilderung echt super, ein blauer Streifen führt uns ganz easy durch den Ort, später verlieren wir den Weg leider immer wieder, da Schilder fehlen oder der Weg einfach mitten im Nirgendwo aufhört. Jä nu, nicht so tragisch, wir fahren dann einfach auf der Hauptstrasse bis wir irgendwann mal wieder ein Schild sehen. Hier bewahrheitet es sich aber, dass wir von den spanischen Autofahrern schon recht verwöhnt sind.

    Irgendwann haben wir dann genügend Golfplätze gesehen und sind froh, dass wir endlich die Südwestspitze erreichen und gegen Norden stechen. Der ganze Torismusrummel nimmt schlagartig ab, die Dörfchen werden weniger und authentischer und auch der Verkehr lässt nach. Uns gefällts hier und der tägliche Gegenwind lässt uns nachts gut schlafen.

    Adeus und bis zum nächsten mal.
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  • Day 62

    04 Hommeli em Födli

    April 2, 2022 in Spain ⋅ 🌧 7 °C

    Irgendwie zwickt es uns, die nördliche Mitternachtssonne ruft und wir können diesem Drang nicht mehr widerstehen. Darum planen wir einen erneuten Zugsversuch, um ein bisschen schneller vorwärts zu kommen. Von Lissabon bis an die nördliche Portugiesisch-Spanische Grenze soll uns die Eisenbahn bringen. 

    Zwei Tage, einen ausgiebigen Stadtbummel, eine unglaublich schlechte Hop-on Hop-off Touribus Rundtour und dafür ein super leckeres Nepalesisches Nachtessen später machen wir uns am Morgen vom 23. März auf zum Lissaboner Bahnhof, gespannt wie die Flitzebogen, wie unser neustes Zugabenteuer wohl laufen wird.
    Während Sascha voll konzentriert seiner Aufgabe als Velobodyguard nachkommt, macht sich Thes auf Ticketmission. Und siehe da, 15 Minuten später sind wir stolze Besitzer von zwei Zugtickets inklusive Velomitnahme. 
    Eine 5 stündige Zugfahrt, mit leicht hektischem Umsteigen in Porto, später erreichen wir Valença. Judihuiii, welch ein erfolgreicher Tag!

    Ab Valença pedalen wir in östlicher Richtung und verlassen Portugal somit am nächsten Tag. Unser Portugalfazit: die etwas rauere untere Atlantikküste gefällt uns sehr gut, die Einheimischen begegnen uns eher reserviert und was velofreundliches Autofahren anbelangt gibt es noch viel Luft nach oben. Die traditionelle Küche ist sehr fleisch- und fischlastig; daher nicht so unser Favorit, dafür lieben wir aber die "Tostas" (grillierte warme Sandwiches), welche in den meisten Restaurants als Snack erhältlich sind. 

    Bis Puebla de Sanabria, unserem nächsten kleinen Zwischenziel ist die Landschaft sehr hügelig. Während rund 240km steigt unsere Route 4000 Höhenmeter über zahlreiche kleinere und grössere Pässe. Zum Glück sind unsere Muckis schon ein bisschen trainiert. Eines schönen Mittags kurbeln wir uns, in Gedanken versunken, Meter für Meter einen Hügel hoch, als uns plötzlich bei einer kleinen Häuseransammlung hinter einer Kurve ein Mann vom Strassenrand zuwinkt und ruft. Er ist gerade auf dem Weg zur Mittagspause an uns vorbeigefahren und bietet uns an, dass wir uns bei ihm zuhause Ausruhen und Duschen dürfen. So ein Angebot, ins Leben der Einheimischen blicken zu dürfen sollte man nie ausschlagen. Das junge Paar mit ihrem kleinen Sohn heisst uns ganz unkompliziert bei sich willkommen. Wir teilen uns ihr Mittagessen und unser Picknick und es ist richtig schön, sich mal wieder mit jemandem etwas länger zu unterhalten. Solche Gesten der Gastfreundschaft zählen zu den wertvollsten Erlebnissen unserer Reisen.

