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  • Day 4

    Gedenkstätte Bautzen

    July 15, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 18 °C

    Zum Abschluss radeln wir noch zur ehemaligen Sonderhaftanstalt Bautzen II („Stasi“-Knast). Dort wurde die Gedenkstätte Bautzen eingerichtet, ein Ort des Gedenkens an die Opfer der beiden Gefängnisse Bautzen I und Bautzen II.
    In Bautzen I, im Volksmund auch „Gelbes Elend“ genannt, und in Bautzen II, berüchtigt als „Stasi-Gefängnis“, wurden während des NS-Regimes, der sowjetischen Besatzungszeit und der SED-Diktatur Menschen aus politischen Gründen unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert.
    Bautzen I ist heute JVA. Bautzen II wurde 1992 wegen seiner politischen Vergangenheit geschlossen und beherbergt eine Dauerausstellung, die auch eine Dokumentation des Strafvollzugs beginnend im Jahre 1904 als Sächsische Landesstrafanstalt 1904–1933 ist. Die Landesstrafanstalt Bautzen wurde 1904 nach den damaligen Maßstäben eines fortschrittlichen Strafvollzuges mit 1.100 Haftplätzen gebaut: große Säle für gemeinsames Arbeiten am Tag und Einzelzellen für die Nachtruhe, Höfe mit Grünanlagen, große Waschräume, Wasserklosett, Zentralheizung, Krankenabteilung und Küche mit eigenem Garten für den Gemüseanbau. Bautzen war Jugendstrafanstalt und Gefängnis für Ersttäter. Insbesondere für sie sollte der Strafvollzug nicht nur Strafe, sondern auch Hilfe sein.
    Mit Beginn des NS-Regimes 1933-1945 änderte sich die Auffassung von Strafe. Sie sollte für den Betroffenen hart und für die übrige Gesellschaft Abschreckung sein. Kriminalität wurde als Krankheit eines an sich gesunden Volkskörpers begriffen. Der Haftalltag war bestimmt durch militärischen Drill, karge Verpflegung und stumpfsinnige Arbeit. Hinzu kam der nationalsozialistische Rassismus. Für Wiederholungstäter, politische Gefangene, Juden, Sinti und Roma sowie allgemein „fremdländische“ Gefangene wurden immer mehr Sonderregelungen eingeführt. Viele von ihnen wurden in Konzentrationslager überführt. Ende 1944 war das Gefängnis mit 1.600 Insassen um ein Drittel überbelegt.
    Das änderte sich auch nicht wesentlich während der Zeiten als Sowjetische Untersuchungshaftanstalt 1945-1949. Nach dem Kriegsende nutzte die sowjetische Geheimpolizei das leer stehende Gerichtsgefängnis für Verhöre. Die Einzelzellen waren überfüllt, die hygienischen Bedingungen miserabel. Wasser und Nahrung reichten kaum für die zahlreichen Verhafteten. Geständnisse zu den häufig konstruierten Anklagen erpresste das NKWD notfalls mit Folter. Im benachbarten Gerichtsgebäude tagte ein sowjetisches Militärtribunal. Die meisten Urteile wurden aus politischen Gründen gesprochen.
    Von 1949-1956 gehörte Bautzen II zum Strafvollzug der DDR.
    Im Jahr 1956 richtete das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Bautzen II eine Sonderhaftanstalt ein. Bautzen II wurde zu einem Hochsicherheitstrakt mit 200 Haftplätzen für Sondergefangene wie Regimekritiker, Gefangene aus Westdeutschland, Spione oder Kriminelle mit prominentem Sonderstatus ausgebaut. 1963 wurde das Haus von Bautzen I abgetrennt und als eigenständige Strafvollzugsanstalt geführt. Um der Tarnung willen blieb es nominell eine Einrichtung des Innenministeriums.

    Im Dezember 1989 wurden alle politischen Gefangenen freigelassen.

    Vom Keller bis in die dritte Etage erleben wir durch Bild- und Tonmaterial und Rekonstruktionen von Zellen aus allen Haftepochen und aus beiden Standorten die Haftbedingungen, glücklicherweise nur als kurzzeitige Besucher.
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