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  • Day 28

    25. Etappe: Mercadoiro - Palas de Rei

    April 17, 2019 in Spain ⋅ 🌧 10 °C

    29,98km
    Heute war sehr viel los auf meinem Weg. Während der ganzen Zeit wurde ich ordentlich durchgepustet und habe auch ein paar Tropfen Regen abbekommen.
    Der Weg wird nun deutlich voller. Viele haben tatsächlich in Sarria angefangen. Als eine der Ersten verlasse ich heute morgen die Herberge und mache mich auf nach Portomarín, ein süßes Städtchen idyllisch am Fluss gelegen. Mehrfach werde ich darauf hingewiesen, dass der original Jakobsweg hier sehr gefährlich zu begehen ist, aufgrund von Gefälle, Steinen und engen Passagen. Todesmutig nehme ich also den originalen Weg und muss auch etwas klettern, aber das Ende dieses Abschnittes führt direkt auf eine Landstrasse, was ich für viel gefährlicher halte, als den Weg an sich. Auch für die Überquerung der sehr hohen Brücke nach Portomarín benötige ich mehr Mut.
    Auf meinem weiteren Weg treffe ich eine Gruppe von Vätern aus Dänemark, die mit ihren 8-10jährigen Kindern seit fünf Tagen unterwegs sind. Ich schaue in lachende Kindergesichter-sie sind glücklich und haben Spaß! Und während ich nun an meine Kinder denken muss und mich gerade frage, was sie zu so einem Abenteuer wohl sagen würden, sehe ich plötzlich nur noch pink und weiß. Eine Gruppe von Japanerinnen im Hello-Kitty-Outfit ist auch auf dem Weg. Nicht urteilen, Ginny, sage ich ganz streng zu mir, jeder so wie er will und mag, jeder geht seinen eigenen Weg und vielleicht ist ja hier auch Karneval, denn als ich um die Ecke biege überholen mich Winnetou, Old Shatterhand und mindestens zehn Apachen auf ihren Wildpferden, erschrecken mich fast zu Tode und brüllen mir entschuldigend ein „Buen Camino“ zu. Ich will schon mit „Howgh“ antworten, muss kurz lachen und erwidere dann mit „Buen Camino“.
    Auf der weiteren Strecke spielen sich kleine Dramen ab: hier liegt ein Mädchen weinend in den Armen ihres Freundes, weil sie nicht mehr kann, da beschimpft jemand seine Schuhe und ich erkenne große Blasen an seinen Füßen. Ich fühle jedesmal mit, erging es mir doch am Anfang ganz genauso. Ich bin stark geworden durch den Weg. Körperlich und mental. Der Weg hat mich an meine Grenzen gebracht und mich danach wieder aufgebaut. Heute laufe ich beschwingt und mit guter Laune auf mein Ziel zu und ich freue mich so auf Santiago-viele werde ich dort wiedersehen...
    Noch 68,24km bis Santiago!
    PS: Galizien hat bei näherer Betrachtung zwei Nachteile: 1. Regen und 2. es riecht die ganze Zeit nach Gülle...
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