• Delfine und Kiwis

    12 января 2023 г., Чили ⋅ ☁️ 14 °C

    Aufbruchstimmung im Zweiradcamp. Nach und nach verlassen die Radfahrer die Unterkunft. Auch ich verabschiede mich und fahr nochmal zur Tankstelle. Free WiFi. Noch ein Kaffee und die Fahrt beginnt. War es Nachts noch trocken geblieben, so hingen jetzt die Wolken wie schwere Bleidecken auf den Spitzen der Anden. Immer wieder Nieselregen die wie kleine Nadeldpitzen in die Haut stechen. Dazwischen Trockenphasen. Schwungvolle Kurven und einfach laufen lassen. Dabei aber immer wachsam bleiben, denn Ziegen hinter einer Kurve. Ein Schild weist zum Ort Puyuhuapi. Erinnert mich irgendwie an ein Indianerdorf. Abbiegen und anschauen. Zuerst zum Hafen. Zwei Motorradfahrer aus Brasilien. Etwas Smalltalk. Noch jemand der mich anspricht. Er hat auch eine Transalp in Argentinien. Auf einer Informationstafel steht etwas von Aleman und Friedhof. Die Straße heißt Otto Uebel Avd. Deutsche Geschichte auch hier? Erstmal zur Touristikinfo. Ja, deutsche Häuser und Gründer aus dem 2. Weltkrieg. Ich mach mich auf die Suche. Nora und Ernst Ludwig gehören zu den ersten vier Gründern. Ihre Tochter Luisa hat zeitweise in Deutschland gelebt und ist zurückgekehrt in diesen Ort. Sie hat ein Buch veröffentlicht. Wo die Anden das Meer trifft. U. a. wird in einem der 2-teiligen Fernsehdoku auf Arte davon berichtet. Ich fahre zu dem Haus um ein Foto zu machen. Eine ältere Dame mit Hund kommt soeben zur Straße. Es ist Luisa Ludwig. Wir unterhalten uns. Sie spricht nach wie vor fließend und akzentfrei deutsch. Über das Geschehen in Deutschland ist sie gut unterrichtet. Sie liest viel und schaut deutsche Sendungen. Eine intelligente Frau, das wird jedem sofort klar der sich mit ihr unterhält. Ein Foto und ich bedanke mich für das Gespräch. Unterwegs treffe ich einen argentinischen Fahrer auf einer Triumph. Etwas Smalltalk und wir verabschieden uns. Aus der Asphaltstraße wird wieder Schotterpiste. An einem etwas größeren Ausdichtsparkplatz sehe ich einen weißen Van. 2 Personen auf Stühle und Campingküche aufgebaut. Ich fange an zu grinsen. Die kenn ich doch? Jawohl, Claudia und Peter aus Neuseeland. Freudige Begrüßung und Umarmung. Zeit für einen chilligen Nachmittag. Es gibt einiges zu erzählen. Wir hatten zwischendurch Kontakt. Der Plan war, das wir uns vielleicht in 1 oder 2 Tagen treffen. Aber hier? Purer Zufall. Und die beiden zeigen mir das Buch von Luisa Ludwig und ich das Foto von unserer Begegnung. Passt zusammen. Und auch, daß es hier Delfine gibt. Sie haben aber noch keine gesehen. Bis zu dem Augenblick als die Rückenflossen von 2 Delfinen auftauchen. Man muss nur lange genug warten und Glück haben. Mitte Februar werden beide zurückfliegen. Bis dahin werden wir uns bestimmt nochmal sehen. Weiter geht's. Die Schotterstraße führt Serpentinenartig den Berg hoch. Eine kleine Bucht. Kurz anhalten und was trinken. Moment, etwas fehlt doch. Damned, meine Brille. Oh Shit. Bestimmt beim losfahren verloren. OK. Zurück und hoffen. Ca. 25 KM Schotterpiste. Nach unendlich langer Zeit komme ich an die Stelle. Nichts zu sehen. Keine Brille. Einige Personen rufen mich. Ich deute an, dass ich meine Brille suche. Und tatsächlich, einer von Ihnen hat die Brille unversehrt gefunden. Große Freude. Und reichlich Schotterpiste vor mir. Nochmal alles von vorne. Irgendwann hat der Asphalt uns wieder. Mein Bauchgefühl sagt mir einen Abstecher nach Cisne zu machen. Bevor ich mir den Ort näher anschauen kann wird es Zeit für einen Campingplatz. Diesmal wieder schwierig. Es gibt noch einen außerhalb. Natürlich erstmal Schotter. Und dann doch fündig geworden. Ich bin nicht allein. Ein Chilene der fließend deutsch spricht und Vater und Tochter aus der Schweiz. Alles in deutschsprachiger Hand. Gute Nacht Deutschland.Читать далее