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  • Day 239

    City Center Walking Tour

    April 28, 2017 in South Africa ⋅ ⛅ 18 °C

    Heute wird es wieder politisch, denn wir haben eine Fußtour durch Joburgs Zentrum und den Besuch des Apartheid Museums geplant. Unser zweiter Tag mit dem Hop-On Hop-Off Bus. Wir fahren mit dem Mietwagen zum Constitution Hill und parken direkt vor dem Verfassungsgericht. Wir sind zunächst ein bisschen unsicher, ob das eine gute Idee ist, denn Hillbow ist einer der schwierigsten Stadtbezirke (Kriminalität) und gleich auf der anderen Straßenseite gelegen. Doch der Sicherheitsmann an der Schranke zum Gericht beruhigt uns damit, dass er den ganzen Tag hier steht und auf unser einsames Auto 🚙 ein Auge hat. Na gut, wir haben nichts weiter drin und so ziehen wir los zum Bus. Er bringt uns eine Station weiter zur Parkstation, das Drehkreuz des Nah- und Fernverkehrs Joburgs von und zu den Vororten und anderen Städten Südafrikas. Hier fährt der moderne Hochgeschwindigkeitszug 'Gautrain' gleich neben den einfachen Arbeiterzügen in die Townships, sowie scheinbar sämtliche Buslinien. Es ist ein quirliger und immer betriebsamer Bahnhof. Hier angekommen treffen wir auf unsere Guide von Nielson Tours, die hier auf Trinkgeldbasis kostenlose Stadtführungen anbieten, leicht zu erkennen am großen grünen Regenschirm ☔️.
    Und gleich zu Beginn wieder der Hinweis, keine exklusiven Dinge mit uns zu führen, nur eine einfache Kamera oder Smartphone, den Rucksack sollen wir im Büro der Busfirma in Verwahrung geben, oha 😳. Heike hat mal nichts außer ihrem iPhone zu tragen, und ich nur die kleine (Janins) Kompaktkamera (eigentlich für Aufnahmen im Regen oder Wasser gedacht), ein fast ungewohntes Bild. Wenn ihr mal auf die Bilder der letzten Monate schaut, sind irgendwie immer die Gurte eines Rucksacks oder der Fototasche zu sehen. Heute nicht, und das aus gutem Grund, wie sich noch zeigen wird.
    Los gehts und sogleich sehen wir die Vielzahl leerstehender Gebäude. Wir erfahren, das war ehemals ein rein weißes Viertel. Hier waren die Banken und die Minengesellschaften ansässig. Drumherum das sogenannten Small Business. Nach Ende der Apartheid verliessen die Firmen wegen der stetig angestiegenen Kriminalität den Bezirk und zogen in die nördlichen Vororte. Ungesicherte Gebäude wurden teilweise von Obdachlosen oder armen Farbigen vereinnahmt. Vieles wird nur notdürftig instand gesetzt oder erneuert. Das dient nicht wirklich zur Erhaltung der Anlagen und so ist der CBD zu einer Geisterstadt verkommen. Seit ein paar Jahren versuchen ein paar wenige Investoren das Zentrum wiederzubeleben und manche Firmen kehren zurück. Wie unsere Guide erklärt, wird das sicher noch einige Jahrzehnte benötigen, bis es so aussieht wie im Bankenbezirk, wo das durch die Investitionen der FNB bereits gelungen ist. Wir erreichen die Gauteng City Hall (leerstehend), die alte Post (abgebrannt), die Bibliothek (5 Etagen unter der Erde und in Betrieb) und das dortige Mahnmal des Frauenmarsches. 20.000 Frauen sind gegen die Apartheidregierung von Joburg nach Pretoria marschiert, um gegen die Passregelungen für Schwarze zu demonstrieren. Damals war es Schwarzen und Farbigen nur mit einem bestimmten Dokument (Dompass) gestattet, sich in Vierteln der Weißen aufzuhalten. Dieser Pass bestimmte ihr gesamtes Leben und wurden sie ohne ihn angetroffen, wurden sie eingesperrt (Gefängnis Nr. 4).
    Wir schlendern einen lokalen Markt entlang und da passiert es direkt neben uns. Ein Handtaschendieb hat einem anderen Passanten den Rucksack entrissen und rennt davon. Großer Tumult under den Standbetreibern und restlichen Passanten, aber nur eine Person rennt ihm hinterher. Den Ausgang der Verfolgung erleben wir nicht, denn wir gehen zügig weiter in ein altes Handelsviertel. Dort besuchen wir ein Geschäft für traditionelle afrikanische Medizin, das gut ausgestattet und besucht ist. Noch immer vertrauen ca. 80 % der Afrikaner auf diese Medizin und ein Medizinmann ist immer vor Ort. Wir verzichten jedoch auf eine angebotene Konsultation 🤢und schicken lieber einige Fotos an meine Schwester. Vielleicht möchte sie ein paar der Dinge in ihr Apothekensortiment aufnehmen 😉.
    Während der gesamten Tour treffen wir auf unglaubliche Zustände, Obdachlose in hoher Zahl und Konzentration und Bettler überall. Dazu noch ein kleiner Einschub: Wann immer wir mit dem Auto durch die Stadt fahren, werden wir an jeder Ampel angebettelt, und davon gibt es sehr viele. Das hatten wir selbst in den ärmlichsten Gegenden in Asien nicht erlebt. Die Tour war extrem spannend, aber auch überaus schockierend. Damit schließt sich unsere Rundwanderung und wir sind wieder an der Parkstation, wo wir den nächsten Bus zum Apartheid Museum besteigen.
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