    Seit wir von der Küste weg sind, gibt es keine Campingplätze mehr. Die Gegend ist aber nicht ganz so dicht besiedelt und wir finden meist problemlos ein Plätzchen für unser Zelt. Es ist später Nachmittag, wir haben gerade einen Pass überquert und sind schon ziemlich müde. Wir wollen also definitiv vor dem nächsten Anstieg einen Übernachtungsplatz finden. Am Ende der kleinen Stadt im Talboden finden wir eine Waldlichting mit kleinem Pavillon und einer Heilquelle. Noch kommen etliche Spaziergänger vorbei um von der stinkenden Schwefelquelle zu trinken, aber das nimmt bestimmt ab, sobald es dunkel wird. Wenn wir also bis zum Eindunkeln mit dem Zeltaufbau warten, ist das somit ein akzeptabler Platz für unser Nachtlager. Wir nutzen die Zwischenzeit für's Znacht und anschliessend schlendert Thes im langsam schwindenden Tageslicht über die Wiese um den besten Standort für das Zelt zu eruieren. Hmm komisch, auf der ganzen Wiese gibt es frisch umgeackerte Stellen. Bei genauerem inspizieren lassen sich kleinere und grössere Paarhuferspuren entdecken - Wildschweine. Na toll, mit diesen Borstentieren haben wir nicht gerade viel Erfahrung, sie werden aber immer als eher gefährlich angepriesen, vor allem jetzt im Frühling wenn sie Junge haben. Die völlig irrationale Erinnerung an einen kürzlich gelesenen historischen Roman bei welchem ein Mann bei der Jagd von einem Keiler niedergemezelt wird, hilft da gerade überhaupt nicht ;-)  Sascha lässt sich von Thes Nervosität anstecken, doch da hilft alles drehen und wenden nichts, Weiterfahren kommt wegen der Dunkelheit und der recht stark befahrenen Strasse nicht in Frage. Ausserdem wissen wir aus Erfahrung, dass es sich Nachts ganz schlecht einen Schlafplatz finden lässt. Wir entscheiden uns also für die gefühlt beste Ecke und hoffen, dass wir den Futtersuchenden nicht in die Quere kommen. Müde genug vom heutigen Tag schläft Sascha die Nacht gemütlich durch, während Thes den mannigfaltigen Geräuschen der Nacht lauscht. Unser Zelt haben wir indes wohl an einem guten Ort aufgebaut, denn wir werden nicht behelligt.

    Für die nächsten Tage ist absolut Velounfreundliches Wetter angesagt. Schneeregen mit heftig böigem Gegenwind und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Bäh, wer braucht denn schon so was? Weiter nördlich ist die Voraussage zwar nur ein bisschen besser, aber immerhin. Beflügelt von unserem letzten Zugserfolg wagen wir eine weitere Eisenbahnetappe. Für einmal kommt uns der aktuelle Nordwestwind zugute und schiebt uns kräftig an. Und siehe da, schon wieder klappt es prima. Wir dürfen mit im Zug von Valladolid bis nach San Sebastian/Donostia. Dort verkriechen wir uns für ein paar Tage im schön warmen Hotelzimmer und geniessen den Ausblick auf das tobende Meer.
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  • Day 82

    05 Der FrĂŒhling ruft

    April 22, 2022 in France ⋅ ☁ 17 °C

    Nach den stürmischen und sehr kalten Tagen ist der Gedanke, das warme Hotelzimmer zu verlassen und wieder aufs Velo zu steigen, eher....die gerümpften Nasen verraten es....ungemütlich. Wir werden jedoch überrascht und das Wetter ist viel besser als vorhergesagt. Die Sonne scheint und der Wind noch zu schwach, um die Zähne zum Klappern zu bringen. FRANTZIA wir kommen!

    Kaum über der Grenze stossen wir auf die Eurovelo 1 (Fernradweg), die, ganz nach französischer Manier, hier einen anderen Namen hat -> la Vélodyssée. Wir werden ab sofort auf einem separaten Weg geführt; meist ein ca. 2 m breiter, asphaltierter Weg abseits der Strasse, selten direkt neben der Strasse. Bei der Fahrweise der französischen Autofahrer eine richtige Wohltat. 

    Wir radeln unbeschwert gen Norden, die schneebedeckten Pyrenäen werden immer 
    kleiner und wir tauchen in die weitläufigen Pinienwälder von Südwestfrankreich ein. (Kleiner Wissenseinschub: "la Pinhada" wurde im 19. Jahrhundert gepflanzt, um der Versandung entgegenzuwirken. Heutzutage erstreckt sich der Wald auf über 950'000 ha Fläche (1,5 x Kanton Bern), die Bäume sind alle in Reih und Glied)

    Der Weg schlängelt sich durch die unendlich scheinenden Baumreihen. Die Autostrasse ist fernab und wir hören nur den Wind durch die Baumwipfel rauschen. Vogelgezwitscher gibt es keines und auch sonst sehen wir keine Tiere, nur ab und zu Wildschweinspuren. Irgenwie bedrückend... wir sind in einem wahnsinnig grossen Waldgebiet, aber ausser den Nadelbäumen sehen wir nur noch Stechginster. Die Monokultur lässt grüssen.

    Eines Morgens, das Nasenspitzli kalt aus dem Schlafsack lugend, ist der Elan zum Aufstehen nicht da. Mit einem zusammengekniffenen Auge auf die andere Seite gespäht, versichert einem, dass es beiden gleich geht. "Brr, das ist a....kalt", raunt es aus Saschas Penntüte. Das Gegrummel von gegenüber bestätigt das Gesagte. Irgendwie schaffen wir es doch, uns rauszulümmeln. Ach, siehe da, die Zeltwand ist gefroren. Kein Wunder "heds hert".

    Der Gegenwind ist ein ständiger Begleiter, selten sind die Tage ohne. Doch dank den Bäumen ist es meist nicht so schlimm. Trotzdem fühlt sich Sascha nach einem ausgiebiegen Windbreakertag sehr müde und spürt ein leichtes Kratzen im Hals. Die Wetterprognose mit viel Regen und Sturmwind bekräftigt uns, am nächsten Tag ein Mobilheim für zwei Tage zu mieten. Aus zwei Tagen wurde mehr als eine Woche... Corona zwang uns zu einer Pause. Glücklicherweise haben wir es gut überstanden.

    Auf unserer endlos scheinenden Fahrt durch die Wälder kommen wir an der berühmten "Dune du Pilat" vorbei. Besser noch, wir schlagen unser Zelt gleich unterhalb dieser "grössten Wanderdüne Europas" auf. Wir erklimmen die ca. 100 m hohe Düne auf der windabgewandten, sehr steilen Seite und erfreuen uns über die sensationelle Aussicht. Wow, vor uns der weite Atlantik und als ob wir es bestellt hätten, segelt ein alter Dreimaster durch die zauberhafte Szenerie mit Sonnenuntergang.

    Immer weiter Richtung Norden, immer im Wald, selten ein Blick aufs Meer obwohl wir das Rauschen oft vernehmen - so vergehen einige Tage... Nach einer weiteren Fährfahrt über die Girondemündung, kurz nach Royan, ändert sich die Landschaft grundlegend. Es gibt Landwirtschaft, kleine Laubwälder und bunte Blumenwiesen. Rund um uns summt und brummt es, die Vögel zwitschern um die Wette. Ein durch uns aufgescheuchtes Auerhuhn flattert ins hohe Gras und ist sofort "unsichtbar". Eine riesige Bisamratte knabbert 5 m vor uns genüsslich an den saftigen Grashalmen und lässt sich durch uns nicht aus der Ruhe bringen (und nein, Schübeli, sie hat uns auch nicht angegriffen). Wir sind ob den neuen und vielfältigen Eindrücken ganz entzückt.

    In La Rochelle unterbrechen wir unsere Reise. Ein guter Freund von uns ist tödlich verunfallt. Wir möchten uns von ihm verabschieden und reisen dafür in die Schweiz zurück. Chöme, wir tragen dich in 
    unseren Herzen bei uns.
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  • Day 91

    06 Die Reise geht weiter...

    May 1, 2022 in France ⋅ ☁ 16 °C

    Wir sind wieder in Versailles und planen die Weiterreise. Wohin geht es wohl als Nächstes?

    Übrigens: Unsere Route kann mit Klick auf die Weltkarte (oberhalb unseres Profilfotos, im Hintergrund) angesehen werden.Read more

  • Day 96

    07 Echte Fritten und belgisches Bier

    May 6, 2022 in Belgium ⋅ ⛅ 18 °C

    Gut eingeschaukelt vom langen Zugfahren in die Schweiz und zurück, schaukeln wir gleich noch ein bisschen weiter bis nach Maubeuge, nahe der belgischen Grenze. Ab da ist zur Abwechslung mal nicht Meeresküste sondern Flüsse und Kanäle angesagt. Gut eingebettet zwischen sanft geschwungenen Hügeln schlängelt sich die Sambre durch das grüne Belgien. Kühe, Laubbäume, Vögel und hübsche kleine Örtchen säumen unseren Uferweg zu Beginn. Einige Kilometer vor Charleroi verziehen sich die Hügel und das Bild ändert drastisch. Stahl- und ehemalige Kohleindustrie dominieren das Gebiet flussabwärts, das grüne Flussufer weicht einem betonierten Bett. Berge von Altmetall und schneeweissem Soda werden mittels Flussfrachtschiffen an- bzw. abtransportiert. Die Blütezeit der hiesigen Industrie ist jedoch seit den 60er Jahren vorbei, wie an den zahlreichen verlassenen Fabriken, der heruntergekommenen Stadtgebäude und den vielen leerstehenden Ladenlokalen unschwer zu erkennen ist. Als Reiseführerlesemuffel trifft uns dieser abrupte Wechsel der Umgebung ziemlich unvorbereitet, wer hätte gedacht, dass wir sogar in Westeuropa einen kleinen Kulturschock erleben können. Fairerweise muss zu Charleroi gesagt werden, dass die Stadt dabei ist, sich wieder zu fangen. Eine Uni und die Erschliessung anderer Wirtschaftszweige bringen sichtbaren Aufschwung. Im Zentrum sind hier und da Bauarbeiten im Gange und gemäss den Einheimischen solle die Erscheinung der Stadt in ein paar Jahren schon eine ganz andere sein.

    Szenenwechsel: Es ist kurz nach 17 Uhr, als wir die Stadt Namur hinter uns lassen. Wir haben Wasser gefüllt und wollen in einigen Kilometern wild zelten, denn Campingplätze gibt es keine in der Nähe. "Vous allez où?" schallt es plötzlich von links. Adrien ist mit seinem E-Bike auf dem Nachhauseweg von der Arbeit als er sich durch unser vollbepacktes Erscheinungsbild an seine eigene vergangene Veloreise erinnert. Nach kurzem Plaudern lädt er uns ein, bei ihm Zuhause im Garten zu übernachten. Obwohl sein Heim nicht ganz am Weg liegt, müssen wir nicht zweimal überlegen. An diesem Abend kommen wir in den Genuss von einem leckeren Znacht, netter Unterhaltung und natürlich kommt auch das tolle belgische Bier nicht zu kurz.

    Ausgestattet mit neuen Routentipps kehren wir nicht zurück zum industriell genutzten Flussabschnitt, sondern kurven entlang verschlafener Dörfer mit top instand gehaltenen Steinhäusern und unzähligen Schlössern in Richtung Ardennen, dem östlichen Waldgebirge in Wallonien. Diese Gegend ist wunderschön.
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